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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Harz im 17. Jahrhundert.
schaft anfing, hatte man 1623 9281 fl. 15 Gr. 11 Pf. Vorrat und
Schulden, gegenüber der fürstlichen Vorlage von 2827 fl. 5 Gr. 10 Pf.

In dieser Zeit waren viele Neubauten und Reparaturen nötig
geworden, welche alle aus dem laufenden Betriebe gedeckt werden
mussten. So musste 1620 die Blechhütte auf der Teichhütte von
Grund auf neu gebaut werden für 1165 fl. 6 Gr. 2 Pf. In die Jahre
1620 bis 1621 fällt der obenerwähnte Umbau des Massenofens nebst
Zubehör. Dann hatte die Faktorei regelmässig die der Äbtissin zu
Gandersheim, Herzogin zu Braunschweig, vermachten "Leibgelder" im
Betrage von 450 fl. auszuzahlen. Dazu kam die grosse Teuerung im
Jahre 1621, die sich auch auf Materialien und Löhne erstreckte.
Beispielsweise hatte man vordem stets bei den Eisensteinfuhren 1 Gr.
pro Centner bezahlt, also für die Fuhre etwa 1 fl., jetzt kostete jede
Fuhre 3 Thaler Fuhrlohn.

Auf die Schwindelzeit 1621 bis 1622 folgte aber ein geschäftlicher
Rückschlag und der ausgebrochene Religionskrieg veranlasste häufige
Stockungen. Die fürstlichen Bestellungen "auf Befehl" werden weniger,
Klagen und Vertröstungen häufiger.

1622, Rechnung Trinitatis, ergab nur 105 fl. 15 Gr. 10 Pf. Über-
schuss. Dazu wird folgende Erläuterung gegeben:

Die Ursachen, dass dass quartahl der Oberschoss so gering komht,
seint diese:

1. Das die Materialien als Eisenstein undt Kollen per diesem
hochgesteigert undt teuer bezahlt, dagegen aber dies quartall
Blech von 36 bis auf 10, das Eisen von 24 biss auff 3 ab-
gesetzt undt auch verkauft werden müssen.
2. Das man wegen mangell gutes geldes das Eisenberg: Kohl:
undt Fuhrwerg nicht genugsam forttreiben können, daher
man zurückgeblieben.
3. Weill zu Befürderung des Oberbergkwergkes Pucheisen ge-
gossen undt das Blech undt Eisenschmieden eingestellt werden
müssen, von welchem Pucheisen bey der Faktorey kein Ober-
schoss berechnet wirdt, der sonsten, wan Eisen undt Blech
darauf gemacht worden, davon kommen wehre.

Der Rechnung Crucis 1623 ist ein Zettel beigeheftet, worauf
geschrieben steht: "Auff der Blechschmiede instendigstes, flehent-
liches anhalten Ist gewilliget, dass Ihnen vor Jedweder Petarde, so
für S. F. Gn. den Herzog Christian zu Braunschweig sie verfertigen,
auss der Factorei vier Daler bezahlt werden sollen. Urkunde dieses
so gegeben Zellerfeld den 11. Juli 1623 (... Steinbergk)."


Der Harz im 17. Jahrhundert.
schaft anfing, hatte man 1623 9281 fl. 15 Gr. 11 Pf. Vorrat und
Schulden, gegenüber der fürstlichen Vorlage von 2827 fl. 5 Gr. 10 Pf.

In dieser Zeit waren viele Neubauten und Reparaturen nötig
geworden, welche alle aus dem laufenden Betriebe gedeckt werden
muſsten. So muſste 1620 die Blechhütte auf der Teichhütte von
Grund auf neu gebaut werden für 1165 fl. 6 Gr. 2 Pf. In die Jahre
1620 bis 1621 fällt der obenerwähnte Umbau des Massenofens nebst
Zubehör. Dann hatte die Faktorei regelmäſsig die der Äbtissin zu
Gandersheim, Herzogin zu Braunschweig, vermachten „Leibgelder“ im
Betrage von 450 fl. auszuzahlen. Dazu kam die groſse Teuerung im
Jahre 1621, die sich auch auf Materialien und Löhne erstreckte.
Beispielsweise hatte man vordem stets bei den Eisensteinfuhren 1 Gr.
pro Centner bezahlt, also für die Fuhre etwa 1 fl., jetzt kostete jede
Fuhre 3 Thaler Fuhrlohn.

Auf die Schwindelzeit 1621 bis 1622 folgte aber ein geschäftlicher
Rückschlag und der ausgebrochene Religionskrieg veranlaſste häufige
Stockungen. Die fürstlichen Bestellungen „auf Befehl“ werden weniger,
Klagen und Vertröstungen häufiger.

1622, Rechnung Trinitatis, ergab nur 105 fl. 15 Gr. 10 Pf. Über-
schuſs. Dazu wird folgende Erläuterung gegeben:

Die Ursachen, daſs daſs quartahl der Oberschoſs so gering komht,
seint diese:

1. Das die Materialien als Eisenstein undt Kollen per diesem
hochgesteigert undt teuer bezahlt, dagegen aber dies quartall
Blech von 36 bis auf 10, das Eisen von 24 biſs auff 3 ab-
gesetzt undt auch verkauft werden müssen.
2. Das man wegen mangell gutes geldes das Eisenberg: Kohl:
undt Fuhrwerg nicht genugsam forttreiben können, daher
man zurückgeblieben.
3. Weill zu Befürderung des Oberbergkwergkes Pucheisen ge-
gossen undt das Blech undt Eisenschmieden eingestellt werden
müssen, von welchem Pucheisen bey der Faktorey kein Ober-
schoſs berechnet wirdt, der sonsten, wan Eisen undt Blech
darauf gemacht worden, davon kommen wehre.

Der Rechnung Crucis 1623 ist ein Zettel beigeheftet, worauf
geschrieben steht: „Auff der Blechschmiede instendigstes, flehent-
liches anhalten Ist gewilliget, daſs Ihnen vor Jedweder Petarde, so
für S. F. Gn. den Herzog Christian zu Braunschweig sie verfertigen,
auſs der Factorei vier Daler bezahlt werden sollen. Urkunde dieses
so gegeben Zellerfeld den 11. Juli 1623 (… Steinbergk).“


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[1136/1158] Der Harz im 17. Jahrhundert. schaft anfing, hatte man 1623 9281 fl. 15 Gr. 11 Pf. Vorrat und Schulden, gegenüber der fürstlichen Vorlage von 2827 fl. 5 Gr. 10 Pf. In dieser Zeit waren viele Neubauten und Reparaturen nötig geworden, welche alle aus dem laufenden Betriebe gedeckt werden muſsten. So muſste 1620 die Blechhütte auf der Teichhütte von Grund auf neu gebaut werden für 1165 fl. 6 Gr. 2 Pf. In die Jahre 1620 bis 1621 fällt der obenerwähnte Umbau des Massenofens nebst Zubehör. Dann hatte die Faktorei regelmäſsig die der Äbtissin zu Gandersheim, Herzogin zu Braunschweig, vermachten „Leibgelder“ im Betrage von 450 fl. auszuzahlen. Dazu kam die groſse Teuerung im Jahre 1621, die sich auch auf Materialien und Löhne erstreckte. Beispielsweise hatte man vordem stets bei den Eisensteinfuhren 1 Gr. pro Centner bezahlt, also für die Fuhre etwa 1 fl., jetzt kostete jede Fuhre 3 Thaler Fuhrlohn. Auf die Schwindelzeit 1621 bis 1622 folgte aber ein geschäftlicher Rückschlag und der ausgebrochene Religionskrieg veranlaſste häufige Stockungen. Die fürstlichen Bestellungen „auf Befehl“ werden weniger, Klagen und Vertröstungen häufiger. 1622, Rechnung Trinitatis, ergab nur 105 fl. 15 Gr. 10 Pf. Über- schuſs. Dazu wird folgende Erläuterung gegeben: Die Ursachen, daſs daſs quartahl der Oberschoſs so gering komht, seint diese: 1. Das die Materialien als Eisenstein undt Kollen per diesem hochgesteigert undt teuer bezahlt, dagegen aber dies quartall Blech von 36 bis auf 10, das Eisen von 24 biſs auff 3 ab- gesetzt undt auch verkauft werden müssen. 2. Das man wegen mangell gutes geldes das Eisenberg: Kohl: undt Fuhrwerg nicht genugsam forttreiben können, daher man zurückgeblieben. 3. Weill zu Befürderung des Oberbergkwergkes Pucheisen ge- gossen undt das Blech undt Eisenschmieden eingestellt werden müssen, von welchem Pucheisen bey der Faktorey kein Ober- schoſs berechnet wirdt, der sonsten, wan Eisen undt Blech darauf gemacht worden, davon kommen wehre. Der Rechnung Crucis 1623 ist ein Zettel beigeheftet, worauf geschrieben steht: „Auff der Blechschmiede instendigstes, flehent- liches anhalten Ist gewilliget, daſs Ihnen vor Jedweder Petarde, so für S. F. Gn. den Herzog Christian zu Braunschweig sie verfertigen, auſs der Factorei vier Daler bezahlt werden sollen. Urkunde dieses so gegeben Zellerfeld den 11. Juli 1623 (… Steinbergk).“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1158>, abgerufen am 17.08.2024.