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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.

3. Unser kamminischer Ofen ist konstruiert mit Glasfenstern für
jede Abteilung(!), so dass der Ofenmeister fortwährend die Rohstoffe
und die emporeutischen Stoffe (Schmelzprodukte) und wie das Feuer
auf sie einwirkt, sehen kann. Dies ist ein besonderer Vorteil, der bei
den gewöhnlichen Öfen fehlt. Diese erwähnten Besonderheiten und
Vorzüge, nebst noch vielen anderen, sollen in mehreren Beispielen
unserer kamminischen Öfen, welche in aller Kürze (mit Gottes Willen)
zu Highbury und Islington aufgeführt und erbaut werden sollen, ge-
zeigt und vorgeführt werden.

Die "Lenischen" Instrumente werden sehr geeignet verwendet,
um See- oder Steinkohle zu zerkleinern, zu pochen und zu mischen,
so dass man eine Substanz erhält wie ein Teig oder durchgearbeiteter
Lehm; die Pressform kann dann diesen lehmartigen Stoff in hohle
Kohlenröhren ähnlich wie Thonröhren pressen. Diese Röhrenkohle
ist sehr geeignet zur Herstellung und Bearbeitung mancher Arten
von Eisen und Stahl(!). Ebenso sollen die Erze zerstampft und in
Röhrenform gepresst werden. Diese Erzröhren, die voller Höhlungen
sind, schmelzen rascher in der Ofenglut und mit viel geringerem
Kohlenaufwand, als die gewöhnlichen Erzstücke in Wallnussgrösse.

Auf die Frage, welcher Unterschied zwischen den gewöhnlichen
Blasebälgen und den "phlegnischen" Bälgen sei? erwidert der Autor:
Diese seien schöner und stärker und verbrauchten viel weniger Leder,
weil dasselbe nicht aufgenagelt, sondern derart mit dem Holz ver-
bunden und verwachsen sei, dass es mit diesem eine Substanz bilde.
Die phlegnischen Bälge könnten aber nicht nur kalten Wind und Luft
ausblasen, sondern auch Feuerflammen (!), Dämpfe und Staub, was
Alles sehr nötig sei beim Erblasen metallischer Substanzen, wie dies
ausführlich in der zweiten Auflage oder in einem Anhang "Phlegnica"
gezeigt werden solle. Drittens könnten die phlegnischen Bälge so
gemacht werden, dass sie zehnmal mehr Wind lieferten, als die ge-
wöhnlichen Bälge, entweder dadurch, dass man sie zehnmal so schnell
gehen lässt oder dass man sie zehnmal so gross macht.

Wenn man diese kühnen Versprechungen liest, könnte man sie
für prophetisch für unsere moderne Eisenindustrie halten. Aber für
die beschränkten Mittel jener Zeit war es nur Humbug. Sturtevants
Patent wurde schon sehr bald, etwa im Jahre, nachdem es verliehen
war, für nichtig erklärt, weil der Inhaber zur Zeit der Verleihung und
auch für die Folge der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig war und
wegen Vernachlässigung und Nichterfüllung seiner Verpflichtungen
(cancelled and made voyd, by reason of his standig out-lawed at the

England im 17. Jahrhundert.

3. Unser kamminischer Ofen ist konstruiert mit Glasfenstern für
jede Abteilung(!), so daſs der Ofenmeister fortwährend die Rohstoffe
und die emporeutischen Stoffe (Schmelzprodukte) und wie das Feuer
auf sie einwirkt, sehen kann. Dies ist ein besonderer Vorteil, der bei
den gewöhnlichen Öfen fehlt. Diese erwähnten Besonderheiten und
Vorzüge, nebst noch vielen anderen, sollen in mehreren Beispielen
unserer kamminischen Öfen, welche in aller Kürze (mit Gottes Willen)
zu Highbury und Islington aufgeführt und erbaut werden sollen, ge-
zeigt und vorgeführt werden.

Die „Lenischen“ Instrumente werden sehr geeignet verwendet,
um See- oder Steinkohle zu zerkleinern, zu pochen und zu mischen,
so daſs man eine Substanz erhält wie ein Teig oder durchgearbeiteter
Lehm; die Preſsform kann dann diesen lehmartigen Stoff in hohle
Kohlenröhren ähnlich wie Thonröhren pressen. Diese Röhrenkohle
ist sehr geeignet zur Herstellung und Bearbeitung mancher Arten
von Eisen und Stahl(!). Ebenso sollen die Erze zerstampft und in
Röhrenform gepreſst werden. Diese Erzröhren, die voller Höhlungen
sind, schmelzen rascher in der Ofenglut und mit viel geringerem
Kohlenaufwand, als die gewöhnlichen Erzstücke in Wallnuſsgröſse.

Auf die Frage, welcher Unterschied zwischen den gewöhnlichen
Blasebälgen und den „phlegnischen“ Bälgen sei? erwidert der Autor:
Diese seien schöner und stärker und verbrauchten viel weniger Leder,
weil dasselbe nicht aufgenagelt, sondern derart mit dem Holz ver-
bunden und verwachsen sei, daſs es mit diesem eine Substanz bilde.
Die phlegnischen Bälge könnten aber nicht nur kalten Wind und Luft
ausblasen, sondern auch Feuerflammen (!), Dämpfe und Staub, was
Alles sehr nötig sei beim Erblasen metallischer Substanzen, wie dies
ausführlich in der zweiten Auflage oder in einem Anhang „Phlegnica“
gezeigt werden solle. Drittens könnten die phlegnischen Bälge so
gemacht werden, daſs sie zehnmal mehr Wind lieferten, als die ge-
wöhnlichen Bälge, entweder dadurch, daſs man sie zehnmal so schnell
gehen läſst oder daſs man sie zehnmal so groſs macht.

Wenn man diese kühnen Versprechungen liest, könnte man sie
für prophetisch für unsere moderne Eisenindustrie halten. Aber für
die beschränkten Mittel jener Zeit war es nur Humbug. Sturtevants
Patent wurde schon sehr bald, etwa im Jahre, nachdem es verliehen
war, für nichtig erklärt, weil der Inhaber zur Zeit der Verleihung und
auch für die Folge der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig war und
wegen Vernachlässigung und Nichterfüllung seiner Verpflichtungen
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[1253/1275] England im 17. Jahrhundert. 3. Unser kamminischer Ofen ist konstruiert mit Glasfenstern für jede Abteilung(!), so daſs der Ofenmeister fortwährend die Rohstoffe und die emporeutischen Stoffe (Schmelzprodukte) und wie das Feuer auf sie einwirkt, sehen kann. Dies ist ein besonderer Vorteil, der bei den gewöhnlichen Öfen fehlt. Diese erwähnten Besonderheiten und Vorzüge, nebst noch vielen anderen, sollen in mehreren Beispielen unserer kamminischen Öfen, welche in aller Kürze (mit Gottes Willen) zu Highbury und Islington aufgeführt und erbaut werden sollen, ge- zeigt und vorgeführt werden. Die „Lenischen“ Instrumente werden sehr geeignet verwendet, um See- oder Steinkohle zu zerkleinern, zu pochen und zu mischen, so daſs man eine Substanz erhält wie ein Teig oder durchgearbeiteter Lehm; die Preſsform kann dann diesen lehmartigen Stoff in hohle Kohlenröhren ähnlich wie Thonröhren pressen. Diese Röhrenkohle ist sehr geeignet zur Herstellung und Bearbeitung mancher Arten von Eisen und Stahl(!). Ebenso sollen die Erze zerstampft und in Röhrenform gepreſst werden. Diese Erzröhren, die voller Höhlungen sind, schmelzen rascher in der Ofenglut und mit viel geringerem Kohlenaufwand, als die gewöhnlichen Erzstücke in Wallnuſsgröſse. Auf die Frage, welcher Unterschied zwischen den gewöhnlichen Blasebälgen und den „phlegnischen“ Bälgen sei? erwidert der Autor: Diese seien schöner und stärker und verbrauchten viel weniger Leder, weil dasselbe nicht aufgenagelt, sondern derart mit dem Holz ver- bunden und verwachsen sei, daſs es mit diesem eine Substanz bilde. Die phlegnischen Bälge könnten aber nicht nur kalten Wind und Luft ausblasen, sondern auch Feuerflammen (!), Dämpfe und Staub, was Alles sehr nötig sei beim Erblasen metallischer Substanzen, wie dies ausführlich in der zweiten Auflage oder in einem Anhang „Phlegnica“ gezeigt werden solle. Drittens könnten die phlegnischen Bälge so gemacht werden, daſs sie zehnmal mehr Wind lieferten, als die ge- wöhnlichen Bälge, entweder dadurch, daſs man sie zehnmal so schnell gehen läſst oder daſs man sie zehnmal so groſs macht. Wenn man diese kühnen Versprechungen liest, könnte man sie für prophetisch für unsere moderne Eisenindustrie halten. Aber für die beschränkten Mittel jener Zeit war es nur Humbug. Sturtevants Patent wurde schon sehr bald, etwa im Jahre, nachdem es verliehen war, für nichtig erklärt, weil der Inhaber zur Zeit der Verleihung und auch für die Folge der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig war und wegen Vernachlässigung und Nichterfüllung seiner Verpflichtungen (cancelled and made voyd, by reason of his standig out-lawed at the

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1275>, abgerufen am 25.11.2024.