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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
6. Wüsste man eine Verwendung für diesen Gries, so würde
man denselben fördern, während jetzt derselbe den Besitzern und den
Werken selbst nur Schaden bringt; denn die Bergleute sind ge-
zwungen, um die Stückkohle zu gewinnen, den Gries mitzufördern und
ihn auf grosse Halden zu stürzen. Durch ihre schweflige Natur ge-
raten diese aber häufig in Brand und setzen oft die ganzen Kohlen-
bergwerke mit in Feuer, so dass die Flammen aus den Schächten
schlagen, wie beim Ätna oder Hekla. Solchen Bergwerken entströmt
dann oft heisses Wasser, welches Schwefel und Eisenvitriol enthält
und das beste Heilbad giebt.

Dudley machte nach Erteilung des ersten Patents sowohl Roheisen
und Gusswaren, als auch auf zwei Eisenhämmern, Cradley Forges ge-
nannt, Schmiedeeisen. Da entstand im folgenden Jahre eine grosse Über-
schwemmung, die noch heutzutage (nach mehr als 40 Jahren) "die grosse
Maiflut" genannt wird, welche nicht nur Dudleys Eisenwerke und Er-
findungen, sondern auch vieler anderer Besitzer Eisenhütten zerstörte.
In Stourbridge standen damals die Häuser bis zu den Dächern unter
Wasser.

"So waren meine Eisenhütten und Erfindungen vernichtet zur Freude
vieler Eisengewerke, deren Hütten der Flut entgangen waren und die
oft meine Erfindungen verunglimpft hatten, weil ich mein Eisen billiger
verkaufte, als sie es liefern konnten, was viele der Hüttenmeister ver-
anlasste, bei Sr. Majestät klagbar zu werden, indem sie behaupteten,
mein Eisen sei keine Kaufmannsware (not merchantable). Sobald ich
meine Werke und Erfindungen zu nicht geringen Kosten repariert hatte,
veranlassten diese den König, dass mir aufgegeben wurde, so rasch
wie möglich alle Arten von Schmiedeisen zur Prüfung nach dem
Tower zu schicken, aus denen Musketen, Karabiner und Eisen für
die grossen Schiffsbolzen gemacht werden könnte. Diese von Hand-
werkern und Schmieden vorgenommenen Proben machten die Eisen-
gewerke und Eisenhändler verstummen bis zum Jahre 1624. In diesem
Jahre wurden durch einen Parlamentsbeschluss alle Monopole auf-
gehoben. Daraufhin versuchten es verschiedene Eisengewerke, meine
Erfindung, Eisen mit Steinkohle und Torf zu machen, ebenfalls für
ein Monopol zu erklären. Aber Lord Dudley und ich blieben sieg-
reich, doch wurde das Patent auf 14 Jahre beschränkt. Nach diesem
Erlass fuhr ich getrost fort, nach meiner Erfindung jährlich grosse
Mengen von gutem Handelseisen zu machen und verkaufte an viele,
die jetzt (1665) noch leben, zum Preise von 12 £ die Tonne. Ich
machte auch alle Arten von Gusswaren, als Braukessel, Töpfe, Mörser,

England im 17. Jahrhundert.
6. Wüſste man eine Verwendung für diesen Gries, so würde
man denselben fördern, während jetzt derselbe den Besitzern und den
Werken selbst nur Schaden bringt; denn die Bergleute sind ge-
zwungen, um die Stückkohle zu gewinnen, den Gries mitzufördern und
ihn auf groſse Halden zu stürzen. Durch ihre schweflige Natur ge-
raten diese aber häufig in Brand und setzen oft die ganzen Kohlen-
bergwerke mit in Feuer, so daſs die Flammen aus den Schächten
schlagen, wie beim Ätna oder Hekla. Solchen Bergwerken entströmt
dann oft heiſses Wasser, welches Schwefel und Eisenvitriol enthält
und das beste Heilbad giebt.

Dudley machte nach Erteilung des ersten Patents sowohl Roheisen
und Guſswaren, als auch auf zwei Eisenhämmern, Cradley Forges ge-
nannt, Schmiedeeisen. Da entstand im folgenden Jahre eine groſse Über-
schwemmung, die noch heutzutage (nach mehr als 40 Jahren) „die groſse
Maiflut“ genannt wird, welche nicht nur Dudleys Eisenwerke und Er-
findungen, sondern auch vieler anderer Besitzer Eisenhütten zerstörte.
In Stourbridge standen damals die Häuser bis zu den Dächern unter
Wasser.

„So waren meine Eisenhütten und Erfindungen vernichtet zur Freude
vieler Eisengewerke, deren Hütten der Flut entgangen waren und die
oft meine Erfindungen verunglimpft hatten, weil ich mein Eisen billiger
verkaufte, als sie es liefern konnten, was viele der Hüttenmeister ver-
anlaſste, bei Sr. Majestät klagbar zu werden, indem sie behaupteten,
mein Eisen sei keine Kaufmannsware (not merchantable). Sobald ich
meine Werke und Erfindungen zu nicht geringen Kosten repariert hatte,
veranlaſsten diese den König, daſs mir aufgegeben wurde, so rasch
wie möglich alle Arten von Schmiedeisen zur Prüfung nach dem
Tower zu schicken, aus denen Musketen, Karabiner und Eisen für
die groſsen Schiffsbolzen gemacht werden könnte. Diese von Hand-
werkern und Schmieden vorgenommenen Proben machten die Eisen-
gewerke und Eisenhändler verstummen bis zum Jahre 1624. In diesem
Jahre wurden durch einen Parlamentsbeschluſs alle Monopole auf-
gehoben. Daraufhin versuchten es verschiedene Eisengewerke, meine
Erfindung, Eisen mit Steinkohle und Torf zu machen, ebenfalls für
ein Monopol zu erklären. Aber Lord Dudley und ich blieben sieg-
reich, doch wurde das Patent auf 14 Jahre beschränkt. Nach diesem
Erlaſs fuhr ich getrost fort, nach meiner Erfindung jährlich groſse
Mengen von gutem Handelseisen zu machen und verkaufte an viele,
die jetzt (1665) noch leben, zum Preise von 12 £ die Tonne. Ich
machte auch alle Arten von Guſswaren, als Braukessel, Töpfe, Mörser,

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[1260/1282] England im 17. Jahrhundert. 6. Wüſste man eine Verwendung für diesen Gries, so würde man denselben fördern, während jetzt derselbe den Besitzern und den Werken selbst nur Schaden bringt; denn die Bergleute sind ge- zwungen, um die Stückkohle zu gewinnen, den Gries mitzufördern und ihn auf groſse Halden zu stürzen. Durch ihre schweflige Natur ge- raten diese aber häufig in Brand und setzen oft die ganzen Kohlen- bergwerke mit in Feuer, so daſs die Flammen aus den Schächten schlagen, wie beim Ätna oder Hekla. Solchen Bergwerken entströmt dann oft heiſses Wasser, welches Schwefel und Eisenvitriol enthält und das beste Heilbad giebt. Dudley machte nach Erteilung des ersten Patents sowohl Roheisen und Guſswaren, als auch auf zwei Eisenhämmern, Cradley Forges ge- nannt, Schmiedeeisen. Da entstand im folgenden Jahre eine groſse Über- schwemmung, die noch heutzutage (nach mehr als 40 Jahren) „die groſse Maiflut“ genannt wird, welche nicht nur Dudleys Eisenwerke und Er- findungen, sondern auch vieler anderer Besitzer Eisenhütten zerstörte. In Stourbridge standen damals die Häuser bis zu den Dächern unter Wasser. „So waren meine Eisenhütten und Erfindungen vernichtet zur Freude vieler Eisengewerke, deren Hütten der Flut entgangen waren und die oft meine Erfindungen verunglimpft hatten, weil ich mein Eisen billiger verkaufte, als sie es liefern konnten, was viele der Hüttenmeister ver- anlaſste, bei Sr. Majestät klagbar zu werden, indem sie behaupteten, mein Eisen sei keine Kaufmannsware (not merchantable). Sobald ich meine Werke und Erfindungen zu nicht geringen Kosten repariert hatte, veranlaſsten diese den König, daſs mir aufgegeben wurde, so rasch wie möglich alle Arten von Schmiedeisen zur Prüfung nach dem Tower zu schicken, aus denen Musketen, Karabiner und Eisen für die groſsen Schiffsbolzen gemacht werden könnte. Diese von Hand- werkern und Schmieden vorgenommenen Proben machten die Eisen- gewerke und Eisenhändler verstummen bis zum Jahre 1624. In diesem Jahre wurden durch einen Parlamentsbeschluſs alle Monopole auf- gehoben. Daraufhin versuchten es verschiedene Eisengewerke, meine Erfindung, Eisen mit Steinkohle und Torf zu machen, ebenfalls für ein Monopol zu erklären. Aber Lord Dudley und ich blieben sieg- reich, doch wurde das Patent auf 14 Jahre beschränkt. Nach diesem Erlaſs fuhr ich getrost fort, nach meiner Erfindung jährlich groſse Mengen von gutem Handelseisen zu machen und verkaufte an viele, die jetzt (1665) noch leben, zum Preise von 12 £ die Tonne. Ich machte auch alle Arten von Guſswaren, als Braukessel, Töpfe, Mörser,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1282>, abgerufen am 24.11.2024.