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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Kunstschmiederei im 17. Jahrhundert.
auch für Balkone, Treppen, Geländer, Gitter u. s. w. anwende. Schöne
Arbeiten dieser Art könne man am Schloss von Meudon sehen und
in Paris unter anderm namentlich an einem Treppengeländer des
Intendanten Pelletier nach dem Entwurf des Sieur Bullet.

Die Kunst des Eisenschneidens war gleichfalls in Rückgang ge-
kommen, namentlich infolge der Vereinfachung der Bewaffnung. Die
Eisenschneider mussten sich auf das Stempelschneiden und auf kleine
Luxusartikel, als Degenknäufe, Kästchen, Medaillons, Figuren u. s. w.,

[Abbildung] Fig. 221.
verlegen. Genannt werden Christof Ritter (bis 1676) und Hans
von der Püth
(bis 1650), am berühmtesten war als Stempel- und
Figurenschneider Gottfried Leygebe (1630 bis 1683). Er schnitt
unter anderm aus einem Stück Eisen, welches 29 Pfund gewogen,
Kaiser Leopold zu Pferde und nachmals aus einem Eisenblock, über
67 Pfund schwer, König Karl II. von England, unter dem Bildnis des
Ritters St. Georg einen siebenköpfigen Drachen tötend (Fig. 221),
in einem Stück ganz frei herausgeschnitten, woran er zwei Jahre
arbeitete. Er hat auch ein ganzes Schachspiel von Eisen sehr künst-
lich gefertigt und wurde wegen seiner Kunst an den Berliner Hof
berufen. Dort schnitt er eine Statuette des Kurfürsten Friedrich
Wilhelm in der Gestalt des Bellerophon auf dem Pegasus reitend,
welche sich in der Berliner Kunstkammer befindet.

Schöne Ciselierarbeiten findet man besonders an Waffen.


Die Kunstschmiederei im 17. Jahrhundert.
auch für Balkone, Treppen, Geländer, Gitter u. s. w. anwende. Schöne
Arbeiten dieser Art könne man am Schloſs von Meudon sehen und
in Paris unter anderm namentlich an einem Treppengeländer des
Intendanten Pelletier nach dem Entwurf des Sieur Bullet.

Die Kunst des Eisenschneidens war gleichfalls in Rückgang ge-
kommen, namentlich infolge der Vereinfachung der Bewaffnung. Die
Eisenschneider muſsten sich auf das Stempelschneiden und auf kleine
Luxusartikel, als Degenknäufe, Kästchen, Medaillons, Figuren u. s. w.,

[Abbildung] Fig. 221.
verlegen. Genannt werden Christof Ritter (bis 1676) und Hans
von der Püth
(bis 1650), am berühmtesten war als Stempel- und
Figurenschneider Gottfried Leygebe (1630 bis 1683). Er schnitt
unter anderm aus einem Stück Eisen, welches 29 Pfund gewogen,
Kaiser Leopold zu Pferde und nachmals aus einem Eisenblock, über
67 Pfund schwer, König Karl II. von England, unter dem Bildnis des
Ritters St. Georg einen siebenköpfigen Drachen tötend (Fig. 221),
in einem Stück ganz frei herausgeschnitten, woran er zwei Jahre
arbeitete. Er hat auch ein ganzes Schachspiel von Eisen sehr künst-
lich gefertigt und wurde wegen seiner Kunst an den Berliner Hof
berufen. Dort schnitt er eine Statuette des Kurfürsten Friedrich
Wilhelm in der Gestalt des Bellerophon auf dem Pegasus reitend,
welche sich in der Berliner Kunstkammer befindet.

Schöne Ciselierarbeiten findet man besonders an Waffen.


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[1001/1023] Die Kunstschmiederei im 17. Jahrhundert. auch für Balkone, Treppen, Geländer, Gitter u. s. w. anwende. Schöne Arbeiten dieser Art könne man am Schloſs von Meudon sehen und in Paris unter anderm namentlich an einem Treppengeländer des Intendanten Pelletier nach dem Entwurf des Sieur Bullet. Die Kunst des Eisenschneidens war gleichfalls in Rückgang ge- kommen, namentlich infolge der Vereinfachung der Bewaffnung. Die Eisenschneider muſsten sich auf das Stempelschneiden und auf kleine Luxusartikel, als Degenknäufe, Kästchen, Medaillons, Figuren u. s. w., [Abbildung Fig. 221.] verlegen. Genannt werden Christof Ritter (bis 1676) und Hans von der Püth (bis 1650), am berühmtesten war als Stempel- und Figurenschneider Gottfried Leygebe (1630 bis 1683). Er schnitt unter anderm aus einem Stück Eisen, welches 29 Pfund gewogen, Kaiser Leopold zu Pferde und nachmals aus einem Eisenblock, über 67 Pfund schwer, König Karl II. von England, unter dem Bildnis des Ritters St. Georg einen siebenköpfigen Drachen tötend (Fig. 221), in einem Stück ganz frei herausgeschnitten, woran er zwei Jahre arbeitete. Er hat auch ein ganzes Schachspiel von Eisen sehr künst- lich gefertigt und wurde wegen seiner Kunst an den Berliner Hof berufen. Dort schnitt er eine Statuette des Kurfürsten Friedrich Wilhelm in der Gestalt des Bellerophon auf dem Pegasus reitend, welche sich in der Berliner Kunstkammer befindet. Schöne Ciselierarbeiten findet man besonders an Waffen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1001. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1023>, abgerufen am 22.11.2024.