Meister 30 Kreuzer, für einen Gradler 15 Kreuzer zu entrichten. -- 1642 wird der Zehnte in Natur abgeschafft, statt dessen vom Meiler Stück- oder Flosseisen 50 Kreuzer Abgabe entrichtet. -- 1647 wurde die Kohlenbrüderschaft gestraft, weil sie der Knappenbruderlade ohne Vorwissen des Bergrichters 4 Kronen zu aufrührerischen Zwecken geliehen hatte.
Seit dem Jahre 1686 herrschte ziemliche Ruhe an der Eisen- wurze. 1697 wurde im Monat September ein Dankamt mit fünf Geist- lichen und mit Te Deum Laudamus ob des vom Prinz Eugen über die Türken erfochtenen Sieges abgehalten; dabei war grosser Knappen- aufzug. Jeder Knappe erhielt drei Kreuzer Gratislöhnung.
Bietet die Eisenindustrie Kärntens im 17. Jahrhundert wirtschaft- lich im ganzen ein trauriges Bild, so zeigt sie doch eine wenn auch mässige fortschrittliche Entwicklung in technischer Beziehung. Während sich die steirische Eisenindustrie ihrer Selbständigkeit begeben hatte, wodurch jeder Antrieb zu selbständiger Entwicklung in Wegfall ge- kommen war, hatten die Kärntner Knappen, Gewerken und Ver- leger ihre Selbständigkeit bewahrt und dadurch hörte das Streben nach Verbesserung nie gänzlich auf. -- Mögen die St. Veiter Verleger ihre kapitalistische Übermacht in noch so schnöder Weise den Ge- werken gegenüber missbraucht haben, so ist ihnen doch das Verdienst nicht abzusprechen, dass sie nach Verbesserungen im technischen Be- trieb strebten und die wichtigste Verbesserung der Zeit, die Einfüh- rung des Hochofenbetriebs, gegen den Widerstand der Gewerken durchsetzten. Wir haben schon früher berichtet, wie die Stadt St. Veit im Jahre 1567 die Konzession zur Erbauung eines Flossofens erwirkte und zwischen 1567 und 1580 denselben errichtete und in Betrieb setzte. Als sie aber im Jahr 1606 auch zu Hüttenberg einen solchen Floss- ofen erbauen wollte, erhoben sich die Radgewerke, welche von den neuen Öfen mit kontinuierlichem Betrieb und gesteigerter Produktion den grössten Schaden für ihre Stückofenhütten fürchteten, einmütig und mit aller Entschiedenheit dagegen und sie erreichten es auch, dass den St. Veitern die Konzession nicht erteilt wurde. Die Regie- rung riet aber den Gewerken, gemeinschaftlich einen Unionsofen zu Hüttenberg zu erbauen. Das wurde von den Gewerken gutgeheissen und zum Beschluss erhoben, kam aber nicht zur Ausführung, weil sie sich über die Anteile nicht verständigen konnten. Die grossen Ge- werken verlangten auch grössere Anteile, Karl Veldner von Treibach sogar die Hälfte. Als man das Begehren abwies, erbaute dieser im Jahre 1606 in Treibach auf eigene Rechnung, ungeachtet des Ver-
Kärnten im 17. Jahrhundert.
Meister 30 Kreuzer, für einen Gradler 15 Kreuzer zu entrichten. — 1642 wird der Zehnte in Natur abgeschafft, statt dessen vom Meiler Stück- oder Floſseisen 50 Kreuzer Abgabe entrichtet. — 1647 wurde die Kohlenbrüderschaft gestraft, weil sie der Knappenbruderlade ohne Vorwissen des Bergrichters 4 Kronen zu aufrührerischen Zwecken geliehen hatte.
Seit dem Jahre 1686 herrschte ziemliche Ruhe an der Eisen- wurze. 1697 wurde im Monat September ein Dankamt mit fünf Geist- lichen und mit Te Deum Laudamus ob des vom Prinz Eugen über die Türken erfochtenen Sieges abgehalten; dabei war groſser Knappen- aufzug. Jeder Knappe erhielt drei Kreuzer Gratislöhnung.
Bietet die Eisenindustrie Kärntens im 17. Jahrhundert wirtschaft- lich im ganzen ein trauriges Bild, so zeigt sie doch eine wenn auch mäſsige fortschrittliche Entwicklung in technischer Beziehung. Während sich die steirische Eisenindustrie ihrer Selbständigkeit begeben hatte, wodurch jeder Antrieb zu selbständiger Entwicklung in Wegfall ge- kommen war, hatten die Kärntner Knappen, Gewerken und Ver- leger ihre Selbständigkeit bewahrt und dadurch hörte das Streben nach Verbesserung nie gänzlich auf. — Mögen die St. Veiter Verleger ihre kapitalistische Übermacht in noch so schnöder Weise den Ge- werken gegenüber miſsbraucht haben, so ist ihnen doch das Verdienst nicht abzusprechen, daſs sie nach Verbesserungen im technischen Be- trieb strebten und die wichtigste Verbesserung der Zeit, die Einfüh- rung des Hochofenbetriebs, gegen den Widerstand der Gewerken durchsetzten. Wir haben schon früher berichtet, wie die Stadt St. Veit im Jahre 1567 die Konzession zur Erbauung eines Floſsofens erwirkte und zwischen 1567 und 1580 denselben errichtete und in Betrieb setzte. Als sie aber im Jahr 1606 auch zu Hüttenberg einen solchen Floſs- ofen erbauen wollte, erhoben sich die Radgewerke, welche von den neuen Öfen mit kontinuierlichem Betrieb und gesteigerter Produktion den gröſsten Schaden für ihre Stückofenhütten fürchteten, einmütig und mit aller Entschiedenheit dagegen und sie erreichten es auch, daſs den St. Veitern die Konzession nicht erteilt wurde. Die Regie- rung riet aber den Gewerken, gemeinschaftlich einen Unionsofen zu Hüttenberg zu erbauen. Das wurde von den Gewerken gutgeheiſsen und zum Beschluſs erhoben, kam aber nicht zur Ausführung, weil sie sich über die Anteile nicht verständigen konnten. Die groſsen Ge- werken verlangten auch gröſsere Anteile, Karl Veldner von Treibach sogar die Hälfte. Als man das Begehren abwies, erbaute dieser im Jahre 1606 in Treibach auf eigene Rechnung, ungeachtet des Ver-
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Kärnten im 17. Jahrhundert.
Meister 30 Kreuzer, für einen Gradler 15 Kreuzer zu entrichten. —
1642 wird der Zehnte in Natur abgeschafft, statt dessen vom Meiler
Stück- oder Floſseisen 50 Kreuzer Abgabe entrichtet. — 1647 wurde
die Kohlenbrüderschaft gestraft, weil sie der Knappenbruderlade ohne
Vorwissen des Bergrichters 4 Kronen zu aufrührerischen
Zwecken geliehen hatte.
Seit dem Jahre 1686 herrschte ziemliche Ruhe an der Eisen-
wurze. 1697 wurde im Monat September ein Dankamt mit fünf Geist-
lichen und mit Te Deum Laudamus ob des vom Prinz Eugen über
die Türken erfochtenen Sieges abgehalten; dabei war groſser Knappen-
aufzug. Jeder Knappe erhielt drei Kreuzer Gratislöhnung.
Bietet die Eisenindustrie Kärntens im 17. Jahrhundert wirtschaft-
lich im ganzen ein trauriges Bild, so zeigt sie doch eine wenn auch
mäſsige fortschrittliche Entwicklung in technischer Beziehung. Während
sich die steirische Eisenindustrie ihrer Selbständigkeit begeben hatte,
wodurch jeder Antrieb zu selbständiger Entwicklung in Wegfall ge-
kommen war, hatten die Kärntner Knappen, Gewerken und Ver-
leger ihre Selbständigkeit bewahrt und dadurch hörte das Streben
nach Verbesserung nie gänzlich auf. — Mögen die St. Veiter Verleger
ihre kapitalistische Übermacht in noch so schnöder Weise den Ge-
werken gegenüber miſsbraucht haben, so ist ihnen doch das Verdienst
nicht abzusprechen, daſs sie nach Verbesserungen im technischen Be-
trieb strebten und die wichtigste Verbesserung der Zeit, die Einfüh-
rung des Hochofenbetriebs, gegen den Widerstand der Gewerken
durchsetzten. Wir haben schon früher berichtet, wie die Stadt St. Veit
im Jahre 1567 die Konzession zur Erbauung eines Floſsofens erwirkte
und zwischen 1567 und 1580 denselben errichtete und in Betrieb setzte.
Als sie aber im Jahr 1606 auch zu Hüttenberg einen solchen Floſs-
ofen erbauen wollte, erhoben sich die Radgewerke, welche von den
neuen Öfen mit kontinuierlichem Betrieb und gesteigerter Produktion
den gröſsten Schaden für ihre Stückofenhütten fürchteten, einmütig
und mit aller Entschiedenheit dagegen und sie erreichten es auch,
daſs den St. Veitern die Konzession nicht erteilt wurde. Die Regie-
rung riet aber den Gewerken, gemeinschaftlich einen Unionsofen zu
Hüttenberg zu erbauen. Das wurde von den Gewerken gutgeheiſsen
und zum Beschluſs erhoben, kam aber nicht zur Ausführung, weil sie
sich über die Anteile nicht verständigen konnten. Die groſsen Ge-
werken verlangten auch gröſsere Anteile, Karl Veldner von Treibach
sogar die Hälfte. Als man das Begehren abwies, erbaute dieser im
Jahre 1606 in Treibach auf eigene Rechnung, ungeachtet des Ver-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1049. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1071>, abgerufen am 22.11.2024.
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