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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.

Franz Petrarka schreibt 1) um 1360:

"Es ist ein grausam rasend Ding zu grossem Verderben der Land
und Leute, Instrument erfinden und aufrichten, damit man Feuer, Stein,
bleierne und eiserne Kugeln in die Leut, Mauern, Stätt und Türme
mit erschröcklichem Hall und Donner wirft bis man sie fället.

... O, du elender Mensch, bedünkt dich nicht schrecklich genug
der Zorn Gottes, da er vom Himmel herab mit Donner und Feuer auf
Städte, Türme und Menschen schiesset?

Also gar sind die Menschen verderbet, dass sie von Art, was böse
ist verdenken, lehren und aufbringen. Der Teufel hat solche Erfindung
aufgebracht und ist deren Urheber wahrlich ein schädlicher Mensch
gewest, männiglich Schaden zuzufügen geneigt."

Die Erfindung des Schiesspulvers und die Einführung der Schuss-
waffen musste eine vollständige Umwälzung des Kriegswesens herbei-
führen, welche zugleich eine Revolution in allen beteiligten Gewerben
zur Folge hatte. Die Entwickelung der Schusswaffen ist deshalb für
die Geschichte der Eisentechnik von grösster Bedeutung.

Die älteste Schusswaffe war die Schleuder und der Bogen. Die
Benutzung des Bogens beruht auf der Elastizität eines festen Körpers,
der durch die Kraft des Armes beim Spannen aus seiner natürlichen
Lage gebracht und in diese zurückzukehren strebt. Auf dem gleichen
Prinzip beruhten auch die sonstigen Schiesswerkzeuge der Alten, wie
die Katapulten, Ballisten u. s. w. Allerdings hatte Ktesibios auch
bereits einen Luftspanner erfunden, eine Wurfmaschine, bei der die weit
grössere Elastizität der gepressten Luft in Anwendung gebracht war.
Im allgemeinen aber war seit der Ausbildung der Wurfwaffen durch
die Griechen bis zur Einführung der Feuerwaffen das Geschützwesen
so ziemlich auf der gleichen Stufe stehen geblieben.

Die älteste Handschiesswaffe, bei welcher die Elastizität in An-
wendung kam, war der Bogen. Diese Waffe ist namentlich im Orient
uralt. Es war die Waffe der ägyptischen Pharaonen in der Schlacht,
wie die der assyrischen und persischen Heerführer. Mit dem Pfeil-
schuss bestimmte nach altpersischer Sage Arasch die Grenze des
Reiches bis zum Oxus. Der Vater Seldschukis, des Gründers des
türkischen Reiches, hiess Irak, d. i. der "starke Bogen". Bei den
Arabern spielt der Bogen eine grosse Rolle, in Schrift und Dichtung.
Hammer Purgstall teilt nicht weniger als 134 verschiedene Bezeich-
nungen des Bogens mit. Man unterschied zehn verschiedene Arten

1) Übersetzung aus Armamentarium principale. Frankfurt a. M. 1625.
Beck, Geschichte des Eisens. 57
Feuerwaffen.

Franz Petrarka schreibt 1) um 1360:

„Es ist ein grausam rasend Ding zu groſsem Verderben der Land
und Leute, Instrument erfinden und aufrichten, damit man Feuer, Stein,
bleierne und eiserne Kugeln in die Leut, Mauern, Stätt und Türme
mit erschröcklichem Hall und Donner wirft bis man sie fället.

… O, du elender Mensch, bedünkt dich nicht schrecklich genug
der Zorn Gottes, da er vom Himmel herab mit Donner und Feuer auf
Städte, Türme und Menschen schieſset?

Also gar sind die Menschen verderbet, daſs sie von Art, was böse
ist verdenken, lehren und aufbringen. Der Teufel hat solche Erfindung
aufgebracht und ist deren Urheber wahrlich ein schädlicher Mensch
gewest, männiglich Schaden zuzufügen geneigt.“

Die Erfindung des Schieſspulvers und die Einführung der Schuſs-
waffen muſste eine vollständige Umwälzung des Kriegswesens herbei-
führen, welche zugleich eine Revolution in allen beteiligten Gewerben
zur Folge hatte. Die Entwickelung der Schuſswaffen ist deshalb für
die Geschichte der Eisentechnik von gröſster Bedeutung.

Die älteste Schuſswaffe war die Schleuder und der Bogen. Die
Benutzung des Bogens beruht auf der Elastizität eines festen Körpers,
der durch die Kraft des Armes beim Spannen aus seiner natürlichen
Lage gebracht und in diese zurückzukehren strebt. Auf dem gleichen
Prinzip beruhten auch die sonstigen Schieſswerkzeuge der Alten, wie
die Katapulten, Ballisten u. s. w. Allerdings hatte Ktesibios auch
bereits einen Luftspanner erfunden, eine Wurfmaschine, bei der die weit
gröſsere Elastizität der gepreſsten Luft in Anwendung gebracht war.
Im allgemeinen aber war seit der Ausbildung der Wurfwaffen durch
die Griechen bis zur Einführung der Feuerwaffen das Geschützwesen
so ziemlich auf der gleichen Stufe stehen geblieben.

Die älteste Handschieſswaffe, bei welcher die Elastizität in An-
wendung kam, war der Bogen. Diese Waffe ist namentlich im Orient
uralt. Es war die Waffe der ägyptischen Pharaonen in der Schlacht,
wie die der assyrischen und persischen Heerführer. Mit dem Pfeil-
schuſs bestimmte nach altpersischer Sage Arasch die Grenze des
Reiches bis zum Oxus. Der Vater Seldschukis, des Gründers des
türkischen Reiches, hieſs Irak, d. i. der „starke Bogen“. Bei den
Arabern spielt der Bogen eine groſse Rolle, in Schrift und Dichtung.
Hammer Purgstall teilt nicht weniger als 134 verschiedene Bezeich-
nungen des Bogens mit. Man unterschied zehn verschiedene Arten

1) Übersetzung aus Armamentarium principale. Frankfurt a. M. 1625.
Beck, Geschichte des Eisens. 57
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[897/0919] Feuerwaffen. Franz Petrarka schreibt 1) um 1360: „Es ist ein grausam rasend Ding zu groſsem Verderben der Land und Leute, Instrument erfinden und aufrichten, damit man Feuer, Stein, bleierne und eiserne Kugeln in die Leut, Mauern, Stätt und Türme mit erschröcklichem Hall und Donner wirft bis man sie fället. … O, du elender Mensch, bedünkt dich nicht schrecklich genug der Zorn Gottes, da er vom Himmel herab mit Donner und Feuer auf Städte, Türme und Menschen schieſset? Also gar sind die Menschen verderbet, daſs sie von Art, was böse ist verdenken, lehren und aufbringen. Der Teufel hat solche Erfindung aufgebracht und ist deren Urheber wahrlich ein schädlicher Mensch gewest, männiglich Schaden zuzufügen geneigt.“ Die Erfindung des Schieſspulvers und die Einführung der Schuſs- waffen muſste eine vollständige Umwälzung des Kriegswesens herbei- führen, welche zugleich eine Revolution in allen beteiligten Gewerben zur Folge hatte. Die Entwickelung der Schuſswaffen ist deshalb für die Geschichte der Eisentechnik von gröſster Bedeutung. Die älteste Schuſswaffe war die Schleuder und der Bogen. Die Benutzung des Bogens beruht auf der Elastizität eines festen Körpers, der durch die Kraft des Armes beim Spannen aus seiner natürlichen Lage gebracht und in diese zurückzukehren strebt. Auf dem gleichen Prinzip beruhten auch die sonstigen Schieſswerkzeuge der Alten, wie die Katapulten, Ballisten u. s. w. Allerdings hatte Ktesibios auch bereits einen Luftspanner erfunden, eine Wurfmaschine, bei der die weit gröſsere Elastizität der gepreſsten Luft in Anwendung gebracht war. Im allgemeinen aber war seit der Ausbildung der Wurfwaffen durch die Griechen bis zur Einführung der Feuerwaffen das Geschützwesen so ziemlich auf der gleichen Stufe stehen geblieben. Die älteste Handschieſswaffe, bei welcher die Elastizität in An- wendung kam, war der Bogen. Diese Waffe ist namentlich im Orient uralt. Es war die Waffe der ägyptischen Pharaonen in der Schlacht, wie die der assyrischen und persischen Heerführer. Mit dem Pfeil- schuſs bestimmte nach altpersischer Sage Arasch die Grenze des Reiches bis zum Oxus. Der Vater Seldschukis, des Gründers des türkischen Reiches, hieſs Irak, d. i. der „starke Bogen“. Bei den Arabern spielt der Bogen eine groſse Rolle, in Schrift und Dichtung. Hammer Purgstall teilt nicht weniger als 134 verschiedene Bezeich- nungen des Bogens mit. Man unterschied zehn verschiedene Arten 1) Übersetzung aus Armamentarium principale. Frankfurt a. M. 1625. Beck, Geschichte des Eisens. 57

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/919>, abgerufen am 28.11.2024.