Eisens zum Schutze der Peitzschen und Krossener Eisenwerke strenge verbot. Dieses Edikt wurde im Laufe des Jahrhunderts fünfmal er- neuert. 1667 wurden in Peitz die ersten drei- und sechspfündigen eisernen Kanonen in Brandenburg gegossen. 1668 wurden 7336 Ctr. Stückkugeln von allen Grössen aus dem Hochofen gegossen. Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Werke verpachtet.
Die Eisenhütte zu Zehdenik wurde 1620 in Folge der Kriegs- unruhen eingestellt und kam erst nach dem 30jährigen Kriege wieder in regelmässigen Betrieb. Die Akten darüber beginnen erst 1653 wieder; damals war das Werk verpachtet. 1664 wurde auf Ver- anlassung des Grossen Kurfürsten daselbst der erste Hochofen von Benjamin Bonnel und Peter Rochet erbaut, welcher hauptsächlich für Erzeugung von Munition bestimmt war.
Von dem Eisenwerk von Tschirndorf, Kreis Sorau, erfahren wir nur, dass es 1622 im Besitz der Familie Kuhhasse war. Der alte Teuplitzer Hammer wurde 1668 betrieben. Der spätere Pleiske- hammer bestand in der Mitte des 17. Jahrhunderts als Döbbernitzer Hammer. Bereits 1616 wird der Kunnersdorfer Eisenhammer erwähnt, welcher damals dem Sigismund von Schlichting gehörte.
Von Bedeutung war noch die Eisenhütte bei Neustadt an der Dosse im Kreise Ruppin1). Die Herrschaft Neustadt a. d. Dosse war 1644 an den schwedischen General-Feldmarschall Graf Königsmark und 1662 an Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg mit dem silbernen Bein übergegangen. Dieser verband sich 1663 mit seinem Vetter, dem Grossen Kurfürsten, zum gemeinschaftlichen Betrieb des Werkes. In einem weiteren Reskript von 1664 heisst es, dass die Anlage des hohen Ofens und Frischfeuers nach den Angaben des Peter Rochet erfolgen solle. 1667 übernahm der Landgraf den Be- trieb allein gegen eine jährliche Abgabe von 500 Thlr. Es wurden Stückkugeln und Gusswaren verfertigt, welche nach Amsterdam und Hamburg verkauft wurden. Am 20. Februar wurde mit den Kauf- leuten Louis und Liebert Wolters und Augustin Hinrichs ein Ab- kommen getroffen, wonach diesen auf fünf Jahre die ganze Pro- duktion verkauft wurde. Die Käufer forderten 380 Schiffspfund (a 300 Pfund hamburgisch, also etwa 57000 Kilo) pro Monat. Sie zahlten für das Schiffspfundgeschütz von verschiedenem Kaliber, und was sonst in Lehm geformt werden möchte, 61/2 Reichsthaler (oder für die Tonne 140 Mk.), aber von allerhand Kaliber 3 Thlr. 9 Gr.,
1) Siehe Cramer, a. a. O. VIII, S. 27.
Brandenburg im 17. Jahrhundert.
Eisens zum Schutze der Peitzschen und Krossener Eisenwerke strenge verbot. Dieses Edikt wurde im Laufe des Jahrhunderts fünfmal er- neuert. 1667 wurden in Peitz die ersten drei- und sechspfündigen eisernen Kanonen in Brandenburg gegossen. 1668 wurden 7336 Ctr. Stückkugeln von allen Gröſsen aus dem Hochofen gegossen. Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Werke verpachtet.
Die Eisenhütte zu Zehdenik wurde 1620 in Folge der Kriegs- unruhen eingestellt und kam erst nach dem 30jährigen Kriege wieder in regelmäſsigen Betrieb. Die Akten darüber beginnen erst 1653 wieder; damals war das Werk verpachtet. 1664 wurde auf Ver- anlassung des Groſsen Kurfürsten daselbst der erste Hochofen von Benjamin Bonnel und Peter Rochet erbaut, welcher hauptsächlich für Erzeugung von Munition bestimmt war.
Von dem Eisenwerk von Tschirndorf, Kreis Sorau, erfahren wir nur, daſs es 1622 im Besitz der Familie Kuhhasse war. Der alte Teuplitzer Hammer wurde 1668 betrieben. Der spätere Pleiske- hammer bestand in der Mitte des 17. Jahrhunderts als Döbbernitzer Hammer. Bereits 1616 wird der Kunnersdorfer Eisenhammer erwähnt, welcher damals dem Sigismund von Schlichting gehörte.
Von Bedeutung war noch die Eisenhütte bei Neustadt an der Dosse im Kreise Ruppin1). Die Herrschaft Neustadt a. d. Dosse war 1644 an den schwedischen General-Feldmarschall Graf Königsmark und 1662 an Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg mit dem silbernen Bein übergegangen. Dieser verband sich 1663 mit seinem Vetter, dem Groſsen Kurfürsten, zum gemeinschaftlichen Betrieb des Werkes. In einem weiteren Reskript von 1664 heiſst es, daſs die Anlage des hohen Ofens und Frischfeuers nach den Angaben des Peter Rochet erfolgen solle. 1667 übernahm der Landgraf den Be- trieb allein gegen eine jährliche Abgabe von 500 Thlr. Es wurden Stückkugeln und Guſswaren verfertigt, welche nach Amsterdam und Hamburg verkauft wurden. Am 20. Februar wurde mit den Kauf- leuten Louis und Liebert Wolters und Augustin Hinrichs ein Ab- kommen getroffen, wonach diesen auf fünf Jahre die ganze Pro- duktion verkauft wurde. Die Käufer forderten 380 Schiffspfund (à 300 Pfund hamburgisch, also etwa 57000 Kilo) pro Monat. Sie zahlten für das Schiffspfundgeschütz von verschiedenem Kaliber, und was sonst in Lehm geformt werden möchte, 6½ Reichsthaler (oder für die Tonne 140 Mk.), aber von allerhand Kaliber 3 Thlr. 9 Gr.,
1) Siehe Cramer, a. a. O. VIII, S. 27.
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Brandenburg im 17. Jahrhundert.
Eisens zum Schutze der Peitzschen und Krossener Eisenwerke strenge
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neuert. 1667 wurden in Peitz die ersten drei- und sechspfündigen
eisernen Kanonen in Brandenburg gegossen. 1668 wurden 7336 Ctr.
Stückkugeln von allen Gröſsen aus dem Hochofen gegossen. Ende
des 17. Jahrhunderts wurden die Werke verpachtet.
Die Eisenhütte zu Zehdenik wurde 1620 in Folge der Kriegs-
unruhen eingestellt und kam erst nach dem 30jährigen Kriege wieder
in regelmäſsigen Betrieb. Die Akten darüber beginnen erst 1653
wieder; damals war das Werk verpachtet. 1664 wurde auf Ver-
anlassung des Groſsen Kurfürsten daselbst der erste Hochofen von
Benjamin Bonnel und Peter Rochet erbaut, welcher hauptsächlich
für Erzeugung von Munition bestimmt war.
Von dem Eisenwerk von Tschirndorf, Kreis Sorau, erfahren wir
nur, daſs es 1622 im Besitz der Familie Kuhhasse war. Der alte
Teuplitzer Hammer wurde 1668 betrieben. Der spätere Pleiske-
hammer bestand in der Mitte des 17. Jahrhunderts als Döbbernitzer
Hammer. Bereits 1616 wird der Kunnersdorfer Eisenhammer erwähnt,
welcher damals dem Sigismund von Schlichting gehörte.
Von Bedeutung war noch die Eisenhütte bei Neustadt an der
Dosse im Kreise Ruppin 1). Die Herrschaft Neustadt a. d. Dosse war
1644 an den schwedischen General-Feldmarschall Graf Königsmark
und 1662 an Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg mit dem
silbernen Bein übergegangen. Dieser verband sich 1663 mit seinem
Vetter, dem Groſsen Kurfürsten, zum gemeinschaftlichen Betrieb des
Werkes. In einem weiteren Reskript von 1664 heiſst es, daſs die
Anlage des hohen Ofens und Frischfeuers nach den Angaben des
Peter Rochet erfolgen solle. 1667 übernahm der Landgraf den Be-
trieb allein gegen eine jährliche Abgabe von 500 Thlr. Es wurden
Stückkugeln und Guſswaren verfertigt, welche nach Amsterdam und
Hamburg verkauft wurden. Am 20. Februar wurde mit den Kauf-
leuten Louis und Liebert Wolters und Augustin Hinrichs ein Ab-
kommen getroffen, wonach diesen auf fünf Jahre die ganze Pro-
duktion verkauft wurde. Die Käufer forderten 380 Schiffspfund
(à 300 Pfund hamburgisch, also etwa 57000 Kilo) pro Monat. Sie
zahlten für das Schiffspfundgeschütz von verschiedenem Kaliber, und
was sonst in Lehm geformt werden möchte, 6½ Reichsthaler (oder
für die Tonne 140 Mk.), aber von allerhand Kaliber 3 Thlr. 9 Gr.,
1) Siehe Cramer, a. a. O. VIII, S. 27.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1230>, abgerufen am 29.11.2024.
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