Lothringen war im 17. Jahrhundert noch ein selbständiges Herzog- tum, wenn es auch in dem Zeitraume von 1670 bis 1697 von König Ludwig XIV. von Frankreich als erobertes Land behandelt wurde.
Zu dem Herzogtume Lothringen gehörte das Gebiet von Dillingen, wo schon im 16. Jahrhundert Eisenerze gewonnen wurden. Bereits am 22. Juli 1581 erhielt Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken von dem Herzog von Lothringen die Erlaubnis, Eisenerze von Dillingen zu beziehen und nach Saarbrücken auf seine Eisenhütte zu fahren. 1685 erhielt der Marquis von Lenoncourt von Ludwig XIV. die Kon- zession zur Anlage einer Eisen- und Stahlhütte zu Dillingen und wurde der Gründer der berühmten Dillinger Werke. Ebenso gehörte die Herrschaft Schomburg zu Lothringen. Die darin belegenen Eisen- steingruben bei Castel wurden am 26. August 1621 von dem Herzog einem Herrn von Lenoncourt überlassen. Bei Castel gab es auch eine Eisenhütte (forge). Die Hütte von Sexey im Meurthedepartement hatte urkundlich schon 1495 einen Hochofen und Frischfeuer.
Von besonderem Interesse ist die Geschichte des Eisenbergbaues von Hayange, der urkundlich bis 1264 zurückreicht. Die eigent- liche Gründung der berühmten Eisenwerke 1) von Hayange wird meist dem Rudolf Hullin, Herrn de la Roche, zugeschrieben, doch ist dies nicht ganz richtig, indem er nur die Werke wieder in Schwung brachte und einer der grössten Eisenproduzenten in Lothringen wurde. Im Anfange des 17. Jahrhunderts besass Joachim de Lenoncourt, Marquis von Marolles und Gouverneur von Thionville, einen Hochofen und Blechhammer bei Hayange. Die bereits mehrfach genannte Familie De Lenoncourt hatte schon im vorhergehenden Jahrhundert in der Eisenindustrie eine Rolle gespielt, indem Henry de Lenoncourt, Ritter des Königs von Frankreich, und Herr von Veranicourt (Veron- court) durch Patent vom August 1573 die Erlaubnis erhalten hatte, in dem königlichen Gebiete von Jonchery und la Hermand Eisenerze zu graben und Eisenhütten zu errichten für seinen Eisenhammer zu Veranicourt.
Nach dem Tode des Marquis von Marolles kamen dessen Eisen- hütten in den Besitz seiner Witwe, welcher ihr von dem Grafen Jaques Rouxel, Gouverneur von Thionville, gegen eine jährliche
1) Die Nachrichten darüber verdanke ich Herrn Robert de Wendel.
Lothringen im 17. Jahrhundert.
Lothringen.
Lothringen war im 17. Jahrhundert noch ein selbständiges Herzog- tum, wenn es auch in dem Zeitraume von 1670 bis 1697 von König Ludwig XIV. von Frankreich als erobertes Land behandelt wurde.
Zu dem Herzogtume Lothringen gehörte das Gebiet von Dillingen, wo schon im 16. Jahrhundert Eisenerze gewonnen wurden. Bereits am 22. Juli 1581 erhielt Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken von dem Herzog von Lothringen die Erlaubnis, Eisenerze von Dillingen zu beziehen und nach Saarbrücken auf seine Eisenhütte zu fahren. 1685 erhielt der Marquis von Lenoncourt von Ludwig XIV. die Kon- zession zur Anlage einer Eisen- und Stahlhütte zu Dillingen und wurde der Gründer der berühmten Dillinger Werke. Ebenso gehörte die Herrschaft Schomburg zu Lothringen. Die darin belegenen Eisen- steingruben bei Castel wurden am 26. August 1621 von dem Herzog einem Herrn von Lenoncourt überlassen. Bei Castel gab es auch eine Eisenhütte (forge). Die Hütte von Sexey im Meurthedepartement hatte urkundlich schon 1495 einen Hochofen und Frischfeuer.
Von besonderem Interesse ist die Geschichte des Eisenbergbaues von Hayange, der urkundlich bis 1264 zurückreicht. Die eigent- liche Gründung der berühmten Eisenwerke 1) von Hayange wird meist dem Rudolf Hullin, Herrn de la Roche, zugeschrieben, doch ist dies nicht ganz richtig, indem er nur die Werke wieder in Schwung brachte und einer der gröſsten Eisenproduzenten in Lothringen wurde. Im Anfange des 17. Jahrhunderts besaſs Joachim de Lenoncourt, Marquis von Marolles und Gouverneur von Thionville, einen Hochofen und Blechhammer bei Hayange. Die bereits mehrfach genannte Familie De Lenoncourt hatte schon im vorhergehenden Jahrhundert in der Eisenindustrie eine Rolle gespielt, indem Henry de Lenoncourt, Ritter des Königs von Frankreich, und Herr von Veranicourt (Veron- court) durch Patent vom August 1573 die Erlaubnis erhalten hatte, in dem königlichen Gebiete von Jonchery und la Hermand Eisenerze zu graben und Eisenhütten zu errichten für seinen Eisenhammer zu Veranicourt.
Nach dem Tode des Marquis von Marolles kamen dessen Eisen- hütten in den Besitz seiner Witwe, welcher ihr von dem Grafen Jaques Rouxel, Gouverneur von Thionville, gegen eine jährliche
1) Die Nachrichten darüber verdanke ich Herrn Robert de Wendel.
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Lothringen im 17. Jahrhundert.
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Lothringen war im 17. Jahrhundert noch ein selbständiges Herzog-
tum, wenn es auch in dem Zeitraume von 1670 bis 1697 von König
Ludwig XIV. von Frankreich als erobertes Land behandelt wurde.
Zu dem Herzogtume Lothringen gehörte das Gebiet von Dillingen,
wo schon im 16. Jahrhundert Eisenerze gewonnen wurden. Bereits
am 22. Juli 1581 erhielt Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken von
dem Herzog von Lothringen die Erlaubnis, Eisenerze von Dillingen
zu beziehen und nach Saarbrücken auf seine Eisenhütte zu fahren.
1685 erhielt der Marquis von Lenoncourt von Ludwig XIV. die Kon-
zession zur Anlage einer Eisen- und Stahlhütte zu Dillingen und
wurde der Gründer der berühmten Dillinger Werke. Ebenso gehörte
die Herrschaft Schomburg zu Lothringen. Die darin belegenen Eisen-
steingruben bei Castel wurden am 26. August 1621 von dem Herzog
einem Herrn von Lenoncourt überlassen. Bei Castel gab es auch
eine Eisenhütte (forge). Die Hütte von Sexey im Meurthedepartement
hatte urkundlich schon 1495 einen Hochofen und Frischfeuer.
Von besonderem Interesse ist die Geschichte des Eisenbergbaues
von Hayange, der urkundlich bis 1264 zurückreicht. Die eigent-
liche Gründung der berühmten Eisenwerke 1) von Hayange wird meist
dem Rudolf Hullin, Herrn de la Roche, zugeschrieben, doch ist dies
nicht ganz richtig, indem er nur die Werke wieder in Schwung
brachte und einer der gröſsten Eisenproduzenten in Lothringen wurde.
Im Anfange des 17. Jahrhunderts besaſs Joachim de Lenoncourt,
Marquis von Marolles und Gouverneur von Thionville, einen Hochofen
und Blechhammer bei Hayange. Die bereits mehrfach genannte
Familie De Lenoncourt hatte schon im vorhergehenden Jahrhundert
in der Eisenindustrie eine Rolle gespielt, indem Henry de Lenoncourt,
Ritter des Königs von Frankreich, und Herr von Veranicourt (Veron-
court) durch Patent vom August 1573 die Erlaubnis erhalten hatte,
in dem königlichen Gebiete von Jonchery und la Hermand Eisenerze
zu graben und Eisenhütten zu errichten für seinen Eisenhammer zu
Veranicourt.
Nach dem Tode des Marquis von Marolles kamen dessen Eisen-
hütten in den Besitz seiner Witwe, welcher ihr von dem Grafen
Jaques Rouxel, Gouverneur von Thionville, gegen eine jährliche
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1261>, abgerufen am 17.11.2024.
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