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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hessen im 17. Jahrhundert.
aufgebaut, scheint aber während der ganzen langen Kriegszeit nur
wenig betrieben worden zu sein. Die Gräfin von Erbach verpachtete
im Jahre 1650 das Werk an Frankfurter Unternehmer, welche dazu
den Konsens vom Landgrafen zu Hessen in Darmstadt einholen mussten.
Die Pacht lautete auf zehn Jahre und verpflichteten sich die Pächter,
Hütte und Hammer wieder aufzubauen, wogegen die Gräfin sich ver-
bindlich machte, das Bauholz umsonst zu liefern. Für den Eisen-
stein sollten die Pächter in den ersten fünf Jahren 21/2 Batzen, in
den letzten fünf Jahren 31/2 Batzen per Fuder "ahnstatt Zehnten"
bezahlen.

Der Fuder Erz kostete auf dem Bergwerk 1 Gulden; Masseleisen
auf der Hütte 1 Gulden 3 Batzen, Wascheisen 12 Batzen der Centner.

In Oberhessen war die Eisenhütte zu "Laupach" schon 1591 in
Betrieb und wird urkundlich 1620 erwähnt. 1699 wurde die jetzt noch
als Giesserei bestehende Friedrichshütte vom Grafen Friedrich Ernst
von Solms-Laubach angelegt und zwei Jahre lang von diesem ver-
waltet. Auf den Hochofen bei Biedenkopf werden wir später noch
zurückkommen.

Die Hammerhütte bei Ober-Schmitten wird 1620 genannt.

Auf dem alten Eisenhammerwerk zu Schelnhausen wurden im
Jahre 1609 zwei Hochöfen erbaut. Die Akten gehen bis 1608 zurück.
1609/10 erhielt nach den im Darmstädter Archiv befindlichen Akten
der Meister Hans Ochsen einen Wochenlohn von 3 Gulden, sein
Geselle Hans Bornkessel 2 Gulden 8 Albus und der Köhlerknecht
1 Gulden. 1610 wurden für den Hüttenbau, die Hammerschmiede,
Kohlenschuppen, Hochofen und Wassergraben 957 Gulden verausgabt.
Im selben Jahre wurden 1771/2 Wagen, 261/2 Pfund geschmiedetes
Eisen für 799 Gulden 191/2 Albus 2 Pfennige verkauft, jeder Wagen zu
41/2 Gulden. Ausserdem wurden Gusswaren gefertigt, eiserne Öfen,
von denen einer durchschnittlich 2 Centner wog und "Krapffen". Der
Betrieb blieb auch in den folgenden Jahren ein reger. 1616 wurden
1444 Gulden verbaut. Stand die Hütte still, so hatte der Hammer-
schmied Hans Ochsen von Lissberg 1 Gulden per Woche Wartegeld.
Ausserdem war auf dem Werk ein "Siegischer Schmitt", ein Ahlschmied
aus dem Siegerland, der freie Zehrung hatte, seinen Kohlenbedarf ge-
liefert bekam, im Übrigen auf eigne Rechnung arbeitete. Aus einem
Schreiben Landgraf Ludwigs des Jüngeren von 1601 geht hervor, dass
Graf Hans Georg zu Solms dem Hüttenmeister auf dem Schmelzofen
die Klafter Holz für 6 Batzen dergestalt verkaufte, dass er dieselben
auf seine Kosten hauen, legen und zu Kohl brennen lassen musste --

Hessen im 17. Jahrhundert.
aufgebaut, scheint aber während der ganzen langen Kriegszeit nur
wenig betrieben worden zu sein. Die Gräfin von Erbach verpachtete
im Jahre 1650 das Werk an Frankfurter Unternehmer, welche dazu
den Konsens vom Landgrafen zu Hessen in Darmstadt einholen muſsten.
Die Pacht lautete auf zehn Jahre und verpflichteten sich die Pächter,
Hütte und Hammer wieder aufzubauen, wogegen die Gräfin sich ver-
bindlich machte, das Bauholz umsonst zu liefern. Für den Eisen-
stein sollten die Pächter in den ersten fünf Jahren 2½ Batzen, in
den letzten fünf Jahren 3½ Batzen per Fuder „ahnstatt Zehnten“
bezahlen.

Der Fuder Erz kostete auf dem Bergwerk 1 Gulden; Masseleisen
auf der Hütte 1 Gulden 3 Batzen, Wascheisen 12 Batzen der Centner.

In Oberhessen war die Eisenhütte zu „Laupach“ schon 1591 in
Betrieb und wird urkundlich 1620 erwähnt. 1699 wurde die jetzt noch
als Gieſserei bestehende Friedrichshütte vom Grafen Friedrich Ernst
von Solms-Laubach angelegt und zwei Jahre lang von diesem ver-
waltet. Auf den Hochofen bei Biedenkopf werden wir später noch
zurückkommen.

Die Hammerhütte bei Ober-Schmitten wird 1620 genannt.

Auf dem alten Eisenhammerwerk zu Schelnhausen wurden im
Jahre 1609 zwei Hochöfen erbaut. Die Akten gehen bis 1608 zurück.
1609/10 erhielt nach den im Darmstädter Archiv befindlichen Akten
der Meister Hans Ochsen einen Wochenlohn von 3 Gulden, sein
Geselle Hans Bornkessel 2 Gulden 8 Albus und der Köhlerknecht
1 Gulden. 1610 wurden für den Hüttenbau, die Hammerschmiede,
Kohlenschuppen, Hochofen und Wassergraben 957 Gulden verausgabt.
Im selben Jahre wurden 177½ Wagen, 26½ Pfund geschmiedetes
Eisen für 799 Gulden 19½ Albus 2 Pfennige verkauft, jeder Wagen zu
4½ Gulden. Auſserdem wurden Guſswaren gefertigt, eiserne Öfen,
von denen einer durchschnittlich 2 Centner wog und „Krapffen“. Der
Betrieb blieb auch in den folgenden Jahren ein reger. 1616 wurden
1444 Gulden verbaut. Stand die Hütte still, so hatte der Hammer-
schmied Hans Ochsen von Liſsberg 1 Gulden per Woche Wartegeld.
Auſserdem war auf dem Werk ein „Siegischer Schmitt“, ein Ahlschmied
aus dem Siegerland, der freie Zehrung hatte, seinen Kohlenbedarf ge-
liefert bekam, im Übrigen auf eigne Rechnung arbeitete. Aus einem
Schreiben Landgraf Ludwigs des Jüngeren von 1601 geht hervor, daſs
Graf Hans Georg zu Solms dem Hüttenmeister auf dem Schmelzofen
die Klafter Holz für 6 Batzen dergestalt verkaufte, daſs er dieselben
auf seine Kosten hauen, legen und zu Kohl brennen lassen musste —

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[1072/1094] Hessen im 17. Jahrhundert. aufgebaut, scheint aber während der ganzen langen Kriegszeit nur wenig betrieben worden zu sein. Die Gräfin von Erbach verpachtete im Jahre 1650 das Werk an Frankfurter Unternehmer, welche dazu den Konsens vom Landgrafen zu Hessen in Darmstadt einholen muſsten. Die Pacht lautete auf zehn Jahre und verpflichteten sich die Pächter, Hütte und Hammer wieder aufzubauen, wogegen die Gräfin sich ver- bindlich machte, das Bauholz umsonst zu liefern. Für den Eisen- stein sollten die Pächter in den ersten fünf Jahren 2½ Batzen, in den letzten fünf Jahren 3½ Batzen per Fuder „ahnstatt Zehnten“ bezahlen. Der Fuder Erz kostete auf dem Bergwerk 1 Gulden; Masseleisen auf der Hütte 1 Gulden 3 Batzen, Wascheisen 12 Batzen der Centner. In Oberhessen war die Eisenhütte zu „Laupach“ schon 1591 in Betrieb und wird urkundlich 1620 erwähnt. 1699 wurde die jetzt noch als Gieſserei bestehende Friedrichshütte vom Grafen Friedrich Ernst von Solms-Laubach angelegt und zwei Jahre lang von diesem ver- waltet. Auf den Hochofen bei Biedenkopf werden wir später noch zurückkommen. Die Hammerhütte bei Ober-Schmitten wird 1620 genannt. Auf dem alten Eisenhammerwerk zu Schelnhausen wurden im Jahre 1609 zwei Hochöfen erbaut. Die Akten gehen bis 1608 zurück. 1609/10 erhielt nach den im Darmstädter Archiv befindlichen Akten der Meister Hans Ochsen einen Wochenlohn von 3 Gulden, sein Geselle Hans Bornkessel 2 Gulden 8 Albus und der Köhlerknecht 1 Gulden. 1610 wurden für den Hüttenbau, die Hammerschmiede, Kohlenschuppen, Hochofen und Wassergraben 957 Gulden verausgabt. Im selben Jahre wurden 177½ Wagen, 26½ Pfund geschmiedetes Eisen für 799 Gulden 19½ Albus 2 Pfennige verkauft, jeder Wagen zu 4½ Gulden. Auſserdem wurden Guſswaren gefertigt, eiserne Öfen, von denen einer durchschnittlich 2 Centner wog und „Krapffen“. Der Betrieb blieb auch in den folgenden Jahren ein reger. 1616 wurden 1444 Gulden verbaut. Stand die Hütte still, so hatte der Hammer- schmied Hans Ochsen von Liſsberg 1 Gulden per Woche Wartegeld. Auſserdem war auf dem Werk ein „Siegischer Schmitt“, ein Ahlschmied aus dem Siegerland, der freie Zehrung hatte, seinen Kohlenbedarf ge- liefert bekam, im Übrigen auf eigne Rechnung arbeitete. Aus einem Schreiben Landgraf Ludwigs des Jüngeren von 1601 geht hervor, daſs Graf Hans Georg zu Solms dem Hüttenmeister auf dem Schmelzofen die Klafter Holz für 6 Batzen dergestalt verkaufte, daſs er dieselben auf seine Kosten hauen, legen und zu Kohl brennen lassen musste —

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1072. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1094>, abgerufen am 22.11.2024.