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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Zünfte im 17. Jahrhundert.
Meister und Gesellen in ganz Schlesien hielten. -- Die "Rinken-
und Kettenschmiede
" waren ein geschenktes Handwerk an den
zunftmässigen Orten, davon sie aber nur wenige hatten, als Prag,
Wien, Pressburg u. s. w. Sie machten vielerlei Arten von Ketten,
als Mess-, Sperr-, Wag-, Brunnen-, Zaum- und Halfter-, Brust-,
Deichsel- und Kuhketten. Ausserdem machten sie Ringe und Schnallen,
desgleichen doppelte und einfache Pferdegebisse. Alle diese Arbeiten
schmiedeten sie aus ganzem Eisen und schweissten es im Feuer zu-
sammen und blieben die Sachen rauh oder wurden geschwärzt. Sollten
sie aber verzinnt werden, wie namentlich die Pferdegebisse, so ge-
schah dies durch die "Zinner". Dasselbe gilt von den Sporern.

Die Zainer, welche das grobe Eisen und Stahl den darin ar-
beitenden Handwerkern zum Gebrauch zurecht machten, waren nur
in Steiermark, München und Nürnberg zu Zünften vereinigt.

Die Ankerschmiede bildeten in den grossen See- und Hafen-
städten ein besonderes Gewerk. An anderen Plätzen, wo sie nur
vereinzelt waren, schlossen sie sich den Grob-, Hut- und Waffen-
schmieden an. Die grossen Schiffsanker waren die schwersten
Schmiedestücke, welche in alter Zeit gewerbsmässig hergestellt
wurden. Die Ankerrute, die Arme und die Schaufeln oder Flunken
wurden für sich aus vielen einzelnen Stäben zusammengeschweisst
und ausgeschmiedet. Diese einzelnen Teile wurden dann wieder an-
einander geschweisst. Alle diese Arbeiten wurden mit Handhämmern
ausgeführt, wobei die schweren Stücke mit Hebekrahnen vom Feuer
zum Ambos bewegt wurden. Fig. 228 stellt eine Ankerschmiede
nach Weigels Hauptständen dar. Man sieht im Vordergrund ein aus
vielen Stäben zusammengebundenes Packet für eine Ankerrute am
Boden liegen, darauf ruhen fertig geschmiedete Ankerteile. Das
Hauptbild in der Mitte stellt die Schweissung eines Ankerarms an
die Rute dar. Während vier Ankerschmiede gleichzeitig ihre schweren
Hämmer schwingen und kräftige Hiebe auf die Schweissnaht fallen
lassen, steht ein fünfter zur Ablösung schlagbereit an der rechten
Seite. Die Drehung des Ankers besorgt ein sechster, der am Hinter-
teil den Anker mittels eines durch den Ring gesteckten Holzes wendet.
Der schwere Anker hängt mit eisernen Ketten an einem Drehkrahnen.
Rechts im Hintergrund sprüht die grosse Esse.

Die Windenmacher waren zwar ein freies, aber "mit wohl
abgefasster Ordnung versehenes" Handwerk, und hielten es gemeinig-
lich mit den Schlossern und kleinen Schmieden. Sie und ihre Ge-
sellen durften im ganzen Reich wandern.


Die Zünfte im 17. Jahrhundert.
Meister und Gesellen in ganz Schlesien hielten. — Die „Rinken-
und Kettenschmiede
“ waren ein geschenktes Handwerk an den
zunftmäſsigen Orten, davon sie aber nur wenige hatten, als Prag,
Wien, Preſsburg u. s. w. Sie machten vielerlei Arten von Ketten,
als Meſs-, Sperr-, Wag-, Brunnen-, Zaum- und Halfter-, Brust-,
Deichsel- und Kuhketten. Auſserdem machten sie Ringe und Schnallen,
desgleichen doppelte und einfache Pferdegebisse. Alle diese Arbeiten
schmiedeten sie aus ganzem Eisen und schweiſsten es im Feuer zu-
sammen und blieben die Sachen rauh oder wurden geschwärzt. Sollten
sie aber verzinnt werden, wie namentlich die Pferdegebisse, so ge-
schah dies durch die „Zinner“. Dasselbe gilt von den Sporern.

Die Zainer, welche das grobe Eisen und Stahl den darin ar-
beitenden Handwerkern zum Gebrauch zurecht machten, waren nur
in Steiermark, München und Nürnberg zu Zünften vereinigt.

Die Ankerschmiede bildeten in den groſsen See- und Hafen-
städten ein besonderes Gewerk. An anderen Plätzen, wo sie nur
vereinzelt waren, schlossen sie sich den Grob-, Hut- und Waffen-
schmieden an. Die groſsen Schiffsanker waren die schwersten
Schmiedestücke, welche in alter Zeit gewerbsmäſsig hergestellt
wurden. Die Ankerrute, die Arme und die Schaufeln oder Flunken
wurden für sich aus vielen einzelnen Stäben zusammengeschweiſst
und ausgeschmiedet. Diese einzelnen Teile wurden dann wieder an-
einander geschweiſst. Alle diese Arbeiten wurden mit Handhämmern
ausgeführt, wobei die schweren Stücke mit Hebekrahnen vom Feuer
zum Ambos bewegt wurden. Fig. 228 stellt eine Ankerschmiede
nach Weigels Hauptständen dar. Man sieht im Vordergrund ein aus
vielen Stäben zusammengebundenes Packet für eine Ankerrute am
Boden liegen, darauf ruhen fertig geschmiedete Ankerteile. Das
Hauptbild in der Mitte stellt die Schweiſsung eines Ankerarms an
die Rute dar. Während vier Ankerschmiede gleichzeitig ihre schweren
Hämmer schwingen und kräftige Hiebe auf die Schweiſsnaht fallen
lassen, steht ein fünfter zur Ablösung schlagbereit an der rechten
Seite. Die Drehung des Ankers besorgt ein sechster, der am Hinter-
teil den Anker mittels eines durch den Ring gesteckten Holzes wendet.
Der schwere Anker hängt mit eisernen Ketten an einem Drehkrahnen.
Rechts im Hintergrund sprüht die groſse Esse.

Die Windenmacher waren zwar ein freies, aber „mit wohl
abgefaſster Ordnung versehenes“ Handwerk, und hielten es gemeinig-
lich mit den Schlossern und kleinen Schmieden. Sie und ihre Ge-
sellen durften im ganzen Reich wandern.


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[1024/1046] Die Zünfte im 17. Jahrhundert. Meister und Gesellen in ganz Schlesien hielten. — Die „Rinken- und Kettenschmiede“ waren ein geschenktes Handwerk an den zunftmäſsigen Orten, davon sie aber nur wenige hatten, als Prag, Wien, Preſsburg u. s. w. Sie machten vielerlei Arten von Ketten, als Meſs-, Sperr-, Wag-, Brunnen-, Zaum- und Halfter-, Brust-, Deichsel- und Kuhketten. Auſserdem machten sie Ringe und Schnallen, desgleichen doppelte und einfache Pferdegebisse. Alle diese Arbeiten schmiedeten sie aus ganzem Eisen und schweiſsten es im Feuer zu- sammen und blieben die Sachen rauh oder wurden geschwärzt. Sollten sie aber verzinnt werden, wie namentlich die Pferdegebisse, so ge- schah dies durch die „Zinner“. Dasselbe gilt von den Sporern. Die Zainer, welche das grobe Eisen und Stahl den darin ar- beitenden Handwerkern zum Gebrauch zurecht machten, waren nur in Steiermark, München und Nürnberg zu Zünften vereinigt. Die Ankerschmiede bildeten in den groſsen See- und Hafen- städten ein besonderes Gewerk. An anderen Plätzen, wo sie nur vereinzelt waren, schlossen sie sich den Grob-, Hut- und Waffen- schmieden an. Die groſsen Schiffsanker waren die schwersten Schmiedestücke, welche in alter Zeit gewerbsmäſsig hergestellt wurden. Die Ankerrute, die Arme und die Schaufeln oder Flunken wurden für sich aus vielen einzelnen Stäben zusammengeschweiſst und ausgeschmiedet. Diese einzelnen Teile wurden dann wieder an- einander geschweiſst. Alle diese Arbeiten wurden mit Handhämmern ausgeführt, wobei die schweren Stücke mit Hebekrahnen vom Feuer zum Ambos bewegt wurden. Fig. 228 stellt eine Ankerschmiede nach Weigels Hauptständen dar. Man sieht im Vordergrund ein aus vielen Stäben zusammengebundenes Packet für eine Ankerrute am Boden liegen, darauf ruhen fertig geschmiedete Ankerteile. Das Hauptbild in der Mitte stellt die Schweiſsung eines Ankerarms an die Rute dar. Während vier Ankerschmiede gleichzeitig ihre schweren Hämmer schwingen und kräftige Hiebe auf die Schweiſsnaht fallen lassen, steht ein fünfter zur Ablösung schlagbereit an der rechten Seite. Die Drehung des Ankers besorgt ein sechster, der am Hinter- teil den Anker mittels eines durch den Ring gesteckten Holzes wendet. Der schwere Anker hängt mit eisernen Ketten an einem Drehkrahnen. Rechts im Hintergrund sprüht die groſse Esse. Die Windenmacher waren zwar ein freies, aber „mit wohl abgefaſster Ordnung versehenes“ Handwerk, und hielten es gemeinig- lich mit den Schlossern und kleinen Schmieden. Sie und ihre Ge- sellen durften im ganzen Reich wandern.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1024. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1046>, abgerufen am 26.11.2024.