botes seitens des Vizedom und Bergrichters, ohne Konzession einen Flossofen, den zweiten in Kärnten. Auf diesen Treibacher Flossofen erhielt am 10. Mai 1610 Carl Veldner und alle seine Erben einen Verleihbrief von Herzog Ferdinand zu Österreich und dem Erz- bischof Wolf Dietrich zu Salzburg "in solcher gestalt und Beschei- denheit, dass nun hinfüro Herr Veldner und alle seine Erben, solchen verliehenen Flossofen, zu ihren besten Nutzen und Fromben gebrauchen und verwerthen, auch bey der Fürsten Cammer Gütter auf das Böste und möglichst hierdurch befördern helfen sollen, Inmassen ihnen dann auch der Eysen Stain an diesen Bergwerch Hüttenberg auf solchen Floss Ofen zu führen vergünstiget und verwilliget worden ....".
Ein weiterer Flossofen wurde in Heft erbaut. Die Konzessions- urkunde ist datiert vom 5. Juli 1623 1) und gewährt "den Edlen und festen Hanssen und Andree Platzer, beiden Herren Brüdern, und ihren beiden Erben, aus der gangbaren Mayrhütten wiederum ein gangbare Flosshütten, damit mehr höchstgedachter Römisch kayserl. Majestät auch das hochfürstl. Salzburg. Kammergut desto ansehnlicher könnte befördert werden, zu erbauen...." Der vierte und letzte Flossofen in diesem Jahrhundert wurde 1650 zu Gillizstein bei Eberstein von Francesko Maxikon erbaut.
Von hohem Interesse ist das erhaltene Bruchstück des Schmelz- buches vom Urtler Flossofen vom Jahre 1625 im St. Veiter Stadt- archiv 2). Es heisst: "Hüten Puechl oder Verzeichnus Was für Flosen von Wochen zu Wochen bei Gemainer St. Veith Playhaus zu Urtl vom 4. April bis 8. Juni, dass sein neun Wochen zween Tag (Im den Ersten Umblass gemacht worden).
-- 1625 -- "Allain in Gottss Namen angefangen". -- Hierauf folgt die tägliche Erzeugung. In den neun Wochen wurden 450 Flossen zu ca. 108800 Kilo erblasen, also 50 Flossen die Woche, oder 8 bis 9 Flossen zu 242 Kilo in 24 Stunden. Jede Flosse entspricht einem Abstich. Die Tagesproduktion überstieg also 2000 Kilo, war also im Vergleich mit der der Siegener und Harzer Hochöfen in Deutschland hoch.
Eine zweite Kampagne fand in demselben Jahr vom 15. Sep- tember bis 15. Dezember statt. Der Bericht darüber lautet wie folgt: Allain Gottes Namen angefangen.
An dess Cornelius Tag, das ist der 15. September an ain Monn- tag Nachmittag Umb 1 Uhr haben Wyr In den Namen Gottess der
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 18.
2) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 19.
Kärnten im 17. Jahrhundert.
botes seitens des Vizedom und Bergrichters, ohne Konzession einen Floſsofen, den zweiten in Kärnten. Auf diesen Treibacher Floſsofen erhielt am 10. Mai 1610 Carl Veldner und alle seine Erben einen Verleihbrief von Herzog Ferdinand zu Österreich und dem Erz- bischof Wolf Dietrich zu Salzburg „in solcher gestalt und Beschei- denheit, daſs nun hinfüro Herr Veldner und alle seine Erben, solchen verliehenen Floſsofen, zu ihren besten Nutzen und Fromben gebrauchen und verwerthen, auch bey der Fürsten Cammer Gütter auf das Böste und möglichst hierdurch befördern helfen sollen, Inmassen ihnen dann auch der Eysen Stain an diesen Bergwerch Hüttenberg auf solchen Floſs Ofen zu führen vergünstiget und verwilliget worden ....“.
Ein weiterer Floſsofen wurde in Heft erbaut. Die Konzessions- urkunde ist datiert vom 5. Juli 1623 1) und gewährt „den Edlen und festen Hanssen und Andree Platzer, beiden Herren Brüdern, und ihren beiden Erben, aus der gangbaren Mayrhütten wiederum ein gangbare Floſshütten, damit mehr höchstgedachter Römisch kayserl. Majestät auch das hochfürstl. Salzburg. Kammergut desto ansehnlicher könnte befördert werden, zu erbauen....“ Der vierte und letzte Floſsofen in diesem Jahrhundert wurde 1650 zu Gillizstein bei Eberstein von Francesko Maxikon erbaut.
Von hohem Interesse ist das erhaltene Bruchstück des Schmelz- buches vom Urtler Floſsofen vom Jahre 1625 im St. Veiter Stadt- archiv 2). Es heiſst: „Hüten Puechl oder Verzeichnus Was für Flosen von Wochen zu Wochen bei Gemainer St. Veith Playhaus zu Urtl vom 4. April bis 8. Juni, daſs sein neun Wochen zween Tag (Im den Ersten Umblaſs gemacht worden).
— 1625 — „Allain in Gottſs Namen angefangen“. — Hierauf folgt die tägliche Erzeugung. In den neun Wochen wurden 450 Flossen zu ca. 108800 Kilo erblasen, also 50 Flossen die Woche, oder 8 bis 9 Flossen zu 242 Kilo in 24 Stunden. Jede Flosse entspricht einem Abstich. Die Tagesproduktion überstieg also 2000 Kilo, war also im Vergleich mit der der Siegener und Harzer Hochöfen in Deutschland hoch.
Eine zweite Kampagne fand in demselben Jahr vom 15. Sep- tember bis 15. Dezember statt. Der Bericht darüber lautet wie folgt: Allain Gottes Namen angefangen.
An deſs Cornelius Tag, das ist der 15. September an ain Monn- tag Nachmittag Umb 1 Uhr haben Wyr In den Namen Gotteſs der
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 18.
2) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 19.
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Kärnten im 17. Jahrhundert.
botes seitens des Vizedom und Bergrichters, ohne Konzession einen
Floſsofen, den zweiten in Kärnten. Auf diesen Treibacher Floſsofen
erhielt am 10. Mai 1610 Carl Veldner und alle seine Erben einen
Verleihbrief von Herzog Ferdinand zu Österreich und dem Erz-
bischof Wolf Dietrich zu Salzburg „in solcher gestalt und Beschei-
denheit, daſs nun hinfüro Herr Veldner und alle seine Erben, solchen
verliehenen Floſsofen, zu ihren besten Nutzen und Fromben gebrauchen
und verwerthen, auch bey der Fürsten Cammer Gütter auf das Böste
und möglichst hierdurch befördern helfen sollen, Inmassen ihnen dann
auch der Eysen Stain an diesen Bergwerch Hüttenberg auf solchen
Floſs Ofen zu führen vergünstiget und verwilliget worden ....“.
Ein weiterer Floſsofen wurde in Heft erbaut. Die Konzessions-
urkunde ist datiert vom 5. Juli 1623 1) und gewährt „den Edlen und
festen Hanssen und Andree Platzer, beiden Herren Brüdern, und ihren
beiden Erben, aus der gangbaren Mayrhütten wiederum ein gangbare
Floſshütten, damit mehr höchstgedachter Römisch kayserl. Majestät
auch das hochfürstl. Salzburg. Kammergut desto ansehnlicher könnte
befördert werden, zu erbauen....“ Der vierte und letzte Floſsofen
in diesem Jahrhundert wurde 1650 zu Gillizstein bei Eberstein von
Francesko Maxikon erbaut.
Von hohem Interesse ist das erhaltene Bruchstück des Schmelz-
buches vom Urtler Floſsofen vom Jahre 1625 im St. Veiter Stadt-
archiv 2). Es heiſst: „Hüten Puechl oder Verzeichnus Was für Flosen
von Wochen zu Wochen bei Gemainer St. Veith Playhaus zu Urtl vom
4. April bis 8. Juni, daſs sein neun Wochen zween Tag (Im den
Ersten Umblaſs gemacht worden).
— 1625 — „Allain in Gottſs Namen angefangen“. — Hierauf
folgt die tägliche Erzeugung. In den neun Wochen wurden 450 Flossen
zu ca. 108800 Kilo erblasen, also 50 Flossen die Woche, oder 8 bis
9 Flossen zu 242 Kilo in 24 Stunden. Jede Flosse entspricht einem
Abstich. Die Tagesproduktion überstieg also 2000 Kilo, war also im
Vergleich mit der der Siegener und Harzer Hochöfen in Deutschland
hoch.
Eine zweite Kampagne fand in demselben Jahr vom 15. Sep-
tember bis 15. Dezember statt. Der Bericht darüber lautet wie folgt:
Allain Gottes Namen angefangen.
An deſs Cornelius Tag, das ist der 15. September an ain Monn-
tag Nachmittag Umb 1 Uhr haben Wyr In den Namen Gotteſs der
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 18.
2) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., Anhang, Urkunde No. 19.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1072>, abgerufen am 22.11.2024.
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