sah, in der scholastischen Philosophie ein unnatürliches Bündnis mit ihr zu schliessen.
Aristoteles lehrte, dass alles Bestehende aus vier Elementen ge- mischt sei. Diese vier Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, fasste er aber so subjectiv auf, dass er in ihnen mehr die qualitative, als die materielle Grundlage dachte. Das Feuer ist nach seiner Auffassung "trocken und warm", die Luft "warm und feucht", das Wasser "feucht und kalt", die Erde "kalt und trocken". In der Kombination dieser Eigenschaften war das Schema gegeben, aus dem man die Mischung und Entstehung aller Dinge erkennen konnte.
Diese Lehre von den vier Elementen war so befriedigend für eine beschränkte Naturbetrachtung, dass sie nicht nur bei den Griechen und Römern herrschend blieb, sondern im 6. Jahrhundert auch von den Arabern angenommen wurde, durch die sie sich in Nordeuropa ver- breitete, wo sie, wenn auch modifiziert, sich bis in das vorige Jahr- hundert erhalten hat.
Was die Entstehung der Metalle anlangt, so erklärte diese Aristoteles aus der "Verdichtung der Luft in den Eingeweiden der Erde". Zu dieser Ansicht wurde er hauptsächlich geleitet durch den allgemein verbreiteten Glauben der Bergleute, dass das Erz in den abgebauten Gruben wieder nachwüchse, wie er dies ausdrücklich von den Bergwerken der Insel Äthalia erzählt. Beide Ansichten teilten auch die römischen Gelehrten, namentlich Plinius. Dieser erzählt von den Bleigruben in Spanien und Britannien, dass, wenn man die er- schöpften Gruben stehen liesse, das Erz wieder nachwachse, wegen des freien Zutritts der Luft zu den Eingeweiden der Erde. Darin liegt eine Wahrheit, denn allerdings ist das Zuwachsen des "alten Mannes" durch Bildung von schwefel- und kohlensauren Salzen, sowie von Oxydhydraten, aus welchem dieser ganze Glaube von dem Wachsen der Erze entsprungen ist, durch den Zutritt von Luft und Feuchtigkeit bedingt. Die irrige Auffassung der Alten lag aber darin, dass sie in dem Zuwachsen des alten Mannes keine Umbildung, sondern eine Neu- bildung erkannten und zwar, wie sie glaubten, einfach durch Verdich- tung der Luft.
Servius, ein Grammatiker des 5. Jahrhunderts, fügt zu der Stelle des Virgil: "(Ilva) insula inexhaustis Chalybum generosa metallis", eine angebliche Stelle des Plinius hinzu: "Dicit Plinius secundus: quum in aliis regionibus effossis metallis terrae sint vacuae, apud Ilvam, hoc esse mirum, sublata renascuntur et rursus de iisdem locis effo- diuntur."
Wissenschaftliche Kenntnis.
sah, in der scholastischen Philosophie ein unnatürliches Bündnis mit ihr zu schlieſsen.
Aristoteles lehrte, daſs alles Bestehende aus vier Elementen ge- mischt sei. Diese vier Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, faſste er aber so subjectiv auf, daſs er in ihnen mehr die qualitative, als die materielle Grundlage dachte. Das Feuer ist nach seiner Auffassung „trocken und warm“, die Luft „warm und feucht“, das Wasser „feucht und kalt“, die Erde „kalt und trocken“. In der Kombination dieser Eigenschaften war das Schema gegeben, aus dem man die Mischung und Entstehung aller Dinge erkennen konnte.
Diese Lehre von den vier Elementen war so befriedigend für eine beschränkte Naturbetrachtung, daſs sie nicht nur bei den Griechen und Römern herrschend blieb, sondern im 6. Jahrhundert auch von den Arabern angenommen wurde, durch die sie sich in Nordeuropa ver- breitete, wo sie, wenn auch modifiziert, sich bis in das vorige Jahr- hundert erhalten hat.
Was die Entstehung der Metalle anlangt, so erklärte diese Aristoteles aus der „Verdichtung der Luft in den Eingeweiden der Erde“. Zu dieser Ansicht wurde er hauptsächlich geleitet durch den allgemein verbreiteten Glauben der Bergleute, daſs das Erz in den abgebauten Gruben wieder nachwüchse, wie er dies ausdrücklich von den Bergwerken der Insel Äthalia erzählt. Beide Ansichten teilten auch die römischen Gelehrten, namentlich Plinius. Dieser erzählt von den Bleigruben in Spanien und Britannien, daſs, wenn man die er- schöpften Gruben stehen lieſse, das Erz wieder nachwachse, wegen des freien Zutritts der Luft zu den Eingeweiden der Erde. Darin liegt eine Wahrheit, denn allerdings ist das Zuwachsen des „alten Mannes“ durch Bildung von schwefel- und kohlensauren Salzen, sowie von Oxydhydraten, aus welchem dieser ganze Glaube von dem Wachsen der Erze entsprungen ist, durch den Zutritt von Luft und Feuchtigkeit bedingt. Die irrige Auffassung der Alten lag aber darin, daſs sie in dem Zuwachsen des alten Mannes keine Umbildung, sondern eine Neu- bildung erkannten und zwar, wie sie glaubten, einfach durch Verdich- tung der Luft.
Servius, ein Grammatiker des 5. Jahrhunderts, fügt zu der Stelle des Virgil: „(Ilva) insula inexhaustis Chalybum generosa metallis“, eine angebliche Stelle des Plinius hinzu: „Dicit Plinius secundus: quum in aliis regionibus effossis metallis terrae sint vacuae, apud Ilvam, hoc esse mirum, sublata renascuntur et rursus de iisdem locis effo- diuntur.“
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Wissenschaftliche Kenntnis.
sah, in der scholastischen Philosophie ein unnatürliches Bündnis mit
ihr zu schlieſsen.
Aristoteles lehrte, daſs alles Bestehende aus vier Elementen ge-
mischt sei. Diese vier Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, faſste
er aber so subjectiv auf, daſs er in ihnen mehr die qualitative, als die
materielle Grundlage dachte. Das Feuer ist nach seiner Auffassung
„trocken und warm“, die Luft „warm und feucht“, das Wasser „feucht
und kalt“, die Erde „kalt und trocken“. In der Kombination dieser
Eigenschaften war das Schema gegeben, aus dem man die Mischung
und Entstehung aller Dinge erkennen konnte.
Diese Lehre von den vier Elementen war so befriedigend für eine
beschränkte Naturbetrachtung, daſs sie nicht nur bei den Griechen
und Römern herrschend blieb, sondern im 6. Jahrhundert auch von den
Arabern angenommen wurde, durch die sie sich in Nordeuropa ver-
breitete, wo sie, wenn auch modifiziert, sich bis in das vorige Jahr-
hundert erhalten hat.
Was die Entstehung der Metalle anlangt, so erklärte diese
Aristoteles aus der „Verdichtung der Luft in den Eingeweiden der
Erde“. Zu dieser Ansicht wurde er hauptsächlich geleitet durch den
allgemein verbreiteten Glauben der Bergleute, daſs das Erz in den
abgebauten Gruben wieder nachwüchse, wie er dies ausdrücklich von
den Bergwerken der Insel Äthalia erzählt. Beide Ansichten teilten
auch die römischen Gelehrten, namentlich Plinius. Dieser erzählt von
den Bleigruben in Spanien und Britannien, daſs, wenn man die er-
schöpften Gruben stehen lieſse, das Erz wieder nachwachse, wegen
des freien Zutritts der Luft zu den Eingeweiden der Erde.
Darin liegt eine Wahrheit, denn allerdings ist das Zuwachsen des „alten
Mannes“ durch Bildung von schwefel- und kohlensauren Salzen, sowie
von Oxydhydraten, aus welchem dieser ganze Glaube von dem Wachsen
der Erze entsprungen ist, durch den Zutritt von Luft und Feuchtigkeit
bedingt. Die irrige Auffassung der Alten lag aber darin, daſs sie in
dem Zuwachsen des alten Mannes keine Umbildung, sondern eine Neu-
bildung erkannten und zwar, wie sie glaubten, einfach durch Verdich-
tung der Luft.
Servius, ein Grammatiker des 5. Jahrhunderts, fügt zu der Stelle
des Virgil: „(Ilva) insula inexhaustis Chalybum generosa metallis“, eine
angebliche Stelle des Plinius hinzu: „Dicit Plinius secundus: quum in
aliis regionibus effossis metallis terrae sint vacuae, apud Ilvam, hoc
esse mirum, sublata renascuntur et rursus de iisdem locis effo-
diuntur.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 968. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/990>, abgerufen am 25.11.2024.
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