Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.Nassau im 17. Jahrhundert. Krieges. Nach dieser erscheint die Familie Sorge im Alleinbesitzderselben. Am 28. Juni 1657 beklagt sich Philipp Sorge, Ober- Schultheiss zu Weilmünster, dass ihm das notwendige Bauholz für seinen Hammer verweigert würde. Der Graf entscheidet, das Holz sei aus der Waldmünsterer Waldung zu verabfolgen. Dieser Philipp Sorge starb 1691. Einen Sohn und Geschäftsnachfolger scheint er nicht hinterlassen zu haben. Die "Sorge'schen Erben und Kinder" werden in vielerlei Prozesse verwickelt. Als Besitzer oder richtiger wohl als Repräsentant der "hochfürstlich Usingischen Eisenhütte" er- scheint S. Krafft zu Weilmünster. Die Hütte wurde schlecht be- trieben, infolgedessen schlechte Ware geliefert. Hierüber beschweren sich die Abnehmer, insbesondere Paulus von der Lahr, Eisenhändler zu Frankfurt a. M., welcher am 29. März 1698 Klage anhängig macht, weil das gelieferte Stabeisen "nicht als Kaufmannsgut zu halten sei". Sorges Erben schieben die Schuld auf schlechten Eisenstein, der ihnen geliefert worden sei. Paulus von der Lahr führt aus, dass ihn dies nichts angehe und dass die Hütte Sorge zu tragen habe, dass ihr guter Stein geliefert werde. In diesem Sinne bemühen sich denn auch die Sorgeschen Erben. Es liegt ein "Attest" vor, wonach dieselben als Hütteninhaber der Neuen Hütte zu Weilmünster und Braunfels um Konsenz "500 Karch Eisenstein in der Langhecke zu holen" nach- suchen. Wiederholt petitionieren dieselben um Eisenstein, der anders wohin verkauft würde. Nach den vorliegenden Spezifikationen wurden Erze von Limburg, Rosberg und Drommershausen bezogen. Die Erze von letzterem Bergwerk waren "zu öffen vndt anderem gleichen Guss- werk gar bequem und diensam erfunden worden". Paulus von der Lahr, der auf eine Obligation von 1000 Reichsthaler von 1665 -- seit der Zeit und noch länger hatte er also Eisen von der Neu- hütte bezogen -- Ansprüche geltend machte, scheint zuletzt in den Besitz der Hütte gelangt zu sein, doch wurde der Prozess fortgesetzt bis nach seinem Tode 1713. Die Hütte war inzwischen zum Erliegen gekommen. Die letzten Prozessakten heissen: "Seb. Heinrich Krafft, Amtmann zu Weilmünster gegen Paulus von der Lahr Erben zu Frank- furt weyland des Oberförster Friedrich Christof Sorgen 1/5 Theil von der eingegangenen sogenannten neuen Hütte oberhalb Weil- münster betreffend 1713--1714". Dies ist die kurze Geschichte der Neuhütte und der Familie des Hüttenmeisters Peter Sorge von Kraft- Solms, den wir im 16. Jahrhundert als geschickten Ofengiesser kennen gelernt haben, welche in der Geschichte der Eisenindustrie des nassaui- schen Landes keine unbedeutende Rolle gespielt hat. Nassau im 17. Jahrhundert. Krieges. Nach dieser erscheint die Familie Sorge im Alleinbesitzderselben. Am 28. Juni 1657 beklagt sich Philipp Sorge, Ober- Schultheiſs zu Weilmünster, daſs ihm das notwendige Bauholz für seinen Hammer verweigert würde. Der Graf entscheidet, das Holz sei aus der Waldmünsterer Waldung zu verabfolgen. Dieser Philipp Sorge starb 1691. Einen Sohn und Geschäftsnachfolger scheint er nicht hinterlassen zu haben. Die „Sorge’schen Erben und Kinder“ werden in vielerlei Prozesse verwickelt. Als Besitzer oder richtiger wohl als Repräsentant der „hochfürstlich Usingischen Eisenhütte“ er- scheint S. Krafft zu Weilmünster. Die Hütte wurde schlecht be- trieben, infolgedessen schlechte Ware geliefert. Hierüber beschweren sich die Abnehmer, insbesondere Paulus von der Lahr, Eisenhändler zu Frankfurt a. M., welcher am 29. März 1698 Klage anhängig macht, weil das gelieferte Stabeisen „nicht als Kaufmannsgut zu halten sei“. Sorges Erben schieben die Schuld auf schlechten Eisenstein, der ihnen geliefert worden sei. Paulus von der Lahr führt aus, daſs ihn dies nichts angehe und daſs die Hütte Sorge zu tragen habe, daſs ihr guter Stein geliefert werde. In diesem Sinne bemühen sich denn auch die Sorgeschen Erben. Es liegt ein „Attest“ vor, wonach dieselben als Hütteninhaber der Neuen Hütte zu Weilmünster und Braunfels um Konsenz „500 Karch Eisenstein in der Langhecke zu holen“ nach- suchen. Wiederholt petitionieren dieselben um Eisenstein, der anders wohin verkauft würde. Nach den vorliegenden Spezifikationen wurden Erze von Limburg, Rosberg und Drommershausen bezogen. Die Erze von letzterem Bergwerk waren „zu öffen vndt anderem gleichen Guſs- werk gar bequem und diensam erfunden worden“. Paulus von der Lahr, der auf eine Obligation von 1000 Reichsthaler von 1665 — seit der Zeit und noch länger hatte er also Eisen von der Neu- hütte bezogen — Ansprüche geltend machte, scheint zuletzt in den Besitz der Hütte gelangt zu sein, doch wurde der Prozeſs fortgesetzt bis nach seinem Tode 1713. Die Hütte war inzwischen zum Erliegen gekommen. Die letzten Prozeſsakten heiſsen: „Seb. Heinrich Krafft, Amtmann zu Weilmünster gegen Paulus von der Lahr Erben zu Frank- furt weyland des Oberförster Friedrich Christof Sorgen ⅕ Theil von der eingegangenen sogenannten neuen Hütte oberhalb Weil- münster betreffend 1713—1714“. Dies ist die kurze Geschichte der Neuhütte und der Familie des Hüttenmeisters Peter Sorge von Kraft- Solms, den wir im 16. 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Krafft zu Weilmünster. Die Hütte wurde schlecht be-<lb/> trieben, infolgedessen schlechte Ware geliefert. Hierüber beschweren<lb/> sich die Abnehmer, insbesondere Paulus von der Lahr, Eisenhändler<lb/> zu Frankfurt a. M., welcher am 29. März 1698 Klage anhängig macht,<lb/> weil das gelieferte Stabeisen „nicht als Kaufmannsgut zu halten sei“.<lb/> Sorges Erben schieben die Schuld auf schlechten Eisenstein, der ihnen<lb/> geliefert worden sei. Paulus von der Lahr führt aus, daſs ihn dies<lb/> nichts angehe und daſs die Hütte Sorge zu tragen habe, daſs ihr guter<lb/> Stein geliefert werde. In diesem Sinne bemühen sich denn auch die<lb/> Sorgeschen Erben. Es liegt ein „Attest“ vor, wonach dieselben als<lb/> Hütteninhaber der Neuen Hütte zu Weilmünster und Braunfels um<lb/> Konsenz „500 Karch Eisenstein in der Langhecke zu holen“ nach-<lb/> suchen. Wiederholt petitionieren dieselben um Eisenstein, der anders<lb/> wohin verkauft würde. 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Nassau im 17. Jahrhundert.
Krieges. Nach dieser erscheint die Familie Sorge im Alleinbesitz
derselben. Am 28. Juni 1657 beklagt sich Philipp Sorge, Ober-
Schultheiſs zu Weilmünster, daſs ihm das notwendige Bauholz für
seinen Hammer verweigert würde. Der Graf entscheidet, das Holz
sei aus der Waldmünsterer Waldung zu verabfolgen. Dieser Philipp
Sorge starb 1691. Einen Sohn und Geschäftsnachfolger scheint er
nicht hinterlassen zu haben. Die „Sorge’schen Erben und Kinder“
werden in vielerlei Prozesse verwickelt. Als Besitzer oder richtiger
wohl als Repräsentant der „hochfürstlich Usingischen Eisenhütte“ er-
scheint S. Krafft zu Weilmünster. Die Hütte wurde schlecht be-
trieben, infolgedessen schlechte Ware geliefert. Hierüber beschweren
sich die Abnehmer, insbesondere Paulus von der Lahr, Eisenhändler
zu Frankfurt a. M., welcher am 29. März 1698 Klage anhängig macht,
weil das gelieferte Stabeisen „nicht als Kaufmannsgut zu halten sei“.
Sorges Erben schieben die Schuld auf schlechten Eisenstein, der ihnen
geliefert worden sei. Paulus von der Lahr führt aus, daſs ihn dies
nichts angehe und daſs die Hütte Sorge zu tragen habe, daſs ihr guter
Stein geliefert werde. In diesem Sinne bemühen sich denn auch die
Sorgeschen Erben. Es liegt ein „Attest“ vor, wonach dieselben als
Hütteninhaber der Neuen Hütte zu Weilmünster und Braunfels um
Konsenz „500 Karch Eisenstein in der Langhecke zu holen“ nach-
suchen. Wiederholt petitionieren dieselben um Eisenstein, der anders
wohin verkauft würde. Nach den vorliegenden Spezifikationen wurden
Erze von Limburg, Rosberg und Drommershausen bezogen. Die Erze
von letzterem Bergwerk waren „zu öffen vndt anderem gleichen Guſs-
werk gar bequem und diensam erfunden worden“. Paulus von der
Lahr, der auf eine Obligation von 1000 Reichsthaler von 1665 —
seit der Zeit und noch länger hatte er also Eisen von der Neu-
hütte bezogen — Ansprüche geltend machte, scheint zuletzt in den
Besitz der Hütte gelangt zu sein, doch wurde der Prozeſs fortgesetzt
bis nach seinem Tode 1713. Die Hütte war inzwischen zum Erliegen
gekommen. Die letzten Prozeſsakten heiſsen: „Seb. Heinrich Krafft,
Amtmann zu Weilmünster gegen Paulus von der Lahr Erben zu Frank-
furt weyland des Oberförster Friedrich Christof Sorgen ⅕ Theil von
der eingegangenen sogenannten neuen Hütte oberhalb Weil-
münster betreffend 1713—1714“. Dies ist die kurze Geschichte der
Neuhütte und der Familie des Hüttenmeisters Peter Sorge von Kraft-
Solms, den wir im 16. Jahrhundert als geschickten Ofengieſser kennen
gelernt haben, welche in der Geschichte der Eisenindustrie des nassaui-
schen Landes keine unbedeutende Rolle gespielt hat.
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