Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Krain im 17. Jahrhundert.
unterbrochen. Die Stahlmasse der Cotta war sehr ungleich und be-
durfte sorgfältiger Sortierung.

Man trennte zunächst den Stahl von dem eisenhaltigen Gemenge
-- Refudi (von rifiuto, Ausschuss). Letzterer wurde nicht in den
Handel gebracht, sondern wieder eingeschmolzen.

Sodann wurde der Stahl nach seiner Güte in folgende Arten
sortiert: 1. Kölberlstahl (Brescianer- oder Münzstahl), die härteste
Sorte, welche in Stäben von 1--11/2 cm und 3 kg Gewicht zum wei-
teren Ausschmieden an den "Ziehhammer" kam; 2. Tannenbaumstahl,
langer und kurzer, welcher ungehärtet in Stäben von 2 m und von
1,20 und 26 mm Stärke zu je 6--8 Stück in Zentnerbuschen ver-
packt wurde; 3. Stückstahl, etwa 3 cm starke, gehärtete Stahlstäbe
von reinem, mit Rosen angelaufenem Bruch; 4. Mock, die von dem
Stückstahl ausgeschossenen eisenhaltigen Stäbe.

Der Eisenabgang bei der Kärntner Stahlarbeit betrug 25 Proz.
der Kohlenverbrauch auf 100 Stangenstahl 2,25--2,80 cbm Holz-
kohlen. Drei Viertel fiel als Stahl. Drei Mann erzeugten in der
Woche 1500--1750 kg.

Der Unterschied von der Paaler oder echten Brescianer Stahlarbeit
bestand hauptsächlich darin, dass das Eintauchen des Deuls in den
Sauer bei letzterer immer und regelmässig, bei der Kärntner Arbeit
aber nur gelegentlich nach Bedürfnis geschah.



Krain.

Im Herzogtum Krain waren um die Zeit, als Valvassor 1) dessen
Geschichte schrieb (1689), 13 Eisenwerke im Betrieb: Sawa, Bleyofen,
Jauerburg, Ober-Eisern, Unter-Eisern, Wochein, das alte Werk in der
Wochein, an der Feistritz, Ober-Kropp, Unter-Kropp, Steinbühel und
Gurkh, letzteres in Unterkrain, alle anderen in Oberkrain. Die meisten
Erzschmelzöfen waren Stücköfen. Ein solcher war der Ofen an der
Gurkh, eine Meile oberhalb Seisenberg, "da man das Eisen schmilzt
und hämmert".

Im inneren Krain war ein Eisenwerk am Wipacher Boden, welches
dem Grafen von Lanthery gehörte; dort goss man auch Retorten

1) Valvassor: Die Ehre des Herzogtums Krain. Laybach 1689.

Krain im 17. Jahrhundert.
unterbrochen. Die Stahlmasse der Cotta war sehr ungleich und be-
durfte sorgfältiger Sortierung.

Man trennte zunächst den Stahl von dem eisenhaltigen Gemenge
— Refudi (von rifiuto, Ausschuſs). Letzterer wurde nicht in den
Handel gebracht, sondern wieder eingeschmolzen.

Sodann wurde der Stahl nach seiner Güte in folgende Arten
sortiert: 1. Kölberlstahl (Brescianer- oder Münzstahl), die härteste
Sorte, welche in Stäben von 1—1½ cm und 3 kg Gewicht zum wei-
teren Ausschmieden an den „Ziehhammer“ kam; 2. Tannenbaumstahl,
langer und kurzer, welcher ungehärtet in Stäben von 2 m und von
1,20 und 26 mm Stärke zu je 6—8 Stück in Zentnerbuschen ver-
packt wurde; 3. Stückstahl, etwa 3 cm starke, gehärtete Stahlstäbe
von reinem, mit Rosen angelaufenem Bruch; 4. Mock, die von dem
Stückstahl ausgeschossenen eisenhaltigen Stäbe.

Der Eisenabgang bei der Kärntner Stahlarbeit betrug 25 Proz.
der Kohlenverbrauch auf 100 Stangenstahl 2,25—2,80 cbm Holz-
kohlen. Drei Viertel fiel als Stahl. Drei Mann erzeugten in der
Woche 1500—1750 kg.

Der Unterschied von der Paaler oder echten Brescianer Stahlarbeit
bestand hauptsächlich darin, daſs das Eintauchen des Deuls in den
Sauer bei letzterer immer und regelmäſsig, bei der Kärntner Arbeit
aber nur gelegentlich nach Bedürfnis geschah.



Krain.

Im Herzogtum Krain waren um die Zeit, als Valvassor 1) dessen
Geschichte schrieb (1689), 13 Eisenwerke im Betrieb: Sawa, Bleyofen,
Jauerburg, Ober-Eisern, Unter-Eisern, Wochein, das alte Werk in der
Wochein, an der Feistritz, Ober-Kropp, Unter-Kropp, Steinbühel und
Gurkh, letzteres in Unterkrain, alle anderen in Oberkrain. Die meisten
Erzschmelzöfen waren Stücköfen. Ein solcher war der Ofen an der
Gurkh, eine Meile oberhalb Seisenberg, „da man das Eisen schmilzt
und hämmert“.

Im inneren Krain war ein Eisenwerk am Wipacher Boden, welches
dem Grafen von Lanthery gehörte; dort goſs man auch Retorten

1) Valvassor: Die Ehre des Herzogtums Krain. Laybach 1689.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1080" n="1058"/><fw place="top" type="header">Krain im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
unterbrochen. Die Stahlmasse der Cotta war sehr ungleich und be-<lb/>
durfte sorgfältiger Sortierung.</p><lb/>
              <p>Man trennte zunächst den Stahl von dem eisenhaltigen Gemenge<lb/>
&#x2014; Refudi (von rifiuto, Ausschu&#x017F;s). Letzterer wurde nicht in den<lb/>
Handel gebracht, sondern wieder eingeschmolzen.</p><lb/>
              <p>Sodann wurde der Stahl nach seiner Güte in folgende Arten<lb/>
sortiert: 1. Kölberlstahl (Brescianer- oder Münzstahl), die härteste<lb/>
Sorte, welche in Stäben von 1&#x2014;1½ cm und 3 kg Gewicht zum wei-<lb/>
teren Ausschmieden an den &#x201E;Ziehhammer&#x201C; kam; 2. Tannenbaumstahl,<lb/>
langer und kurzer, welcher ungehärtet in Stäben von 2 m und von<lb/>
1,20 und 26 mm Stärke zu je 6&#x2014;8 Stück in Zentnerbuschen ver-<lb/>
packt wurde; 3. Stückstahl, etwa 3 cm starke, gehärtete Stahlstäbe<lb/>
von reinem, mit Rosen angelaufenem Bruch; 4. Mock, die von dem<lb/>
Stückstahl ausgeschossenen eisenhaltigen Stäbe.</p><lb/>
              <p>Der Eisenabgang bei der Kärntner Stahlarbeit betrug 25 Proz.<lb/>
der Kohlenverbrauch auf 100 Stangenstahl 2,25&#x2014;2,80 cbm Holz-<lb/>
kohlen. Drei Viertel fiel als Stahl. Drei Mann erzeugten in der<lb/>
Woche 1500&#x2014;1750 kg.</p><lb/>
              <p>Der Unterschied von der Paaler oder echten Brescianer Stahlarbeit<lb/>
bestand hauptsächlich darin, da&#x017F;s das Eintauchen des Deuls in den<lb/>
Sauer bei letzterer immer und regelmä&#x017F;sig, bei der Kärntner Arbeit<lb/>
aber nur gelegentlich nach Bedürfnis geschah.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Krain</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p>Im Herzogtum Krain waren um die Zeit, als <hi rendition="#g">Valvassor</hi> <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Valvassor</hi>: Die Ehre des Herzogtums Krain. Laybach 1689.</note> dessen<lb/>
Geschichte schrieb (1689), 13 Eisenwerke im Betrieb: Sawa, Bleyofen,<lb/>
Jauerburg, Ober-Eisern, Unter-Eisern, Wochein, das alte Werk in der<lb/>
Wochein, an der Feistritz, Ober-Kropp, Unter-Kropp, Steinbühel und<lb/>
Gurkh, letzteres in Unterkrain, alle anderen in Oberkrain. Die meisten<lb/>
Erzschmelzöfen waren Stücköfen. Ein solcher war der Ofen an der<lb/>
Gurkh, eine Meile oberhalb Seisenberg, &#x201E;da man das Eisen schmilzt<lb/>
und hämmert&#x201C;.</p><lb/>
              <p>Im inneren Krain war ein Eisenwerk am Wipacher Boden, welches<lb/>
dem Grafen <hi rendition="#g">von Lanthery</hi> gehörte; dort go&#x017F;s man auch Retorten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1058/1080] Krain im 17. Jahrhundert. unterbrochen. Die Stahlmasse der Cotta war sehr ungleich und be- durfte sorgfältiger Sortierung. Man trennte zunächst den Stahl von dem eisenhaltigen Gemenge — Refudi (von rifiuto, Ausschuſs). Letzterer wurde nicht in den Handel gebracht, sondern wieder eingeschmolzen. Sodann wurde der Stahl nach seiner Güte in folgende Arten sortiert: 1. Kölberlstahl (Brescianer- oder Münzstahl), die härteste Sorte, welche in Stäben von 1—1½ cm und 3 kg Gewicht zum wei- teren Ausschmieden an den „Ziehhammer“ kam; 2. Tannenbaumstahl, langer und kurzer, welcher ungehärtet in Stäben von 2 m und von 1,20 und 26 mm Stärke zu je 6—8 Stück in Zentnerbuschen ver- packt wurde; 3. Stückstahl, etwa 3 cm starke, gehärtete Stahlstäbe von reinem, mit Rosen angelaufenem Bruch; 4. Mock, die von dem Stückstahl ausgeschossenen eisenhaltigen Stäbe. Der Eisenabgang bei der Kärntner Stahlarbeit betrug 25 Proz. der Kohlenverbrauch auf 100 Stangenstahl 2,25—2,80 cbm Holz- kohlen. Drei Viertel fiel als Stahl. Drei Mann erzeugten in der Woche 1500—1750 kg. Der Unterschied von der Paaler oder echten Brescianer Stahlarbeit bestand hauptsächlich darin, daſs das Eintauchen des Deuls in den Sauer bei letzterer immer und regelmäſsig, bei der Kärntner Arbeit aber nur gelegentlich nach Bedürfnis geschah. Krain. Im Herzogtum Krain waren um die Zeit, als Valvassor 1) dessen Geschichte schrieb (1689), 13 Eisenwerke im Betrieb: Sawa, Bleyofen, Jauerburg, Ober-Eisern, Unter-Eisern, Wochein, das alte Werk in der Wochein, an der Feistritz, Ober-Kropp, Unter-Kropp, Steinbühel und Gurkh, letzteres in Unterkrain, alle anderen in Oberkrain. Die meisten Erzschmelzöfen waren Stücköfen. Ein solcher war der Ofen an der Gurkh, eine Meile oberhalb Seisenberg, „da man das Eisen schmilzt und hämmert“. Im inneren Krain war ein Eisenwerk am Wipacher Boden, welches dem Grafen von Lanthery gehörte; dort goſs man auch Retorten 1) Valvassor: Die Ehre des Herzogtums Krain. Laybach 1689.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1080
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1058. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1080>, abgerufen am 17.11.2024.