heimnis. Wahrscheinlich war dieselbe in jener Zeit nur einzelnen Adepten bekannt.
Das griechische Feuer wurde teils in der oben beschriebenen Form als gefüllte Hülsen aus Katapulten oder ähnlichen Geschossen ge- schleudert oder es wurde in hohlen Feuerlanzen geworfen. Aus diesen letzteren entwickelte sich bei den Arabern das älteste Handgeschütz, die Madfaa, ein Rohr aus Holz und Eisen, mittels dem man Kugeln und Pfeile schiessen konnte. Dieses findet sich zuerst beschrieben von Nedjin-Eddin-Hassan-Alrahma zwischen 1285 bis 1295 nach der An- leitung, die er von seinem Vater und seinem Grossvater erhalten hatte. Also war sie gewiss schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts bei den Arabern in Gebrauch, während es in dem übrigen Europa erst in dem 14. Jahrhundert Eingang fand.
Auch wird die Anwendung von Pulver bei der Belagerung von Nieba in Spanien bereits 1247 von einem arabischen Schriftsteller erwähnt.
Indessen wurde auch bei den Arabern erst mit dem Anfange des 14. Jahrhunderts die Verwendung des Pulvers als Mittel zum Werfen von Steinen und anderen Geschossen und die Anwendung von Geschützen im Kriege allgemeiner. Insofern bleibt auch immerhin an der Sage von der Erfindung des Franziskanermönchs Bertholdus niger ein Rest von Wahrheit, seine Erfindung bestand nicht darin, dass er das Pulver überhaupt erfunden, sondern dass er seine explosive Wirkung unter- sucht, seine Zusammensetzung veröffentlicht und auf seine Verwendung für Schusswaffen aufmerksam gemacht hat. Eigentlich hiess dieser berühmte Erfinder Constantin Anklitz und war um das Jahr 1300 in Freiburg im Breisgau geboren. Er trat mit dem angenommenen Mönchsnamen Berthold in den Franziskanerorden und erhielt den An- namen "der schwarze Bartel", woher sein bekannter Name Bertholdus niger oder Berthold Schwarz herzuleiten ist. Früh fing er an, sich mit alchymistischen Untersuchungen zu beschäftigen, insbesondere mit den explosiven Salpetermischungen. Sein Streben ging wahrscheinlich, wie bei den meisten Alchymisten, nur auf die Goldmacherei hinaus, wenigstens wurde er als Schwarzkünstler angeklagt und ins Gefängnis geworfen; bei diesen Untersuchungen wurde er auf die Zusammensetzung und Wirkung des Pulvers geführt. Zweimal hatte ihm die aus Salpeter, Schwefel und Öl dargestellte Mischung seine Gefässe zertrümmert. Des- halb liess er sich eine starke Büchse aus Messing giessen. Mittels dieser gelang es ihm Steine mit entzündetem Pulver weit fortzuschleudern Die Angaben, wann diese Erfindung von dem "schwarzen Bartel" gemacht
Feuerwaffen.
heimnis. Wahrscheinlich war dieselbe in jener Zeit nur einzelnen Adepten bekannt.
Das griechische Feuer wurde teils in der oben beschriebenen Form als gefüllte Hülsen aus Katapulten oder ähnlichen Geschossen ge- schleudert oder es wurde in hohlen Feuerlanzen geworfen. Aus diesen letzteren entwickelte sich bei den Arabern das älteste Handgeschütz, die Madfaa, ein Rohr aus Holz und Eisen, mittels dem man Kugeln und Pfeile schieſsen konnte. Dieses findet sich zuerst beschrieben von Nedjin-Eddin-Hassan-Alrahma zwischen 1285 bis 1295 nach der An- leitung, die er von seinem Vater und seinem Groſsvater erhalten hatte. Also war sie gewiſs schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts bei den Arabern in Gebrauch, während es in dem übrigen Europa erst in dem 14. Jahrhundert Eingang fand.
Auch wird die Anwendung von Pulver bei der Belagerung von Nieba in Spanien bereits 1247 von einem arabischen Schriftsteller erwähnt.
Indessen wurde auch bei den Arabern erst mit dem Anfange des 14. Jahrhunderts die Verwendung des Pulvers als Mittel zum Werfen von Steinen und anderen Geschossen und die Anwendung von Geschützen im Kriege allgemeiner. Insofern bleibt auch immerhin an der Sage von der Erfindung des Franziskanermönchs Bertholdus niger ein Rest von Wahrheit, seine Erfindung bestand nicht darin, daſs er das Pulver überhaupt erfunden, sondern daſs er seine explosive Wirkung unter- sucht, seine Zusammensetzung veröffentlicht und auf seine Verwendung für Schuſswaffen aufmerksam gemacht hat. Eigentlich hieſs dieser berühmte Erfinder Constantin Anklitz und war um das Jahr 1300 in Freiburg im Breisgau geboren. Er trat mit dem angenommenen Mönchsnamen Berthold in den Franziskanerorden und erhielt den An- namen „der schwarze Bartel“, woher sein bekannter Name Bertholdus niger oder Berthold Schwarz herzuleiten ist. Früh fing er an, sich mit alchymistischen Untersuchungen zu beschäftigen, insbesondere mit den explosiven Salpetermischungen. Sein Streben ging wahrscheinlich, wie bei den meisten Alchymisten, nur auf die Goldmacherei hinaus, wenigstens wurde er als Schwarzkünstler angeklagt und ins Gefängnis geworfen; bei diesen Untersuchungen wurde er auf die Zusammensetzung und Wirkung des Pulvers geführt. Zweimal hatte ihm die aus Salpeter, Schwefel und Öl dargestellte Mischung seine Gefäſse zertrümmert. Des- halb lieſs er sich eine starke Büchse aus Messing gieſsen. Mittels dieser gelang es ihm Steine mit entzündetem Pulver weit fortzuschleudern Die Angaben, wann diese Erfindung von dem „schwarzen Bartel“ gemacht
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Feuerwaffen.
heimnis. Wahrscheinlich war dieselbe in jener Zeit nur einzelnen
Adepten bekannt.
Das griechische Feuer wurde teils in der oben beschriebenen Form
als gefüllte Hülsen aus Katapulten oder ähnlichen Geschossen ge-
schleudert oder es wurde in hohlen Feuerlanzen geworfen. Aus diesen
letzteren entwickelte sich bei den Arabern das älteste Handgeschütz,
die Madfaa, ein Rohr aus Holz und Eisen, mittels dem man Kugeln
und Pfeile schieſsen konnte. Dieses findet sich zuerst beschrieben von
Nedjin-Eddin-Hassan-Alrahma zwischen 1285 bis 1295 nach der An-
leitung, die er von seinem Vater und seinem Groſsvater erhalten hatte.
Also war sie gewiſs schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts bei den
Arabern in Gebrauch, während es in dem übrigen Europa erst in dem
14. Jahrhundert Eingang fand.
Auch wird die Anwendung von Pulver bei der Belagerung von
Nieba in Spanien bereits 1247 von einem arabischen Schriftsteller
erwähnt.
Indessen wurde auch bei den Arabern erst mit dem Anfange des
14. Jahrhunderts die Verwendung des Pulvers als Mittel zum Werfen von
Steinen und anderen Geschossen und die Anwendung von Geschützen
im Kriege allgemeiner. Insofern bleibt auch immerhin an der Sage
von der Erfindung des Franziskanermönchs Bertholdus niger ein Rest
von Wahrheit, seine Erfindung bestand nicht darin, daſs er das Pulver
überhaupt erfunden, sondern daſs er seine explosive Wirkung unter-
sucht, seine Zusammensetzung veröffentlicht und auf seine Verwendung
für Schuſswaffen aufmerksam gemacht hat. Eigentlich hieſs dieser
berühmte Erfinder Constantin Anklitz und war um das Jahr 1300
in Freiburg im Breisgau geboren. Er trat mit dem angenommenen
Mönchsnamen Berthold in den Franziskanerorden und erhielt den An-
namen „der schwarze Bartel“, woher sein bekannter Name Bertholdus
niger oder Berthold Schwarz herzuleiten ist. Früh fing er an, sich
mit alchymistischen Untersuchungen zu beschäftigen, insbesondere mit
den explosiven Salpetermischungen. Sein Streben ging wahrscheinlich,
wie bei den meisten Alchymisten, nur auf die Goldmacherei hinaus,
wenigstens wurde er als Schwarzkünstler angeklagt und ins Gefängnis
geworfen; bei diesen Untersuchungen wurde er auf die Zusammensetzung
und Wirkung des Pulvers geführt. Zweimal hatte ihm die aus Salpeter,
Schwefel und Öl dargestellte Mischung seine Gefäſse zertrümmert. Des-
halb lieſs er sich eine starke Büchse aus Messing gieſsen. Mittels dieser
gelang es ihm Steine mit entzündetem Pulver weit fortzuschleudern
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/917>, abgerufen am 24.11.2024.
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