Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.Frankreich im 17. Jahrhundert. fliesset eine halbe viertel Stunde vor selbigem Flecken vorbei und da-selbst hat der König die kostbare Kunst anlegen lassen, dadurch das Wasser daraus in die Höhe getrieben und auf etliche Lusthäuser, sonderlich aber Marly und Versailles ausgeteilt wird. Es ist ein Damm quer durch die Seine gebaut, wodurch sie einen Fall bekommt, dadurch 15 nebeneinanderliegende Schaufelräder 1) getrieben werden, welche 30 Fuss im Durchmesser haben. Die Schutzbretter, welche vor den Rinnen stehen, wodurch das Wasser auf die Räder läuft, werden mit metallenen Schrauben aufgezogen. Durch diese Räder werden sieben solche Stangenzüge, wie wir allgemein in den Berg- werken gebrauchen und welche nebeneinander an einem bei die 600 Fuss hohen Berg hinanliegen, hin und wieder gezogen. Diese Stangenzüge aber sind alle besserer Dauerhaftigkeit wegen von eisernen Stangen gemacht, da wir sie nur von hölzernen auf den Bergwerken zu machen pflegen. Durch diese Stangenzüge werden nun an drei unterschiedlichen Orten sieben metallene Stiefel ge- trieben. Erstlich stehen sieben unten nahe bei dem Wasser, welche aus einem Wasserhalter, der seinen Zufluss aus der Seine hat, das Wasser schöpfen und durch 14 Röhren, jede bei 10 Zoll Dicke von gegossenem Eisen auf die Hälfte des Berges hinan treiben und da- selbst in kupferne Kessel ausgiessen. In diesen Reservoirs stehen wiederum sieben metallene Stiefel, welche gleicher Gestalt durch die beschriebenen Stangenzüge bewegt, durch gleichmässige eiserne Röhren den Berg fast gar hinauf das Wasser wiederum in solche Reservoirs ausgiessen. Aus diesen wird es endlich auf eben diese Art auf einen hohen steinernen Aquädukt gehoben, durch den es auf der völligen Höhe des Berges endlich in ein sehr grosses mit Stein an den Seiten herum besetztes und am Boden auch in Cement mit Steinen dicht ausgesetztes Reservoir gebracht wird. Wer nun überschlagen kann, was für grausame Kosten erfordert worden sind, diese ungeheuerliche Maschine zu bauen und wieviel noch jährlich zu ihrer Unterhaltung angewendet werden müsse, wird in Wahrheit erstaunen, dass ein König so unerhörte Kosten zu seinem blossen Divertissemenf ange- wendet. Und dennoch ist dieses bei weitem noch nicht alles. Denn da ist ferner das Wasser an unterschiedliche, ziemlich weit entlegene Örter alles durch gegossene eiserne Röhren geleitet worden und wo sich Thäler zwischen gar steilen Höhen gefunden, sind steinerne 1) Leupold und Weidler geben nur 13 Wasserräder an. Desaguiliers und Belidor 14. Sturms Zahl ist unrichtig. 13 Räder trieben die Pumpen- gestänge, eins diente zu Hülfszwecken. Beck, Geschichte des Eisens. 78
Frankreich im 17. Jahrhundert. flieſset eine halbe viertel Stunde vor selbigem Flecken vorbei und da-selbst hat der König die kostbare Kunst anlegen lassen, dadurch das Wasser daraus in die Höhe getrieben und auf etliche Lusthäuser, sonderlich aber Marly und Versailles ausgeteilt wird. Es ist ein Damm quer durch die Seine gebaut, wodurch sie einen Fall bekommt, dadurch 15 nebeneinanderliegende Schaufelräder 1) getrieben werden, welche 30 Fuſs im Durchmesser haben. Die Schutzbretter, welche vor den Rinnen stehen, wodurch das Wasser auf die Räder läuft, werden mit metallenen Schrauben aufgezogen. Durch diese Räder werden sieben solche Stangenzüge, wie wir allgemein in den Berg- werken gebrauchen und welche nebeneinander an einem bei die 600 Fuſs hohen Berg hinanliegen, hin und wieder gezogen. Diese Stangenzüge aber sind alle besserer Dauerhaftigkeit wegen von eisernen Stangen gemacht, da wir sie nur von hölzernen auf den Bergwerken zu machen pflegen. Durch diese Stangenzüge werden nun an drei unterschiedlichen Orten sieben metallene Stiefel ge- trieben. Erstlich stehen sieben unten nahe bei dem Wasser, welche aus einem Wasserhalter, der seinen Zufluſs aus der Seine hat, das Wasser schöpfen und durch 14 Röhren, jede bei 10 Zoll Dicke von gegossenem Eisen auf die Hälfte des Berges hinan treiben und da- selbst in kupferne Kessel ausgieſsen. In diesen Reservoirs stehen wiederum sieben metallene Stiefel, welche gleicher Gestalt durch die beschriebenen Stangenzüge bewegt, durch gleichmäſsige eiserne Röhren den Berg fast gar hinauf das Wasser wiederum in solche Reservoirs ausgieſsen. Aus diesen wird es endlich auf eben diese Art auf einen hohen steinernen Aquädukt gehoben, durch den es auf der völligen Höhe des Berges endlich in ein sehr groſses mit Stein an den Seiten herum besetztes und am Boden auch in Cement mit Steinen dicht ausgesetztes Reservoir gebracht wird. Wer nun überschlagen kann, was für grausame Kosten erfordert worden sind, diese ungeheuerliche Maschine zu bauen und wieviel noch jährlich zu ihrer Unterhaltung angewendet werden müsse, wird in Wahrheit erstaunen, daſs ein König so unerhörte Kosten zu seinem bloſsen Divertissemenf ange- wendet. Und dennoch ist dieses bei weitem noch nicht alles. Denn da ist ferner das Wasser an unterschiedliche, ziemlich weit entlegene Örter alles durch gegossene eiserne Röhren geleitet worden und wo sich Thäler zwischen gar steilen Höhen gefunden, sind steinerne 1) Leupold und Weidler geben nur 13 Wasserräder an. Desaguiliers und Belidor 14. Sturms Zahl ist unrichtig. 13 Räder trieben die Pumpen- gestänge, eins diente zu Hülfszwecken. Beck, Geschichte des Eisens. 78
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Frankreich im 17. Jahrhundert.
flieſset eine halbe viertel Stunde vor selbigem Flecken vorbei und da-
selbst hat der König die kostbare Kunst anlegen lassen, dadurch das
Wasser daraus in die Höhe getrieben und auf etliche Lusthäuser,
sonderlich aber Marly und Versailles ausgeteilt wird. Es ist ein
Damm quer durch die Seine gebaut, wodurch sie einen Fall bekommt,
dadurch 15 nebeneinanderliegende Schaufelräder 1) getrieben werden,
welche 30 Fuſs im Durchmesser haben. Die Schutzbretter, welche
vor den Rinnen stehen, wodurch das Wasser auf die Räder läuft,
werden mit metallenen Schrauben aufgezogen. Durch diese Räder
werden sieben solche Stangenzüge, wie wir allgemein in den Berg-
werken gebrauchen und welche nebeneinander an einem bei die
600 Fuſs hohen Berg hinanliegen, hin und wieder gezogen. Diese
Stangenzüge aber sind alle besserer Dauerhaftigkeit wegen von
eisernen Stangen gemacht, da wir sie nur von hölzernen auf den
Bergwerken zu machen pflegen. Durch diese Stangenzüge werden
nun an drei unterschiedlichen Orten sieben metallene Stiefel ge-
trieben. Erstlich stehen sieben unten nahe bei dem Wasser, welche
aus einem Wasserhalter, der seinen Zufluſs aus der Seine hat, das
Wasser schöpfen und durch 14 Röhren, jede bei 10 Zoll Dicke von
gegossenem Eisen auf die Hälfte des Berges hinan treiben und da-
selbst in kupferne Kessel ausgieſsen. In diesen Reservoirs stehen
wiederum sieben metallene Stiefel, welche gleicher Gestalt durch die
beschriebenen Stangenzüge bewegt, durch gleichmäſsige eiserne Röhren
den Berg fast gar hinauf das Wasser wiederum in solche Reservoirs
ausgieſsen. Aus diesen wird es endlich auf eben diese Art auf einen
hohen steinernen Aquädukt gehoben, durch den es auf der völligen
Höhe des Berges endlich in ein sehr groſses mit Stein an den Seiten
herum besetztes und am Boden auch in Cement mit Steinen dicht
ausgesetztes Reservoir gebracht wird. Wer nun überschlagen kann,
was für grausame Kosten erfordert worden sind, diese ungeheuerliche
Maschine zu bauen und wieviel noch jährlich zu ihrer Unterhaltung
angewendet werden müsse, wird in Wahrheit erstaunen, daſs ein
König so unerhörte Kosten zu seinem bloſsen Divertissemenf ange-
wendet. Und dennoch ist dieses bei weitem noch nicht alles. Denn
da ist ferner das Wasser an unterschiedliche, ziemlich weit entlegene
Örter alles durch gegossene eiserne Röhren geleitet worden und wo
sich Thäler zwischen gar steilen Höhen gefunden, sind steinerne
1) Leupold und Weidler geben nur 13 Wasserräder an. Desaguiliers
und Belidor 14. Sturms Zahl ist unrichtig. 13 Räder trieben die Pumpen-
gestänge, eins diente zu Hülfszwecken.
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