den, wo sie zu Tag anstanden und mit leichter Mühe gewonnen werden konnten, sowohl zum Hausbrand als auch in den Schmieden benutzt. Dies berichtet Biringuccio in der bereits oben angeführten Stelle 1), wo er sagt, dass man in jenen Ländern, wo sich Steinkohlen fänden, solche verwende, um Eisen zu bearbeiten, Metalle zu schmelzen, Backsteine zu machen und Kalk zu brennen. Aber die Verwendung der Steinkohle in Schmiedefeuern geht in viel frühere Jahrhunderte zurück. Ein Schmied soll es gewesen sein, der die Steinkohlen im Bistum Lüttich im Jahre 1198 entdeckte und zuerst verwendete 2).
Die Chronik Lamberts des Kleinen, welche von Reinerus, einem Mönch von St. Jacob zu Lüttich, fortgesetzt wurde, setzt die Ent- deckung der Steinkohlen 15 Jahre später, erwähnt aber dabei ebenfalls gleich ihre Verwendung für Schmiede und Metallarbeiter. Zum Jahre 1213 ist darin bemerkt: "Das Jahr geht zu Ende, vorher aber will ich noch drei nützliche und höchst merkwürdige Entdeckungen in unsrer Gegend anführen, nämlich Mergelerde, die zur Verbesserung des Bodens dient, schwarze Erde, den Holzkohlen sehr ähn- lich (terra nigra carbonum simillima), welche für Schmiede, Metallarbeiter und arme Leute als Feuerungsmittel von grosser Bedeutung ist, und drittens, dass Blei in unsrer Gegend aufgefunden worden." Hundert Jahre früher aber werden schon "Kol- kulen", Kohlengruben, im Wurmrevier bei Herzogenrath erwähnt 3), auf dem zur Augustinerabtei Klosterrath gehörigen Grund und Boden. Dies dürften die ältesten Steinkohlengruben des europäischen Fest- landes sein. In England wird der Anfang des Steinkohlenbergbaues bis vor die Zeit Wilhelms des Eroberers um die Mitte des 9. Jahr- hunderts zurückdatiert.
Während in Aachen und Lüttich, wie in Deutschland überhaupt die Steinkohlen nicht zu den Regalien gerechnet wurden, ihre Ge- winnung vielmehr dem Grundbesitzer zustand, erklärte Wilhelm der Eroberer dieselben in England für Regal und verlieh dasselbe mit den übrigen Bergregalien an die Grossen des Reiches.
Die Steinkohlengruben von Staffordshire bei Newcastle-under-Lyne, welche damals schon in Betrieb standen, oder bald danach eröffnet wurden, erklärte er als Grundherr (Lord of the manor) für königlichen
1) Siehe S. 102.
2) Siehe Bd. I, S. 769.
3) In den Annales Rodenses, ab- gedruckt in M. S. P. Ernst, Histoire de Limbourg. Siehe auch den Aufsatz "Zur Geschichte der Kohlenbergwerke im Wurmrevier" von Michel im Echo der Gegenwart vom 7. Mai 1873, Nr. 126 und folgende.
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
den, wo sie zu Tag anstanden und mit leichter Mühe gewonnen werden konnten, sowohl zum Hausbrand als auch in den Schmieden benutzt. Dies berichtet Biringuccio in der bereits oben angeführten Stelle 1), wo er sagt, daſs man in jenen Ländern, wo sich Steinkohlen fänden, solche verwende, um Eisen zu bearbeiten, Metalle zu schmelzen, Backsteine zu machen und Kalk zu brennen. Aber die Verwendung der Steinkohle in Schmiedefeuern geht in viel frühere Jahrhunderte zurück. Ein Schmied soll es gewesen sein, der die Steinkohlen im Bistum Lüttich im Jahre 1198 entdeckte und zuerst verwendete 2).
Die Chronik Lamberts des Kleinen, welche von Reinerus, einem Mönch von St. Jacob zu Lüttich, fortgesetzt wurde, setzt die Ent- deckung der Steinkohlen 15 Jahre später, erwähnt aber dabei ebenfalls gleich ihre Verwendung für Schmiede und Metallarbeiter. Zum Jahre 1213 ist darin bemerkt: „Das Jahr geht zu Ende, vorher aber will ich noch drei nützliche und höchst merkwürdige Entdeckungen in unsrer Gegend anführen, nämlich Mergelerde, die zur Verbesserung des Bodens dient, schwarze Erde, den Holzkohlen sehr ähn- lich (terra nigra carbonum simillima), welche für Schmiede, Metallarbeiter und arme Leute als Feuerungsmittel von groſser Bedeutung ist, und drittens, daſs Blei in unsrer Gegend aufgefunden worden.“ Hundert Jahre früher aber werden schon „Kol- kulen“, Kohlengruben, im Wurmrevier bei Herzogenrath erwähnt 3), auf dem zur Augustinerabtei Klosterrath gehörigen Grund und Boden. Dies dürften die ältesten Steinkohlengruben des europäischen Fest- landes sein. In England wird der Anfang des Steinkohlenbergbaues bis vor die Zeit Wilhelms des Eroberers um die Mitte des 9. Jahr- hunderts zurückdatiert.
Während in Aachen und Lüttich, wie in Deutschland überhaupt die Steinkohlen nicht zu den Regalien gerechnet wurden, ihre Ge- winnung vielmehr dem Grundbesitzer zustand, erklärte Wilhelm der Eroberer dieselben in England für Regal und verlieh dasſelbe mit den übrigen Bergregalien an die Groſsen des Reiches.
Die Steinkohlengruben von Staffordshire bei Newcastle-under-Lyne, welche damals schon in Betrieb standen, oder bald danach eröffnet wurden, erklärte er als Grundherr (Lord of the manor) für königlichen
1) Siehe S. 102.
2) Siehe Bd. I, S. 769.
3) In den Annales Rodenses, ab- gedruckt in M. S. P. Ernst, Histoire de Limbourg. Siehe auch den Aufsatz „Zur Geschichte der Kohlenbergwerke im Wurmrevier“ von Michèl im Echo der Gegenwart vom 7. Mai 1873, Nr. 126 und folgende.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0121"n="101"/><fwplace="top"type="header">Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.</fw><lb/>
den, wo sie zu Tag anstanden und mit leichter Mühe gewonnen<lb/>
werden konnten, sowohl zum Hausbrand als auch in den Schmieden<lb/>
benutzt. Dies berichtet <hirendition="#g">Biringuccio</hi> in der bereits oben angeführten<lb/>
Stelle <noteplace="foot"n="1)">Siehe S. 102.</note>, wo er sagt, daſs man in jenen Ländern, wo sich Steinkohlen<lb/>
fänden, solche verwende, um Eisen zu bearbeiten, Metalle zu<lb/>
schmelzen, Backsteine zu machen und Kalk zu brennen. Aber die<lb/>
Verwendung der Steinkohle in Schmiedefeuern geht in viel frühere<lb/>
Jahrhunderte zurück. Ein Schmied soll es gewesen sein, der die<lb/>
Steinkohlen im Bistum Lüttich im Jahre 1198 entdeckte und zuerst<lb/>
verwendete <noteplace="foot"n="2)">Siehe Bd. I, S. 769.</note>.</p><lb/><p>Die Chronik <hirendition="#g">Lamberts</hi> des Kleinen, welche von <hirendition="#g">Reinerus</hi>, einem<lb/>
Mönch von St. Jacob zu Lüttich, fortgesetzt wurde, setzt die Ent-<lb/>
deckung der Steinkohlen 15 Jahre später, erwähnt aber dabei ebenfalls<lb/>
gleich ihre Verwendung für Schmiede und Metallarbeiter. Zum Jahre<lb/>
1213 ist darin bemerkt: „Das Jahr geht zu Ende, vorher aber will<lb/>
ich noch drei nützliche und höchst merkwürdige Entdeckungen in<lb/>
unsrer Gegend anführen, nämlich Mergelerde, die zur Verbesserung<lb/>
des Bodens dient, <hirendition="#g">schwarze Erde, den Holzkohlen sehr ähn-<lb/>
lich</hi> (terra nigra carbonum simillima), <hirendition="#g">welche für Schmiede,<lb/>
Metallarbeiter und arme Leute als Feuerungsmittel von<lb/>
groſser Bedeutung ist</hi>, und drittens, daſs Blei in unsrer Gegend<lb/>
aufgefunden worden.“ Hundert Jahre früher aber werden schon „Kol-<lb/>
kulen“, Kohlengruben, im Wurmrevier bei Herzogenrath erwähnt <noteplace="foot"n="3)">In den Annales Rodenses, ab-<lb/>
gedruckt in M. S. P. <hirendition="#g">Ernst</hi>, Histoire de Limbourg. Siehe auch den Aufsatz<lb/>„Zur Geschichte der Kohlenbergwerke im Wurmrevier“ von <hirendition="#g">Michèl</hi> im Echo der<lb/>
Gegenwart vom 7. Mai 1873, Nr. 126 und folgende.</note>,<lb/>
auf dem zur Augustinerabtei Klosterrath gehörigen Grund und Boden.<lb/>
Dies dürften die ältesten Steinkohlengruben des europäischen Fest-<lb/>
landes sein. In England wird der Anfang des Steinkohlenbergbaues<lb/>
bis vor die Zeit Wilhelms des Eroberers um die Mitte des 9. Jahr-<lb/>
hunderts zurückdatiert.</p><lb/><p>Während in Aachen und Lüttich, wie in Deutschland überhaupt<lb/>
die Steinkohlen nicht zu den Regalien gerechnet wurden, ihre Ge-<lb/>
winnung vielmehr dem Grundbesitzer zustand, erklärte Wilhelm der<lb/>
Eroberer dieselben in England für Regal und verlieh dasſelbe mit<lb/>
den übrigen Bergregalien an die Groſsen des Reiches.</p><lb/><p>Die Steinkohlengruben von Staffordshire bei Newcastle-under-Lyne,<lb/>
welche damals schon in Betrieb standen, oder bald danach eröffnet<lb/>
wurden, erklärte er als Grundherr (Lord of the manor) für königlichen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[101/0121]
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
den, wo sie zu Tag anstanden und mit leichter Mühe gewonnen
werden konnten, sowohl zum Hausbrand als auch in den Schmieden
benutzt. Dies berichtet Biringuccio in der bereits oben angeführten
Stelle 1), wo er sagt, daſs man in jenen Ländern, wo sich Steinkohlen
fänden, solche verwende, um Eisen zu bearbeiten, Metalle zu
schmelzen, Backsteine zu machen und Kalk zu brennen. Aber die
Verwendung der Steinkohle in Schmiedefeuern geht in viel frühere
Jahrhunderte zurück. Ein Schmied soll es gewesen sein, der die
Steinkohlen im Bistum Lüttich im Jahre 1198 entdeckte und zuerst
verwendete 2).
Die Chronik Lamberts des Kleinen, welche von Reinerus, einem
Mönch von St. Jacob zu Lüttich, fortgesetzt wurde, setzt die Ent-
deckung der Steinkohlen 15 Jahre später, erwähnt aber dabei ebenfalls
gleich ihre Verwendung für Schmiede und Metallarbeiter. Zum Jahre
1213 ist darin bemerkt: „Das Jahr geht zu Ende, vorher aber will
ich noch drei nützliche und höchst merkwürdige Entdeckungen in
unsrer Gegend anführen, nämlich Mergelerde, die zur Verbesserung
des Bodens dient, schwarze Erde, den Holzkohlen sehr ähn-
lich (terra nigra carbonum simillima), welche für Schmiede,
Metallarbeiter und arme Leute als Feuerungsmittel von
groſser Bedeutung ist, und drittens, daſs Blei in unsrer Gegend
aufgefunden worden.“ Hundert Jahre früher aber werden schon „Kol-
kulen“, Kohlengruben, im Wurmrevier bei Herzogenrath erwähnt 3),
auf dem zur Augustinerabtei Klosterrath gehörigen Grund und Boden.
Dies dürften die ältesten Steinkohlengruben des europäischen Fest-
landes sein. In England wird der Anfang des Steinkohlenbergbaues
bis vor die Zeit Wilhelms des Eroberers um die Mitte des 9. Jahr-
hunderts zurückdatiert.
Während in Aachen und Lüttich, wie in Deutschland überhaupt
die Steinkohlen nicht zu den Regalien gerechnet wurden, ihre Ge-
winnung vielmehr dem Grundbesitzer zustand, erklärte Wilhelm der
Eroberer dieselben in England für Regal und verlieh dasſelbe mit
den übrigen Bergregalien an die Groſsen des Reiches.
Die Steinkohlengruben von Staffordshire bei Newcastle-under-Lyne,
welche damals schon in Betrieb standen, oder bald danach eröffnet
wurden, erklärte er als Grundherr (Lord of the manor) für königlichen
1) Siehe S. 102.
2) Siehe Bd. I, S. 769.
3) In den Annales Rodenses, ab-
gedruckt in M. S. P. Ernst, Histoire de Limbourg. Siehe auch den Aufsatz
„Zur Geschichte der Kohlenbergwerke im Wurmrevier“ von Michèl im Echo der
Gegenwart vom 7. Mai 1873, Nr. 126 und folgende.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/121>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.