wie auch in Böheim, Mähren, Österreich und Steiermark, und geschmolzen wie oben."
Die leichtschmelzigen Raseneisensteine Niederschlesiens wurden demnach in höchst primitiven Gruben, ähnlich wie sie Biringuccio beschreibt, geschmolzen.
Betrachten wir den Rennwerksbetrieb im allgemeinen, so lassen sich einige allgemeine Erfahrungssätze, die zum Teil schon aus dem früher Mitgeteilten hervorgehen, feststellen. Die Grösse des Herdes, sowohl die Weite als die Tiefe, sind bedingt durch die Art der Erze und der Kohlen, sowie durch die Stärke des Windes. Bei leicht- flüssigen Erzen, schweren Kohlen und kräftigem Winde wird man diese Dimensionen grösser wählen, als im umgekehrten Falle. Der Abstand der Form vom Boden schwankte bei den deutschen Luppen- feuern von 30 bis 50 cm. Die Form lag in der Regel ganz horizontal, wie bei den Hochöfen. Der Herd war auf Lehmgrund oder auf Mauer- werk mit Gestübbe ausgeschlagen. Derselbe wurde zum Beginne des Schmelzprozesses erst "ausgebrannt", d. h. es wurde erst eine Kruste von Erz eingeschmolzen, welche den festen Boden für die Luppe und die flüssige Schlacke bildete. Das Erz wurde schaufelweise auf die aufgehäuften Kohlen aufgetragen und wurde die folgende erst auf- geworfen, nachdem die vorhergehende durchgeschmolzen, "durchge- trieben", war. Je schneller das Erz durchtrieb, je roher wurde die Luppe, indem bei der höheren Temperatur das reduzierte Eisen Kohlenstoff aufnahm; je langsamer das Durchtreiben geschah, je garer wurde die Luppe, je geschmeidiger, schmiedbarer das Eisen, aber je geringer war auch das Ausbringen, indem ein grosser Teil des Erzes unreduziert in die Schlacke ging. Den vorteilhaftesten Mittelweg zu finden war die Kunst des Renners. Auch hatte er es dadurch in der Hand, ein weicheres oder härteres Eisen zu erzeugen.
Hierauf gründeten sich auch die beiden hauptsächlichen Methoden der deutschen Luppenfrischarbeit, die wir nach den Ländern, wo sie hauptsächlich in Anwendung waren und sich am längsten erhalten haben, die schlesische und die pfälzische Rennarbeit nennen können. Bei ersterer wurde das Erz unmittelbar auf gares Eisen verschmolzen, bei letzterer wurde erst eine rohe oder halbgare Luppe erblasen, welche dann in einem zweiten Feuer zu Gareisen umge- schmolzen wurde.
Das günstigere Ausbringen bei dem ersten Einschmelzen im pfäl- zischen Luppenherde wurde wieder ausgeglichen durch den starken Abbrand beim Umschmelzen, der oft bis zu 30 Prozent betrug. Im
Luppenschmiede.
wie auch in Böheim, Mähren, Österreich und Steiermark, und geschmolzen wie oben.“
Die leichtschmelzigen Raseneisensteine Niederschlesiens wurden demnach in höchst primitiven Gruben, ähnlich wie sie Biringuccio beschreibt, geschmolzen.
Betrachten wir den Rennwerksbetrieb im allgemeinen, so lassen sich einige allgemeine Erfahrungssätze, die zum Teil schon aus dem früher Mitgeteilten hervorgehen, feststellen. Die Gröſse des Herdes, sowohl die Weite als die Tiefe, sind bedingt durch die Art der Erze und der Kohlen, sowie durch die Stärke des Windes. Bei leicht- flüssigen Erzen, schweren Kohlen und kräftigem Winde wird man diese Dimensionen gröſser wählen, als im umgekehrten Falle. Der Abstand der Form vom Boden schwankte bei den deutschen Luppen- feuern von 30 bis 50 cm. Die Form lag in der Regel ganz horizontal, wie bei den Hochöfen. Der Herd war auf Lehmgrund oder auf Mauer- werk mit Gestübbe ausgeschlagen. Derselbe wurde zum Beginne des Schmelzprozesses erst „ausgebrannt“, d. h. es wurde erst eine Kruste von Erz eingeschmolzen, welche den festen Boden für die Luppe und die flüssige Schlacke bildete. Das Erz wurde schaufelweise auf die aufgehäuften Kohlen aufgetragen und wurde die folgende erst auf- geworfen, nachdem die vorhergehende durchgeschmolzen, „durchge- trieben“, war. Je schneller das Erz durchtrieb, je roher wurde die Luppe, indem bei der höheren Temperatur das reduzierte Eisen Kohlenstoff aufnahm; je langsamer das Durchtreiben geschah, je garer wurde die Luppe, je geschmeidiger, schmiedbarer das Eisen, aber je geringer war auch das Ausbringen, indem ein groſser Teil des Erzes unreduziert in die Schlacke ging. Den vorteilhaftesten Mittelweg zu finden war die Kunst des Renners. Auch hatte er es dadurch in der Hand, ein weicheres oder härteres Eisen zu erzeugen.
Hierauf gründeten sich auch die beiden hauptsächlichen Methoden der deutschen Luppenfrischarbeit, die wir nach den Ländern, wo sie hauptsächlich in Anwendung waren und sich am längsten erhalten haben, die schlesische und die pfälzische Rennarbeit nennen können. Bei ersterer wurde das Erz unmittelbar auf gares Eisen verschmolzen, bei letzterer wurde erst eine rohe oder halbgare Luppe erblasen, welche dann in einem zweiten Feuer zu Gareisen umge- schmolzen wurde.
Das günstigere Ausbringen bei dem ersten Einschmelzen im pfäl- zischen Luppenherde wurde wieder ausgeglichen durch den starken Abbrand beim Umschmelzen, der oft bis zu 30 Prozent betrug. Im
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0169"n="149"/><fwplace="top"type="header">Luppenschmiede.</fw><lb/>
wie auch in Böheim, Mähren, Österreich und Steiermark, und geschmolzen<lb/>
wie oben.“</p><lb/><p>Die leichtschmelzigen Raseneisensteine Niederschlesiens wurden<lb/>
demnach in höchst primitiven Gruben, ähnlich wie sie <hirendition="#g">Biringuccio</hi><lb/>
beschreibt, geschmolzen.</p><lb/><p>Betrachten wir den Rennwerksbetrieb im allgemeinen, so lassen<lb/>
sich einige allgemeine Erfahrungssätze, die zum Teil schon aus dem<lb/>
früher Mitgeteilten hervorgehen, feststellen. Die Gröſse des Herdes,<lb/>
sowohl die Weite als die Tiefe, sind bedingt durch die Art der Erze<lb/>
und der Kohlen, sowie durch die Stärke des Windes. Bei leicht-<lb/>
flüssigen Erzen, schweren Kohlen und kräftigem Winde wird man<lb/>
diese Dimensionen gröſser wählen, als im umgekehrten Falle. Der<lb/>
Abstand der Form vom Boden schwankte bei den deutschen Luppen-<lb/>
feuern von 30 bis 50 cm. Die Form lag in der Regel ganz horizontal,<lb/>
wie bei den Hochöfen. Der Herd war auf Lehmgrund oder auf Mauer-<lb/>
werk mit Gestübbe ausgeschlagen. Derselbe wurde zum Beginne des<lb/>
Schmelzprozesses erst „ausgebrannt“, d. h. es wurde erst eine Kruste<lb/>
von Erz eingeschmolzen, welche den festen Boden für die Luppe und<lb/>
die flüssige Schlacke bildete. Das Erz wurde schaufelweise auf die<lb/>
aufgehäuften Kohlen aufgetragen und wurde die folgende erst auf-<lb/>
geworfen, nachdem die vorhergehende durchgeschmolzen, „durchge-<lb/>
trieben“, war. Je schneller das Erz durchtrieb, je roher wurde die<lb/>
Luppe, indem bei der höheren Temperatur das reduzierte Eisen<lb/>
Kohlenstoff aufnahm; je langsamer das Durchtreiben geschah, je garer<lb/>
wurde die Luppe, je geschmeidiger, schmiedbarer das Eisen, aber je<lb/>
geringer war auch das Ausbringen, indem ein groſser Teil des Erzes<lb/>
unreduziert in die Schlacke ging. Den vorteilhaftesten Mittelweg zu<lb/>
finden war die Kunst des Renners. Auch hatte er es dadurch in der<lb/>
Hand, ein weicheres oder härteres Eisen zu erzeugen.</p><lb/><p>Hierauf gründeten sich auch die beiden hauptsächlichen Methoden<lb/>
der deutschen Luppenfrischarbeit, die wir nach den Ländern, wo sie<lb/>
hauptsächlich in Anwendung waren und sich am längsten erhalten<lb/>
haben, die <hirendition="#g">schlesische</hi> und die <hirendition="#g">pfälzische</hi> Rennarbeit nennen<lb/>
können. Bei ersterer wurde das Erz unmittelbar auf gares Eisen<lb/>
verschmolzen, bei letzterer wurde erst eine rohe oder halbgare Luppe<lb/>
erblasen, welche dann in einem zweiten Feuer zu Gareisen umge-<lb/>
schmolzen wurde.</p><lb/><p>Das günstigere Ausbringen bei dem ersten Einschmelzen im pfäl-<lb/>
zischen Luppenherde wurde wieder ausgeglichen durch den starken<lb/>
Abbrand beim Umschmelzen, der oft bis zu 30 Prozent betrug. Im<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[149/0169]
Luppenschmiede.
wie auch in Böheim, Mähren, Österreich und Steiermark, und geschmolzen
wie oben.“
Die leichtschmelzigen Raseneisensteine Niederschlesiens wurden
demnach in höchst primitiven Gruben, ähnlich wie sie Biringuccio
beschreibt, geschmolzen.
Betrachten wir den Rennwerksbetrieb im allgemeinen, so lassen
sich einige allgemeine Erfahrungssätze, die zum Teil schon aus dem
früher Mitgeteilten hervorgehen, feststellen. Die Gröſse des Herdes,
sowohl die Weite als die Tiefe, sind bedingt durch die Art der Erze
und der Kohlen, sowie durch die Stärke des Windes. Bei leicht-
flüssigen Erzen, schweren Kohlen und kräftigem Winde wird man
diese Dimensionen gröſser wählen, als im umgekehrten Falle. Der
Abstand der Form vom Boden schwankte bei den deutschen Luppen-
feuern von 30 bis 50 cm. Die Form lag in der Regel ganz horizontal,
wie bei den Hochöfen. Der Herd war auf Lehmgrund oder auf Mauer-
werk mit Gestübbe ausgeschlagen. Derselbe wurde zum Beginne des
Schmelzprozesses erst „ausgebrannt“, d. h. es wurde erst eine Kruste
von Erz eingeschmolzen, welche den festen Boden für die Luppe und
die flüssige Schlacke bildete. Das Erz wurde schaufelweise auf die
aufgehäuften Kohlen aufgetragen und wurde die folgende erst auf-
geworfen, nachdem die vorhergehende durchgeschmolzen, „durchge-
trieben“, war. Je schneller das Erz durchtrieb, je roher wurde die
Luppe, indem bei der höheren Temperatur das reduzierte Eisen
Kohlenstoff aufnahm; je langsamer das Durchtreiben geschah, je garer
wurde die Luppe, je geschmeidiger, schmiedbarer das Eisen, aber je
geringer war auch das Ausbringen, indem ein groſser Teil des Erzes
unreduziert in die Schlacke ging. Den vorteilhaftesten Mittelweg zu
finden war die Kunst des Renners. Auch hatte er es dadurch in der
Hand, ein weicheres oder härteres Eisen zu erzeugen.
Hierauf gründeten sich auch die beiden hauptsächlichen Methoden
der deutschen Luppenfrischarbeit, die wir nach den Ländern, wo sie
hauptsächlich in Anwendung waren und sich am längsten erhalten
haben, die schlesische und die pfälzische Rennarbeit nennen
können. Bei ersterer wurde das Erz unmittelbar auf gares Eisen
verschmolzen, bei letzterer wurde erst eine rohe oder halbgare Luppe
erblasen, welche dann in einem zweiten Feuer zu Gareisen umge-
schmolzen wurde.
Das günstigere Ausbringen bei dem ersten Einschmelzen im pfäl-
zischen Luppenherde wurde wieder ausgeglichen durch den starken
Abbrand beim Umschmelzen, der oft bis zu 30 Prozent betrug. Im
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/169>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.