engagiert hatte. Mit seiner Erfindung hatte John Copley aber keinen Erfolg, so dass er sie 1657 aufgab und nach Irland ging. Seit jener Zeit wollte sich niemand mehr mit dem Schmelzen von Eisen mittelst Steinkohlen befassen.
Im Jahre 1660 hatte die Republik ein Ende, Karl II. kehrte als König zurück. Jetzt glaubte Dudley, obgleich schon 61 Jahre alt, den Augenblick gekommen, seine Erfindung mit Erfolg ausbeuten zu können.
"Von Mitleid bewegt, dass kein Mensch im Stande sei, das Meister- stück, Eisen mit Steinkohle zu schmelzen zu machen", wandte er sich sofort am Tage der Landung des Königs mit einem Bittgesuch an diesen, ihn wieder in seinen Besitz einzusetzen und ihm sein Patent auf seine Erfindung zu erneuern. Aber der König nahm nur wenig Interesse an der Sache und seine Minister liessen dieselbe ganz liegen, erteilten vielmehr einem Colonel Proger und drei anderen ein Patent für dieselbe Sache, das sie aber nicht ausführten, da sie nichts davon verstanden. Dudleys Hoffnungen erlitten von Neuem Schiffbruch.
In dieser Lage und in der entsprechenden Stimmung verfasste Dudley im Jahre 1665 seine Schrift Metallum Martis oder die Eisen- bereitung mit Steinkohlen 1). Die erste Abteilung, welche mehr historisch ist und aus der wir unsere obigen Mitteilungen geschöpft haben, enthält eine Rechtfertigung seines Handelns und eine Er- klärung seines Misserfolges, die zweite enthält einen Aufruf, unter Darlegung der grossen Wichtigkeit der Sache für das Gemeinwohl, an die Nation und an die Regierung. Aus diesem Schlussteil heben wir nur noch einiges technisch Wichtige hervor. Er beginnt damit, dass seine Erfindung die Dreiheit der Anforderungen: mehr, billiger und besser, erfülle. Dreierlei Roheisensorten gäbe es: Graues, halbiertes (motley iron) und weisses Eisen; von diesen sei das weisse das wenigst reine, erdigste, das halbierte etwas reiner, das graue das reinste und am geeignetsten, Schmiedeisen daraus zu machen und Geschütze damit zu giessen: Letzteres ist die Sorte, welche am meisten bei Steinkohle fällt. -- Billigeres Eisen kann es nicht geben; der Ver- fasser konnte es 1623 mit Gewinn für 4 Pfd. die Tonne verkaufen, während Holzkohleneisen 6 bis 7 £ kostete. Eindringlich stellt
1) "Dud Dudleys Metallum Martis or Iron made with Pit-Coale, Sea-Coale etc. and with the same fuel to melt and fine imperfect metalls and refine perfect metalls. -- London: printed by T. M. for the Author 1665"; auch diese wichtige Schrift wurde 1858 von dem königlichen Patentamt in London neu heraus- gegeben.
Beck, Geschichte des Eisens. 80
England im 17. Jahrhundert.
engagiert hatte. Mit seiner Erfindung hatte John Copley aber keinen Erfolg, so daſs er sie 1657 aufgab und nach Irland ging. Seit jener Zeit wollte sich niemand mehr mit dem Schmelzen von Eisen mittelst Steinkohlen befassen.
Im Jahre 1660 hatte die Republik ein Ende, Karl II. kehrte als König zurück. Jetzt glaubte Dudley, obgleich schon 61 Jahre alt, den Augenblick gekommen, seine Erfindung mit Erfolg ausbeuten zu können.
„Von Mitleid bewegt, daſs kein Mensch im Stande sei, das Meister- stück, Eisen mit Steinkohle zu schmelzen zu machen“, wandte er sich sofort am Tage der Landung des Königs mit einem Bittgesuch an diesen, ihn wieder in seinen Besitz einzusetzen und ihm sein Patent auf seine Erfindung zu erneuern. Aber der König nahm nur wenig Interesse an der Sache und seine Minister lieſsen dieselbe ganz liegen, erteilten vielmehr einem Colonel Proger und drei anderen ein Patent für dieselbe Sache, das sie aber nicht ausführten, da sie nichts davon verstanden. Dudleys Hoffnungen erlitten von Neuem Schiffbruch.
In dieser Lage und in der entsprechenden Stimmung verfaſste Dudley im Jahre 1665 seine Schrift Metallum Martis oder die Eisen- bereitung mit Steinkohlen 1). Die erste Abteilung, welche mehr historisch ist und aus der wir unsere obigen Mitteilungen geschöpft haben, enthält eine Rechtfertigung seines Handelns und eine Er- klärung seines Miſserfolges, die zweite enthält einen Aufruf, unter Darlegung der groſsen Wichtigkeit der Sache für das Gemeinwohl, an die Nation und an die Regierung. Aus diesem Schluſsteil heben wir nur noch einiges technisch Wichtige hervor. Er beginnt damit, daſs seine Erfindung die Dreiheit der Anforderungen: mehr, billiger und besser, erfülle. Dreierlei Roheisensorten gäbe es: Graues, halbiertes (motley iron) und weiſses Eisen; von diesen sei das weiſse das wenigst reine, erdigste, das halbierte etwas reiner, das graue das reinste und am geeignetsten, Schmiedeisen daraus zu machen und Geschütze damit zu gieſsen: Letzteres ist die Sorte, welche am meisten bei Steinkohle fällt. — Billigeres Eisen kann es nicht geben; der Ver- fasser konnte es 1623 mit Gewinn für 4 Pfd. die Tonne verkaufen, während Holzkohleneisen 6 bis 7 £ kostete. Eindringlich stellt
1) „Dud Dudleys Metallum Martis or Iron made with Pit-Coale, Sea-Coale etc. and with the same fuel to melt and fine imperfect metalls and refine perfect metalls. — London: printed by T. M. for the Author 1665“; auch diese wichtige Schrift wurde 1858 von dem königlichen Patentamt in London neu heraus- gegeben.
Beck, Geschichte des Eisens. 80
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1287"n="1265"/><fwplace="top"type="header">England im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
engagiert hatte. Mit seiner Erfindung hatte John Copley aber keinen<lb/>
Erfolg, so daſs er sie 1657 aufgab und nach Irland ging. Seit jener<lb/>
Zeit wollte sich niemand mehr mit dem Schmelzen von Eisen mittelst<lb/>
Steinkohlen befassen.</p><lb/><p>Im Jahre 1660 hatte die Republik ein Ende, Karl II. kehrte als<lb/>
König zurück. Jetzt glaubte <hirendition="#g">Dudley</hi>, obgleich schon 61 Jahre alt,<lb/>
den Augenblick gekommen, seine Erfindung mit Erfolg ausbeuten zu<lb/>
können.</p><lb/><p>„Von Mitleid bewegt, daſs kein Mensch im Stande sei, das Meister-<lb/>
stück, Eisen mit Steinkohle zu schmelzen zu machen“, wandte er sich<lb/>
sofort am Tage der Landung des Königs mit einem Bittgesuch an<lb/>
diesen, ihn wieder in seinen Besitz einzusetzen und ihm sein Patent<lb/>
auf seine Erfindung zu erneuern. Aber der König nahm nur wenig<lb/>
Interesse an der Sache und seine Minister lieſsen dieselbe ganz liegen,<lb/>
erteilten vielmehr einem Colonel Proger und drei anderen ein Patent<lb/>
für dieselbe Sache, das sie aber nicht ausführten, da sie nichts davon<lb/>
verstanden. <hirendition="#g">Dudleys</hi> Hoffnungen erlitten von Neuem Schiffbruch.</p><lb/><p>In dieser Lage und in der entsprechenden Stimmung verfaſste<lb/><hirendition="#g">Dudley</hi> im Jahre 1665 seine Schrift Metallum Martis oder die Eisen-<lb/>
bereitung mit Steinkohlen <noteplace="foot"n="1)">„<hirendition="#g">Dud Dudleys</hi> Metallum Martis or Iron made with Pit-Coale, Sea-Coale etc.<lb/>
and with the same fuel to melt and fine imperfect metalls and refine perfect<lb/>
metalls. — London: printed by T. M. for the Author 1665“; auch diese wichtige<lb/>
Schrift wurde 1858 von dem königlichen Patentamt in London neu heraus-<lb/>
gegeben.</note>. Die erste Abteilung, welche mehr<lb/>
historisch ist und aus der wir unsere obigen Mitteilungen geschöpft<lb/>
haben, enthält eine Rechtfertigung seines Handelns und eine Er-<lb/>
klärung seines Miſserfolges, die zweite enthält einen Aufruf, unter<lb/>
Darlegung der groſsen Wichtigkeit der Sache für das Gemeinwohl, an<lb/>
die Nation und an die Regierung. Aus diesem Schluſsteil heben wir<lb/>
nur noch einiges technisch Wichtige hervor. Er beginnt damit, daſs<lb/>
seine Erfindung die Dreiheit der Anforderungen: mehr, billiger und<lb/>
besser, erfülle. Dreierlei Roheisensorten gäbe es: Graues, halbiertes<lb/>
(motley iron) und weiſses Eisen; von diesen sei das weiſse das wenigst<lb/>
reine, erdigste, das halbierte etwas reiner, das graue das reinste und<lb/>
am geeignetsten, Schmiedeisen daraus zu machen und Geschütze<lb/>
damit zu gieſsen: Letzteres ist die Sorte, welche am meisten bei<lb/>
Steinkohle fällt. — Billigeres Eisen kann es nicht geben; der Ver-<lb/>
fasser konnte es 1623 mit Gewinn für 4 Pfd. die Tonne verkaufen,<lb/>
während Holzkohleneisen 6 bis 7 £ kostete. Eindringlich stellt<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 80</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1265/1287]
England im 17. Jahrhundert.
engagiert hatte. Mit seiner Erfindung hatte John Copley aber keinen
Erfolg, so daſs er sie 1657 aufgab und nach Irland ging. Seit jener
Zeit wollte sich niemand mehr mit dem Schmelzen von Eisen mittelst
Steinkohlen befassen.
Im Jahre 1660 hatte die Republik ein Ende, Karl II. kehrte als
König zurück. Jetzt glaubte Dudley, obgleich schon 61 Jahre alt,
den Augenblick gekommen, seine Erfindung mit Erfolg ausbeuten zu
können.
„Von Mitleid bewegt, daſs kein Mensch im Stande sei, das Meister-
stück, Eisen mit Steinkohle zu schmelzen zu machen“, wandte er sich
sofort am Tage der Landung des Königs mit einem Bittgesuch an
diesen, ihn wieder in seinen Besitz einzusetzen und ihm sein Patent
auf seine Erfindung zu erneuern. Aber der König nahm nur wenig
Interesse an der Sache und seine Minister lieſsen dieselbe ganz liegen,
erteilten vielmehr einem Colonel Proger und drei anderen ein Patent
für dieselbe Sache, das sie aber nicht ausführten, da sie nichts davon
verstanden. Dudleys Hoffnungen erlitten von Neuem Schiffbruch.
In dieser Lage und in der entsprechenden Stimmung verfaſste
Dudley im Jahre 1665 seine Schrift Metallum Martis oder die Eisen-
bereitung mit Steinkohlen 1). Die erste Abteilung, welche mehr
historisch ist und aus der wir unsere obigen Mitteilungen geschöpft
haben, enthält eine Rechtfertigung seines Handelns und eine Er-
klärung seines Miſserfolges, die zweite enthält einen Aufruf, unter
Darlegung der groſsen Wichtigkeit der Sache für das Gemeinwohl, an
die Nation und an die Regierung. Aus diesem Schluſsteil heben wir
nur noch einiges technisch Wichtige hervor. Er beginnt damit, daſs
seine Erfindung die Dreiheit der Anforderungen: mehr, billiger und
besser, erfülle. Dreierlei Roheisensorten gäbe es: Graues, halbiertes
(motley iron) und weiſses Eisen; von diesen sei das weiſse das wenigst
reine, erdigste, das halbierte etwas reiner, das graue das reinste und
am geeignetsten, Schmiedeisen daraus zu machen und Geschütze
damit zu gieſsen: Letzteres ist die Sorte, welche am meisten bei
Steinkohle fällt. — Billigeres Eisen kann es nicht geben; der Ver-
fasser konnte es 1623 mit Gewinn für 4 Pfd. die Tonne verkaufen,
während Holzkohleneisen 6 bis 7 £ kostete. Eindringlich stellt
1) „Dud Dudleys Metallum Martis or Iron made with Pit-Coale, Sea-Coale etc.
and with the same fuel to melt and fine imperfect metalls and refine perfect
metalls. — London: printed by T. M. for the Author 1665“; auch diese wichtige
Schrift wurde 1858 von dem königlichen Patentamt in London neu heraus-
gegeben.
Beck, Geschichte des Eisens. 80
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1287>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.