Seine Gehülfen waren der Berggeschworene und der Bergvogt. Alle das Berg- und Hüttenwesen betreffende Civil- und Kriminal- sachen wurden nicht von dem gewöhnlichen Gericht, sondern von einem besondern Berggericht abgeurteilt. Dies kam in jedem Distrikt einmal im Jahre, nach vorhergegangener zehnwöchentlicher Anzeige von allen Kanzeln, zusammen und hiess "Bergsting". Es bestand aus 7 bis 12 Beisitzern und dem Bergmeister als Wortführer. Das Bergsting entschied aber nicht allein über Klagesachen, sondern besorgte auch die Einträge von Vorschüssen der Bergleute auf ihren Hemman, so wie die Eintragung aller neu eingestellter oder an- gemeldeter Arbeiter.
Die vortreffliche Organisation des Berg- und Hüttenwesens in Schweden gab der Eisenindustrie eine Sicherheit und eine Stetigkeit der Entwickelung, wie wir sie in keinem andern Lande finden und dies trug wesentlich dazu bei, dass sich das schwedische Eisen den Weltmarkt eroberte.
Die älteren schwedischen Hochöfen entsprachen nach Garneys Annahme den deutschen Stück- oder Flossöfen (Blauöfen) und hatten eine Höhe von 12 bis 14 höchstens 20 Fuss. Einen neuen Aufschwung erhielt die Hochofenindustrie durch Louis de Geer und den Berg- meister Steffens. Eine Hauptverbesserung der Deutschen scheint die Anlage von Spannteichen gewesen zu sein, wodurch man den Hoch- ofen zu jeder Jahreszeit und längere Zeit hindurch betreiben konnte.
Während die alten Öfen 5 bis 12 bis 16 Wochen gingen, konnte in den neuen Öfen 20 bis 30 Wochen geblasen werden.
Die Hochöfen erhielten von den Franzosen eine andere Kon- struktion. Bergmeister Steffens erwähnt in einer Relation von 1646, dass damals die Hochöfen "in kaufmännischer Art" gebaut worden seien. Ferner führt Steffens im östlichen Bergrevier Hochöfen an, welche schon früher "in französischer Art" gebaut worden seien1), nämlich die Ulfshütte 1625, die Norshütte 1644, Nisshütte 1638, Norn 1637.
Der Unterschied der wallonischen oder französischen Öfen von den deutschen bestand aber hauptsächlich darin, dass erstere durch- aus von Stein gebaut, während letztere zum Teil aus Lehm gestampft waren. Dazu war guter Grund und ein besseres Fundament nötig. Die Öfen hatten einen geräumigen, zirkelförmigen Schacht, die Rast begann 3/4 Ellen unter Mittelhöhe. Der Ofen war nicht am Berg
1) Siehe Garney, Abhandlung von Bau und Betrieb der Hochöfen in Schweden, deutsch von Blumhof, Freiberg 1800 I, S. 14.
Schweden im 17. Jahrhundert.
Seine Gehülfen waren der Berggeschworene und der Bergvogt. Alle das Berg- und Hüttenwesen betreffende Civil- und Kriminal- sachen wurden nicht von dem gewöhnlichen Gericht, sondern von einem besondern Berggericht abgeurteilt. Dies kam in jedem Distrikt einmal im Jahre, nach vorhergegangener zehnwöchentlicher Anzeige von allen Kanzeln, zusammen und hieſs „Bergsting“. Es bestand aus 7 bis 12 Beisitzern und dem Bergmeister als Wortführer. Das Bergsting entschied aber nicht allein über Klagesachen, sondern besorgte auch die Einträge von Vorschüssen der Bergleute auf ihren Hemman, so wie die Eintragung aller neu eingestellter oder an- gemeldeter Arbeiter.
Die vortreffliche Organisation des Berg- und Hüttenwesens in Schweden gab der Eisenindustrie eine Sicherheit und eine Stetigkeit der Entwickelung, wie wir sie in keinem andern Lande finden und dies trug wesentlich dazu bei, daſs sich das schwedische Eisen den Weltmarkt eroberte.
Die älteren schwedischen Hochöfen entsprachen nach Garneys Annahme den deutschen Stück- oder Floſsöfen (Blauöfen) und hatten eine Höhe von 12 bis 14 höchstens 20 Fuſs. Einen neuen Aufschwung erhielt die Hochofenindustrie durch Louis de Geer und den Berg- meister Steffens. Eine Hauptverbesserung der Deutschen scheint die Anlage von Spannteichen gewesen zu sein, wodurch man den Hoch- ofen zu jeder Jahreszeit und längere Zeit hindurch betreiben konnte.
Während die alten Öfen 5 bis 12 bis 16 Wochen gingen, konnte in den neuen Öfen 20 bis 30 Wochen geblasen werden.
Die Hochöfen erhielten von den Franzosen eine andere Kon- struktion. Bergmeister Steffens erwähnt in einer Relation von 1646, daſs damals die Hochöfen „in kaufmännischer Art“ gebaut worden seien. Ferner führt Steffens im östlichen Bergrevier Hochöfen an, welche schon früher „in französischer Art“ gebaut worden seien1), nämlich die Ulfshütte 1625, die Norshütte 1644, Niſshütte 1638, Norn 1637.
Der Unterschied der wallonischen oder französischen Öfen von den deutschen bestand aber hauptsächlich darin, daſs erstere durch- aus von Stein gebaut, während letztere zum Teil aus Lehm gestampft waren. Dazu war guter Grund und ein besseres Fundament nötig. Die Öfen hatten einen geräumigen, zirkelförmigen Schacht, die Rast begann ¾ Ellen unter Mittelhöhe. Der Ofen war nicht am Berg
1) Siehe Garney, Abhandlung von Bau und Betrieb der Hochöfen in Schweden, deutsch von Blumhof, Freiberg 1800 I, S. 14.
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Schweden im 17. Jahrhundert.
Seine Gehülfen waren der Berggeschworene und der Bergvogt.
Alle das Berg- und Hüttenwesen betreffende Civil- und Kriminal-
sachen wurden nicht von dem gewöhnlichen Gericht, sondern von
einem besondern Berggericht abgeurteilt. Dies kam in jedem
Distrikt einmal im Jahre, nach vorhergegangener zehnwöchentlicher
Anzeige von allen Kanzeln, zusammen und hieſs „Bergsting“. Es
bestand aus 7 bis 12 Beisitzern und dem Bergmeister als Wortführer.
Das Bergsting entschied aber nicht allein über Klagesachen, sondern
besorgte auch die Einträge von Vorschüssen der Bergleute auf ihren
Hemman, so wie die Eintragung aller neu eingestellter oder an-
gemeldeter Arbeiter.
Die vortreffliche Organisation des Berg- und Hüttenwesens in
Schweden gab der Eisenindustrie eine Sicherheit und eine Stetigkeit
der Entwickelung, wie wir sie in keinem andern Lande finden und
dies trug wesentlich dazu bei, daſs sich das schwedische Eisen den
Weltmarkt eroberte.
Die älteren schwedischen Hochöfen entsprachen nach Garneys
Annahme den deutschen Stück- oder Floſsöfen (Blauöfen) und hatten
eine Höhe von 12 bis 14 höchstens 20 Fuſs. Einen neuen Aufschwung
erhielt die Hochofenindustrie durch Louis de Geer und den Berg-
meister Steffens. Eine Hauptverbesserung der Deutschen scheint die
Anlage von Spannteichen gewesen zu sein, wodurch man den Hoch-
ofen zu jeder Jahreszeit und längere Zeit hindurch betreiben konnte.
Während die alten Öfen 5 bis 12 bis 16 Wochen gingen, konnte
in den neuen Öfen 20 bis 30 Wochen geblasen werden.
Die Hochöfen erhielten von den Franzosen eine andere Kon-
struktion. Bergmeister Steffens erwähnt in einer Relation von 1646,
daſs damals die Hochöfen „in kaufmännischer Art“ gebaut worden
seien. Ferner führt Steffens im östlichen Bergrevier Hochöfen an,
welche schon früher „in französischer Art“ gebaut worden seien 1),
nämlich die Ulfshütte 1625, die Norshütte 1644, Niſshütte 1638,
Norn 1637.
Der Unterschied der wallonischen oder französischen Öfen von
den deutschen bestand aber hauptsächlich darin, daſs erstere durch-
aus von Stein gebaut, während letztere zum Teil aus Lehm gestampft
waren. Dazu war guter Grund und ein besseres Fundament nötig.
Die Öfen hatten einen geräumigen, zirkelförmigen Schacht, die Rast
begann ¾ Ellen unter Mittelhöhe. Der Ofen war nicht am Berg
1) Siehe Garney, Abhandlung von Bau und Betrieb der Hochöfen in
Schweden, deutsch von Blumhof, Freiberg 1800 I, S. 14.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1320>, abgerufen am 25.11.2024.
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