Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.Frankreich im 17. Jahrhundert. Brücken oder Aquaeductus darüber geführt worden, da sich dann dasWasser wiederum in Reservoirs sammelt und von da durch die eisernen Röhren fortgeführt wird, dergleichen Aquädukte unweit von Versailles bei einem Dorf Montreil in die 120 Fuss hoch geführt ist, welcher aus einer unten zum wenigsten 24 Fuss dicken Mauer bestehet, welche zu oberst noch 8 Fuss Dicke behält. Die eisernen Röhren bestehen alle aus 5 Fuss langen Stücken, welche mit den Enden ineinander gesteckt sind, und also mit zwei Kränzen, welche 3/4 Zoll dick und 5/4 Zoll hoch sind, zusammenstossen und dadurch, nachdem sie wohl verstrichen worden, mit Schrauben fest aneinander gezogen werden, wie es Fig. 232 deutlich zeigt. Die Aquädukte sind von Bruchsteinen aufgeführt und zu oberst mit drei Schichten in Cement gesetzter Quadersteine gedeckt, in welchen ein Kanal 5 Fuss weit eingehauen ist, welcher der Tiefe nach noch ein wenig in die unterste Schichte Steine eingreift. Dieser wird mit Blei ganz ausgekleidet und mit einem breiten oben rundlich zugehauenen Quaderstein bedeckt. Nach- dem solchergestalt das Wasser bis hart an die Stadt Versailles immer auf den Bergen fortgeleitet worden, fällt es wiederum in ein grosses mit Stein ausgesetztes Reservoir. Von da ab fällt es in den be- schriebenen eisernen Röhren den Berg hinunter und läuft bis unter den rechten Flügel des Schlosses an dem Garten, da es hinauf steiget und in die letzten Reservoirs fällt, welche längst aneinander auf dem Altan selbigen Flügels sind und alle von Kupfer gemacht worden. Davon fällt es zum letztenmal durch gleichmässige Röhren in den Garten und wird daselbst in lauter gewölbten Gängen, so über 2 Fuss weit und über 5 Fuss hoch sind, und hier und da verborgene Ausgänge in den Lustwäldern des Gartens haben, dadurch man hineinkommen und wo es nötig säubern und reparieren kann. Wenn die eisernen Röhren so nahe an den Springbrunnen kommen, dass sie sich müssen in allerley krumme Gänge schicken, sind an ihrerstatt bleierne an- gemacht, die sich hernach weiter in viele Äste verteilen und da haben manche Röhren 16 und mehr Zoll im Diametro und sind einen halben Zoll dick, ja dicker an Blei. Endlich, wo der Sprung geschehen soll, endigen sie in metallene Röhren. Wenn man nun ein wenig nach- rechnet, wieviel hundert Centner Metall zu Springröhren und Hähnen, wieviel hundert Centner Kupfer, wieviel tausend Centner gegossenes Eisen, wieviel Blei zu diesem ganzen Werk von Marly bis nach Ver- sailles erfordert habe, der kann ohne tiefe Verwunderung über des Königs Magnificenz nicht bleiben. Und so kann man der Franzosen Rodomontade nicht mehr vor sogar excessiv halten, wenn sie sprechen, Frankreich im 17. Jahrhundert. Brücken oder Aquaeductus darüber geführt worden, da sich dann dasWasser wiederum in Reservoirs sammelt und von da durch die eisernen Röhren fortgeführt wird, dergleichen Aquädukte unweit von Versailles bei einem Dorf Montreil in die 120 Fuſs hoch geführt ist, welcher aus einer unten zum wenigsten 24 Fuſs dicken Mauer bestehet, welche zu oberst noch 8 Fuſs Dicke behält. Die eisernen Röhren bestehen alle aus 5 Fuſs langen Stücken, welche mit den Enden ineinander gesteckt sind, und also mit zwei Kränzen, welche ¾ Zoll dick und 5/4 Zoll hoch sind, zusammenstossen und dadurch, nachdem sie wohl verstrichen worden, mit Schrauben fest aneinander gezogen werden, wie es Fig. 232 deutlich zeigt. Die Aquädukte sind von Bruchsteinen aufgeführt und zu oberst mit drei Schichten in Cement gesetzter Quadersteine gedeckt, in welchen ein Kanal 5 Fuſs weit eingehauen ist, welcher der Tiefe nach noch ein wenig in die unterste Schichte Steine eingreift. Dieser wird mit Blei ganz ausgekleidet und mit einem breiten oben rundlich zugehauenen Quaderstein bedeckt. Nach- dem solchergestalt das Wasser bis hart an die Stadt Versailles immer auf den Bergen fortgeleitet worden, fällt es wiederum in ein groſses mit Stein ausgesetztes Reservoir. Von da ab fällt es in den be- schriebenen eisernen Röhren den Berg hinunter und läuft bis unter den rechten Flügel des Schlosses an dem Garten, da es hinauf steiget und in die letzten Reservoirs fällt, welche längst aneinander auf dem Altan selbigen Flügels sind und alle von Kupfer gemacht worden. Davon fällt es zum letztenmal durch gleichmäſsige Röhren in den Garten und wird daselbst in lauter gewölbten Gängen, so über 2 Fuſs weit und über 5 Fuſs hoch sind, und hier und da verborgene Ausgänge in den Lustwäldern des Gartens haben, dadurch man hineinkommen und wo es nötig säubern und reparieren kann. Wenn die eisernen Röhren so nahe an den Springbrunnen kommen, daſs sie sich müssen in allerley krumme Gänge schicken, sind an ihrerstatt bleierne an- gemacht, die sich hernach weiter in viele Äste verteilen und da haben manche Röhren 16 und mehr Zoll im Diametro und sind einen halben Zoll dick, ja dicker an Blei. Endlich, wo der Sprung geschehen soll, endigen sie in metallene Röhren. Wenn man nun ein wenig nach- rechnet, wieviel hundert Centner Metall zu Springröhren und Hähnen, wieviel hundert Centner Kupfer, wieviel tausend Centner gegossenes Eisen, wieviel Blei zu diesem ganzen Werk von Marly bis nach Ver- sailles erfordert habe, der kann ohne tiefe Verwunderung über des Königs Magnificenz nicht bleiben. Und so kann man der Franzosen Rodomontade nicht mehr vor sogar excessiv halten, wenn sie sprechen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f1256" n="1234"/><fw place="top" type="header">Frankreich im 17. Jahrhundert.</fw><lb/> Brücken oder Aquaeductus darüber geführt worden, da sich dann das<lb/> Wasser wiederum in Reservoirs sammelt und von da durch die eisernen<lb/> Röhren fortgeführt wird, dergleichen Aquädukte unweit von Versailles<lb/> bei einem Dorf Montreil in die 120 Fuſs hoch geführt ist, welcher<lb/> aus einer unten zum wenigsten 24 Fuſs dicken Mauer bestehet, welche<lb/> zu oberst noch 8 Fuſs Dicke behält. 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Frankreich im 17. Jahrhundert.
Brücken oder Aquaeductus darüber geführt worden, da sich dann das
Wasser wiederum in Reservoirs sammelt und von da durch die eisernen
Röhren fortgeführt wird, dergleichen Aquädukte unweit von Versailles
bei einem Dorf Montreil in die 120 Fuſs hoch geführt ist, welcher
aus einer unten zum wenigsten 24 Fuſs dicken Mauer bestehet, welche
zu oberst noch 8 Fuſs Dicke behält. Die eisernen Röhren bestehen
alle aus 5 Fuſs langen Stücken, welche mit den Enden ineinander
gesteckt sind, und also mit zwei Kränzen, welche ¾ Zoll dick und
5/4 Zoll hoch sind, zusammenstossen und dadurch, nachdem sie wohl
verstrichen worden, mit Schrauben fest aneinander gezogen werden,
wie es Fig. 232 deutlich zeigt. Die Aquädukte sind von Bruchsteinen
aufgeführt und zu oberst mit drei Schichten in Cement gesetzter
Quadersteine gedeckt, in welchen ein Kanal 5 Fuſs weit eingehauen
ist, welcher der Tiefe nach noch ein wenig in die unterste Schichte
Steine eingreift. Dieser wird mit Blei ganz ausgekleidet und mit
einem breiten oben rundlich zugehauenen Quaderstein bedeckt. Nach-
dem solchergestalt das Wasser bis hart an die Stadt Versailles immer
auf den Bergen fortgeleitet worden, fällt es wiederum in ein groſses
mit Stein ausgesetztes Reservoir. Von da ab fällt es in den be-
schriebenen eisernen Röhren den Berg hinunter und läuft bis unter
den rechten Flügel des Schlosses an dem Garten, da es hinauf steiget
und in die letzten Reservoirs fällt, welche längst aneinander auf dem
Altan selbigen Flügels sind und alle von Kupfer gemacht worden.
Davon fällt es zum letztenmal durch gleichmäſsige Röhren in den
Garten und wird daselbst in lauter gewölbten Gängen, so über 2 Fuſs
weit und über 5 Fuſs hoch sind, und hier und da verborgene Ausgänge
in den Lustwäldern des Gartens haben, dadurch man hineinkommen
und wo es nötig säubern und reparieren kann. Wenn die eisernen
Röhren so nahe an den Springbrunnen kommen, daſs sie sich müssen
in allerley krumme Gänge schicken, sind an ihrerstatt bleierne an-
gemacht, die sich hernach weiter in viele Äste verteilen und da haben
manche Röhren 16 und mehr Zoll im Diametro und sind einen halben
Zoll dick, ja dicker an Blei. Endlich, wo der Sprung geschehen soll,
endigen sie in metallene Röhren. Wenn man nun ein wenig nach-
rechnet, wieviel hundert Centner Metall zu Springröhren und Hähnen,
wieviel hundert Centner Kupfer, wieviel tausend Centner gegossenes
Eisen, wieviel Blei zu diesem ganzen Werk von Marly bis nach Ver-
sailles erfordert habe, der kann ohne tiefe Verwunderung über des
Königs Magnificenz nicht bleiben. Und so kann man der Franzosen
Rodomontade nicht mehr vor sogar excessiv halten, wenn sie sprechen,
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