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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
von oben angezündet wird. Es sind ferner "stehende Meiler", d. h.
solche, bei denen die Holzscheite aufrecht stehend, nur wenig gegen
die Achse geneigt, in Kreisen um den "Quandel" gestellt werden. Es
ist dies also dieselbe Art Meiler, welche auch bei uns und in dem
ganzen westlichen Europa die gebräuchlichste ist. Die "slavischen"
Meiler 1) mit horizontaler Zündgasse sind mehr im östlichen Europa
und die "liegenden" Meiler, bei denen das Holz horizontal um die
Achse gelegt wird, in Skandinavien gebräuchlich. Auch ist die Be-
schreibung so klar und verständlich, dass wir kaum noch etwas
hinzuzufügen haben. Die theoretischen Betrachtungen, namentlich
über den Unterschied von hartem und weichem Holze und über die
Verbrennung, sowie über die Verkohlung, sind sehr beachtenswert.

Werfen wir noch einen Blick auf die beigefügten Abbildungen,
Fig. 10 und 11. Dieselben sind, wie die meisten Zeichnungen Birin-

[Abbildung] Fig. 11.
guccios, sehr skizzen-
haft und nicht durch-
aus zuverlässig. So ist
der fertige Meiler, der
in Fig. 10 rechts dar-
gestellt ist, viel zu steil;
bei solcher Rüstung
würde die Decke gleich
herabfallen. Aus dem
angefangenen Meiler zur
Linken erkennen wir,
dass das Holz in vier Stockwerken, in der oben beschriebenen Weise
nach dem Quandel zu geneigt, aufgebaut ist. Der Köhler zur Linken
des Bildes schleppt das zum Verkohlen bestimmte, nach Mass zu-
gerichtete Holz herbei. Nach der Art, wie er es trägt, dürfen wir
schliessen, dass es die noch jetzt gebräuchliche Länge von 60 bis
70 cm hat, so dass der ganze Meiler eine Höhe von ungefähr 2 m
haben dürfte. Es ist in der Zeichnung nicht angedeutet, dass in den
aufeinander folgenden Stockwerken des Meilers die Holzscheite immer
mehr geneigt sind, so dass dieselben in dem obersten, der sogenannten
"Haube", welche den Abschluss bildet, mehr liegen als stehen. Doch
halten wir dies für ein Versehen des Zeichners. Denn im allgemeinen
geht sowohl aus der Zeichnung, wie aus der Beschreibung hervor, dass
das Kohlenbrennen in Meilern damals im wesentlichen gerade so be-

1) Siehe Bd. I, S. 523.
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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
von oben angezündet wird. Es sind ferner „stehende Meiler“, d. h.
solche, bei denen die Holzscheite aufrecht stehend, nur wenig gegen
die Achse geneigt, in Kreisen um den „Quandel“ gestellt werden. Es
ist dies also dieselbe Art Meiler, welche auch bei uns und in dem
ganzen westlichen Europa die gebräuchlichste ist. Die „slavischen“
Meiler 1) mit horizontaler Zündgasse sind mehr im östlichen Europa
und die „liegenden“ Meiler, bei denen das Holz horizontal um die
Achse gelegt wird, in Skandinavien gebräuchlich. Auch ist die Be-
schreibung so klar und verständlich, daſs wir kaum noch etwas
hinzuzufügen haben. Die theoretischen Betrachtungen, namentlich
über den Unterschied von hartem und weichem Holze und über die
Verbrennung, sowie über die Verkohlung, sind sehr beachtenswert.

Werfen wir noch einen Blick auf die beigefügten Abbildungen,
Fig. 10 und 11. Dieselben sind, wie die meisten Zeichnungen Birin-

[Abbildung] Fig. 11.
guccios, sehr skizzen-
haft und nicht durch-
aus zuverlässig. So ist
der fertige Meiler, der
in Fig. 10 rechts dar-
gestellt ist, viel zu steil;
bei solcher Rüstung
würde die Decke gleich
herabfallen. Aus dem
angefangenen Meiler zur
Linken erkennen wir,
daſs das Holz in vier Stockwerken, in der oben beschriebenen Weise
nach dem Quandel zu geneigt, aufgebaut ist. Der Köhler zur Linken
des Bildes schleppt das zum Verkohlen bestimmte, nach Maſs zu-
gerichtete Holz herbei. Nach der Art, wie er es trägt, dürfen wir
schlieſsen, daſs es die noch jetzt gebräuchliche Länge von 60 bis
70 cm hat, so daſs der ganze Meiler eine Höhe von ungefähr 2 m
haben dürfte. Es ist in der Zeichnung nicht angedeutet, daſs in den
aufeinander folgenden Stockwerken des Meilers die Holzscheite immer
mehr geneigt sind, so daſs dieselben in dem obersten, der sogenannten
„Haube“, welche den Abschluſs bildet, mehr liegen als stehen. Doch
halten wir dies für ein Versehen des Zeichners. Denn im allgemeinen
geht sowohl aus der Zeichnung, wie aus der Beschreibung hervor, daſs
das Kohlenbrennen in Meilern damals im wesentlichen gerade so be-

1) Siehe Bd. I, S. 523.
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[99/0119] Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf. von oben angezündet wird. Es sind ferner „stehende Meiler“, d. h. solche, bei denen die Holzscheite aufrecht stehend, nur wenig gegen die Achse geneigt, in Kreisen um den „Quandel“ gestellt werden. Es ist dies also dieselbe Art Meiler, welche auch bei uns und in dem ganzen westlichen Europa die gebräuchlichste ist. Die „slavischen“ Meiler 1) mit horizontaler Zündgasse sind mehr im östlichen Europa und die „liegenden“ Meiler, bei denen das Holz horizontal um die Achse gelegt wird, in Skandinavien gebräuchlich. Auch ist die Be- schreibung so klar und verständlich, daſs wir kaum noch etwas hinzuzufügen haben. Die theoretischen Betrachtungen, namentlich über den Unterschied von hartem und weichem Holze und über die Verbrennung, sowie über die Verkohlung, sind sehr beachtenswert. Werfen wir noch einen Blick auf die beigefügten Abbildungen, Fig. 10 und 11. Dieselben sind, wie die meisten Zeichnungen Birin- [Abbildung Fig. 11.] guccios, sehr skizzen- haft und nicht durch- aus zuverlässig. So ist der fertige Meiler, der in Fig. 10 rechts dar- gestellt ist, viel zu steil; bei solcher Rüstung würde die Decke gleich herabfallen. Aus dem angefangenen Meiler zur Linken erkennen wir, daſs das Holz in vier Stockwerken, in der oben beschriebenen Weise nach dem Quandel zu geneigt, aufgebaut ist. Der Köhler zur Linken des Bildes schleppt das zum Verkohlen bestimmte, nach Maſs zu- gerichtete Holz herbei. Nach der Art, wie er es trägt, dürfen wir schlieſsen, daſs es die noch jetzt gebräuchliche Länge von 60 bis 70 cm hat, so daſs der ganze Meiler eine Höhe von ungefähr 2 m haben dürfte. Es ist in der Zeichnung nicht angedeutet, daſs in den aufeinander folgenden Stockwerken des Meilers die Holzscheite immer mehr geneigt sind, so daſs dieselben in dem obersten, der sogenannten „Haube“, welche den Abschluſs bildet, mehr liegen als stehen. Doch halten wir dies für ein Versehen des Zeichners. Denn im allgemeinen geht sowohl aus der Zeichnung, wie aus der Beschreibung hervor, daſs das Kohlenbrennen in Meilern damals im wesentlichen gerade so be- 1) Siehe Bd. I, S. 523. 7*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/119>, abgerufen am 27.11.2024.