man den Schmelzraum kleiner, legte die Form tiefer, 12 Zoll statt 14 Zoll, und verengerte den unteren Ofenraum. Dadurch erhielt man eine höhere Temperatur im Schmelzraum, infolgedessen auch eine höhere Temperatur über demselben, wodurch das Eisen vollstän- diger reduziert und gekohlt wurde, als dies beim Stückofen der Fall war. Indem man ferner den Wind nicht auf das Eisen im Herde einwirken liess, dadurch, dass man der Form eine horizontale, meist sogar eine etwas nach aufwärts gerichtete Lage gab, und das ge- schmolzene Eisen immer mit Schlacke bedeckt hielt, erreichte man schon den Zweck, flüssiges Roheisen zu erhalten. Die Vorteile dieses Schmelzverfahrens lagen darin, dass man ein besseres Ausbringen aus den Erzen und geringeren Kohlenverbrauch hatte. Das bessere Aus- bringen war dadurch bedingt, dass bei der höheren Temperatur das Eisen vollständiger reduziert und die Erdbasen verschlackt wurden, wodurch weniger Eisenoxydul in die Schlacke übergeführt wurde. Der geringere Kohlenverbrauch wurde hauptsächlich dadurch herbeigeführt, dass der Betrieb ununterbrochen fortging, während er beim Stückofen mit jedem neuen "Guss" oder "Wolf" von neuem begonnen werden musste.
In allen übrigen Dingen hielt man sich dagegen fast ängstlich an die Erfahrungen, die man bei den alten Stücköfen gemacht hatte. Dies geschah namentlich bezüglich der Gestalt und der Grössenverhältnisse.
Man machte die Blauöfen ursprünglich nicht höher als die Stück- öfen, und hielt genau daran fest, dass die grösste Ofenweite in der Mitte, der Kohlensack also in der halben Höhe lag. Man behielt die Gestalt zweier, mit der Basis aufeinander gestellter abgestutzter Pyra- miden oder Kegel bei. Obgleich die Erhöhung der Öfen, namentlich die des Schachtes, sich schon früh als vorteilhaft erwiesen haben muss, ging man doch nur sehr allmählich von den alten Massen ab. Die hohen, d. h. mehr als 18 Fuss hohen Blau- und Flossöfen gelangten erst im vorigen Jahrhundert zur Einführung. Sie verdrängten dann allerdings rasch die niedrigen Blauöfen, welche sich nur für die Verarbeitung der Bohr- und Drehspäne bei den Gewehrfabriken zu Suhl und Neustadt-Eberswalde bis in dieses Jahrhundert erhalten haben.
Die alten Blauöfen waren, wie erwähnt, nicht höher als die Stück- öfen. Ein Ofen von 14 Fuss Höhe hatte folgende Hauptmasse. Die Höhe vom Boden bis zum Kohlensacke war gleich der Höhe vom Kohlensacke bis zur Gicht, also gleich 7 Fuss. Die Weite des Ofens an der Gicht betrug 2 Fuss, im Kohlensacke 5 Fuss und am Boden
12*
Blauöfen.
man den Schmelzraum kleiner, legte die Form tiefer, 12 Zoll statt 14 Zoll, und verengerte den unteren Ofenraum. Dadurch erhielt man eine höhere Temperatur im Schmelzraum, infolgedessen auch eine höhere Temperatur über demselben, wodurch das Eisen vollstän- diger reduziert und gekohlt wurde, als dies beim Stückofen der Fall war. Indem man ferner den Wind nicht auf das Eisen im Herde einwirken lieſs, dadurch, daſs man der Form eine horizontale, meist sogar eine etwas nach aufwärts gerichtete Lage gab, und das ge- schmolzene Eisen immer mit Schlacke bedeckt hielt, erreichte man schon den Zweck, flüssiges Roheisen zu erhalten. Die Vorteile dieses Schmelzverfahrens lagen darin, daſs man ein besseres Ausbringen aus den Erzen und geringeren Kohlenverbrauch hatte. Das bessere Aus- bringen war dadurch bedingt, daſs bei der höheren Temperatur das Eisen vollständiger reduziert und die Erdbasen verschlackt wurden, wodurch weniger Eisenoxydul in die Schlacke übergeführt wurde. Der geringere Kohlenverbrauch wurde hauptsächlich dadurch herbeigeführt, daſs der Betrieb ununterbrochen fortging, während er beim Stückofen mit jedem neuen „Guss“ oder „Wolf“ von neuem begonnen werden muſste.
In allen übrigen Dingen hielt man sich dagegen fast ängstlich an die Erfahrungen, die man bei den alten Stücköfen gemacht hatte. Dies geschah namentlich bezüglich der Gestalt und der Gröſsenverhältnisse.
Man machte die Blauöfen ursprünglich nicht höher als die Stück- öfen, und hielt genau daran fest, daſs die gröſste Ofenweite in der Mitte, der Kohlensack also in der halben Höhe lag. Man behielt die Gestalt zweier, mit der Basis aufeinander gestellter abgestutzter Pyra- miden oder Kegel bei. Obgleich die Erhöhung der Öfen, namentlich die des Schachtes, sich schon früh als vorteilhaft erwiesen haben muſs, ging man doch nur sehr allmählich von den alten Maſsen ab. Die hohen, d. h. mehr als 18 Fuſs hohen Blau- und Floſsöfen gelangten erst im vorigen Jahrhundert zur Einführung. Sie verdrängten dann allerdings rasch die niedrigen Blauöfen, welche sich nur für die Verarbeitung der Bohr- und Drehspäne bei den Gewehrfabriken zu Suhl und Neustadt-Eberswalde bis in dieses Jahrhundert erhalten haben.
Die alten Blauöfen waren, wie erwähnt, nicht höher als die Stück- öfen. Ein Ofen von 14 Fuſs Höhe hatte folgende Hauptmaſse. Die Höhe vom Boden bis zum Kohlensacke war gleich der Höhe vom Kohlensacke bis zur Gicht, also gleich 7 Fuſs. Die Weite des Ofens an der Gicht betrug 2 Fuſs, im Kohlensacke 5 Fuſs und am Boden
12*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0199"n="179"/><fwplace="top"type="header">Blauöfen.</fw><lb/>
man den Schmelzraum kleiner, legte die Form tiefer, 12 Zoll statt<lb/>
14 Zoll, und <hirendition="#g">verengerte</hi> den unteren Ofenraum. Dadurch erhielt<lb/>
man eine höhere Temperatur im Schmelzraum, infolgedessen auch<lb/>
eine höhere Temperatur über demselben, wodurch das Eisen vollstän-<lb/>
diger reduziert und gekohlt wurde, als dies beim Stückofen der Fall<lb/>
war. Indem man ferner den Wind nicht auf das Eisen im Herde<lb/>
einwirken lieſs, dadurch, daſs man der Form eine horizontale, meist<lb/>
sogar eine etwas nach aufwärts gerichtete Lage gab, und das ge-<lb/>
schmolzene Eisen immer mit Schlacke bedeckt hielt, erreichte man<lb/>
schon den Zweck, flüssiges Roheisen zu erhalten. Die Vorteile dieses<lb/>
Schmelzverfahrens lagen darin, daſs man ein besseres Ausbringen aus<lb/>
den Erzen und geringeren Kohlenverbrauch hatte. Das bessere Aus-<lb/>
bringen war dadurch bedingt, daſs bei der höheren Temperatur das<lb/>
Eisen vollständiger reduziert und die Erdbasen verschlackt wurden,<lb/>
wodurch weniger Eisenoxydul in die Schlacke übergeführt wurde. Der<lb/>
geringere Kohlenverbrauch wurde hauptsächlich dadurch herbeigeführt,<lb/>
daſs der Betrieb ununterbrochen fortging, während er beim Stückofen<lb/>
mit jedem neuen „Guss“ oder „Wolf“ von neuem begonnen werden<lb/>
muſste.</p><lb/><p>In allen übrigen Dingen hielt man sich dagegen fast ängstlich an<lb/>
die Erfahrungen, die man bei den alten Stücköfen gemacht hatte. Dies<lb/>
geschah namentlich bezüglich der Gestalt und der Gröſsenverhältnisse.</p><lb/><p>Man machte die Blauöfen ursprünglich nicht höher als die Stück-<lb/>
öfen, und hielt genau daran fest, daſs die gröſste Ofenweite in der<lb/>
Mitte, der Kohlensack also in der halben Höhe lag. Man behielt die<lb/>
Gestalt zweier, mit der Basis aufeinander gestellter abgestutzter Pyra-<lb/>
miden oder Kegel bei. Obgleich die Erhöhung der Öfen, namentlich<lb/>
die des Schachtes, sich schon früh als vorteilhaft erwiesen haben<lb/>
muſs, ging man doch nur sehr allmählich von den alten Maſsen ab.<lb/>
Die hohen, d. h. mehr als 18 Fuſs hohen Blau- und Floſsöfen gelangten<lb/>
erst im vorigen Jahrhundert zur Einführung. Sie verdrängten dann<lb/>
allerdings rasch die niedrigen Blauöfen, welche sich nur für die<lb/>
Verarbeitung der Bohr- und Drehspäne bei den Gewehrfabriken zu<lb/>
Suhl und Neustadt-Eberswalde bis in dieses Jahrhundert erhalten<lb/>
haben.</p><lb/><p>Die alten Blauöfen waren, wie erwähnt, nicht höher als die Stück-<lb/>
öfen. Ein Ofen von 14 Fuſs Höhe hatte folgende Hauptmaſse. Die<lb/>
Höhe vom Boden bis zum Kohlensacke war gleich der Höhe vom<lb/>
Kohlensacke bis zur Gicht, also gleich 7 Fuſs. Die Weite des Ofens<lb/>
an der Gicht betrug 2 Fuſs, im Kohlensacke 5 Fuſs und am Boden<lb/><fwplace="bottom"type="sig">12*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0199]
Blauöfen.
man den Schmelzraum kleiner, legte die Form tiefer, 12 Zoll statt
14 Zoll, und verengerte den unteren Ofenraum. Dadurch erhielt
man eine höhere Temperatur im Schmelzraum, infolgedessen auch
eine höhere Temperatur über demselben, wodurch das Eisen vollstän-
diger reduziert und gekohlt wurde, als dies beim Stückofen der Fall
war. Indem man ferner den Wind nicht auf das Eisen im Herde
einwirken lieſs, dadurch, daſs man der Form eine horizontale, meist
sogar eine etwas nach aufwärts gerichtete Lage gab, und das ge-
schmolzene Eisen immer mit Schlacke bedeckt hielt, erreichte man
schon den Zweck, flüssiges Roheisen zu erhalten. Die Vorteile dieses
Schmelzverfahrens lagen darin, daſs man ein besseres Ausbringen aus
den Erzen und geringeren Kohlenverbrauch hatte. Das bessere Aus-
bringen war dadurch bedingt, daſs bei der höheren Temperatur das
Eisen vollständiger reduziert und die Erdbasen verschlackt wurden,
wodurch weniger Eisenoxydul in die Schlacke übergeführt wurde. Der
geringere Kohlenverbrauch wurde hauptsächlich dadurch herbeigeführt,
daſs der Betrieb ununterbrochen fortging, während er beim Stückofen
mit jedem neuen „Guss“ oder „Wolf“ von neuem begonnen werden
muſste.
In allen übrigen Dingen hielt man sich dagegen fast ängstlich an
die Erfahrungen, die man bei den alten Stücköfen gemacht hatte. Dies
geschah namentlich bezüglich der Gestalt und der Gröſsenverhältnisse.
Man machte die Blauöfen ursprünglich nicht höher als die Stück-
öfen, und hielt genau daran fest, daſs die gröſste Ofenweite in der
Mitte, der Kohlensack also in der halben Höhe lag. Man behielt die
Gestalt zweier, mit der Basis aufeinander gestellter abgestutzter Pyra-
miden oder Kegel bei. Obgleich die Erhöhung der Öfen, namentlich
die des Schachtes, sich schon früh als vorteilhaft erwiesen haben
muſs, ging man doch nur sehr allmählich von den alten Maſsen ab.
Die hohen, d. h. mehr als 18 Fuſs hohen Blau- und Floſsöfen gelangten
erst im vorigen Jahrhundert zur Einführung. Sie verdrängten dann
allerdings rasch die niedrigen Blauöfen, welche sich nur für die
Verarbeitung der Bohr- und Drehspäne bei den Gewehrfabriken zu
Suhl und Neustadt-Eberswalde bis in dieses Jahrhundert erhalten
haben.
Die alten Blauöfen waren, wie erwähnt, nicht höher als die Stück-
öfen. Ein Ofen von 14 Fuſs Höhe hatte folgende Hauptmaſse. Die
Höhe vom Boden bis zum Kohlensacke war gleich der Höhe vom
Kohlensacke bis zur Gicht, also gleich 7 Fuſs. Die Weite des Ofens
an der Gicht betrug 2 Fuſs, im Kohlensacke 5 Fuſs und am Boden
12*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/199>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.