Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
einem Dritteil Pikeniren. Erst durch die Einführung des Bajonetts
(in Frankreich nach 1640) wurde die Pike verdrängt.

Das Plattnergewerbe, welches zu Anfang des Jahrhunderts auf
seiner höchsten Höhe stand, wie die Prachtrüstungen Kaiser Rudolfs
beweisen, sank im Laufe des Jahrhunderts zur Unbedeutendheit herab;
denn immer unzulänglicher erwies sich die eiserne Panzerung gegen
die Durchschlagskraft der Musketen und Flinten. Im dreissigjährigen
Kriege beschränkte sich bereits die eiserne Schutzwaffe auf die Sturm-
haube, Bruststück, Ring und Kragen, wozu höchstens noch zuweilen
Dielinge oder Schenkelschienen kamen. Diese wurden ohne künst-
lerischen Schmuck fabrikmässig hergestellt. Die schönen Formen ver-
schwanden; die schwarzen Harnische wurden allgemein. Die Plattner-
kunst kam in Verfall, und vielfach trat an Stelle des mühsamen
Treibens das Löten.

Wegen der Preise der Waffen und Eisenwaren ist folgendes Preis-
verzeichnis aus Kur-Sachsen von 1623 1) von Interesse.

Plattner (im Meissnischen Kreis).

Ein Küriss, so forne Schussfrey (darnach er ist) von     20 bis 30 fl.
" gemein Küriss     14 " 15 "
Eine Reuter Rüstung     8 " 9 "
Soldaten Rüstung     5 " 6 "
Rondartsche (Rundschild), so ganz fertig und Schussfrey     12 fl.
Eine gemeine     6 "
Ein Cordolasche (?) oder Stecher darzu     2 " 6 Gr.
Partisane, so ganz und hübsch ausgemacht     18 bis 20 fl.
Helleparthe mit dem Schafft     15 bis 18 Gr. bis 1 fl.
Ein langer Spiess mit Eisen und Schaft     18 " " 1 "
" gut Schlachtschwert mit einer niederländischen Klinge     4 fl. 12 Gr.
Vor eine gemeine Klinge     12, 15, 16, 18 bis 21 Gr.

Büchsen-Schmiede (im Thüringischen Kreis).

Eine Musquete mit einem Schnapper und
der Gabel     2 fl. auch 2 fl. 10 Gr. 6 Pfg.
Eine Pürschbüchse mit einem guten Feuerschloss     3 auch 4 fl.
Ein Pandalier-Rohr     3 "
" Paar Pistolen     5 " 6 "
" neu Büchsenschloss     1 fl. 3 Gr. bis 1 fl. 6 Gr.
Eine Kugelform, nachdem sie gross     1, 2, 3 "

Sporer (im Churkreis).

Stangen und Mundstück überzinnt     15 bis 18 Gr.
Halbe Stange verzinnt     10 " 12 "

1) Müntz, Mandat und angefügte Taxordnung des Churfürsten Joh. Georg I.
zu Sachsen vom 31. Juli 1623.
Beck, Geschichte des Eisens. 63

Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
einem Dritteil Pikeniren. Erst durch die Einführung des Bajonetts
(in Frankreich nach 1640) wurde die Pike verdrängt.

Das Plattnergewerbe, welches zu Anfang des Jahrhunderts auf
seiner höchsten Höhe stand, wie die Prachtrüstungen Kaiser Rudolfs
beweisen, sank im Laufe des Jahrhunderts zur Unbedeutendheit herab;
denn immer unzulänglicher erwies sich die eiserne Panzerung gegen
die Durchschlagskraft der Musketen und Flinten. Im dreiſsigjährigen
Kriege beschränkte sich bereits die eiserne Schutzwaffe auf die Sturm-
haube, Bruststück, Ring und Kragen, wozu höchstens noch zuweilen
Dielinge oder Schenkelschienen kamen. Diese wurden ohne künst-
lerischen Schmuck fabrikmäſsig hergestellt. Die schönen Formen ver-
schwanden; die schwarzen Harnische wurden allgemein. Die Plattner-
kunst kam in Verfall, und vielfach trat an Stelle des mühsamen
Treibens das Löten.

Wegen der Preise der Waffen und Eisenwaren ist folgendes Preis-
verzeichnis aus Kur-Sachsen von 1623 1) von Interesse.

Plattner (im Meiſsnischen Kreis).

Ein Küriſs, so forne Schuſsfrey (darnach er ist) von     20 bis 30 fl.
„ gemein Küriſs     14 „ 15 „
Eine Reuter Rüstung     8 „ 9 „
Soldaten Rüstung     5 „ 6 „
Rondartsche (Rundschild), so ganz fertig und Schuſsfrey     12 fl.
Eine gemeine     6 „
Ein Cordolasche (?) oder Stecher darzu     2 „ 6 Gr.
Partisane, so ganz und hübsch ausgemacht     18 bis 20 fl.
Helleparthe mit dem Schafft     15 bis 18 Gr. bis 1 fl.
Ein langer Spieſs mit Eisen und Schaft     18 „ „ 1 „
„ gut Schlachtschwert mit einer niederländischen Klinge     4 fl. 12 Gr.
Vor eine gemeine Klinge     12, 15, 16, 18 bis 21 Gr.

Büchsen-Schmiede (im Thüringischen Kreis).

Eine Musquete mit einem Schnapper und
der Gabel     2 fl. auch 2 fl. 10 Gr. 6 Pfg.
Eine Pürschbüchse mit einem guten Feuerschloſs     3 auch 4 fl.
Ein Pandalier-Rohr     3 „
„ Paar Pistolen     5 „ 6 „
„ neu Büchsenschloſs     1 fl. 3 Gr. bis 1 fl. 6 Gr.
Eine Kugelform, nachdem sie groſs     1, 2, 3 „

Sporer (im Churkreis).

Stangen und Mundstück überzinnt     15 bis 18 Gr.
Halbe Stange verzinnt     10 „ 12 „

1) Müntz, Mandat und angefügte Taxordnung des Churfürsten Joh. Georg I.
zu Sachsen vom 31. Juli 1623.
Beck, Geschichte des Eisens. 63
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1015" n="993"/><fw place="top" type="header">Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
einem Dritteil Pikeniren. Erst durch die Einführung des Bajonetts<lb/>
(in Frankreich nach 1640) wurde die Pike verdrängt.</p><lb/>
            <p>Das Plattnergewerbe, welches zu Anfang des Jahrhunderts auf<lb/>
seiner höchsten Höhe stand, wie die Prachtrüstungen Kaiser Rudolfs<lb/>
beweisen, sank im Laufe des Jahrhunderts zur Unbedeutendheit herab;<lb/>
denn immer unzulänglicher erwies sich die eiserne Panzerung gegen<lb/>
die Durchschlagskraft der Musketen und Flinten. Im drei&#x017F;sigjährigen<lb/>
Kriege beschränkte sich bereits die eiserne Schutzwaffe auf die Sturm-<lb/>
haube, Bruststück, Ring und Kragen, wozu höchstens noch zuweilen<lb/>
Dielinge oder Schenkelschienen kamen. Diese wurden ohne künst-<lb/>
lerischen Schmuck fabrikmä&#x017F;sig hergestellt. Die schönen Formen ver-<lb/>
schwanden; die schwarzen Harnische wurden allgemein. Die Plattner-<lb/>
kunst kam in Verfall, und vielfach trat an Stelle des mühsamen<lb/>
Treibens das Löten.</p><lb/>
            <p>Wegen der Preise der Waffen und Eisenwaren ist folgendes Preis-<lb/>
verzeichnis aus Kur-Sachsen von 1623 <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Müntz</hi>, Mandat und angefügte Taxordnung des Churfürsten Joh. Georg I.<lb/>
zu Sachsen vom 31. Juli 1623.</note> von Interesse.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Plattner</hi> (im Mei&#x017F;snischen Kreis).</hi> </p><lb/>
            <list>
              <item>Ein Küri&#x017F;s, so forne Schu&#x017F;sfrey (darnach er ist) von <space dim="horizontal"/> 20 bis 30 fl.</item><lb/>
              <item>&#x201E; gemein Küri&#x017F;s <space dim="horizontal"/> 14 &#x201E; 15 &#x201E;</item><lb/>
              <item>Eine Reuter Rüstung <space dim="horizontal"/> 8 &#x201E; 9 &#x201E;</item><lb/>
              <item>Soldaten Rüstung <space dim="horizontal"/> 5 &#x201E; 6 &#x201E;</item><lb/>
              <item>Rondartsche (Rundschild), so ganz fertig und Schu&#x017F;sfrey <space dim="horizontal"/> 12 fl.</item><lb/>
              <item>Eine gemeine <space dim="horizontal"/> 6 &#x201E;</item><lb/>
              <item>Ein Cordolasche (?) oder Stecher darzu <space dim="horizontal"/> 2 &#x201E; 6 Gr.</item><lb/>
              <item>Partisane, so ganz und hübsch ausgemacht <space dim="horizontal"/> 18 bis 20 fl.</item><lb/>
              <item>Helleparthe mit dem Schafft <space dim="horizontal"/> 15 bis 18 Gr. bis 1 fl.</item><lb/>
              <item>Ein langer Spie&#x017F;s mit Eisen und Schaft <space dim="horizontal"/> 18 &#x201E; &#x201E; 1 &#x201E;</item><lb/>
              <item>&#x201E; gut Schlachtschwert mit einer niederländischen Klinge <space dim="horizontal"/> 4 fl. 12 Gr.</item><lb/>
              <item>Vor eine gemeine Klinge <space dim="horizontal"/> 12, 15, 16, 18 bis 21 Gr.</item>
            </list><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Büchsen-Schmiede</hi> (im Thüringischen Kreis).</hi> </p><lb/>
            <list>
              <item>Eine Musquete mit einem Schnapper und<lb/>
der Gabel <space dim="horizontal"/> 2 fl. auch 2 fl. 10 Gr. 6 Pfg.</item><lb/>
              <item>Eine Pürschbüchse mit einem guten Feuerschlo&#x017F;s <space dim="horizontal"/> 3 auch 4 fl.</item><lb/>
              <item>Ein Pandalier-Rohr <space dim="horizontal"/> 3 &#x201E;</item><lb/>
              <item>&#x201E; Paar Pistolen <space dim="horizontal"/> 5 &#x201E; 6 &#x201E;</item><lb/>
              <item>&#x201E; neu Büchsenschlo&#x017F;s <space dim="horizontal"/> 1 fl. 3 Gr. bis 1 fl. 6 Gr.</item><lb/>
              <item>Eine Kugelform, nachdem sie gro&#x017F;s <space dim="horizontal"/> 1, 2, 3 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sporer</hi> (im Churkreis).</hi> </p><lb/>
            <list>
              <item>Stangen und Mundstück überzinnt <space dim="horizontal"/> 15 bis 18 Gr.</item><lb/>
              <item>Halbe Stange verzinnt <space dim="horizontal"/> 10 &#x201E; 12 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 63</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[993/1015] Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert. einem Dritteil Pikeniren. Erst durch die Einführung des Bajonetts (in Frankreich nach 1640) wurde die Pike verdrängt. Das Plattnergewerbe, welches zu Anfang des Jahrhunderts auf seiner höchsten Höhe stand, wie die Prachtrüstungen Kaiser Rudolfs beweisen, sank im Laufe des Jahrhunderts zur Unbedeutendheit herab; denn immer unzulänglicher erwies sich die eiserne Panzerung gegen die Durchschlagskraft der Musketen und Flinten. Im dreiſsigjährigen Kriege beschränkte sich bereits die eiserne Schutzwaffe auf die Sturm- haube, Bruststück, Ring und Kragen, wozu höchstens noch zuweilen Dielinge oder Schenkelschienen kamen. Diese wurden ohne künst- lerischen Schmuck fabrikmäſsig hergestellt. Die schönen Formen ver- schwanden; die schwarzen Harnische wurden allgemein. Die Plattner- kunst kam in Verfall, und vielfach trat an Stelle des mühsamen Treibens das Löten. Wegen der Preise der Waffen und Eisenwaren ist folgendes Preis- verzeichnis aus Kur-Sachsen von 1623 1) von Interesse. Plattner (im Meiſsnischen Kreis). Ein Küriſs, so forne Schuſsfrey (darnach er ist) von 20 bis 30 fl. „ gemein Küriſs 14 „ 15 „ Eine Reuter Rüstung 8 „ 9 „ Soldaten Rüstung 5 „ 6 „ Rondartsche (Rundschild), so ganz fertig und Schuſsfrey 12 fl. Eine gemeine 6 „ Ein Cordolasche (?) oder Stecher darzu 2 „ 6 Gr. Partisane, so ganz und hübsch ausgemacht 18 bis 20 fl. Helleparthe mit dem Schafft 15 bis 18 Gr. bis 1 fl. Ein langer Spieſs mit Eisen und Schaft 18 „ „ 1 „ „ gut Schlachtschwert mit einer niederländischen Klinge 4 fl. 12 Gr. Vor eine gemeine Klinge 12, 15, 16, 18 bis 21 Gr. Büchsen-Schmiede (im Thüringischen Kreis). Eine Musquete mit einem Schnapper und der Gabel 2 fl. auch 2 fl. 10 Gr. 6 Pfg. Eine Pürschbüchse mit einem guten Feuerschloſs 3 auch 4 fl. Ein Pandalier-Rohr 3 „ „ Paar Pistolen 5 „ 6 „ „ neu Büchsenschloſs 1 fl. 3 Gr. bis 1 fl. 6 Gr. Eine Kugelform, nachdem sie groſs 1, 2, 3 „ Sporer (im Churkreis). Stangen und Mundstück überzinnt 15 bis 18 Gr. Halbe Stange verzinnt 10 „ 12 „ 1) Müntz, Mandat und angefügte Taxordnung des Churfürsten Joh. Georg I. zu Sachsen vom 31. Juli 1623. Beck, Geschichte des Eisens. 63

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1015
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 993. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1015>, abgerufen am 03.07.2024.