Ihr nur darauf achtet, den Raum, wo das Holz liegt, geräumig zu machen, damit er genug fassen kann, und entsprechend sei der Schmelzraum ausreichend, damit nicht viel Metall und wenig Feuer da sei." Nun folgt eine ausführliche Ermahnung, den Ofen im Inneren sorgfältig mit feuerfestem Thon auszukleiden, dann den Ofen gehörig zu trocknen und anzuwärmen, danach alle entstandenen Risse aus- zubessern und mit Holzasche auszustreichen, damit kein Metall durch die Risse dringe ..... "Aber es könnte sein, dass die erforderliche Metallmasse so gross wäre, dass Ihr es nicht für gut halten würdet, Euch einem einzigen Ofen anzuvertrauen, sondern es machen würdet, wie Leonardo da Vinci, der ausgezeichnete Bildhauer, welcher den grossen Koloss eines Pferdes, das er für den Herzog von Mailand zu machen hatte, aus drei Öfen auf einmal goss. Das Gleiche habe ich gehört
[Abbildung]
Fig. 17.
von einem Glockengiesser in Flandern, welcher, als er sein Material schmel- zen wollte, dies in zwei Öfen thun musste, da es ihm mit einem das erste Mal nicht gelang. Doch kann ich nicht glauben, dass einem, der die Menge des Feuers zu der Menge des Materials richtig bemisst, im Grossen wie im Kleinen dies nicht gelingen sollte. Ich sage zwar nicht, dass, wenn ich so etwas zu machen hätte, ich mir anmassen würde, das zu wissen, was andere nicht wissen, aber so weit es den Feuerkanal und den Feuerraum anlangt, so würde ich denselben so gross machen, dass ihm die Flammen nicht fehlen würden. Um es aber noch besser zu machen, würde ich deren zwei anlegen (Fig. 17), so dass jeder für sich die Flammen nach dem Schmelz- raume bringe, in der Weise, dass sie beim Eintritte in das Innere voneinander getrennt wären, dann aber sich verbänden und Eins würden. Denn ich weis wohl, dass, wenn die Kanäle sich begegnen würden, die Flammen sich beeinträchtigen, und in ihrem Laufe, um auf die Bronze zu schlagen, sich hindern würden dadurch, dass sie sich einander vertrieben.
Damit Ihr aber das, was ich Euch sage, besser versteht, zeige ich Euch hier in einer Zeichnung den Grundriss des Ofens, wie ich ihn machen würde, Fig. 17.
Von den Öfen.
Ihr nur darauf achtet, den Raum, wo das Holz liegt, geräumig zu machen, damit er genug fassen kann, und entsprechend sei der Schmelzraum ausreichend, damit nicht viel Metall und wenig Feuer da sei.“ Nun folgt eine ausführliche Ermahnung, den Ofen im Inneren sorgfältig mit feuerfestem Thon auszukleiden, dann den Ofen gehörig zu trocknen und anzuwärmen, danach alle entstandenen Risse aus- zubessern und mit Holzasche auszustreichen, damit kein Metall durch die Risse dringe ..... „Aber es könnte sein, daſs die erforderliche Metallmasse so groſs wäre, daſs Ihr es nicht für gut halten würdet, Euch einem einzigen Ofen anzuvertrauen, sondern es machen würdet, wie Leonardo da Vinci, der ausgezeichnete Bildhauer, welcher den groſsen Koloſs eines Pferdes, das er für den Herzog von Mailand zu machen hatte, aus drei Öfen auf einmal goſs. Das Gleiche habe ich gehört
[Abbildung]
Fig. 17.
von einem Glockengieſser in Flandern, welcher, als er sein Material schmel- zen wollte, dies in zwei Öfen thun muſste, da es ihm mit einem das erste Mal nicht gelang. Doch kann ich nicht glauben, daſs einem, der die Menge des Feuers zu der Menge des Materials richtig bemiſst, im Groſsen wie im Kleinen dies nicht gelingen sollte. Ich sage zwar nicht, daſs, wenn ich so etwas zu machen hätte, ich mir anmaſsen würde, das zu wissen, was andere nicht wissen, aber so weit es den Feuerkanal und den Feuerraum anlangt, so würde ich denselben so groſs machen, daſs ihm die Flammen nicht fehlen würden. Um es aber noch besser zu machen, würde ich deren zwei anlegen (Fig. 17), so daſs jeder für sich die Flammen nach dem Schmelz- raume bringe, in der Weise, daſs sie beim Eintritte in das Innere voneinander getrennt wären, dann aber sich verbänden und Eins würden. Denn ich weis wohl, daſs, wenn die Kanäle sich begegnen würden, die Flammen sich beeinträchtigen, und in ihrem Laufe, um auf die Bronze zu schlagen, sich hindern würden dadurch, daſs sie sich einander vertrieben.
Damit Ihr aber das, was ich Euch sage, besser versteht, zeige ich Euch hier in einer Zeichnung den Grundriſs des Ofens, wie ich ihn machen würde, Fig. 17.
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Von den Öfen.
Ihr nur darauf achtet, den Raum, wo das Holz liegt, geräumig zu
machen, damit er genug fassen kann, und entsprechend sei der
Schmelzraum ausreichend, damit nicht viel Metall und wenig Feuer
da sei.“ Nun folgt eine ausführliche Ermahnung, den Ofen im Inneren
sorgfältig mit feuerfestem Thon auszukleiden, dann den Ofen gehörig
zu trocknen und anzuwärmen, danach alle entstandenen Risse aus-
zubessern und mit Holzasche auszustreichen, damit kein Metall durch
die Risse dringe ..... „Aber es könnte sein, daſs die erforderliche
Metallmasse so groſs wäre, daſs Ihr es nicht für gut halten würdet, Euch
einem einzigen Ofen anzuvertrauen, sondern es machen würdet, wie
Leonardo da Vinci, der ausgezeichnete Bildhauer, welcher den groſsen
Koloſs eines Pferdes, das er für den Herzog von Mailand zu machen
hatte, aus drei Öfen auf einmal goſs. Das Gleiche habe ich gehört
[Abbildung Fig. 17.]
von einem Glockengieſser
in Flandern, welcher, als
er sein Material schmel-
zen wollte, dies in zwei
Öfen thun muſste, da es
ihm mit einem das erste
Mal nicht gelang. Doch
kann ich nicht glauben,
daſs einem, der die Menge
des Feuers zu der Menge
des Materials richtig
bemiſst, im Groſsen wie im Kleinen dies nicht gelingen sollte. Ich
sage zwar nicht, daſs, wenn ich so etwas zu machen hätte, ich mir
anmaſsen würde, das zu wissen, was andere nicht wissen, aber so weit
es den Feuerkanal und den Feuerraum anlangt, so würde ich
denselben so groſs machen, daſs ihm die Flammen nicht fehlen würden.
Um es aber noch besser zu machen, würde ich deren zwei anlegen
(Fig. 17), so daſs jeder für sich die Flammen nach dem Schmelz-
raume bringe, in der Weise, daſs sie beim Eintritte in das Innere
voneinander getrennt wären, dann aber sich verbänden und Eins
würden. Denn ich weis wohl, daſs, wenn die Kanäle sich begegnen
würden, die Flammen sich beeinträchtigen, und in ihrem Laufe, um
auf die Bronze zu schlagen, sich hindern würden dadurch, daſs sie
sich einander vertrieben.
Damit Ihr aber das, was ich Euch sage, besser versteht, zeige
ich Euch hier in einer Zeichnung den Grundriſs des Ofens, wie ich
ihn machen würde, Fig. 17.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/138>, abgerufen am 23.11.2024.
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