dem Namen der Schmiedestadt (Kusnezkaja Sloboda) bekannt und ein Ukas dieses Monarchen verordnet, dass bloss Schmiede in demselben wohnen durften. Diese Schmiedestadt hatte besondere Vorrechte. 1619 wurde sie von allen Steuern und Frohndiensten befreit; auch sollten ihre Bewohner nicht unter der Gerichtsbarkeit des Wojwoden stehen, ausgenommen im Falle eines Diebstahls. Eine Urkunde von 1640 erlässt ihnen die Einquartierung und verstattet ihnen, in ihren Häusern Bier und Meth zu brauen. Ein Ukas von 1674 befiehlt sogar, alle und jede zur Schmiedarbeit geschickten Leute im ganzen Reiche aufzusuchen und sie der Kusnezkaja Sloboda einzuverleiben. So ward aus Tula der erste und vorzüglichste Sitz der Eisenindustrie Russlands.
Um das Jahr 1674 gab es, von den Bauernschmieden abgesehen, nur vier grössere Eisenhütten. Von diesen gehörte nur die kleinste dem Zaren. Die wichtigste wurde von einem Dänen Marselis betrieben, eine andre gehörte einem Holländer Akema und die dritte war einem gewissen Rosenbusch überlassen, der dem Zaren dafür jährlich eine bestimmte Anzahl Kanonen und Kriegsgerätschaften liefern musste. Marselis verfertigte auf seiner Eisenhütte Stangen- eisen, grobes Geschütz, Säbelklingen, Gestelle zu Thüren und Fenstern, gegossene Eisenplatten und dergleichen. Seine Werke waren nicht nur von allen Auflagen befreit, sondern der Zar hatte ihm 400 Bauern als Arbeiter geschenkt. -- Akema lieferte zwar keine Guss- waren, aber desto besseres geschmiedetes Eisen, daher er im Handel auf jedes Pud einen Griwen mehr erhielt als Marselis. Sein feines Stangeneisen besonders war so weich und zähe, dass man jede Stange ohne Mühe im Zirkel biegen konnte. Auch wurden hier Anker ver- fertigt. Er genoss die nämlichen Privilegien wie Marselis, und hatte ebenfalls 200 Bauern vom Zar geschenkt erhalten. Stahl wurde nur in den Bauernöfen erzeugt. Hermann giebt die russische Eisen- produktion im Jahre 1674 -- abgesehen von den Bauernöfen -- auf nur 150000 Pud (3000 Tonnen) an.
Das meiste Eisen für den gewöhnlichen Bedarf wurde noch in den zahlreichen Bauernschmieden, welche in den Gouvernements Archangel, Olonez, Wologda, Wjätka, Kastroma, an der Wolga und in Sibirien verbreitet waren, angefertigt. Die russischen Bauern zeigten ein grosses Geschick in der Verarbeitung des Eisens, und es gab ganze Ortschaften, die nur von Schmied- und Schlosserarbeiten lebten. Ihre Kramwaren waren von vorzüglicher Güte und gingen bis nach Persien. Ebenso waren Spielwaren von Eisen sehr beliebt,
Ruſsland im 17. Jahrhundert.
dem Namen der Schmiedestadt (Kusnezkaja Sloboda) bekannt und ein Ukas dieses Monarchen verordnet, daſs bloſs Schmiede in demselben wohnen durften. Diese Schmiedestadt hatte besondere Vorrechte. 1619 wurde sie von allen Steuern und Frohndiensten befreit; auch sollten ihre Bewohner nicht unter der Gerichtsbarkeit des Wojwoden stehen, ausgenommen im Falle eines Diebstahls. Eine Urkunde von 1640 erläſst ihnen die Einquartierung und verstattet ihnen, in ihren Häusern Bier und Meth zu brauen. Ein Ukas von 1674 befiehlt sogar, alle und jede zur Schmiedarbeit geschickten Leute im ganzen Reiche aufzusuchen und sie der Kusnezkaja Sloboda einzuverleiben. So ward aus Tula der erste und vorzüglichste Sitz der Eisenindustrie Ruſslands.
Um das Jahr 1674 gab es, von den Bauernschmieden abgesehen, nur vier gröſsere Eisenhütten. Von diesen gehörte nur die kleinste dem Zaren. Die wichtigste wurde von einem Dänen Marselis betrieben, eine andre gehörte einem Holländer Akema und die dritte war einem gewissen Rosenbusch überlassen, der dem Zaren dafür jährlich eine bestimmte Anzahl Kanonen und Kriegsgerätschaften liefern muſste. Marselis verfertigte auf seiner Eisenhütte Stangen- eisen, grobes Geschütz, Säbelklingen, Gestelle zu Thüren und Fenstern, gegossene Eisenplatten und dergleichen. Seine Werke waren nicht nur von allen Auflagen befreit, sondern der Zar hatte ihm 400 Bauern als Arbeiter geschenkt. — Akema lieferte zwar keine Guſs- waren, aber desto besseres geschmiedetes Eisen, daher er im Handel auf jedes Pud einen Griwen mehr erhielt als Marselis. Sein feines Stangeneisen besonders war so weich und zähe, daſs man jede Stange ohne Mühe im Zirkel biegen konnte. Auch wurden hier Anker ver- fertigt. Er genoſs die nämlichen Privilegien wie Marselis, und hatte ebenfalls 200 Bauern vom Zar geschenkt erhalten. Stahl wurde nur in den Bauernöfen erzeugt. Hermann giebt die russische Eisen- produktion im Jahre 1674 — abgesehen von den Bauernöfen — auf nur 150000 Pud (3000 Tonnen) an.
Das meiste Eisen für den gewöhnlichen Bedarf wurde noch in den zahlreichen Bauernschmieden, welche in den Gouvernements Archangel, Olonez, Wologda, Wjätka, Kastroma, an der Wolga und in Sibirien verbreitet waren, angefertigt. Die russischen Bauern zeigten ein groſses Geschick in der Verarbeitung des Eisens, und es gab ganze Ortschaften, die nur von Schmied- und Schlosserarbeiten lebten. Ihre Kramwaren waren von vorzüglicher Güte und gingen bis nach Persien. Ebenso waren Spielwaren von Eisen sehr beliebt,
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Ruſsland im 17. Jahrhundert.
dem Namen der Schmiedestadt (Kusnezkaja Sloboda) bekannt und ein
Ukas dieses Monarchen verordnet, daſs bloſs Schmiede in demselben
wohnen durften. Diese Schmiedestadt hatte besondere Vorrechte.
1619 wurde sie von allen Steuern und Frohndiensten befreit; auch
sollten ihre Bewohner nicht unter der Gerichtsbarkeit des Wojwoden
stehen, ausgenommen im Falle eines Diebstahls. Eine Urkunde von
1640 erläſst ihnen die Einquartierung und verstattet ihnen, in ihren
Häusern Bier und Meth zu brauen. Ein Ukas von 1674 befiehlt
sogar, alle und jede zur Schmiedarbeit geschickten Leute im ganzen
Reiche aufzusuchen und sie der Kusnezkaja Sloboda einzuverleiben.
So ward aus Tula der erste und vorzüglichste Sitz der Eisenindustrie
Ruſslands.
Um das Jahr 1674 gab es, von den Bauernschmieden abgesehen,
nur vier gröſsere Eisenhütten. Von diesen gehörte nur die kleinste
dem Zaren. Die wichtigste wurde von einem Dänen Marselis
betrieben, eine andre gehörte einem Holländer Akema und die
dritte war einem gewissen Rosenbusch überlassen, der dem Zaren
dafür jährlich eine bestimmte Anzahl Kanonen und Kriegsgerätschaften
liefern muſste. Marselis verfertigte auf seiner Eisenhütte Stangen-
eisen, grobes Geschütz, Säbelklingen, Gestelle zu Thüren und Fenstern,
gegossene Eisenplatten und dergleichen. Seine Werke waren nicht
nur von allen Auflagen befreit, sondern der Zar hatte ihm 400
Bauern als Arbeiter geschenkt. — Akema lieferte zwar keine Guſs-
waren, aber desto besseres geschmiedetes Eisen, daher er im Handel
auf jedes Pud einen Griwen mehr erhielt als Marselis. Sein feines
Stangeneisen besonders war so weich und zähe, daſs man jede Stange
ohne Mühe im Zirkel biegen konnte. Auch wurden hier Anker ver-
fertigt. Er genoſs die nämlichen Privilegien wie Marselis, und hatte
ebenfalls 200 Bauern vom Zar geschenkt erhalten. Stahl wurde nur
in den Bauernöfen erzeugt. Hermann giebt die russische Eisen-
produktion im Jahre 1674 — abgesehen von den Bauernöfen — auf
nur 150000 Pud (3000 Tonnen) an.
Das meiste Eisen für den gewöhnlichen Bedarf wurde noch in
den zahlreichen Bauernschmieden, welche in den Gouvernements
Archangel, Olonez, Wologda, Wjätka, Kastroma, an der Wolga und
in Sibirien verbreitet waren, angefertigt. Die russischen Bauern
zeigten ein groſses Geschick in der Verarbeitung des Eisens, und es
gab ganze Ortschaften, die nur von Schmied- und Schlosserarbeiten
lebten. Ihre Kramwaren waren von vorzüglicher Güte und gingen
bis nach Persien. Ebenso waren Spielwaren von Eisen sehr beliebt,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1325>, abgerufen am 25.11.2024.
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