(wovon jeder wohl 1 Ztr. wog) für die anderen grossen Kanonen. Item 300 fertige Steine für die kleinen Kanonen. Item 600 andere Steine für die 10 Kanonen, nur zur Hälfte gerundet. Item für die Kriegs- maschine 460 fertige Steine zum Werfen. Ferner 500 bis 600, die nur roh gehauen sind. Alles beläuft sich auf die Summe von ungefähr 2200 Steinen. Item 6000 Pfund Blei um Bleigeschosse zu fertigen." Bei der Belagerung von Karlstein schossen die Hussiten in 5 Monaten 11000 Steinkugeln gegen die Feste ohne allen Erfolg.
Im Jahre 1372 soll Johann von Arau, der erste Stückgiesser in Augsburg, auch bereits eiserne Kugeln angewendet haben. Dieselben waren wahrscheinlich geschmiedet.
Wir werden weiter unten hierauf zurückkommen.
Was uns bei der Geschichte, der Entwickelung des Geschützwesens insbesondere interessiert, ist der Anteil, den die Eisenindustrie daran
[Abbildung]
Fig. 287.
nahm und die technischen Fortschritte, die durch die wachsenden An- forderungen veranlasst worden sind. Waren auch die ersten Büchsen des Berthold Schwarz aus Bronze gegossen, so lernte man doch sehr bald weit haltbarere Büchsen aus Eisen schmieden. Namentlich waren die ältesten kleineren Geschütze -- die arabische Madfa -- die deutsche Donnerbüchse (dunder-busse, busta, pixis) aus Eisen geschmiedet. Sind dies schon vorzügliche Leistungen der Schmiedekunst, indem es scheint, dass die Büchsen aus einem Stück geschmiedet waren, da man nicht erkennen kann, dass sie aus Teilen zusammengesetzt waren, so sind die grossen Riesenkanonen, wie die grosse Kanone in Basel, die "Mons Meg" (1455) von Edinburg und vor allen die tolle Grethe (la dulle Griete) von Gent wahre Triumphe der Schmiedekunst.
Die Seele der Mons Meg von Edinburg war wie die Genter
Feuerwaffen.
(wovon jeder wohl 1 Ztr. wog) für die anderen groſsen Kanonen. Item 300 fertige Steine für die kleinen Kanonen. Item 600 andere Steine für die 10 Kanonen, nur zur Hälfte gerundet. Item für die Kriegs- maschine 460 fertige Steine zum Werfen. Ferner 500 bis 600, die nur roh gehauen sind. Alles beläuft sich auf die Summe von ungefähr 2200 Steinen. Item 6000 Pfund Blei um Bleigeschosse zu fertigen.“ Bei der Belagerung von Karlstein schossen die Hussiten in 5 Monaten 11000 Steinkugeln gegen die Feste ohne allen Erfolg.
Im Jahre 1372 soll Johann von Arau, der erste Stückgieſser in Augsburg, auch bereits eiserne Kugeln angewendet haben. Dieselben waren wahrscheinlich geschmiedet.
Wir werden weiter unten hierauf zurückkommen.
Was uns bei der Geschichte, der Entwickelung des Geschützwesens insbesondere interessiert, ist der Anteil, den die Eisenindustrie daran
[Abbildung]
Fig. 287.
nahm und die technischen Fortschritte, die durch die wachsenden An- forderungen veranlaſst worden sind. Waren auch die ersten Büchsen des Berthold Schwarz aus Bronze gegossen, so lernte man doch sehr bald weit haltbarere Büchsen aus Eisen schmieden. Namentlich waren die ältesten kleineren Geschütze — die arabische Madfa — die deutsche Donnerbüchse (dunder-busse, busta, pixis) aus Eisen geschmiedet. Sind dies schon vorzügliche Leistungen der Schmiedekunst, indem es scheint, daſs die Büchsen aus einem Stück geschmiedet waren, da man nicht erkennen kann, daſs sie aus Teilen zusammengesetzt waren, so sind die groſsen Riesenkanonen, wie die groſse Kanone in Basel, die „Mons Meg“ (1455) von Edinburg und vor allen die tolle Grethe (la dulle Griète) von Gent wahre Triumphe der Schmiedekunst.
Die Seele der Mons Meg von Edinburg war wie die Genter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0929"n="907"/><fwplace="top"type="header">Feuerwaffen.</fw><lb/>
(wovon jeder wohl 1 Ztr. wog) für die anderen groſsen Kanonen. Item<lb/>
300 fertige Steine für die kleinen Kanonen. Item 600 andere Steine<lb/>
für die 10 Kanonen, nur zur Hälfte gerundet. Item für die Kriegs-<lb/>
maschine 460 fertige Steine zum Werfen. Ferner 500 bis 600, die nur<lb/>
roh gehauen sind. Alles beläuft sich auf die Summe von ungefähr<lb/>
2200 Steinen. Item 6000 Pfund Blei um Bleigeschosse zu fertigen.“<lb/>
Bei der Belagerung von Karlstein schossen die Hussiten in 5 Monaten<lb/>
11000 Steinkugeln gegen die Feste ohne allen Erfolg.</p><lb/><p>Im Jahre 1372 soll Johann von Arau, der erste Stückgieſser in<lb/>
Augsburg, auch bereits eiserne Kugeln angewendet haben. Dieselben<lb/>
waren wahrscheinlich geschmiedet.</p><lb/><p>Wir werden weiter unten hierauf zurückkommen.</p><lb/><p>Was uns bei der Geschichte, der Entwickelung des Geschützwesens<lb/>
insbesondere interessiert, ist der Anteil, den die Eisenindustrie daran<lb/><figure><head>Fig. 287.</head></figure><lb/>
nahm und die technischen Fortschritte, die durch die wachsenden An-<lb/>
forderungen veranlaſst worden sind. Waren auch die ersten Büchsen<lb/>
des Berthold Schwarz aus Bronze gegossen, so lernte man doch sehr<lb/>
bald weit haltbarere Büchsen aus Eisen schmieden. Namentlich waren<lb/>
die ältesten kleineren Geschütze — die arabische Madfa — die deutsche<lb/>
Donnerbüchse (dunder-busse, busta, pixis) aus Eisen geschmiedet.<lb/>
Sind dies schon vorzügliche Leistungen der Schmiedekunst, indem es<lb/>
scheint, daſs die Büchsen aus einem Stück geschmiedet waren, da man<lb/>
nicht erkennen kann, daſs sie aus Teilen zusammengesetzt waren, so<lb/>
sind die groſsen Riesenkanonen, wie die groſse Kanone in Basel, die<lb/>„Mons Meg“ (1455) von Edinburg und vor allen die tolle Grethe (la<lb/>
dulle Griète) von Gent wahre Triumphe der Schmiedekunst.</p><lb/><p>Die Seele der Mons Meg von Edinburg war wie die Genter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[907/0929]
Feuerwaffen.
(wovon jeder wohl 1 Ztr. wog) für die anderen groſsen Kanonen. Item
300 fertige Steine für die kleinen Kanonen. Item 600 andere Steine
für die 10 Kanonen, nur zur Hälfte gerundet. Item für die Kriegs-
maschine 460 fertige Steine zum Werfen. Ferner 500 bis 600, die nur
roh gehauen sind. Alles beläuft sich auf die Summe von ungefähr
2200 Steinen. Item 6000 Pfund Blei um Bleigeschosse zu fertigen.“
Bei der Belagerung von Karlstein schossen die Hussiten in 5 Monaten
11000 Steinkugeln gegen die Feste ohne allen Erfolg.
Im Jahre 1372 soll Johann von Arau, der erste Stückgieſser in
Augsburg, auch bereits eiserne Kugeln angewendet haben. Dieselben
waren wahrscheinlich geschmiedet.
Wir werden weiter unten hierauf zurückkommen.
Was uns bei der Geschichte, der Entwickelung des Geschützwesens
insbesondere interessiert, ist der Anteil, den die Eisenindustrie daran
[Abbildung Fig. 287.]
nahm und die technischen Fortschritte, die durch die wachsenden An-
forderungen veranlaſst worden sind. Waren auch die ersten Büchsen
des Berthold Schwarz aus Bronze gegossen, so lernte man doch sehr
bald weit haltbarere Büchsen aus Eisen schmieden. Namentlich waren
die ältesten kleineren Geschütze — die arabische Madfa — die deutsche
Donnerbüchse (dunder-busse, busta, pixis) aus Eisen geschmiedet.
Sind dies schon vorzügliche Leistungen der Schmiedekunst, indem es
scheint, daſs die Büchsen aus einem Stück geschmiedet waren, da man
nicht erkennen kann, daſs sie aus Teilen zusammengesetzt waren, so
sind die groſsen Riesenkanonen, wie die groſse Kanone in Basel, die
„Mons Meg“ (1455) von Edinburg und vor allen die tolle Grethe (la
dulle Griète) von Gent wahre Triumphe der Schmiedekunst.
Die Seele der Mons Meg von Edinburg war wie die Genter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/929>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.