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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
Erfolg erzielte, verwendete man denselben zu anderen Feuerungs-
zwecken, namentlich in der Bierbrauerei.

Über eine Methode der Verkokung von Steinkohlen in Tiegeln
giebt Evelyn in einem Tagebuch aus jener Zeit einen interessanten
Bericht: "Ich reiste nach Hause über Greenwich Ferry, wo ich Sir John
Winters neues Verfahren, Steinkohle zu verkoken, um den Schwefel aus-
zubrennen und sie geruchlos zu machen, kennen lernte. Er that dies
in Tiegeln, wie sie die Glasmacher zum Schmelzen brauchen, indem er
sie glühte, ohne sie zu verbrennen. In den Kohlen in jedem Tiegel stak
ein eiserner Harken, mittelst dessen man die geschmolzenen, halbaus-
gebrannten Cinder heraushob." -- Dies Produkt nannte er cooked
coal. Aber auch dieses Unternehmen hatte keinen Erfolg.

Trotzdem gab man die Hoffnung nicht auf, den richtigen Weg
noch zu finden. In diesem Sinne schrieb Dr. Fuller 1662: "Es ist
zu hoffen, dass man noch einmal den richtigen Weg findet, Steinkohle
so zu verkohlen, dass man sie zur Eisenbereitung verwenden kann.
Es sind nicht alle Dinge in einem Menschenalter gefunden worden,
und dies mag der Zukunft vorbehalten sein, in der das vielleicht
leicht erscheinen mag, was uns gegenwärtig unmöglich scheint." Die
Erfüllung dieser Hoffnung liess aber noch geraume Zeit auf sich
warten.

Nachdem Dudley aufgehört hatte, das Ziel weiter zu verfolgen,
hören wir nur noch von einem Deutschen, einem Mr. Blewstone, der
Eisen mit Hülfe von Steinkohlen darzustellen versuchte.

Dr. Plot berichtet darüber in seiner Geschichte von Stafford-
shire 1).

Er erbaute einen Ofen zu Wednesbury in Staffordshire, "so geist-
reich eingerichtet, dass nur die Flamme der Kohlen an das Erz ge-
langen konnte 2)." Es war also ein Flammofen und Blewstone
wandelte auf derselben falschen Fährte wie alle die früheren Erfinder
ausser Dud Dudley. Der Ausgang war denn auch ein Misserfolg.
"Die schwefligen, vitriolischen Dämpfe, die von den Kiesen, welche
die Kohlen meist, wenn nicht immer, begleiten, herrührten, entwichen
mit der Flamme und vergifteten das Erz genügend, um es weit
schlechter als Holzkohleneisen zu machen."


1) The Natural History of Staffordshire by Robert Plot, L. L. D. Oxford
1686, p. 128.
2) Das Patent von Karl II. vom 25. Oktober 1677 war erteilt "auf ein neues
und wirksames Verfahren des Ausschmelzens, Schmiedens, Extrahierens und Redu-
zierens des Eisens und aller Materialien mit Steinkohlen, so gut und erfolgreich
wie jemals mit Holzkohlen und mit weit geringeren Kosten".

England im 17. Jahrhundert.
Erfolg erzielte, verwendete man denselben zu anderen Feuerungs-
zwecken, namentlich in der Bierbrauerei.

Über eine Methode der Verkokung von Steinkohlen in Tiegeln
giebt Evelyn in einem Tagebuch aus jener Zeit einen interessanten
Bericht: „Ich reiste nach Hause über Greenwich Ferry, wo ich Sir John
Winters neues Verfahren, Steinkohle zu verkoken, um den Schwefel aus-
zubrennen und sie geruchlos zu machen, kennen lernte. Er that dies
in Tiegeln, wie sie die Glasmacher zum Schmelzen brauchen, indem er
sie glühte, ohne sie zu verbrennen. In den Kohlen in jedem Tiegel stak
ein eiserner Harken, mittelst dessen man die geschmolzenen, halbaus-
gebrannten Cinder heraushob.“ — Dies Produkt nannte er cooked
coal. Aber auch dieses Unternehmen hatte keinen Erfolg.

Trotzdem gab man die Hoffnung nicht auf, den richtigen Weg
noch zu finden. In diesem Sinne schrieb Dr. Fuller 1662: „Es ist
zu hoffen, daſs man noch einmal den richtigen Weg findet, Steinkohle
so zu verkohlen, daſs man sie zur Eisenbereitung verwenden kann.
Es sind nicht alle Dinge in einem Menschenalter gefunden worden,
und dies mag der Zukunft vorbehalten sein, in der das vielleicht
leicht erscheinen mag, was uns gegenwärtig unmöglich scheint.“ Die
Erfüllung dieser Hoffnung lieſs aber noch geraume Zeit auf sich
warten.

Nachdem Dudley aufgehört hatte, das Ziel weiter zu verfolgen,
hören wir nur noch von einem Deutschen, einem Mr. Blewstone, der
Eisen mit Hülfe von Steinkohlen darzustellen versuchte.

Dr. Plot berichtet darüber in seiner Geschichte von Stafford-
shire 1).

Er erbaute einen Ofen zu Wednesbury in Staffordshire, „so geist-
reich eingerichtet, daſs nur die Flamme der Kohlen an das Erz ge-
langen konnte 2).“ Es war also ein Flammofen und Blewstone
wandelte auf derselben falschen Fährte wie alle die früheren Erfinder
auſser Dud Dudley. Der Ausgang war denn auch ein Miſserfolg.
„Die schwefligen, vitriolischen Dämpfe, die von den Kiesen, welche
die Kohlen meist, wenn nicht immer, begleiten, herrührten, entwichen
mit der Flamme und vergifteten das Erz genügend, um es weit
schlechter als Holzkohleneisen zu machen.“


1) The Natural History of Staffordshire by Robert Plot, L. L. D. Oxford
1686, p. 128.
2) Das Patent von Karl II. vom 25. Oktober 1677 war erteilt „auf ein neues
und wirksames Verfahren des Ausschmelzens, Schmiedens, Extrahierens und Redu-
zierens des Eisens und aller Materialien mit Steinkohlen, so gut und erfolgreich
wie jemals mit Holzkohlen und mit weit geringeren Kosten“.
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[1270/1292] England im 17. Jahrhundert. Erfolg erzielte, verwendete man denselben zu anderen Feuerungs- zwecken, namentlich in der Bierbrauerei. Über eine Methode der Verkokung von Steinkohlen in Tiegeln giebt Evelyn in einem Tagebuch aus jener Zeit einen interessanten Bericht: „Ich reiste nach Hause über Greenwich Ferry, wo ich Sir John Winters neues Verfahren, Steinkohle zu verkoken, um den Schwefel aus- zubrennen und sie geruchlos zu machen, kennen lernte. Er that dies in Tiegeln, wie sie die Glasmacher zum Schmelzen brauchen, indem er sie glühte, ohne sie zu verbrennen. In den Kohlen in jedem Tiegel stak ein eiserner Harken, mittelst dessen man die geschmolzenen, halbaus- gebrannten Cinder heraushob.“ — Dies Produkt nannte er cooked coal. Aber auch dieses Unternehmen hatte keinen Erfolg. Trotzdem gab man die Hoffnung nicht auf, den richtigen Weg noch zu finden. In diesem Sinne schrieb Dr. Fuller 1662: „Es ist zu hoffen, daſs man noch einmal den richtigen Weg findet, Steinkohle so zu verkohlen, daſs man sie zur Eisenbereitung verwenden kann. Es sind nicht alle Dinge in einem Menschenalter gefunden worden, und dies mag der Zukunft vorbehalten sein, in der das vielleicht leicht erscheinen mag, was uns gegenwärtig unmöglich scheint.“ Die Erfüllung dieser Hoffnung lieſs aber noch geraume Zeit auf sich warten. Nachdem Dudley aufgehört hatte, das Ziel weiter zu verfolgen, hören wir nur noch von einem Deutschen, einem Mr. Blewstone, der Eisen mit Hülfe von Steinkohlen darzustellen versuchte. Dr. Plot berichtet darüber in seiner Geschichte von Stafford- shire 1). Er erbaute einen Ofen zu Wednesbury in Staffordshire, „so geist- reich eingerichtet, daſs nur die Flamme der Kohlen an das Erz ge- langen konnte 2).“ Es war also ein Flammofen und Blewstone wandelte auf derselben falschen Fährte wie alle die früheren Erfinder auſser Dud Dudley. Der Ausgang war denn auch ein Miſserfolg. „Die schwefligen, vitriolischen Dämpfe, die von den Kiesen, welche die Kohlen meist, wenn nicht immer, begleiten, herrührten, entwichen mit der Flamme und vergifteten das Erz genügend, um es weit schlechter als Holzkohleneisen zu machen.“ 1) The Natural History of Staffordshire by Robert Plot, L. L. D. Oxford 1686, p. 128. 2) Das Patent von Karl II. vom 25. Oktober 1677 war erteilt „auf ein neues und wirksames Verfahren des Ausschmelzens, Schmiedens, Extrahierens und Redu- zierens des Eisens und aller Materialien mit Steinkohlen, so gut und erfolgreich wie jemals mit Holzkohlen und mit weit geringeren Kosten“.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1292>, abgerufen am 23.11.2024.