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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
welche ihr Seitengewehr als Bajonett auf- oder vielmehr einsteckten.
Das Bajonett mit Dülle wurde erst Ausgangs des 17. Jahrhunderts er-
funden und befand sich anfänglich die Dülle in der Verlängerung der
Klinge, so dass man es beim Feuern abnehmen musste. Das Rohr,
an welchem man beide Verbesserungen anbrachte, war das Musketen-
rohr; doch machte man dasselbe immer leichter, und so entstand die
Flinte, welche ihren Namen von Flint, Feuerstein, hat, den man an
Stelle des Schwefelkieses verwendete. Der französische Name fusil
kam von dem italienischen fucile, Feuerstahl. Die Länge des Flinten-
laufes betrug Ende des 17. Jahrhunderts nahezu 1 m, die Länge des
ganzen Gewehres nahezu 1,40 m. Bei den Franzosen, welche leich-
teres Kaliber hatten, gingen 20 Kugeln auf 1 Pfd., bei den Deutschen
15; die Kaliber betrugen 15,7 und 17,7 mm. Das Laden geschah mit
Patronen, wie es schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts bei der
Reiterei aufgekommen war, das aber erst Gustav Adolf allgemein auch
bei seinen Fusstruppen eingeführt hatte.

Die schweren Doppelhaken waren im Laufe des 17. Jahrhunderts
abgekommen, und bediente man sich im Felde seit Gustav Adolf
leichter Geschütze -- der Regimentsstücke. Vor ihm hatte schon
Spinola leichte Bataillonsgeschütze eingeführt, und zwar Sechspfünder,
27 Kaliber lang und 19 Ztr. schwer, welche mit acht Pferden bespannt
waren, und Dreipfünder, 30 Kaliber lang, 12 Ztr. schwer, mit sechs
Pferden bespannt. Überhaupt entwickelte sich die Feldartillerie damals
als selbständige Waffe. Die Feldgeschütze waren von Bronze gegossen.
Gustav Adolf bediente sich in Notfällen eines umwickelten Blech-
rohres, der sogenannten Lederkanone, von Wurmbrand erfunden.

Schwere Geschütze wurden immer häufiger aus Eisen gegossen,
doch wurde 1620 in Holland noch viel Geschütz geschmiedet. Eng-
land war berühmt wegen seiner gusseisernen Geschütze. 1653 goss man
daselbst einen 32-Pfünder von 4200 Pfd. Gewicht, welcher 1780 noch
brauchbar war.

In Frankreich wurde im Jahre 1600 ein Hochofen für Geschütz-
und Munitionsguss erbaut. 1661 führte die französische Flotte schon
471 eiserne neben 570 metallenen Geschützen. In Preussen goss man
1667 die ersten eisernen Geschütze. In Schweden wurde das be-
rühmte Eisenwerk bei Taberg ausschliesslich für Kanonengiesserei an-
gelegt, und Russland konnte bereits gusseiserne Kanonen exportieren.
In diesem Jahrhundert machte man die ersten Versuche, auch grössere
Geschütze massiv aus Luppen zusammenzuschmieden und aus dem
Ganzen zu bohren.


Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
welche ihr Seitengewehr als Bajonett auf- oder vielmehr einsteckten.
Das Bajonett mit Dülle wurde erst Ausgangs des 17. Jahrhunderts er-
funden und befand sich anfänglich die Dülle in der Verlängerung der
Klinge, so daſs man es beim Feuern abnehmen muſste. Das Rohr,
an welchem man beide Verbesserungen anbrachte, war das Musketen-
rohr; doch machte man dasſelbe immer leichter, und so entstand die
Flinte, welche ihren Namen von Flint, Feuerstein, hat, den man an
Stelle des Schwefelkieses verwendete. Der französische Name fusil
kam von dem italienischen fucile, Feuerstahl. Die Länge des Flinten-
laufes betrug Ende des 17. Jahrhunderts nahezu 1 m, die Länge des
ganzen Gewehres nahezu 1,40 m. Bei den Franzosen, welche leich-
teres Kaliber hatten, gingen 20 Kugeln auf 1 Pfd., bei den Deutschen
15; die Kaliber betrugen 15,7 und 17,7 mm. Das Laden geschah mit
Patronen, wie es schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts bei der
Reiterei aufgekommen war, das aber erst Gustav Adolf allgemein auch
bei seinen Fuſstruppen eingeführt hatte.

Die schweren Doppelhaken waren im Laufe des 17. Jahrhunderts
abgekommen, und bediente man sich im Felde seit Gustav Adolf
leichter Geschütze — der Regimentsstücke. Vor ihm hatte schon
Spinola leichte Bataillonsgeschütze eingeführt, und zwar Sechspfünder,
27 Kaliber lang und 19 Ztr. schwer, welche mit acht Pferden bespannt
waren, und Dreipfünder, 30 Kaliber lang, 12 Ztr. schwer, mit sechs
Pferden bespannt. Überhaupt entwickelte sich die Feldartillerie damals
als selbständige Waffe. Die Feldgeschütze waren von Bronze gegossen.
Gustav Adolf bediente sich in Notfällen eines umwickelten Blech-
rohres, der sogenannten Lederkanone, von Wurmbrand erfunden.

Schwere Geschütze wurden immer häufiger aus Eisen gegossen,
doch wurde 1620 in Holland noch viel Geschütz geschmiedet. Eng-
land war berühmt wegen seiner gusseisernen Geschütze. 1653 goſs man
daselbst einen 32-Pfünder von 4200 Pfd. Gewicht, welcher 1780 noch
brauchbar war.

In Frankreich wurde im Jahre 1600 ein Hochofen für Geschütz-
und Munitionsguſs erbaut. 1661 führte die französische Flotte schon
471 eiserne neben 570 metallenen Geschützen. In Preuſsen goſs man
1667 die ersten eisernen Geschütze. In Schweden wurde das be-
rühmte Eisenwerk bei Tåberg ausschlieſslich für Kanonengieſserei an-
gelegt, und Ruſsland konnte bereits guſseiserne Kanonen exportieren.
In diesem Jahrhundert machte man die ersten Versuche, auch gröſsere
Geschütze massiv aus Luppen zusammenzuschmieden und aus dem
Ganzen zu bohren.


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[991/1013] Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert. welche ihr Seitengewehr als Bajonett auf- oder vielmehr einsteckten. Das Bajonett mit Dülle wurde erst Ausgangs des 17. Jahrhunderts er- funden und befand sich anfänglich die Dülle in der Verlängerung der Klinge, so daſs man es beim Feuern abnehmen muſste. Das Rohr, an welchem man beide Verbesserungen anbrachte, war das Musketen- rohr; doch machte man dasſelbe immer leichter, und so entstand die Flinte, welche ihren Namen von Flint, Feuerstein, hat, den man an Stelle des Schwefelkieses verwendete. Der französische Name fusil kam von dem italienischen fucile, Feuerstahl. Die Länge des Flinten- laufes betrug Ende des 17. Jahrhunderts nahezu 1 m, die Länge des ganzen Gewehres nahezu 1,40 m. Bei den Franzosen, welche leich- teres Kaliber hatten, gingen 20 Kugeln auf 1 Pfd., bei den Deutschen 15; die Kaliber betrugen 15,7 und 17,7 mm. Das Laden geschah mit Patronen, wie es schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts bei der Reiterei aufgekommen war, das aber erst Gustav Adolf allgemein auch bei seinen Fuſstruppen eingeführt hatte. Die schweren Doppelhaken waren im Laufe des 17. Jahrhunderts abgekommen, und bediente man sich im Felde seit Gustav Adolf leichter Geschütze — der Regimentsstücke. Vor ihm hatte schon Spinola leichte Bataillonsgeschütze eingeführt, und zwar Sechspfünder, 27 Kaliber lang und 19 Ztr. schwer, welche mit acht Pferden bespannt waren, und Dreipfünder, 30 Kaliber lang, 12 Ztr. schwer, mit sechs Pferden bespannt. Überhaupt entwickelte sich die Feldartillerie damals als selbständige Waffe. Die Feldgeschütze waren von Bronze gegossen. Gustav Adolf bediente sich in Notfällen eines umwickelten Blech- rohres, der sogenannten Lederkanone, von Wurmbrand erfunden. Schwere Geschütze wurden immer häufiger aus Eisen gegossen, doch wurde 1620 in Holland noch viel Geschütz geschmiedet. Eng- land war berühmt wegen seiner gusseisernen Geschütze. 1653 goſs man daselbst einen 32-Pfünder von 4200 Pfd. Gewicht, welcher 1780 noch brauchbar war. In Frankreich wurde im Jahre 1600 ein Hochofen für Geschütz- und Munitionsguſs erbaut. 1661 führte die französische Flotte schon 471 eiserne neben 570 metallenen Geschützen. In Preuſsen goſs man 1667 die ersten eisernen Geschütze. In Schweden wurde das be- rühmte Eisenwerk bei Tåberg ausschlieſslich für Kanonengieſserei an- gelegt, und Ruſsland konnte bereits guſseiserne Kanonen exportieren. In diesem Jahrhundert machte man die ersten Versuche, auch gröſsere Geschütze massiv aus Luppen zusammenzuschmieden und aus dem Ganzen zu bohren.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 991. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1013>, abgerufen am 22.11.2024.