der Grundbesitzer hiervon Kenntnis hatte, innerhalb 40 Tagen aber keine Einsprache erhob, so galt dies als Zustimmung und der Unter- nehmer durfte weiter bauen. -- In allen Fällen erhielt der Grund- besitzer von dem Unternehmer eine Vergütung, und zwar die 81. Tonne, welche gefördert wurde; ging ein Stollen, der das Wasser löste, durch das Feld, so erhielt dessen Eigentümer ebenfalls 1/81 der Förderung als Vergütung. Der Unternehmer musste drei Lachter von der Feldesgrenze entfernt bleiben; drei Lachter zu beiden Seiten derselben blieb also das Flötz stehen.
Diese Bestimmung, sowie die Besitz- und Belehnungsverhältnisse waren für den Aufschwung des Steinkohlenbergbaus in Belgien wenig günstig.
Bezüglich weiterer Einzelheiten verweisen wir auf den Aufsatz von Jars1).
Italien, Spanien und Portugal.
Die Eisenindustrie Italiens hat im 17. Jahrhundert wesentliche Änderungen nicht erfahren, man fuhr fort, nach früherer Weise an den alten Plätzen das Eisen zu gewinnen.
Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, von der bedeuten- den Waffenfabrikation der norditalienischen Städte, namentlich Brescias und Mailands, zu sprechen. Brescia lag in eisenreicher Gegend. Der Bezirk des Monte Prealba und Monte Conche bis Gardone und Caino hinauf waren reich an Eisenerz, und die wasserreichen Bäche Melle und Garza lieferten die nötige Triebkraft. Auch die Umgebung von Mailand war reich an ergiebigen Eisenbergwerken, so zu Valsassina, Brembana u. s. w.
Brescia, die alte Waffenstadt, war im 17. Jahrhundert besonders berühmt durch seine Feuergewehre, die Büchsenmacherei war zum Teil an die Stelle der alten Klingenschmiede getreten. Ein wichtiger Platz für Flinten und Pistolen war auch Pistoja, welches den letzteren ihren Namen gegeben haben soll.
In Spanien übten die traurigen politischen Zustände einen schweren Druck auf Handel und Gewerbe aus, worunter der all-
1)Jars, Metallurgische Reisen, II, S. 745.
Italien und Spanien im 17. Jahrhundert.
der Grundbesitzer hiervon Kenntnis hatte, innerhalb 40 Tagen aber keine Einsprache erhob, so galt dies als Zustimmung und der Unter- nehmer durfte weiter bauen. — In allen Fällen erhielt der Grund- besitzer von dem Unternehmer eine Vergütung, und zwar die 81. Tonne, welche gefördert wurde; ging ein Stollen, der das Wasser löste, durch das Feld, so erhielt dessen Eigentümer ebenfalls 1/81 der Förderung als Vergütung. Der Unternehmer muſste drei Lachter von der Feldesgrenze entfernt bleiben; drei Lachter zu beiden Seiten derselben blieb also das Flötz stehen.
Diese Bestimmung, sowie die Besitz- und Belehnungsverhältnisse waren für den Aufschwung des Steinkohlenbergbaus in Belgien wenig günstig.
Bezüglich weiterer Einzelheiten verweisen wir auf den Aufsatz von Jars1).
Italien, Spanien und Portugal.
Die Eisenindustrie Italiens hat im 17. Jahrhundert wesentliche Änderungen nicht erfahren, man fuhr fort, nach früherer Weise an den alten Plätzen das Eisen zu gewinnen.
Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, von der bedeuten- den Waffenfabrikation der norditalienischen Städte, namentlich Brescias und Mailands, zu sprechen. Brescia lag in eisenreicher Gegend. Der Bezirk des Monte Prealba und Monte Conche bis Gardone und Caino hinauf waren reich an Eisenerz, und die wasserreichen Bäche Melle und Garza lieferten die nötige Triebkraft. Auch die Umgebung von Mailand war reich an ergiebigen Eisenbergwerken, so zu Valsassina, Brembana u. s. w.
Brescia, die alte Waffenstadt, war im 17. Jahrhundert besonders berühmt durch seine Feuergewehre, die Büchsenmacherei war zum Teil an die Stelle der alten Klingenschmiede getreten. Ein wichtiger Platz für Flinten und Pistolen war auch Pistoja, welches den letzteren ihren Namen gegeben haben soll.
In Spanien übten die traurigen politischen Zustände einen schweren Druck auf Handel und Gewerbe aus, worunter der all-
1)Jars, Metallurgische Reisen, II, S. 745.
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Italien und Spanien im 17. Jahrhundert.
der Grundbesitzer hiervon Kenntnis hatte, innerhalb 40 Tagen aber
keine Einsprache erhob, so galt dies als Zustimmung und der Unter-
nehmer durfte weiter bauen. — In allen Fällen erhielt der Grund-
besitzer von dem Unternehmer eine Vergütung, und zwar die
81. Tonne, welche gefördert wurde; ging ein Stollen, der das Wasser
löste, durch das Feld, so erhielt dessen Eigentümer ebenfalls 1/81
der Förderung als Vergütung. Der Unternehmer muſste drei Lachter
von der Feldesgrenze entfernt bleiben; drei Lachter zu beiden Seiten
derselben blieb also das Flötz stehen.
Diese Bestimmung, sowie die Besitz- und Belehnungsverhältnisse
waren für den Aufschwung des Steinkohlenbergbaus in Belgien wenig
günstig.
Bezüglich weiterer Einzelheiten verweisen wir auf den Aufsatz
von Jars 1).
Italien, Spanien und Portugal.
Die Eisenindustrie Italiens hat im 17. Jahrhundert wesentliche
Änderungen nicht erfahren, man fuhr fort, nach früherer Weise an
den alten Plätzen das Eisen zu gewinnen.
Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, von der bedeuten-
den Waffenfabrikation der norditalienischen Städte, namentlich Brescias
und Mailands, zu sprechen. Brescia lag in eisenreicher Gegend. Der
Bezirk des Monte Prealba und Monte Conche bis Gardone und Caino
hinauf waren reich an Eisenerz, und die wasserreichen Bäche Melle
und Garza lieferten die nötige Triebkraft. Auch die Umgebung von
Mailand war reich an ergiebigen Eisenbergwerken, so zu Valsassina,
Brembana u. s. w.
Brescia, die alte Waffenstadt, war im 17. Jahrhundert besonders
berühmt durch seine Feuergewehre, die Büchsenmacherei war zum
Teil an die Stelle der alten Klingenschmiede getreten. Ein wichtiger
Platz für Flinten und Pistolen war auch Pistoja, welches den letzteren
ihren Namen gegeben haben soll.
In Spanien übten die traurigen politischen Zustände einen
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1) Jars, Metallurgische Reisen, II, S. 745.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1243>, abgerufen am 28.11.2024.
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