unterschied drei Arten derselben: 1. Sumpferz (bog-mine), welches frisch gewonnen einem gelben Lehm glich, durch Liegen an der Luft aber eine schwärzliche Farbe annahm; 2. Bergerz (rock-mine), in den Provinzen Munster und Leinster, welches weder so reich noch so gut war, wie das Sumpferz und für sich geschmolzen brüchiges Eisen gab, das sich nur zu Pflugscharen verwenden liess. 3. Das weisse Erz (white mine, shell mine), ein sehr verbreiteter oolitischer Eisenstein, der ein gutes zähes Eisen gab und sich gut mit dem Bergerz zu- sammen verschmelzen liess. Das mächtigste Vorkommen war in der Grafschaft Roscommon am Ufer des Lough Allen, wo das Gebirge so voll Eisenerz war, dass die Eingeborenen sie Eisenberge -- "Slew- Neren" -- nannten. Nach der Entdeckung dieser und anderer Erz- lager begannen die Engländer dieselben abzubauen und Eisenwerke zu errichten 1). Die ausgedehntesten waren die des Grafen von Cork in Munster, die von Sir Charles Coote in den Grafschaften Ros- common und Leitrim in der Provinz Connaught und bei Mountrath in Queens County in Leinster, die des Grafen von Londonderry zu Ballonakill in derselben Grafschaft, die des Lordkanzlers A. Loftus und des Viscount Ely zu Mountmellick in Kings County, die des Sir John Dunbar in Fermanag in Ulster, und ein anderes in derselben Grafschaft am Ufer des Lough Erne von Sir Leonhard Blenerhasset, die von einigen Londoner Kaufleuten in der Grafschaft Thomond errichteten, ausser noch einigen an anderen Plätzen, deren erste Er- bauer unbekannt sind.
Ähnliche Eisenwerke wurden an verschiedenen Stellen der Küste von Ulster und Munster von solchen Personen angelegt, die, da sie kein Erz in der Nähe hatten, ihren Eisenstein von England bezogen, was billiger war, als die Erze über Land aus dem Inneren zu beziehen, und ihn mit einheimischer Holzkohle verschmolzen. Alle die er- wähnten Werke waren auf Schmiedeisenerzeugung angelegt (Renn- werke), indessen gab es auch einige Giessereien, in denen Geschütze (ordnance), Töpfe, kleine, runde Öfen und andere Waren gegossen wurden; das einzige Werk, welches als solches ausdrücklich erwähnt wird, war das von Christof Windsford, Vizekanzler von Irland, welcher nach Lord Staffords Abberufung 1630 Statthalter wurde -- er hatte eine ausgedehnte Eisengiesserei auf seinen Besitzungen bei Idough in der Grafschaft Carlow.
Die Lage der Eisenwerke des Grafen von Cork war besonders
1) Siehe Scrivenor, History of the iron trade 1841, p. 61.
England im 17. Jahrhundert.
unterschied drei Arten derselben: 1. Sumpferz (bog-mine), welches frisch gewonnen einem gelben Lehm glich, durch Liegen an der Luft aber eine schwärzliche Farbe annahm; 2. Bergerz (rock-mine), in den Provinzen Munster und Leinster, welches weder so reich noch so gut war, wie das Sumpferz und für sich geschmolzen brüchiges Eisen gab, das sich nur zu Pflugscharen verwenden lieſs. 3. Das weiſse Erz (white mine, shell mine), ein sehr verbreiteter oolitischer Eisenstein, der ein gutes zähes Eisen gab und sich gut mit dem Bergerz zu- sammen verschmelzen lieſs. Das mächtigste Vorkommen war in der Grafschaft Roscommon am Ufer des Lough Allen, wo das Gebirge so voll Eisenerz war, daſs die Eingeborenen sie Eisenberge — „Slew- Neren“ — nannten. Nach der Entdeckung dieser und anderer Erz- lager begannen die Engländer dieselben abzubauen und Eisenwerke zu errichten 1). Die ausgedehntesten waren die des Grafen von Cork in Munster, die von Sir Charles Coote in den Grafschaften Ros- common und Leitrim in der Provinz Connaught und bei Mountrath in Queens County in Leinster, die des Grafen von Londonderry zu Ballonakill in derselben Grafschaft, die des Lordkanzlers A. Loftus und des Viscount Ely zu Mountmellick in Kings County, die des Sir John Dunbar in Fermanag in Ulster, und ein anderes in derselben Grafschaft am Ufer des Lough Erne von Sir Leonhard Blenerhaſset, die von einigen Londoner Kaufleuten in der Grafschaft Thomond errichteten, auſser noch einigen an anderen Plätzen, deren erste Er- bauer unbekannt sind.
Ähnliche Eisenwerke wurden an verschiedenen Stellen der Küste von Ulster und Munster von solchen Personen angelegt, die, da sie kein Erz in der Nähe hatten, ihren Eisenstein von England bezogen, was billiger war, als die Erze über Land aus dem Inneren zu beziehen, und ihn mit einheimischer Holzkohle verschmolzen. Alle die er- wähnten Werke waren auf Schmiedeisenerzeugung angelegt (Renn- werke), indessen gab es auch einige Gieſsereien, in denen Geschütze (ordnance), Töpfe, kleine, runde Öfen und andere Waren gegossen wurden; das einzige Werk, welches als solches ausdrücklich erwähnt wird, war das von Christof Windsford, Vizekanzler von Irland, welcher nach Lord Staffords Abberufung 1630 Statthalter wurde — er hatte eine ausgedehnte Eisengieſserei auf seinen Besitzungen bei Idough in der Grafschaft Carlow.
Die Lage der Eisenwerke des Grafen von Cork war besonders
1) Siehe Scrivenor, History of the iron trade 1841, p. 61.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1265"n="1243"/><fwplace="top"type="header">England im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
unterschied drei Arten derselben: 1. Sumpferz (bog-mine), welches<lb/>
frisch gewonnen einem gelben Lehm glich, durch Liegen an der Luft<lb/>
aber eine schwärzliche Farbe annahm; 2. Bergerz (rock-mine), in den<lb/>
Provinzen Munster und Leinster, welches weder so reich noch so gut<lb/>
war, wie das Sumpferz und für sich geschmolzen brüchiges Eisen gab,<lb/>
das sich nur zu Pflugscharen verwenden lieſs. 3. Das weiſse Erz<lb/>
(white mine, shell mine), ein sehr verbreiteter oolitischer Eisenstein,<lb/>
der ein gutes zähes Eisen gab und sich gut mit dem Bergerz zu-<lb/>
sammen verschmelzen lieſs. Das mächtigste Vorkommen war in der<lb/>
Grafschaft Roscommon am Ufer des Lough Allen, wo das Gebirge so<lb/>
voll Eisenerz war, daſs die Eingeborenen sie Eisenberge —„Slew-<lb/>
Neren“— nannten. Nach der Entdeckung dieser und anderer Erz-<lb/>
lager begannen die Engländer dieselben abzubauen und Eisenwerke<lb/>
zu errichten <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Scrivenor</hi>, History of the iron trade 1841, p. 61.</note>. Die ausgedehntesten waren die des Grafen von Cork<lb/>
in Munster, die von Sir Charles Coote in den Grafschaften Ros-<lb/>
common und Leitrim in der Provinz Connaught und bei Mountrath<lb/>
in Queens County in Leinster, die des Grafen von Londonderry zu<lb/>
Ballonakill in derselben Grafschaft, die des Lordkanzlers A. Loftus<lb/>
und des Viscount Ely zu Mountmellick in Kings County, die des Sir<lb/>
John Dunbar in Fermanag in Ulster, und ein anderes in derselben<lb/>
Grafschaft am Ufer des Lough Erne von Sir Leonhard Blenerhaſset,<lb/>
die von einigen Londoner Kaufleuten in der Grafschaft Thomond<lb/>
errichteten, auſser noch einigen an anderen Plätzen, deren erste Er-<lb/>
bauer unbekannt sind.</p><lb/><p>Ähnliche Eisenwerke wurden an verschiedenen Stellen der Küste<lb/>
von Ulster und Munster von solchen Personen angelegt, die, da sie<lb/>
kein Erz in der Nähe hatten, ihren Eisenstein von England bezogen,<lb/>
was billiger war, als die Erze über Land aus dem Inneren zu beziehen,<lb/>
und ihn mit einheimischer Holzkohle verschmolzen. Alle die er-<lb/>
wähnten Werke waren auf Schmiedeisenerzeugung angelegt (Renn-<lb/>
werke), indessen gab es auch einige Gieſsereien, in denen Geschütze<lb/>
(ordnance), Töpfe, kleine, runde Öfen und andere Waren gegossen<lb/>
wurden; das einzige Werk, welches als solches ausdrücklich erwähnt<lb/>
wird, war das von Christof Windsford, Vizekanzler von Irland, welcher<lb/>
nach Lord Staffords Abberufung 1630 Statthalter wurde — er hatte<lb/>
eine ausgedehnte Eisengieſserei auf seinen Besitzungen bei Idough in<lb/>
der Grafschaft Carlow.</p><lb/><p>Die Lage der Eisenwerke des Grafen von Cork war besonders<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1243/1265]
England im 17. Jahrhundert.
unterschied drei Arten derselben: 1. Sumpferz (bog-mine), welches
frisch gewonnen einem gelben Lehm glich, durch Liegen an der Luft
aber eine schwärzliche Farbe annahm; 2. Bergerz (rock-mine), in den
Provinzen Munster und Leinster, welches weder so reich noch so gut
war, wie das Sumpferz und für sich geschmolzen brüchiges Eisen gab,
das sich nur zu Pflugscharen verwenden lieſs. 3. Das weiſse Erz
(white mine, shell mine), ein sehr verbreiteter oolitischer Eisenstein,
der ein gutes zähes Eisen gab und sich gut mit dem Bergerz zu-
sammen verschmelzen lieſs. Das mächtigste Vorkommen war in der
Grafschaft Roscommon am Ufer des Lough Allen, wo das Gebirge so
voll Eisenerz war, daſs die Eingeborenen sie Eisenberge — „Slew-
Neren“ — nannten. Nach der Entdeckung dieser und anderer Erz-
lager begannen die Engländer dieselben abzubauen und Eisenwerke
zu errichten 1). Die ausgedehntesten waren die des Grafen von Cork
in Munster, die von Sir Charles Coote in den Grafschaften Ros-
common und Leitrim in der Provinz Connaught und bei Mountrath
in Queens County in Leinster, die des Grafen von Londonderry zu
Ballonakill in derselben Grafschaft, die des Lordkanzlers A. Loftus
und des Viscount Ely zu Mountmellick in Kings County, die des Sir
John Dunbar in Fermanag in Ulster, und ein anderes in derselben
Grafschaft am Ufer des Lough Erne von Sir Leonhard Blenerhaſset,
die von einigen Londoner Kaufleuten in der Grafschaft Thomond
errichteten, auſser noch einigen an anderen Plätzen, deren erste Er-
bauer unbekannt sind.
Ähnliche Eisenwerke wurden an verschiedenen Stellen der Küste
von Ulster und Munster von solchen Personen angelegt, die, da sie
kein Erz in der Nähe hatten, ihren Eisenstein von England bezogen,
was billiger war, als die Erze über Land aus dem Inneren zu beziehen,
und ihn mit einheimischer Holzkohle verschmolzen. Alle die er-
wähnten Werke waren auf Schmiedeisenerzeugung angelegt (Renn-
werke), indessen gab es auch einige Gieſsereien, in denen Geschütze
(ordnance), Töpfe, kleine, runde Öfen und andere Waren gegossen
wurden; das einzige Werk, welches als solches ausdrücklich erwähnt
wird, war das von Christof Windsford, Vizekanzler von Irland, welcher
nach Lord Staffords Abberufung 1630 Statthalter wurde — er hatte
eine ausgedehnte Eisengieſserei auf seinen Besitzungen bei Idough in
der Grafschaft Carlow.
Die Lage der Eisenwerke des Grafen von Cork war besonders
1) Siehe Scrivenor, History of the iron trade 1841, p. 61.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1265>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.