Da für das erzeugte Ganseisen kein Wert in Rechnung gestellt wurde, so kam das widersinnige Resultat heraus, dass ein Quartal um so höheren Gewinn abwarf, je weniger der Hochofen betrieben, je weniger Roheisen erzeugt wurde. Die Kosten des Betriebes wurden nämlich alle in Rechnung gestellt und diese wurden grösser bei leb- hafterem Betrieb und so kommt es vor, dass in Quartalen, in denen der Hochofen besonders gut ging, die Rechnungen mit Fehlbeträgen abschlossen. In der Rechnung Reminiscere 1673 heisst es ganz naiv: "Dass in diesem Quartal so wenig und im vorigen Quartal gar kein Überschuss gewesen, rührt daher, weil in den beiden Quartalen Zwei grosse Blasswerk gewesen, darauf mehr Ausgabe gangen, als im ersten Quartal Crucis und weil im nächst künftigen Quartal Trinitatis kein Blasswerk verrichtet werden kann, wird der Überschuss desto höher kommen."
Der Kohlenverbrauch des Massenofens war genau geregelt. Auf jede Gicht wurde 1/4 Karren Kohlen aufgegeben. Zum Füllen des Ofens waren 8 Karren erforderlich, zu jedem Rost 2 Karren.
Quartal Crucis:
Für 111/2 Röste Eisenstein zu rösten je 2 Karren 23 Karren.
Den hohen Ofen zu füllen 8 "
1140 Gichten zu 1/4 Karren 2921/2 "
3231/2 Karr.
Kohlenaufgang.
Die Zahl der Gichten pro Tag entsprach ungefähr der Zahl der Stunden. Die Hüttenreisen waren etwas länger als früher.
Quartal Trinitatis 1684 war der Hochofenschacht eingestürzt; die Herstellung eines neuen kostete 48 Thlr. 19 Gr. Davon erhielt der Maurermeister 14 Thlr., die Tagelöhner ebenfalls 14 Thlr. und für 1 Thlr. "Schlossbier". Die Zimmerleute mussten die Schlingen um die Öfen ziehen. Das Rauhgemäuer war demnach noch mit Holz- balken von aussen zusammengehalten. In demselben besonders harten Winter war auch das "Puchwerk eingefallen". Das Puchwerk, welches, wie wir aus der Rechnung ersehen, unter einem besonderen Dach stand, musste neu aufgebaut werden und erhielt eine neue Puchwelle. Die ganzen Hütten- und Puchgräben, die zugeschlämmt waren, mussten gereinigt und neu in Stand gesetzt werden. Da alle diese Bau- und Reparaturkosten aus dem Betrieb bezahlt werden mussten, so verblieb nur ein sehr geringer Gewinn.
Die Kosten des im Quartal Reminiscere 1685 neu aufgebauten Hochofens sind in folgender Rechnung erläutert:
Der Harz im 17. Jahrhundert.
Da für das erzeugte Ganseisen kein Wert in Rechnung gestellt wurde, so kam das widersinnige Resultat heraus, daſs ein Quartal um so höheren Gewinn abwarf, je weniger der Hochofen betrieben, je weniger Roheisen erzeugt wurde. Die Kosten des Betriebes wurden nämlich alle in Rechnung gestellt und diese wurden gröſser bei leb- hafterem Betrieb und so kommt es vor, daſs in Quartalen, in denen der Hochofen besonders gut ging, die Rechnungen mit Fehlbeträgen abschlossen. In der Rechnung Reminiscere 1673 heiſst es ganz naiv: „Daſs in diesem Quartal so wenig und im vorigen Quartal gar kein Überschuſs gewesen, rührt daher, weil in den beiden Quartalen Zwei groſse Blaſswerk gewesen, darauf mehr Ausgabe gangen, als im ersten Quartal Crucis und weil im nächst künftigen Quartal Trinitatis kein Blaſswerk verrichtet werden kann, wird der Überschuſs desto höher kommen.“
Der Kohlenverbrauch des Massenofens war genau geregelt. Auf jede Gicht wurde ¼ Karren Kohlen aufgegeben. Zum Füllen des Ofens waren 8 Karren erforderlich, zu jedem Rost 2 Karren.
Quartal Crucis:
Für 11½ Röste Eisenstein zu rösten je 2 Karren 23 Karren.
Den hohen Ofen zu füllen 8 „
1140 Gichten zu ¼ Karren 292½ „
323½ Karr.
Kohlenaufgang.
Die Zahl der Gichten pro Tag entsprach ungefähr der Zahl der Stunden. Die Hüttenreisen waren etwas länger als früher.
Quartal Trinitatis 1684 war der Hochofenschacht eingestürzt; die Herstellung eines neuen kostete 48 Thlr. 19 Gr. Davon erhielt der Maurermeister 14 Thlr., die Tagelöhner ebenfalls 14 Thlr. und für 1 Thlr. „Schloſsbier“. Die Zimmerleute muſsten die Schlingen um die Öfen ziehen. Das Rauhgemäuer war demnach noch mit Holz- balken von auſsen zusammengehalten. In demselben besonders harten Winter war auch das „Puchwerk eingefallen“. Das Puchwerk, welches, wie wir aus der Rechnung ersehen, unter einem besonderen Dach stand, muſste neu aufgebaut werden und erhielt eine neue Puchwelle. Die ganzen Hütten- und Puchgräben, die zugeschlämmt waren, muſsten gereinigt und neu in Stand gesetzt werden. Da alle diese Bau- und Reparaturkosten aus dem Betrieb bezahlt werden muſsten, so verblieb nur ein sehr geringer Gewinn.
Die Kosten des im Quartal Reminiscere 1685 neu aufgebauten Hochofens sind in folgender Rechnung erläutert:
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
Da für das erzeugte Ganseisen kein Wert in Rechnung gestellt
wurde, so kam das widersinnige Resultat heraus, daſs ein Quartal
um so höheren Gewinn abwarf, je weniger der Hochofen betrieben,
je weniger Roheisen erzeugt wurde. Die Kosten des Betriebes wurden
nämlich alle in Rechnung gestellt und diese wurden gröſser bei leb-
hafterem Betrieb und so kommt es vor, daſs in Quartalen, in denen
der Hochofen besonders gut ging, die Rechnungen mit Fehlbeträgen
abschlossen. In der Rechnung Reminiscere 1673 heiſst es ganz naiv:
„Daſs in diesem Quartal so wenig und im vorigen Quartal gar kein
Überschuſs gewesen, rührt daher, weil in den beiden Quartalen Zwei
groſse Blaſswerk gewesen, darauf mehr Ausgabe gangen, als im ersten
Quartal Crucis und weil im nächst künftigen Quartal Trinitatis
kein Blaſswerk verrichtet werden kann, wird der Überschuſs desto
höher kommen.“
Der Kohlenverbrauch des Massenofens war genau geregelt. Auf
jede Gicht wurde ¼ Karren Kohlen aufgegeben. Zum Füllen des
Ofens waren 8 Karren erforderlich, zu jedem Rost 2 Karren.
Quartal Crucis:
Für 11½ Röste Eisenstein zu rösten je 2 Karren 23 Karren.
Den hohen Ofen zu füllen 8 „
1140 Gichten zu ¼ Karren 292½ „
323½ Karr.
Kohlenaufgang.
Die Zahl der Gichten pro Tag entsprach ungefähr der Zahl der
Stunden. Die Hüttenreisen waren etwas länger als früher.
Quartal Trinitatis 1684 war der Hochofenschacht eingestürzt; die
Herstellung eines neuen kostete 48 Thlr. 19 Gr. Davon erhielt der
Maurermeister 14 Thlr., die Tagelöhner ebenfalls 14 Thlr. und für
1 Thlr. „Schloſsbier“. Die Zimmerleute muſsten die Schlingen um
die Öfen ziehen. Das Rauhgemäuer war demnach noch mit Holz-
balken von auſsen zusammengehalten. In demselben besonders harten
Winter war auch das „Puchwerk eingefallen“. Das Puchwerk, welches,
wie wir aus der Rechnung ersehen, unter einem besonderen Dach
stand, muſste neu aufgebaut werden und erhielt eine neue Puchwelle.
Die ganzen Hütten- und Puchgräben, die zugeschlämmt waren, muſsten
gereinigt und neu in Stand gesetzt werden. Da alle diese Bau- und
Reparaturkosten aus dem Betrieb bezahlt werden muſsten, so verblieb
nur ein sehr geringer Gewinn.
Die Kosten des im Quartal Reminiscere 1685 neu aufgebauten
Hochofens sind in folgender Rechnung erläutert:
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1181>, abgerufen am 29.11.2024.
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