gestell. Das Untergestell erweitert sich über die Vorderwand hinaus zum Herd oder Eisenkasten c (Fig. 63), dem Sammelraum für die ge- schmolzene Masse. Der aus dem Ofen hervorragende Teil des Herdes heisst der Vorherd. Der über demselben befindliche Stein, welcher die Vorderwand über dem Herd abschliesst, heisst der Tümpelstein I (Fig. 63). Er wurde meist noch an seiner vorderen Unterkante durch ein starkes Eisen, das Tümpeleisen i, geschützt. Tümpelstein und Tümpel- eisen bilden zusammen den Tümpel, der besonders viel auszuhalten hat, sowohl durch Hitze und Abkühlung als durch das Arbeiten im Gestell. Nach vorn ist der Herd durch einen grossen, vorgesetzten Stein F (Fig. 63) abgeschlossen, welcher der Wallstein oder der Damm heisst. In demselben ist entweder an der einen unteren Seite die Rinne ein- gehauen, welche das Stichloch oder den Abstich bildet, welcher mit Lehm geschlossen gehalten wird, den man durchstösst, wenn man
[Abbildung]
Fig. 64.
das flüssige Eisen abzapfen, "abstechen" will, oder er schliesst überhaupt nur auf der einen Seite fest an die Ofenwand an, während auf der andern ein Schlitz bleibt, der mit Lehm zugestopft wurde und in dem man den Abstich anbrachte. An den Wallstein lehnt sich auf der dem Stich entgegengesetzten Seite die Schlackentrift an, über welche die über den Wall fliessenden Schlacken abgelassen werden. Wie erwähnt, muss der untere Teil des Ofens aus besonders feuerfestem Material hergestellt sein; wählt man hierzu Steine, so nennt man dies eine Steinzustellung, stampft man das Gestell aus feuerfestem Thon, dem grober Quarzsand eingemengt wird, auf, so heisst dies eine Massenzustellung. Letztere war da gebräuchlich, wo feuerfeste Steine nicht zu haben waren. Die alten Steingestelle hatten in der Regel viereckigen Querschnitt, während man die Massengestelle meist rund machte.
Ein Steingestell späterer Zeit ist in Fig. 64 dargestellt; a a ist der Bodenstein, welcher die Sohle des Herdes bildet. Derselbe ist bei grösseren Hochöfen aus mehreren genau abgepassten Steinen zusammen- gesetzt. Unter dem Bodenstein befindet sich eine Schicht Sand oder
Hochöfen.
gestell. Das Untergestell erweitert sich über die Vorderwand hinaus zum Herd oder Eisenkasten c (Fig. 63), dem Sammelraum für die ge- schmolzene Masse. Der aus dem Ofen hervorragende Teil des Herdes heiſst der Vorherd. Der über demselben befindliche Stein, welcher die Vorderwand über dem Herd abschlieſst, heiſst der Tümpelstein I (Fig. 63). Er wurde meist noch an seiner vorderen Unterkante durch ein starkes Eisen, das Tümpeleisen i, geschützt. Tümpelstein und Tümpel- eisen bilden zusammen den Tümpel, der besonders viel auszuhalten hat, sowohl durch Hitze und Abkühlung als durch das Arbeiten im Gestell. Nach vorn ist der Herd durch einen groſsen, vorgesetzten Stein F (Fig. 63) abgeschlossen, welcher der Wallstein oder der Damm heiſst. In demselben ist entweder an der einen unteren Seite die Rinne ein- gehauen, welche das Stichloch oder den Abstich bildet, welcher mit Lehm geschlossen gehalten wird, den man durchstöſst, wenn man
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Fig. 64.
das flüssige Eisen abzapfen, „abstechen“ will, oder er schlieſst überhaupt nur auf der einen Seite fest an die Ofenwand an, während auf der andern ein Schlitz bleibt, der mit Lehm zugestopft wurde und in dem man den Abstich anbrachte. An den Wallstein lehnt sich auf der dem Stich entgegengesetzten Seite die Schlackentrift an, über welche die über den Wall flieſsenden Schlacken abgelassen werden. Wie erwähnt, muſs der untere Teil des Ofens aus besonders feuerfestem Material hergestellt sein; wählt man hierzu Steine, so nennt man dies eine Steinzustellung, stampft man das Gestell aus feuerfestem Thon, dem grober Quarzsand eingemengt wird, auf, so heiſst dies eine Massenzustellung. Letztere war da gebräuchlich, wo feuerfeste Steine nicht zu haben waren. Die alten Steingestelle hatten in der Regel viereckigen Querschnitt, während man die Massengestelle meist rund machte.
Ein Steingestell späterer Zeit ist in Fig. 64 dargestellt; a a ist der Bodenstein, welcher die Sohle des Herdes bildet. Derselbe ist bei gröſseren Hochöfen aus mehreren genau abgepaſsten Steinen zusammen- gesetzt. Unter dem Bodenstein befindet sich eine Schicht Sand oder
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Hochöfen.
gestell. Das Untergestell erweitert sich über die Vorderwand hinaus
zum Herd oder Eisenkasten c (Fig. 63), dem Sammelraum für die ge-
schmolzene Masse. Der aus dem Ofen hervorragende Teil des Herdes
heiſst der Vorherd. Der über demselben befindliche Stein, welcher
die Vorderwand über dem Herd abschlieſst, heiſst der Tümpelstein I
(Fig. 63). Er wurde meist noch an seiner vorderen Unterkante durch ein
starkes Eisen, das Tümpeleisen i, geschützt. Tümpelstein und Tümpel-
eisen bilden zusammen den Tümpel, der besonders viel auszuhalten hat,
sowohl durch Hitze und Abkühlung als durch das Arbeiten im Gestell.
Nach vorn ist der Herd durch einen groſsen, vorgesetzten Stein F
(Fig. 63) abgeschlossen, welcher der Wallstein oder der Damm heiſst.
In demselben ist entweder an der einen unteren Seite die Rinne ein-
gehauen, welche das Stichloch oder den Abstich bildet, welcher mit
Lehm geschlossen gehalten wird, den man durchstöſst, wenn man
[Abbildung Fig. 64.]
das flüssige Eisen abzapfen,
„abstechen“ will, oder er
schlieſst überhaupt nur auf
der einen Seite fest an die
Ofenwand an, während auf
der andern ein Schlitz bleibt,
der mit Lehm zugestopft
wurde und in dem man den
Abstich anbrachte. An den
Wallstein lehnt sich auf der
dem Stich entgegengesetzten
Seite die Schlackentrift an,
über welche die über den
Wall flieſsenden Schlacken
abgelassen werden. Wie erwähnt, muſs der untere Teil des Ofens aus
besonders feuerfestem Material hergestellt sein; wählt man hierzu Steine,
so nennt man dies eine Steinzustellung, stampft man das Gestell aus
feuerfestem Thon, dem grober Quarzsand eingemengt wird, auf, so
heiſst dies eine Massenzustellung. Letztere war da gebräuchlich,
wo feuerfeste Steine nicht zu haben waren. Die alten Steingestelle
hatten in der Regel viereckigen Querschnitt, während man die
Massengestelle meist rund machte.
Ein Steingestell späterer Zeit ist in Fig. 64 dargestellt; a a ist der
Bodenstein, welcher die Sohle des Herdes bildet. Derselbe ist bei
gröſseren Hochöfen aus mehreren genau abgepaſsten Steinen zusammen-
gesetzt. Unter dem Bodenstein befindet sich eine Schicht Sand oder
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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