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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Frankreich im 17. Jahrhundert.

Rotbrüchiges Eisen zeigt Kantenrisse, lässt sich kalt meistens
leicht biegen; beim Schmieden riecht man den Schwefel und beim
Zerbrechen fliegen kleine Funken, wie Flämmchen oder Sternchen, ab.
Kommt man an die gefährliche Hitze, die etwas über Kirschrotglut
liegt, fliegt es unter dem Hammer in Stücke auseinander und ge-
bogen wird es unganz. -- Das spanische Eisen zeigt diese Unart oft.

Nach einem Handelsbericht gab es 1601 drei Sorten von Stahl
in Frankreich: 1. der von Piemont, welcher der teuerste war. Es
kostete ein Bund (Callot) 30 Livres, und die Stange 5 Sols, 2. der von
Carmes (? Kärnten), bei dem sich das Hundert auf 20 Livres, die
Stange auf 2 S. 6 Den. stellte, und 3. der von Ungarn, 15 Livres das
Hundert, wobei sich das Pfund auf einen Sous stellte. Die Zeug- und
Messerschmiede (talendiers et cousteliers) bedienten sich nur des
Stahls von Ungarn und von Carmes 1).

Über den französischen Stahl und die Stahlfabrik in Paris giebt
folgende Stelle von 1604 Aufschluss: "Stahl waren wir immer ge-
zwungen aus Piemont, Deutschland und andern fremden Ländern
zum Preise von 5 bis 6 Sols das Pfund zu beziehen, da man in
Frankreich nur hartes Schmiedeeisen (fer fort) findet, das man
namentlich unter dem Namen Halbstahl (petit acier) von Brie oder
Saint-Dizier kennt, und der 2 bis 3 Sols billiger verkauft wird als
der obige. Hiervon kann man eine Fabrik und die Schmelzöfen
in der Vorstadt Saint-Victor, an der Mündung des Flusses des Gobe-
lins sehen und deren Vortrefflichkeit bewundern 2)." Trotzdem scheint
sich die Abhängigkeit Frankreichs in Bezug auf die Stahleinfuhr
während des ganzen Jahrhunderts nicht wesentlich geändert zu
haben, denn Felibien berichtet 1676 dasselbe 3), was bereits Jousse
in seiner Fidelle Ouverture de l'art du Serrurier, Kapitel 66, mitge-
teilt hat.

Jousse schreibt 1627, nachdem er auf die Wichtigkeit der Aus-
wahl des Stahls hingewiesen hat:

"Um die richtige Wahl unter dem geringen (inländischen) Stahl
zu treffen, der unter dem Namen Soret, Clamesi oder Limousin meist
in kleinen viereckigen Stücken von etwa 3 Zoll Länge verkauft wird
und der billigste in Frankreich ist, muss man zusehen, ob die Stücke
unganz oder verbrannt sind und ob man im Bruche schwarze Adern

1) Delib. du conseil du comm. -- Docum. ined. Mel. Serie I--IV., p. 60.
2) Laffemas, Rec. de l'Assemblee du Comm. Docum. ined. Mel. Serie I.
T. 4, p. 287. -- Gay, Glossaire d'Archeologie "acier", p. 5.
3) Felibien, Princ. de l'architect. p. 194. Gay, a. a. O. "acier".
Frankreich im 17. Jahrhundert.

Rotbrüchiges Eisen zeigt Kantenrisse, läſst sich kalt meistens
leicht biegen; beim Schmieden riecht man den Schwefel und beim
Zerbrechen fliegen kleine Funken, wie Flämmchen oder Sternchen, ab.
Kommt man an die gefährliche Hitze, die etwas über Kirschrotglut
liegt, fliegt es unter dem Hammer in Stücke auseinander und ge-
bogen wird es unganz. — Das spanische Eisen zeigt diese Unart oft.

Nach einem Handelsbericht gab es 1601 drei Sorten von Stahl
in Frankreich: 1. der von Piemont, welcher der teuerste war. Es
kostete ein Bund (Callot) 30 Livres, und die Stange 5 Sols, 2. der von
Carmes (? Kärnten), bei dem sich das Hundert auf 20 Livres, die
Stange auf 2 S. 6 Den. stellte, und 3. der von Ungarn, 15 Livres das
Hundert, wobei sich das Pfund auf einen Sous stellte. Die Zeug- und
Messerschmiede (talendiers et cousteliers) bedienten sich nur des
Stahls von Ungarn und von Carmes 1).

Über den französischen Stahl und die Stahlfabrik in Paris giebt
folgende Stelle von 1604 Aufschluſs: „Stahl waren wir immer ge-
zwungen aus Piemont, Deutschland und andern fremden Ländern
zum Preise von 5 bis 6 Sols das Pfund zu beziehen, da man in
Frankreich nur hartes Schmiedeeisen (fer fort) findet, das man
namentlich unter dem Namen Halbstahl (petit acier) von Brie oder
Saint-Dizier kennt, und der 2 bis 3 Sols billiger verkauft wird als
der obige. Hiervon kann man eine Fabrik und die Schmelzöfen
in der Vorstadt Saint-Victor, an der Mündung des Flusses des Gobe-
lins sehen und deren Vortrefflichkeit bewundern 2).“ Trotzdem scheint
sich die Abhängigkeit Frankreichs in Bezug auf die Stahleinfuhr
während des ganzen Jahrhunderts nicht wesentlich geändert zu
haben, denn Felibien berichtet 1676 dasselbe 3), was bereits Jousse
in seiner Fidelle Ouverture de l’art du Serrurier, Kapitel 66, mitge-
teilt hat.

Jousse schreibt 1627, nachdem er auf die Wichtigkeit der Aus-
wahl des Stahls hingewiesen hat:

„Um die richtige Wahl unter dem geringen (inländischen) Stahl
zu treffen, der unter dem Namen Soret, Clamesi oder Limousin meist
in kleinen viereckigen Stücken von etwa 3 Zoll Länge verkauft wird
und der billigste in Frankreich ist, muſs man zusehen, ob die Stücke
unganz oder verbrannt sind und ob man im Bruche schwarze Adern

1) Delib. du conseil du comm. — Docum. inéd. Mel. Serie I—IV., p. 60.
2) Laffemas, Rec. de l’Assemblée du Comm. Docum. inéd. Mel. Serie I.
T. 4, p. 287. — Gay, Glossaire d’Archéologie „acier“, p. 5.
3) Felibien, Princ. de l’architect. p. 194. Gay, a. a. O. „acier“.
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[1228/1250] Frankreich im 17. Jahrhundert. Rotbrüchiges Eisen zeigt Kantenrisse, läſst sich kalt meistens leicht biegen; beim Schmieden riecht man den Schwefel und beim Zerbrechen fliegen kleine Funken, wie Flämmchen oder Sternchen, ab. Kommt man an die gefährliche Hitze, die etwas über Kirschrotglut liegt, fliegt es unter dem Hammer in Stücke auseinander und ge- bogen wird es unganz. — Das spanische Eisen zeigt diese Unart oft. Nach einem Handelsbericht gab es 1601 drei Sorten von Stahl in Frankreich: 1. der von Piemont, welcher der teuerste war. Es kostete ein Bund (Callot) 30 Livres, und die Stange 5 Sols, 2. der von Carmes (? Kärnten), bei dem sich das Hundert auf 20 Livres, die Stange auf 2 S. 6 Den. stellte, und 3. der von Ungarn, 15 Livres das Hundert, wobei sich das Pfund auf einen Sous stellte. Die Zeug- und Messerschmiede (talendiers et cousteliers) bedienten sich nur des Stahls von Ungarn und von Carmes 1). Über den französischen Stahl und die Stahlfabrik in Paris giebt folgende Stelle von 1604 Aufschluſs: „Stahl waren wir immer ge- zwungen aus Piemont, Deutschland und andern fremden Ländern zum Preise von 5 bis 6 Sols das Pfund zu beziehen, da man in Frankreich nur hartes Schmiedeeisen (fer fort) findet, das man namentlich unter dem Namen Halbstahl (petit acier) von Brie oder Saint-Dizier kennt, und der 2 bis 3 Sols billiger verkauft wird als der obige. Hiervon kann man eine Fabrik und die Schmelzöfen in der Vorstadt Saint-Victor, an der Mündung des Flusses des Gobe- lins sehen und deren Vortrefflichkeit bewundern 2).“ Trotzdem scheint sich die Abhängigkeit Frankreichs in Bezug auf die Stahleinfuhr während des ganzen Jahrhunderts nicht wesentlich geändert zu haben, denn Felibien berichtet 1676 dasselbe 3), was bereits Jousse in seiner Fidelle Ouverture de l’art du Serrurier, Kapitel 66, mitge- teilt hat. Jousse schreibt 1627, nachdem er auf die Wichtigkeit der Aus- wahl des Stahls hingewiesen hat: „Um die richtige Wahl unter dem geringen (inländischen) Stahl zu treffen, der unter dem Namen Soret, Clamesi oder Limousin meist in kleinen viereckigen Stücken von etwa 3 Zoll Länge verkauft wird und der billigste in Frankreich ist, muſs man zusehen, ob die Stücke unganz oder verbrannt sind und ob man im Bruche schwarze Adern 1) Delib. du conseil du comm. — Docum. inéd. Mel. Serie I—IV., p. 60. 2) Laffemas, Rec. de l’Assemblée du Comm. Docum. inéd. Mel. Serie I. T. 4, p. 287. — Gay, Glossaire d’Archéologie „acier“, p. 5. 3) Felibien, Princ. de l’architect. p. 194. Gay, a. a. O. „acier“.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1250>, abgerufen am 27.11.2024.