acht Zoll über dem Rost liegt. Solche Öfen würden in Leipzig mit Erfolg angewendet.
Er beschreibt auch Öfen, die im Keller stehen, stark geheizt werden und aus denen die Hitze durch eiserne Röhren in die oberen Räume geleitet werde (Luftheizung). Ein solcher Ofen sei im Rat- haus zu Regensburg.
Becher erwähnt in seiner "Närrischen Weisheit" der Holzspar- kunst und dass unter diesem Titel vor etlichen Jahren in Nürnberg ein Büchlein erschienen sei.
Damit die Wärme besser ausgenutzt werde, habe man Öfen aus drei Röhren konstruiert; doch ersticke das Feuer in denselben leicht. Becher schlägt vor, die Feuergase in einer Spirallinie zu führen, in einem Rohr von der Höhe des Ofens und von zwei Fuss Durch- messer, so würde die superficies -- d. h. die Heizfläche soviel grösser und der Effekt um so besser sein.
In Frankreich erfand Dolesme 1686 einen rauchlosen und rauch- verzehrenden Ofen, den er furnus acopnos nannte und bei welchem der Rauch in den Feuerraum zurückgeleitet wurde.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts machte Leutemann in seinem Vulcanus famulans verschiedene verbesserte eiserne Öfen bekannt, um mehrere Zimmer zugleich zu erwärmen.
Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
Der wichtigste Fortschritt in der Eisenindustrie jener Zeit war die Erfindung der Cementstahlfabrikation. Wir haben gesehen, dass dieselbe im Kleinen längst bekannt war. Deutlich spricht es Lazarus Erker aus, dass man weiches Eisen durch Glühen mit Kohlen in einem geschlossenen Gefäss in Stahl überführen könne. Alle geschickten Schmiede waren mit der Einsatzhärtung vertraut und wendeten sie im Bedarfsfall an. Wenn wir also von einer Erfindung der Cement- stahlfabrikation im 17. Jahrhundert sprechen, so muss der Nachdruck auf das zweite Hauptwort gelegt werden: die Erfindung bestand nur in der fabrikmässigen Ausnutzung einer schon früher bekannten Thatsache. Die Massenproduktion und die Darstellung des Cement- stahls als Handelsartikel in besondern, dafür erbauten Öfen ist das Wesentliche des Fortschritts. Dass diese gegen Ende des 17. Jahr-
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Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
acht Zoll über dem Rost liegt. Solche Öfen würden in Leipzig mit Erfolg angewendet.
Er beschreibt auch Öfen, die im Keller stehen, stark geheizt werden und aus denen die Hitze durch eiserne Röhren in die oberen Räume geleitet werde (Luftheizung). Ein solcher Ofen sei im Rat- haus zu Regensburg.
Becher erwähnt in seiner „Närrischen Weisheit“ der Holzspar- kunst und daſs unter diesem Titel vor etlichen Jahren in Nürnberg ein Büchlein erschienen sei.
Damit die Wärme besser ausgenutzt werde, habe man Öfen aus drei Röhren konstruiert; doch ersticke das Feuer in denselben leicht. Becher schlägt vor, die Feuergase in einer Spirallinie zu führen, in einem Rohr von der Höhe des Ofens und von zwei Fuſs Durch- messer, so würde die superficies — d. h. die Heizfläche soviel gröſser und der Effekt um so besser sein.
In Frankreich erfand Dolesme 1686 einen rauchlosen und rauch- verzehrenden Ofen, den er furnus acopnos nannte und bei welchem der Rauch in den Feuerraum zurückgeleitet wurde.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts machte Leutemann in seinem Vulcanus famulans verschiedene verbesserte eiserne Öfen bekannt, um mehrere Zimmer zugleich zu erwärmen.
Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
Der wichtigste Fortschritt in der Eisenindustrie jener Zeit war die Erfindung der Cementstahlfabrikation. Wir haben gesehen, daſs dieselbe im Kleinen längst bekannt war. Deutlich spricht es Lazarus Erker aus, daſs man weiches Eisen durch Glühen mit Kohlen in einem geschlossenen Gefäſs in Stahl überführen könne. Alle geschickten Schmiede waren mit der Einsatzhärtung vertraut und wendeten sie im Bedarfsfall an. Wenn wir also von einer Erfindung der Cement- stahlfabrikation im 17. Jahrhundert sprechen, so muſs der Nachdruck auf das zweite Hauptwort gelegt werden: die Erfindung bestand nur in der fabrikmäſsigen Ausnutzung einer schon früher bekannten Thatsache. Die Massenproduktion und die Darstellung des Cement- stahls als Handelsartikel in besondern, dafür erbauten Öfen ist das Wesentliche des Fortschritts. Daſs diese gegen Ende des 17. Jahr-
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Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
acht Zoll über dem Rost liegt. Solche Öfen würden in Leipzig mit
Erfolg angewendet.
Er beschreibt auch Öfen, die im Keller stehen, stark geheizt
werden und aus denen die Hitze durch eiserne Röhren in die oberen
Räume geleitet werde (Luftheizung). Ein solcher Ofen sei im Rat-
haus zu Regensburg.
Becher erwähnt in seiner „Närrischen Weisheit“ der Holzspar-
kunst und daſs unter diesem Titel vor etlichen Jahren in Nürnberg
ein Büchlein erschienen sei.
Damit die Wärme besser ausgenutzt werde, habe man Öfen aus
drei Röhren konstruiert; doch ersticke das Feuer in denselben leicht.
Becher schlägt vor, die Feuergase in einer Spirallinie zu führen,
in einem Rohr von der Höhe des Ofens und von zwei Fuſs Durch-
messer, so würde die superficies — d. h. die Heizfläche soviel gröſser
und der Effekt um so besser sein.
In Frankreich erfand Dolesme 1686 einen rauchlosen und rauch-
verzehrenden Ofen, den er furnus acopnos nannte und bei welchem
der Rauch in den Feuerraum zurückgeleitet wurde.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts machte Leutemann in seinem
Vulcanus famulans verschiedene verbesserte eiserne Öfen bekannt,
um mehrere Zimmer zugleich zu erwärmen.
Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
Der wichtigste Fortschritt in der Eisenindustrie jener Zeit war die
Erfindung der Cementstahlfabrikation. Wir haben gesehen, daſs
dieselbe im Kleinen längst bekannt war. Deutlich spricht es Lazarus
Erker aus, daſs man weiches Eisen durch Glühen mit Kohlen in einem
geschlossenen Gefäſs in Stahl überführen könne. Alle geschickten
Schmiede waren mit der Einsatzhärtung vertraut und wendeten sie
im Bedarfsfall an. Wenn wir also von einer Erfindung der Cement-
stahlfabrikation im 17. Jahrhundert sprechen, so muſs der Nachdruck
auf das zweite Hauptwort gelegt werden: die Erfindung bestand nur
in der fabrikmäſsigen Ausnutzung einer schon früher bekannten
Thatsache. Die Massenproduktion und die Darstellung des Cement-
stahls als Handelsartikel in besondern, dafür erbauten Öfen ist das
Wesentliche des Fortschritts. Daſs diese gegen Ende des 17. Jahr-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1011. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1033>, abgerufen am 17.11.2024.
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