Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Stücköfen.
Schmelzpunkt, weshalb die Form fast immer dunkel geht und häufig
gereinigt werden muss. So wird also bei dem Stückofenbetriebe nur
ein Teil des Eisens aus den Erzen als metallische Masse abgeschieden
und ist der Schmelzverlust demnach ein sehr hoher. Nur reiche,
leichtschmelzige Erze lassen sich überhaupt so behandeln, bei armen
Erzen würde fast alles Eisen in die Schlacken gehen, das wenige
Eisen selbst aber, da es durch das Übermass an Schlacke der Ein-
wirkung des Windes entzogen würde, als Roheisen sich abscheiden.
Auch bei richtig geführtem Betriebe ging doch immer etwa die Hälfte
des in den Erzen enthaltenen Eisens in die Schlacke. Es kann dies
nicht als ein Fehler angesehen werden, sondern der Prozess erforderte
eine so eisenreiche Schlacke. Natürlich wurde er dadurch sehr un-
ökonomisch. Wenn er sich trotzdem, auch nachdem der Hochofen-
prozess erfunden war, in wichtigen eisenerzeugenden Gebieten so lange
erhalten hat, so liegt dies daran, dass bei verhältnismässig geringen
Anlagekosten und einfacher Arbeit ein Eisen von ganz vorzüglicher
Güte erzeugt wurde. Dies ist natürlich, weil erstens Reduktion und
Schmelzung bei möglichst niedriger Temperatur erfolgen, wobei die
schädlichen Verunreinigungen des Eisens, besonders die Phosphorsäure,
noch nicht zu Phosphor reduziert und in das Eisen übergeführt werden
und weil zweitens die nachträgliche Einwirkung des Windes und der
Eisenoxydulschlacke im Herde eine weitere Reinigung bewirkt. Dass
das Produkt, welches bei dem Stückofenbetriebe erhalten wird, in
sich nicht gleichförmig ist, dass bei geringen Abweichungen in der
Beschaffenheit der Erze, ihrem Eisengehalt, ihrer Schmelzbarkeit u. s. w.
bei jeder Schmelzung eine andere Qualität fällt, ist einleuchtend. Es
kann ebensogut ein ganz weiches, wie ein ganz hartes, stahlartiges
Eisen im Stückofen erzeugt werden.

In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hatten die
Stücköfen eine grosse Verbreitung. In ihnen und in den Rennherden
wurde der weitaus grösste Teil des benötigten Eisens dargestellt.



Blauöfen.

Obgleich die Einführung des Hochofenbetriebes und der dadurch
bedingte Übergang von der direkten zu der indirekten Eisengewinnung
ein so wichtiges Ereignis war, dass es den bedeutsamsten Abschnitt

Beck, Geschichte des Eisens. 12

Stücköfen.
Schmelzpunkt, weshalb die Form fast immer dunkel geht und häufig
gereinigt werden muſs. So wird also bei dem Stückofenbetriebe nur
ein Teil des Eisens aus den Erzen als metallische Masse abgeschieden
und ist der Schmelzverlust demnach ein sehr hoher. Nur reiche,
leichtschmelzige Erze lassen sich überhaupt so behandeln, bei armen
Erzen würde fast alles Eisen in die Schlacken gehen, das wenige
Eisen selbst aber, da es durch das Übermaſs an Schlacke der Ein-
wirkung des Windes entzogen würde, als Roheisen sich abscheiden.
Auch bei richtig geführtem Betriebe ging doch immer etwa die Hälfte
des in den Erzen enthaltenen Eisens in die Schlacke. Es kann dies
nicht als ein Fehler angesehen werden, sondern der Prozeſs erforderte
eine so eisenreiche Schlacke. Natürlich wurde er dadurch sehr un-
ökonomisch. Wenn er sich trotzdem, auch nachdem der Hochofen-
prozeſs erfunden war, in wichtigen eisenerzeugenden Gebieten so lange
erhalten hat, so liegt dies daran, daſs bei verhältnismäſsig geringen
Anlagekosten und einfacher Arbeit ein Eisen von ganz vorzüglicher
Güte erzeugt wurde. Dies ist natürlich, weil erstens Reduktion und
Schmelzung bei möglichst niedriger Temperatur erfolgen, wobei die
schädlichen Verunreinigungen des Eisens, besonders die Phosphorsäure,
noch nicht zu Phosphor reduziert und in das Eisen übergeführt werden
und weil zweitens die nachträgliche Einwirkung des Windes und der
Eisenoxydulschlacke im Herde eine weitere Reinigung bewirkt. Daſs
das Produkt, welches bei dem Stückofenbetriebe erhalten wird, in
sich nicht gleichförmig ist, daſs bei geringen Abweichungen in der
Beschaffenheit der Erze, ihrem Eisengehalt, ihrer Schmelzbarkeit u. s. w.
bei jeder Schmelzung eine andere Qualität fällt, ist einleuchtend. Es
kann ebensogut ein ganz weiches, wie ein ganz hartes, stahlartiges
Eisen im Stückofen erzeugt werden.

In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hatten die
Stücköfen eine groſse Verbreitung. In ihnen und in den Rennherden
wurde der weitaus gröſste Teil des benötigten Eisens dargestellt.



Blauöfen.

Obgleich die Einführung des Hochofenbetriebes und der dadurch
bedingte Übergang von der direkten zu der indirekten Eisengewinnung
ein so wichtiges Ereignis war, daſs es den bedeutsamsten Abschnitt

Beck, Geschichte des Eisens. 12
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0197" n="177"/><fw place="top" type="header">Stücköfen.</fw><lb/>
Schmelzpunkt, weshalb die Form fast immer dunkel geht und häufig<lb/>
gereinigt werden mu&#x017F;s. So wird also bei dem Stückofenbetriebe nur<lb/>
ein Teil des Eisens aus den Erzen als metallische Masse abgeschieden<lb/>
und ist der Schmelzverlust demnach ein sehr hoher. Nur reiche,<lb/>
leichtschmelzige Erze lassen sich überhaupt so behandeln, bei armen<lb/>
Erzen würde fast alles Eisen in die Schlacken gehen, das wenige<lb/>
Eisen selbst aber, da es durch das Überma&#x017F;s an Schlacke der Ein-<lb/>
wirkung des Windes entzogen würde, als Roheisen sich abscheiden.<lb/>
Auch bei richtig geführtem Betriebe ging doch immer etwa die Hälfte<lb/>
des in den Erzen enthaltenen Eisens in die Schlacke. Es kann dies<lb/>
nicht als ein Fehler angesehen werden, sondern der Proze&#x017F;s erforderte<lb/>
eine so eisenreiche Schlacke. Natürlich wurde er dadurch sehr un-<lb/>
ökonomisch. Wenn er sich trotzdem, auch nachdem der Hochofen-<lb/>
proze&#x017F;s erfunden war, in wichtigen eisenerzeugenden Gebieten so lange<lb/>
erhalten hat, so liegt dies daran, da&#x017F;s bei verhältnismä&#x017F;sig geringen<lb/>
Anlagekosten und einfacher Arbeit ein Eisen von ganz vorzüglicher<lb/>
Güte erzeugt wurde. Dies ist natürlich, weil erstens Reduktion und<lb/>
Schmelzung bei möglichst niedriger Temperatur erfolgen, wobei die<lb/>
schädlichen Verunreinigungen des Eisens, besonders die Phosphorsäure,<lb/>
noch nicht zu Phosphor reduziert und in das Eisen übergeführt werden<lb/>
und weil zweitens die nachträgliche Einwirkung des Windes und der<lb/>
Eisenoxydulschlacke im Herde eine weitere Reinigung bewirkt. Da&#x017F;s<lb/>
das Produkt, welches bei dem Stückofenbetriebe erhalten wird, in<lb/>
sich nicht gleichförmig ist, da&#x017F;s bei geringen Abweichungen in der<lb/>
Beschaffenheit der Erze, ihrem Eisengehalt, ihrer Schmelzbarkeit u. s. w.<lb/>
bei jeder Schmelzung eine andere Qualität fällt, ist einleuchtend. Es<lb/>
kann ebensogut ein ganz weiches, wie ein ganz hartes, stahlartiges<lb/>
Eisen im Stückofen erzeugt werden.</p><lb/>
              <p>In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hatten die<lb/>
Stücköfen eine gro&#x017F;se Verbreitung. In ihnen und in den Rennherden<lb/>
wurde der weitaus grö&#x017F;ste Teil des benötigten Eisens dargestellt.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Blauöfen</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p>Obgleich die Einführung des Hochofenbetriebes und der dadurch<lb/>
bedingte Übergang von der direkten zu der indirekten Eisengewinnung<lb/>
ein so wichtiges Ereignis war, da&#x017F;s es den bedeutsamsten Abschnitt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 12</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0197] Stücköfen. Schmelzpunkt, weshalb die Form fast immer dunkel geht und häufig gereinigt werden muſs. So wird also bei dem Stückofenbetriebe nur ein Teil des Eisens aus den Erzen als metallische Masse abgeschieden und ist der Schmelzverlust demnach ein sehr hoher. Nur reiche, leichtschmelzige Erze lassen sich überhaupt so behandeln, bei armen Erzen würde fast alles Eisen in die Schlacken gehen, das wenige Eisen selbst aber, da es durch das Übermaſs an Schlacke der Ein- wirkung des Windes entzogen würde, als Roheisen sich abscheiden. Auch bei richtig geführtem Betriebe ging doch immer etwa die Hälfte des in den Erzen enthaltenen Eisens in die Schlacke. Es kann dies nicht als ein Fehler angesehen werden, sondern der Prozeſs erforderte eine so eisenreiche Schlacke. Natürlich wurde er dadurch sehr un- ökonomisch. Wenn er sich trotzdem, auch nachdem der Hochofen- prozeſs erfunden war, in wichtigen eisenerzeugenden Gebieten so lange erhalten hat, so liegt dies daran, daſs bei verhältnismäſsig geringen Anlagekosten und einfacher Arbeit ein Eisen von ganz vorzüglicher Güte erzeugt wurde. Dies ist natürlich, weil erstens Reduktion und Schmelzung bei möglichst niedriger Temperatur erfolgen, wobei die schädlichen Verunreinigungen des Eisens, besonders die Phosphorsäure, noch nicht zu Phosphor reduziert und in das Eisen übergeführt werden und weil zweitens die nachträgliche Einwirkung des Windes und der Eisenoxydulschlacke im Herde eine weitere Reinigung bewirkt. Daſs das Produkt, welches bei dem Stückofenbetriebe erhalten wird, in sich nicht gleichförmig ist, daſs bei geringen Abweichungen in der Beschaffenheit der Erze, ihrem Eisengehalt, ihrer Schmelzbarkeit u. s. w. bei jeder Schmelzung eine andere Qualität fällt, ist einleuchtend. Es kann ebensogut ein ganz weiches, wie ein ganz hartes, stahlartiges Eisen im Stückofen erzeugt werden. In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hatten die Stücköfen eine groſse Verbreitung. In ihnen und in den Rennherden wurde der weitaus gröſste Teil des benötigten Eisens dargestellt. Blauöfen. Obgleich die Einführung des Hochofenbetriebes und der dadurch bedingte Übergang von der direkten zu der indirekten Eisengewinnung ein so wichtiges Ereignis war, daſs es den bedeutsamsten Abschnitt Beck, Geschichte des Eisens. 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/197
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/197>, abgerufen am 18.12.2024.