1500. Hans Apotzeller wird vom Kaiser Max als Büchsengiesser angestellt.
1502. Nicolaus Oberacker in Augsburg goss in wenigen Jahren in dem neuen Giesshaus 100 schwere Stücke und Georg Löffler, sein Nachfolger, goss grosse Stücke, die zentner- schwere Kugeln warfen.
1504. Auringer goss Haubitzen, die in die Hände der Venetianer fielen.
1505. Sebald Behaim in Nürnberg, Andreas Pognitzer der Ältere und Jüngere.
1506. Conrad von Lothringen.
1509. Hans Schnell, lebenslänglich als Büchsenmeister und Giesser von Kaiser Max angestellt.
1512. Georg und Friedrich Naw von Ulm.
Charakteristisch sind auch die Namen der alten Geschütze. Wie man heutzutage die Schiffe tauft, so geschah es in alter Zeit mit den Kanonen. Diese Namen sind sehr verschieden gebildet. Häufig findet darin der derbe Humor der Zeit seinen Ausdruck. Manche Namen sind der Mythologie oder Geschichte entnommen, manche sind Tier- namen, viele sind von dem Verfertiger oder von deren Ursprungswort abgeleitet.
Den Namen "tolle Gret" (dulle Griete) führt bereits im Jahre 1382 eine grosse Bombarde bei der Belagerung von Audenarde. Der Name wiederholt sich öfter und ist namentlich bekannt durch die Riesen- kanone von Gent. Statt "tolle Grete" finden wir in Deutschland öfter "faule Gret", weil diese unbehilflichen Geschütze nur sehr schwer zu bewegen waren. So hiess die grosse Hauptbüchse des Markgrafen Friedrich I. von Brandenburg um 1411, die Kugeln von 238 Pfund schoss und von vielen Ochsen gezogen werden musste. "Faule Mette" hiess das gewaltige Bronzegeschütz von Braunschweig von 180 Ztr. Gewicht. "Faule Magd" eine grosse schmiedeeiserne Kanone im Zeughause zu Dresden. Die Hauptbüchse der Nürnberger im Jahre 1386 hiess "Kriemhild". Mehr scherzhaft waren folgende Namen: die Buelerin, die Kundl von Köln, die gross türkisch Kaiserin, der Lapp, Frau Humbserin, die Wildgrett, das Frewlein, scharfe Gret, Mach Friede, Schön Hans, die weisse Ros, Baloff, Martha, Abraham, Paterzarge (Patriarch).
Die Namen, welche Christine von Pisa von den Kanonen der Fran- zosen in der Schlacht von Tongres 1408 mitteilt, sind folgende: die vier
Geschützgieſser.
1500. Hans Apotzeller wird vom Kaiser Max als Büchsengieſser angestellt.
1502. Nicolaus Oberacker in Augsburg goſs in wenigen Jahren in dem neuen Gieſshaus 100 schwere Stücke und Georg Löffler, sein Nachfolger, goſs groſse Stücke, die zentner- schwere Kugeln warfen.
1504. Auringer goſs Haubitzen, die in die Hände der Venetianer fielen.
1505. Sebald Behaim in Nürnberg, Andreas Pognitzer der Ältere und Jüngere.
1506. Conrad von Lothringen.
1509. Hans Schnell, lebenslänglich als Büchsenmeister und Gieſser von Kaiser Max angestellt.
1512. Georg und Friedrich Naw von Ulm.
Charakteristisch sind auch die Namen der alten Geschütze. Wie man heutzutage die Schiffe tauft, so geschah es in alter Zeit mit den Kanonen. Diese Namen sind sehr verschieden gebildet. Häufig findet darin der derbe Humor der Zeit seinen Ausdruck. Manche Namen sind der Mythologie oder Geschichte entnommen, manche sind Tier- namen, viele sind von dem Verfertiger oder von deren Ursprungswort abgeleitet.
Den Namen „tolle Gret“ (dulle Griéte) führt bereits im Jahre 1382 eine groſse Bombarde bei der Belagerung von Audenarde. Der Name wiederholt sich öfter und ist namentlich bekannt durch die Riesen- kanone von Gent. Statt „tolle Grete“ finden wir in Deutschland öfter „faule Gret“, weil diese unbehilflichen Geschütze nur sehr schwer zu bewegen waren. So hieſs die groſse Hauptbüchse des Markgrafen Friedrich I. von Brandenburg um 1411, die Kugeln von 238 Pfund schoſs und von vielen Ochsen gezogen werden muſste. „Faule Mette“ hieſs das gewaltige Bronzegeschütz von Braunschweig von 180 Ztr. Gewicht. „Faule Magd“ eine groſse schmiedeeiserne Kanone im Zeughause zu Dresden. Die Hauptbüchse der Nürnberger im Jahre 1386 hieſs „Kriemhild“. Mehr scherzhaft waren folgende Namen: die Buelerin, die Kundl von Köln, die groſs türkisch Kaiserin, der Lapp, Frau Humbserin, die Wildgrett, das Frewlein, scharfe Gret, Mach Friede, Schön Hans, die weiſse Ros, Baloff, Martha, Abraham, Paterzarge (Patriarch).
Die Namen, welche Christine von Pisa von den Kanonen der Fran- zosen in der Schlacht von Tongres 1408 mitteilt, sind folgende: die vier
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Geschützgieſser.
1500. Hans Apotzeller wird vom Kaiser Max als Büchsengieſser
angestellt.
1502. Nicolaus Oberacker in Augsburg goſs in wenigen Jahren
in dem neuen Gieſshaus 100 schwere Stücke und
Georg Löffler, sein Nachfolger, goſs groſse Stücke, die zentner-
schwere Kugeln warfen.
1504. Auringer goſs Haubitzen, die in die Hände der Venetianer
fielen.
1505. Sebald Behaim in Nürnberg, Andreas Pognitzer der
Ältere und Jüngere.
1506. Conrad von Lothringen.
1509. Hans Schnell, lebenslänglich als Büchsenmeister und Gieſser
von Kaiser Max angestellt.
1512. Georg und Friedrich Naw von Ulm.
Charakteristisch sind auch die Namen der alten Geschütze.
Wie man heutzutage die Schiffe tauft, so geschah es in alter Zeit mit
den Kanonen. Diese Namen sind sehr verschieden gebildet. Häufig
findet darin der derbe Humor der Zeit seinen Ausdruck. Manche Namen
sind der Mythologie oder Geschichte entnommen, manche sind Tier-
namen, viele sind von dem Verfertiger oder von deren Ursprungswort
abgeleitet.
Den Namen „tolle Gret“ (dulle Griéte) führt bereits im Jahre 1382
eine groſse Bombarde bei der Belagerung von Audenarde. Der Name
wiederholt sich öfter und ist namentlich bekannt durch die Riesen-
kanone von Gent. Statt „tolle Grete“ finden wir in Deutschland öfter
„faule Gret“, weil diese unbehilflichen Geschütze nur sehr schwer zu
bewegen waren. So hieſs die groſse Hauptbüchse des Markgrafen
Friedrich I. von Brandenburg um 1411, die Kugeln von 238 Pfund schoſs
und von vielen Ochsen gezogen werden muſste. „Faule Mette“ hieſs
das gewaltige Bronzegeschütz von Braunschweig von 180 Ztr. Gewicht.
„Faule Magd“ eine groſse schmiedeeiserne Kanone im Zeughause zu
Dresden. Die Hauptbüchse der Nürnberger im Jahre 1386 hieſs
„Kriemhild“. Mehr scherzhaft waren folgende Namen: die Buelerin,
die Kundl von Köln, die groſs türkisch Kaiserin, der Lapp, Frau
Humbserin, die Wildgrett, das Frewlein, scharfe Gret, Mach Friede,
Schön Hans, die weiſse Ros, Baloff, Martha, Abraham, Paterzarge
(Patriarch).
Die Namen, welche Christine von Pisa von den Kanonen der Fran-
zosen in der Schlacht von Tongres 1408 mitteilt, sind folgende: die vier
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/956>, abgerufen am 22.11.2024.
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