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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
erst 400 Jahre nach seiner Erfindung durch Verrat zu den Sarazenen
gelangt sein, die es in den Kreuzzügen mit Erfolg gegen die Christen
verwendeten. Wahrscheinlicher ist, dass die Araber ihre Kenntnis des
Pulvers, wie oben erwähnt, schon früher von den Tataren erlangt hatten.
Obgleich die Bereitung des Pulvers nicht allgemein bekannt war, so
waren einzelne Alchymisten damit schon früh vertraut. Anne Komena
beschreibt 1106 das griechische Feuer als ein Gemisch von Pech,
Pflanzensäften und Schwefel, das in ein Schilfrohr geblasen werde;
diese gefüllten Zündrohre wurden, nachdem sie angebrannt waren,
mittelst Schusswerkzeugen als Brandfackeln geschossen.

In dem Liber ignium ad comburenda hostes beschreibt Marcus
Graecus (1204 bis 1261) die Herstellung des "fliegenden Feuers" aus
Schwefel, Kohle und Salpeter 1). Solle es zum Fliegen sein, d. h. als
Brandfackel dienen, so fülle man es in eine Lanze, d. h. dünne Hülse,
zum Donnern aber in ein kurzes, dickes Rohr, das man mit starkem
Eisendraht gut umwickelt. Die Zusammensetzung wird folgender-
massen angegeben: es sollen 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und
6 Pfund Salpeter miteinander gemischt werden.

In einem arabischen Gedicht aus dem 13. Jahrhundert wird das
Pulver bereits unter dem noch jetzt gebräuchlichen Worte "el barat"
beschrieben und auch bereits seine treibende Kraft erwähnt. Roger
Bacon spricht um 1270 in zwei Schriften von dem Pulver als vorzüg-
lichem Mittel für Feuerwerkszwecke, er beschreibt "ein springendes
Feuerzeug", wie es scheint, eine Art von Schwärmer, "um Kinder da-
mit zu belustigen." Seine Bereitung aber behandelt er als ein Ge-

1) Liber ignium ad comburenda hostes ed. Par. p. 5: Secundus modus ignis
volatilis hoc modo conficitur. Re. Acc. li. I sulfuris vivi, li. II carbonum tilliae,
vel salicis; VI li. salis petrosi, quae tria subtilissime terantur in lapide marmoreo.
Postea pulverem ad libitum in tunica reponatis volatili, vel tonitruum facientem.
Nota, tunica ad volandam debet esse gracilis et longa, et cum praedicto
pulvere optime conculcato repleta. Tunica vero tonitruum faciens debet esse
brevis et gressa, et praedicto pulvere semiplena et ab utraque parte fortissime
filo ferreo bene ligata.
Nota, quod in qualibet tunica parvum foramen faciendum est ut tenta impo-
sita accendatur, quae tenta in extremitatibus fit gracilis, in medio vero lata et
praedicto pulvere repleta.
Nota, quod ad volandum tunica plicaturas ad libitum habere potest: tonitruum
vero faciens, quam plurimas plicaturas.
Nota, quod duplex poteris facere tonitruum atque duplex volatile instrumen-
tum; videlicet tunicam includendo.
Nota, quod sal petrosum est minera terrae et reperitur in scorphulis contra
lapides. Haec terra dissolvitur in aqua buliente, postea depurata et destillata per
filtrum, et permittatur per diem et noctem integram decoqui et invenies in fundo
laminas salis congelates cristallinas.

Feuerwaffen.
erst 400 Jahre nach seiner Erfindung durch Verrat zu den Sarazenen
gelangt sein, die es in den Kreuzzügen mit Erfolg gegen die Christen
verwendeten. Wahrscheinlicher ist, daſs die Araber ihre Kenntnis des
Pulvers, wie oben erwähnt, schon früher von den Tataren erlangt hatten.
Obgleich die Bereitung des Pulvers nicht allgemein bekannt war, so
waren einzelne Alchymisten damit schon früh vertraut. Anne Komena
beschreibt 1106 das griechische Feuer als ein Gemisch von Pech,
Pflanzensäften und Schwefel, das in ein Schilfrohr geblasen werde;
diese gefüllten Zündrohre wurden, nachdem sie angebrannt waren,
mittelst Schuſswerkzeugen als Brandfackeln geschossen.

In dem Liber ignium ad comburenda hostes beschreibt Marcus
Graecus (1204 bis 1261) die Herstellung des „fliegenden Feuers“ aus
Schwefel, Kohle und Salpeter 1). Solle es zum Fliegen sein, d. h. als
Brandfackel dienen, so fülle man es in eine Lanze, d. h. dünne Hülse,
zum Donnern aber in ein kurzes, dickes Rohr, das man mit starkem
Eisendraht gut umwickelt. Die Zusammensetzung wird folgender-
maſsen angegeben: es sollen 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und
6 Pfund Salpeter miteinander gemischt werden.

In einem arabischen Gedicht aus dem 13. Jahrhundert wird das
Pulver bereits unter dem noch jetzt gebräuchlichen Worte „el barat“
beschrieben und auch bereits seine treibende Kraft erwähnt. Roger
Bacon spricht um 1270 in zwei Schriften von dem Pulver als vorzüg-
lichem Mittel für Feuerwerkszwecke, er beschreibt „ein springendes
Feuerzeug“, wie es scheint, eine Art von Schwärmer, „um Kinder da-
mit zu belustigen.“ Seine Bereitung aber behandelt er als ein Ge-

1) Liber ignium ad comburenda hostes ed. Par. p. 5: Secundus modus ignis
volatilis hoc modo conficitur. Re. Acc. li. I sulfuris vivi, li. II carbonum tilliae,
vel salicis; VI li. salis petrosi, quae tria subtilissime terantur in lapide marmoreo.
Postea pulverem ad libitum in tunica reponatis volatili, vel tonitruum facientem.
Nota, tunica ad volandam debet esse gracilis et longa, et cum praedicto
pulvere optime conculcato repleta. Tunica vero tonitruum faciens debet esse
brevis et gressa, et praedicto pulvere semiplena et ab utraque parte fortissime
filo ferreo bene ligata.
Nota, quod in qualibet tunica parvum foramen faciendum est ut tenta impo-
sita accendatur, quae tenta in extremitatibus fit gracilis, in medio vero lata et
praedicto pulvere repleta.
Nota, quod ad volandum tunica plicaturas ad libitum habere potest: tonitruum
vero faciens, quam plurimas plicaturas.
Nota, quod duplex poteris facere tonitruum atque duplex volatile instrumen-
tum; videlicet tunicam includendo.
Nota, quod sal petrosum est minera terrae et reperitur in scorphulis contra
lapides. Haec terra dissolvitur in aqua buliente, postea depurata et destillata per
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laminas salis congelates cristallinas.
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[894/0916] Feuerwaffen. erst 400 Jahre nach seiner Erfindung durch Verrat zu den Sarazenen gelangt sein, die es in den Kreuzzügen mit Erfolg gegen die Christen verwendeten. Wahrscheinlicher ist, daſs die Araber ihre Kenntnis des Pulvers, wie oben erwähnt, schon früher von den Tataren erlangt hatten. Obgleich die Bereitung des Pulvers nicht allgemein bekannt war, so waren einzelne Alchymisten damit schon früh vertraut. Anne Komena beschreibt 1106 das griechische Feuer als ein Gemisch von Pech, Pflanzensäften und Schwefel, das in ein Schilfrohr geblasen werde; diese gefüllten Zündrohre wurden, nachdem sie angebrannt waren, mittelst Schuſswerkzeugen als Brandfackeln geschossen. In dem Liber ignium ad comburenda hostes beschreibt Marcus Graecus (1204 bis 1261) die Herstellung des „fliegenden Feuers“ aus Schwefel, Kohle und Salpeter 1). Solle es zum Fliegen sein, d. h. als Brandfackel dienen, so fülle man es in eine Lanze, d. h. dünne Hülse, zum Donnern aber in ein kurzes, dickes Rohr, das man mit starkem Eisendraht gut umwickelt. Die Zusammensetzung wird folgender- maſsen angegeben: es sollen 2 Pfund Kohlen, 1 Pfund Schwefel und 6 Pfund Salpeter miteinander gemischt werden. In einem arabischen Gedicht aus dem 13. Jahrhundert wird das Pulver bereits unter dem noch jetzt gebräuchlichen Worte „el barat“ beschrieben und auch bereits seine treibende Kraft erwähnt. Roger Bacon spricht um 1270 in zwei Schriften von dem Pulver als vorzüg- lichem Mittel für Feuerwerkszwecke, er beschreibt „ein springendes Feuerzeug“, wie es scheint, eine Art von Schwärmer, „um Kinder da- mit zu belustigen.“ Seine Bereitung aber behandelt er als ein Ge- 1) Liber ignium ad comburenda hostes ed. Par. p. 5: Secundus modus ignis volatilis hoc modo conficitur. Re. Acc. li. I sulfuris vivi, li. II carbonum tilliae, vel salicis; VI li. salis petrosi, quae tria subtilissime terantur in lapide marmoreo. Postea pulverem ad libitum in tunica reponatis volatili, vel tonitruum facientem. Nota, tunica ad volandam debet esse gracilis et longa, et cum praedicto pulvere optime conculcato repleta. Tunica vero tonitruum faciens debet esse brevis et gressa, et praedicto pulvere semiplena et ab utraque parte fortissime filo ferreo bene ligata. Nota, quod in qualibet tunica parvum foramen faciendum est ut tenta impo- sita accendatur, quae tenta in extremitatibus fit gracilis, in medio vero lata et praedicto pulvere repleta. Nota, quod ad volandum tunica plicaturas ad libitum habere potest: tonitruum vero faciens, quam plurimas plicaturas. Nota, quod duplex poteris facere tonitruum atque duplex volatile instrumen- tum; videlicet tunicam includendo. Nota, quod sal petrosum est minera terrae et reperitur in scorphulis contra lapides. Haec terra dissolvitur in aqua buliente, postea depurata et destillata per filtrum, et permittatur per diem et noctem integram decoqui et invenies in fundo laminas salis congelates cristallinas.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/916>, abgerufen am 28.11.2024.