"Ferdinand -- allen denen, die dieses lesen werden oder lesen -- Gruss.
Wir haben das demütige Bittgesuch von Eberhard Meybosch und seinen Genossen empfangen, des Inhalts, dass das Weissblech (le fer blanc), aus welchem man die Blechbüchsen, Dachkändeln und ähn- liche Arbeiten mache, aus Deutschland nach unseren Städten und Ort- schaften käme, zu hohen Kosten und grosser Unbequemlichkeit für diejenigen, welche für ihr Handwerk desselben bedürften, wodurch sich die Preise der daraus gefertigten Arbeiten und Waren erhöhten, durchaus nicht im Interesse des öffentlichen Wohles; dazu komme, dass an mehreren Orten des besagten Deutschlands die Fabrikation des genannten Weissblechs bedeutend in Verfall (descheute) geraten sei durch die letzten Kriege, wodurch zweifellos eine noch grössere Teuerung und Schwierigkeit des Bezugs entstehen werde und da nun der Obengenannte vorstellig ist, dass er von dem Wunsche erfüllt sei, die genannte Fabrikation in unserer Stadt Dinand oder anderswo einzuführen und er und seine Genossen sehr inständig darum gebeten haben, so sei ihnen solches gewährt für einen Zeitraum und Frist von 20 Jahren."
Die Fabrikation wurde daraufhin auch wohl eingeführt; zu be- sonderer Blüte gelangte sie aber nicht, weil die Lütticher Hammer- bleche nicht von der entsprechenden Güte waren. Das erzeugte Weissblech war nur für ordinäre Ware zu verwenden.
Dass auch Eisenschneidwerke bereits im 17. Jahrhundert in Lüttich bestanden, haben wir bereits oben (S. 953) erwähnt. Francquoy geht aber etwas weit, wenn er aus einer einem Guillaume Traipont am 15. März 1617 erteilten Konzession zur Anlage eines Zainwerkes (fenderie) bei dem Dorfe Prayon schliesst, schon damals wären Eisenspaltereien mit Streck- und Messerwalzen im Lütticher Lande in Gebrauch gewesen. Es handelt sich hier, wie es scheint, nur um die Anlage eines Zainhammers. Wohl aber werden die neuen Werke, welche 1693 zu Henne bei Lüttich und 1698 bei Tieff gegründet wurden, wirkliche Eisenschneidwerke, wie wir sie Seite 955 beschrieben haben, gewesen sein. Auch bei diesen bediente man sich in Lüttich der fours dormantes mit Steinkohlen- feuerung.
Für die Schneidwerke war in Lüttich ein besonderes Bedürfnis vorhanden durch die ausgebreitete Nagelfabrikation, welcher jene das Rohmaterial lieferten.
Belgien im 17. Jahrhundert.
Der Text lautet:
„Ferdinand — allen denen, die dieses lesen werden oder lesen — Gruſs.
Wir haben das demütige Bittgesuch von Eberhard Meybosch und seinen Genossen empfangen, des Inhalts, daſs das Weiſsblech (le fer blanc), aus welchem man die Blechbüchsen, Dachkändeln und ähn- liche Arbeiten mache, aus Deutschland nach unseren Städten und Ort- schaften käme, zu hohen Kosten und groſser Unbequemlichkeit für diejenigen, welche für ihr Handwerk desselben bedürften, wodurch sich die Preise der daraus gefertigten Arbeiten und Waren erhöhten, durchaus nicht im Interesse des öffentlichen Wohles; dazu komme, daſs an mehreren Orten des besagten Deutschlands die Fabrikation des genannten Weiſsblechs bedeutend in Verfall (descheute) geraten sei durch die letzten Kriege, wodurch zweifellos eine noch gröſsere Teuerung und Schwierigkeit des Bezugs entstehen werde und da nun der Obengenannte vorstellig ist, daſs er von dem Wunsche erfüllt sei, die genannte Fabrikation in unserer Stadt Dinand oder anderswo einzuführen und er und seine Genossen sehr inständig darum gebeten haben, so sei ihnen solches gewährt für einen Zeitraum und Frist von 20 Jahren.“
Die Fabrikation wurde daraufhin auch wohl eingeführt; zu be- sonderer Blüte gelangte sie aber nicht, weil die Lütticher Hammer- bleche nicht von der entsprechenden Güte waren. Das erzeugte Weiſsblech war nur für ordinäre Ware zu verwenden.
Daſs auch Eisenschneidwerke bereits im 17. Jahrhundert in Lüttich bestanden, haben wir bereits oben (S. 953) erwähnt. Francquoy geht aber etwas weit, wenn er aus einer einem Guillaume Traipont am 15. März 1617 erteilten Konzession zur Anlage eines Zainwerkes (fenderie) bei dem Dorfe Prayon schlieſst, schon damals wären Eisenspaltereien mit Streck- und Messerwalzen im Lütticher Lande in Gebrauch gewesen. Es handelt sich hier, wie es scheint, nur um die Anlage eines Zainhammers. Wohl aber werden die neuen Werke, welche 1693 zu Henne bei Lüttich und 1698 bei Tieff gegründet wurden, wirkliche Eisenschneidwerke, wie wir sie Seite 955 beschrieben haben, gewesen sein. Auch bei diesen bediente man sich in Lüttich der fours dormantes mit Steinkohlen- feuerung.
Für die Schneidwerke war in Lüttich ein besonderes Bedürfnis vorhanden durch die ausgebreitete Nagelfabrikation, welcher jene das Rohmaterial lieferten.
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Belgien im 17. Jahrhundert.
Der Text lautet:
„Ferdinand — allen denen, die dieses lesen werden oder lesen —
Gruſs.
Wir haben das demütige Bittgesuch von Eberhard Meybosch und
seinen Genossen empfangen, des Inhalts, daſs das Weiſsblech (le fer
blanc), aus welchem man die Blechbüchsen, Dachkändeln und ähn-
liche Arbeiten mache, aus Deutschland nach unseren Städten und Ort-
schaften käme, zu hohen Kosten und groſser Unbequemlichkeit für
diejenigen, welche für ihr Handwerk desselben bedürften, wodurch
sich die Preise der daraus gefertigten Arbeiten und Waren erhöhten,
durchaus nicht im Interesse des öffentlichen Wohles; dazu komme,
daſs an mehreren Orten des besagten Deutschlands die Fabrikation
des genannten Weiſsblechs bedeutend in Verfall (descheute) geraten
sei durch die letzten Kriege, wodurch zweifellos eine noch gröſsere
Teuerung und Schwierigkeit des Bezugs entstehen werde und da nun
der Obengenannte vorstellig ist, daſs er von dem Wunsche erfüllt
sei, die genannte Fabrikation in unserer Stadt Dinand oder anderswo
einzuführen und er und seine Genossen sehr inständig darum gebeten
haben, so sei ihnen solches gewährt für einen Zeitraum und Frist
von 20 Jahren.“
Die Fabrikation wurde daraufhin auch wohl eingeführt; zu be-
sonderer Blüte gelangte sie aber nicht, weil die Lütticher Hammer-
bleche nicht von der entsprechenden Güte waren. Das erzeugte
Weiſsblech war nur für ordinäre Ware zu verwenden.
Daſs auch Eisenschneidwerke bereits im 17. Jahrhundert in
Lüttich bestanden, haben wir bereits oben (S. 953) erwähnt.
Francquoy geht aber etwas weit, wenn er aus einer einem
Guillaume Traipont am 15. März 1617 erteilten Konzession zur
Anlage eines Zainwerkes (fenderie) bei dem Dorfe Prayon schlieſst,
schon damals wären Eisenspaltereien mit Streck- und Messerwalzen
im Lütticher Lande in Gebrauch gewesen. Es handelt sich hier, wie
es scheint, nur um die Anlage eines Zainhammers. Wohl aber
werden die neuen Werke, welche 1693 zu Henne bei Lüttich und
1698 bei Tieff gegründet wurden, wirkliche Eisenschneidwerke, wie
wir sie Seite 955 beschrieben haben, gewesen sein. Auch bei diesen
bediente man sich in Lüttich der fours dormantes mit Steinkohlen-
feuerung.
Für die Schneidwerke war in Lüttich ein besonderes Bedürfnis
vorhanden durch die ausgebreitete Nagelfabrikation, welcher jene das
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1237>, abgerufen am 29.11.2024.
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