Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft
aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine
Art von offenem Kamin. Bei Kessler's Kunstofen wird dagegen be-
reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von
aussen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie
man den Kunstofen so einrichten kann, dass man darin "eynige
Bürgerliche Essen kochen kann".

Kap. XIX handelt "von einem andern, kleinen, auch bishero nie
dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten
kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann
in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder
Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann". Dies
Oeflein hat er "vnterschiedliche Winter insgeheim" für sich gebraucht.
Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste
Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.

Kesslers Beobachtungen beweisen grossen Scharfsinn. Er weist
auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden
Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe
2626 Kubikfuss enthalten. Er erwähnt, dass, wenn der Ofen braun-
glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich,
da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede-
kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte
"Luftthürlein". Zu Köln sei es Gebrauch, grosse Räume mit blecher-
nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr grosse Hitze
gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie
inwendig über einen Zoll dick mit "Laumen" (Lehm) versehen und
verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt,
wurde noch durch Draht gehalten. Diese "Kölnischen Öfen" wurden
von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,

[Abbildung] Fig. 227.
welcher in einem Sandkranz sass, verschlossen. Es
war also ein richtiger Füllofen. Kessler preist die
Kohlenersparnis und die grosse Wärmeabgabe im
Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch "Luftschewren"
nennt.

Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar
vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. "Wegen dessen aber, wann
ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd
dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen
Kamin, -- (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten
aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein

Beck, Geschichte des Eisens. 64

Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft
aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine
Art von offenem Kamin. Bei Keſsler’s Kunstofen wird dagegen be-
reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von
auſsen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie
man den Kunstofen so einrichten kann, daſs man darin „eynige
Bürgerliche Essen kochen kann“.

Kap. XIX handelt „von einem andern, kleinen, auch bishero nie
dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten
kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann
in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder
Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann“. Dies
Oeflein hat er „vnterschiedliche Winter insgeheim“ für sich gebraucht.
Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste
Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.

Keſslers Beobachtungen beweisen groſsen Scharfsinn. Er weist
auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden
Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe
2626 Kubikfuſs enthalten. Er erwähnt, daſs, wenn der Ofen braun-
glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich,
da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede-
kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte
„Luftthürlein“. Zu Köln sei es Gebrauch, groſse Räume mit blecher-
nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr groſse Hitze
gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie
inwendig über einen Zoll dick mit „Laumen“ (Lehm) versehen und
verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt,
wurde noch durch Draht gehalten. Diese „Kölnischen Öfen“ wurden
von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,

[Abbildung] Fig. 227.
welcher in einem Sandkranz saſs, verschlossen. Es
war also ein richtiger Füllofen. Keſsler preist die
Kohlenersparnis und die groſse Wärmeabgabe im
Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch „Luftschewren“
nennt.

Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar
vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. „Wegen dessen aber, wann
ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd
dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen
Kamin, — (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten
aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein

Beck, Geschichte des Eisens. 64
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1031" n="1009"/><fw place="top" type="header">Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft<lb/>
aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine<lb/>
Art von offenem Kamin. Bei <hi rendition="#g">Ke&#x017F;sler</hi>&#x2019;s Kunstofen wird dagegen be-<lb/>
reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von<lb/>
au&#x017F;sen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie<lb/>
man den Kunstofen so einrichten kann, da&#x017F;s man darin &#x201E;eynige<lb/>
Bürgerliche Essen kochen kann&#x201C;.</p><lb/>
            <p>Kap. XIX handelt &#x201E;von einem andern, kleinen, auch bishero nie<lb/>
dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten<lb/>
kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann<lb/>
in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder<lb/>
Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann&#x201C;. Dies<lb/>
Oeflein hat er &#x201E;vnterschiedliche Winter insgeheim&#x201C; für sich gebraucht.<lb/>
Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste<lb/>
Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Ke&#x017F;slers</hi> Beobachtungen beweisen gro&#x017F;sen Scharfsinn. Er weist<lb/>
auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden<lb/>
Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe<lb/>
2626 Kubikfu&#x017F;s enthalten. Er erwähnt, da&#x017F;s, wenn der Ofen braun-<lb/>
glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich,<lb/>
da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede-<lb/>
kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte<lb/>
&#x201E;Luftthürlein&#x201C;. Zu Köln sei es Gebrauch, gro&#x017F;se Räume mit blecher-<lb/>
nen Öfen mit <hi rendition="#g">Steinkohlen</hi> zu heizen, die eine sehr gro&#x017F;se Hitze<lb/>
gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie<lb/>
inwendig über einen Zoll dick mit &#x201E;Laumen&#x201C; (Lehm) versehen und<lb/>
verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt,<lb/>
wurde noch durch Draht gehalten. Diese &#x201E;Kölnischen Öfen&#x201C; wurden<lb/>
von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,<lb/><figure><head>Fig. 227.</head></figure><lb/>
welcher in einem Sandkranz sa&#x017F;s, verschlossen. Es<lb/>
war also ein richtiger Füllofen. <hi rendition="#g">Ke&#x017F;sler</hi> preist die<lb/>
Kohlenersparnis und die gro&#x017F;se Wärmeabgabe im<lb/>
Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch &#x201E;Luftschewren&#x201C;<lb/>
nennt.</p><lb/>
            <p>Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar<lb/>
vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. &#x201E;Wegen dessen aber, wann<lb/>
ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd<lb/>
dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen<lb/>
Kamin, &#x2014; (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten<lb/>
aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 64</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1009/1031] Zimmeröfen im 17. Jahrhundert. wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine Art von offenem Kamin. Bei Keſsler’s Kunstofen wird dagegen be- reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von auſsen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie man den Kunstofen so einrichten kann, daſs man darin „eynige Bürgerliche Essen kochen kann“. Kap. XIX handelt „von einem andern, kleinen, auch bishero nie dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann“. Dies Oeflein hat er „vnterschiedliche Winter insgeheim“ für sich gebraucht. Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen. Keſslers Beobachtungen beweisen groſsen Scharfsinn. Er weist auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe 2626 Kubikfuſs enthalten. Er erwähnt, daſs, wenn der Ofen braun- glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich, da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede- kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte „Luftthürlein“. Zu Köln sei es Gebrauch, groſse Räume mit blecher- nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr groſse Hitze gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie inwendig über einen Zoll dick mit „Laumen“ (Lehm) versehen und verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt, wurde noch durch Draht gehalten. Diese „Kölnischen Öfen“ wurden von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227, [Abbildung Fig. 227.] welcher in einem Sandkranz saſs, verschlossen. Es war also ein richtiger Füllofen. Keſsler preist die Kohlenersparnis und die groſse Wärmeabgabe im Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch „Luftschewren“ nennt. Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. „Wegen dessen aber, wann ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen Kamin, — (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein Beck, Geschichte des Eisens. 64

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1031
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1031>, abgerufen am 22.11.2024.