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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
nicht imstande waren, ohne die Mildthätigkeit ihrer Nachbarn zu
leben, so arm war die geringere Bevölkerung. Die ganze Ausrüstung
und Bewaffnung der Stadt bestand damals aus einigen Brustpanzern,
Eisenhüten, Musketen und Schwertern (Hunter's Hallamshire).

1624 wurde erst die Sheffielder Messerschmiedgilde privilegiert.
In der Urkunde heisst es: dass die Personen dieses Gewerbes nicht
nur grossen Ruf wegen ihrer Geschicklichkeit und ihrer Kenntnisse
in dieser Branche erlangt hätten, sondern auch vielen Armen und
deren Familien Nahrung gaben, indem sie ihnen Gelegenheit boten,
in den Messerschmieden als Tagelöhner zu arbeiten, während sie sonst
nur schwer Verdienst finden würden, und dass sie Messer mit den
besten Schneiden gemacht hätten, mit denen sie den grössten Teil
des Königreichs und auch fremde Länder versorgten.

In demselben Jahre wurde eine Ordnung für Messer, Sicheln,
Scheren (shears and scissors) und andere Messerwaren in Hallam-
shire erlassen. 1638 soll erst mit der Fabrikation von Rasiermessern
und Feilen in Sheffield begonnen worden sein.

1650 wurde die Fabrikation von Einschlagmessern (clasp- or
spring-knives) von flandrischen Arbeitern eingeführt. Man nannte
sie im Norden Jocteleg, eine Korruption von Jacques de Liege, einem
berühmten Messerschmied, dessen Messer in ganz Europa berühmt
waren, wie die von Rogers oder Mappin in unserem Jahrhundert.
Auch die Fabrikation der Sensen und Sicheln war aus dem Flämi-
schen gekommen; erstere hatte ihren Hauptsitz in Norton, letztere
in Eckington aufgeschlagen. In London war 1683 Thomas Matthews
ein berühmter Messerschmied.

Die Nagelfabrikation blühte vornehmlich in Mittel-England. Wenn
Dud Dudley angiebt, dass in einem Umkreise von 10 Meilen von Dud-
ley-Castle 20000 Eisenschmiede wohnten, so erklärt sich diese grosse
Zahl durch die vielen Nagelschmiede jener Gegend. Im 17. Jahr-
hundert bediente man sich bereits der Walz- und Schneidmühlen zur
Herstellung des Nageleisens in England. Die Nachrichten über die
Einführung derselben sind widersprechend. Nach der einen sollen
die ersten Eisenspaltereien Ende des 16. Jahrhunderts von dem Con-
tinent eingeführt worden sein. Serivenor sagt, dass nach Gough's
Camden ein gewisser Godfrey Bochs von Lüttich zu Dartford 1590 die
erste Eisenspalterei angelegt habe. Nach anderen habe der Gründer
der Familie Toby in Stourbridge, der als Musikant in Schweden
gereist sei, die erste Eisenspalterei nach England gebracht. Er war
zuerst nur Nagelhändler, dann aber Schmiedemeister und starb 1657,

England im 17. Jahrhundert.
nicht imstande waren, ohne die Mildthätigkeit ihrer Nachbarn zu
leben, so arm war die geringere Bevölkerung. Die ganze Ausrüstung
und Bewaffnung der Stadt bestand damals aus einigen Brustpanzern,
Eisenhüten, Musketen und Schwertern (Hunter’s Hallamshire).

1624 wurde erst die Sheffielder Messerschmiedgilde privilegiert.
In der Urkunde heiſst es: daſs die Personen dieses Gewerbes nicht
nur groſsen Ruf wegen ihrer Geschicklichkeit und ihrer Kenntnisse
in dieser Branche erlangt hätten, sondern auch vielen Armen und
deren Familien Nahrung gaben, indem sie ihnen Gelegenheit boten,
in den Messerschmieden als Tagelöhner zu arbeiten, während sie sonst
nur schwer Verdienst finden würden, und daſs sie Messer mit den
besten Schneiden gemacht hätten, mit denen sie den gröſsten Teil
des Königreichs und auch fremde Länder versorgten.

In demselben Jahre wurde eine Ordnung für Messer, Sicheln,
Scheren (shears and scissors) und andere Messerwaren in Hallam-
shire erlassen. 1638 soll erst mit der Fabrikation von Rasiermessern
und Feilen in Sheffield begonnen worden sein.

1650 wurde die Fabrikation von Einschlagmessern (clasp- or
spring-knives) von flandrischen Arbeitern eingeführt. Man nannte
sie im Norden Jocteleg, eine Korruption von Jacques de Liège, einem
berühmten Messerschmied, dessen Messer in ganz Europa berühmt
waren, wie die von Rogers oder Mappin in unserem Jahrhundert.
Auch die Fabrikation der Sensen und Sicheln war aus dem Flämi-
schen gekommen; erstere hatte ihren Hauptsitz in Norton, letztere
in Eckington aufgeschlagen. In London war 1683 Thomas Matthews
ein berühmter Messerschmied.

Die Nagelfabrikation blühte vornehmlich in Mittel-England. Wenn
Dud Dudley angiebt, daſs in einem Umkreise von 10 Meilen von Dud-
ley-Castle 20000 Eisenschmiede wohnten, so erklärt sich diese groſse
Zahl durch die vielen Nagelschmiede jener Gegend. Im 17. Jahr-
hundert bediente man sich bereits der Walz- und Schneidmühlen zur
Herstellung des Nageleisens in England. Die Nachrichten über die
Einführung derselben sind widersprechend. Nach der einen sollen
die ersten Eisenspaltereien Ende des 16. Jahrhunderts von dem Con-
tinent eingeführt worden sein. Serivenor sagt, daſs nach Gough’s
Camden ein gewisser Godfrey Bochs von Lüttich zu Dartford 1590 die
erste Eisenspalterei angelegt habe. Nach anderen habe der Gründer
der Familie Toby in Stourbridge, der als Musikant in Schweden
gereist sei, die erste Eisenspalterei nach England gebracht. Er war
zuerst nur Nagelhändler, dann aber Schmiedemeister und starb 1657,

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[1282/1304] England im 17. Jahrhundert. nicht imstande waren, ohne die Mildthätigkeit ihrer Nachbarn zu leben, so arm war die geringere Bevölkerung. Die ganze Ausrüstung und Bewaffnung der Stadt bestand damals aus einigen Brustpanzern, Eisenhüten, Musketen und Schwertern (Hunter’s Hallamshire). 1624 wurde erst die Sheffielder Messerschmiedgilde privilegiert. In der Urkunde heiſst es: daſs die Personen dieses Gewerbes nicht nur groſsen Ruf wegen ihrer Geschicklichkeit und ihrer Kenntnisse in dieser Branche erlangt hätten, sondern auch vielen Armen und deren Familien Nahrung gaben, indem sie ihnen Gelegenheit boten, in den Messerschmieden als Tagelöhner zu arbeiten, während sie sonst nur schwer Verdienst finden würden, und daſs sie Messer mit den besten Schneiden gemacht hätten, mit denen sie den gröſsten Teil des Königreichs und auch fremde Länder versorgten. In demselben Jahre wurde eine Ordnung für Messer, Sicheln, Scheren (shears and scissors) und andere Messerwaren in Hallam- shire erlassen. 1638 soll erst mit der Fabrikation von Rasiermessern und Feilen in Sheffield begonnen worden sein. 1650 wurde die Fabrikation von Einschlagmessern (clasp- or spring-knives) von flandrischen Arbeitern eingeführt. Man nannte sie im Norden Jocteleg, eine Korruption von Jacques de Liège, einem berühmten Messerschmied, dessen Messer in ganz Europa berühmt waren, wie die von Rogers oder Mappin in unserem Jahrhundert. Auch die Fabrikation der Sensen und Sicheln war aus dem Flämi- schen gekommen; erstere hatte ihren Hauptsitz in Norton, letztere in Eckington aufgeschlagen. In London war 1683 Thomas Matthews ein berühmter Messerschmied. Die Nagelfabrikation blühte vornehmlich in Mittel-England. Wenn Dud Dudley angiebt, daſs in einem Umkreise von 10 Meilen von Dud- ley-Castle 20000 Eisenschmiede wohnten, so erklärt sich diese groſse Zahl durch die vielen Nagelschmiede jener Gegend. Im 17. Jahr- hundert bediente man sich bereits der Walz- und Schneidmühlen zur Herstellung des Nageleisens in England. Die Nachrichten über die Einführung derselben sind widersprechend. Nach der einen sollen die ersten Eisenspaltereien Ende des 16. Jahrhunderts von dem Con- tinent eingeführt worden sein. Serivenor sagt, daſs nach Gough’s Camden ein gewisser Godfrey Bochs von Lüttich zu Dartford 1590 die erste Eisenspalterei angelegt habe. Nach anderen habe der Gründer der Familie Toby in Stourbridge, der als Musikant in Schweden gereist sei, die erste Eisenspalterei nach England gebracht. Er war zuerst nur Nagelhändler, dann aber Schmiedemeister und starb 1657,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1304>, abgerufen am 25.11.2024.