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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
fand. Dass der Mönch Berthold Schwarz das Pulver erfunden habe,
ist eine unbegründete Sage. Aber seine Untersuchungen über das
Pulver und dessen Zusammensetzung waren für das europäische
Kriegswesen des 14. Jahrhunderts von so grosser Wichtigkeit, dass die
Sage ihn, der nur die Zusammensetzung des Pulvers und seine Wirkung
als treibende Kraft für Geschosse untersucht hat, nicht ohne eine
gewisse Berechtigung zum Erfinder des Pulvers gemacht hat.

Viele Jahrhunderte zuvor war das Pulver bereits den Chinesen
bekannt. Vassius schreibt (1660) die Erfindung von Feldgeschützen
(canon d'artillerie) dem chinesischen Kaiser "Vitey" zu, der lange
vor Christi gelebt habe. Wahrscheinlich ist damit der Kaiser Wu-ti
gemeint, der 574 bis 613 nach der Erbauung Roms (178 bis 140 v. Chr.)
lebte. Es scheint nach verschiedenen Überlieferungen, dass die Chine-
sen bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. sich der Kanonen bedienten.
Bestimmt wissen wir, dass dieselben im 10. Jahrhundert den Salpeter
zur Herstellung explosiver Stoffe benutzten. Die Tataren lernten im
11. Jahrhundert infolge ihrer Kriege das Pulver von den Chinesen
kennen. Von den Tataren soll die Kunst zu den Arabern gelangt sein,
und diese brachten dieselbe zuerst nach Europa. Im Jahre 1232 be-
dienten sich die Tataren der Feuerröhren gegen die Chinesen. Aber
schon 1147 sollen die Araber vor Lissabon Kanonen gehabt haben.
In einem arabischen Buche ist eine Beschreibung einer Art Feld-
schlangen (scorpiones, coulevrines) gegeben mit folgenden Worten:
"Serpunt, susurrantque scorpiones circum ligatum, ac pulvere intrato
incensi, unde explosi fulgurantae incendunt."

Viel früher schon war ein explosives Salpetergemisch unter dem
Namen "griechisches Feuer" bekannt und in Anwendung. Es diente
teils zur Belustigung, zu Feuerwerkszwecken, teils als Zündstoff, be-
sonders bei Belagerungen, um Häuser, Zelte, die Schutzdächer der Be-
lagerer u. s. w. in Brand zu schiessen.

Das griechische Feuer wurde im Jahre 668 n. Chr. von dem
Griechen Kallinikos von Heliopolis erfunden. Es bestand hauptsäch-
lich aus Schwefel, Pech (d. h. Erdpech) und Salpeter, entwickelte beim
Anzünden einen dicken Qualm und explodierte dann mit heftigem
Knall zu einem unlöschbaren Feuer. Übrigens wurde es auch von den
Griechen bereits zum Schleudern von bleiernen Kugeln aus metallenen
Röhren benutzt. In dieser Weise wurde es bei der Belagerung von
Konstantinopel durch die Perser und Araber im Jahre 717 gegen die
feindlichen Schiffe verwendet. Die griechischen Kaiser bewahrten die
Bereitung des griechischen Feuers als ein Geheimnis und soll dasselbe

Feuerwaffen.
fand. Daſs der Mönch Berthold Schwarz das Pulver erfunden habe,
ist eine unbegründete Sage. Aber seine Untersuchungen über das
Pulver und dessen Zusammensetzung waren für das europäische
Kriegswesen des 14. Jahrhunderts von so groſser Wichtigkeit, daſs die
Sage ihn, der nur die Zusammensetzung des Pulvers und seine Wirkung
als treibende Kraft für Geschosse untersucht hat, nicht ohne eine
gewisse Berechtigung zum Erfinder des Pulvers gemacht hat.

Viele Jahrhunderte zuvor war das Pulver bereits den Chinesen
bekannt. Vassius schreibt (1660) die Erfindung von Feldgeschützen
(canon d’artillerie) dem chinesischen Kaiser „Vitey“ zu, der lange
vor Christi gelebt habe. Wahrscheinlich ist damit der Kaiser Wu-ti
gemeint, der 574 bis 613 nach der Erbauung Roms (178 bis 140 v. Chr.)
lebte. Es scheint nach verschiedenen Überlieferungen, daſs die Chine-
sen bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. sich der Kanonen bedienten.
Bestimmt wissen wir, daſs dieselben im 10. Jahrhundert den Salpeter
zur Herstellung explosiver Stoffe benutzten. Die Tataren lernten im
11. Jahrhundert infolge ihrer Kriege das Pulver von den Chinesen
kennen. Von den Tataren soll die Kunst zu den Arabern gelangt sein,
und diese brachten dieselbe zuerst nach Europa. Im Jahre 1232 be-
dienten sich die Tataren der Feuerröhren gegen die Chinesen. Aber
schon 1147 sollen die Araber vor Lissabon Kanonen gehabt haben.
In einem arabischen Buche ist eine Beschreibung einer Art Feld-
schlangen (scorpiones, coulevrines) gegeben mit folgenden Worten:
„Serpunt, susurrantque scorpiones circum ligatum, ac pulvere intrato
incensi, unde explosi fulgurantae incendunt.“

Viel früher schon war ein explosives Salpetergemisch unter dem
Namen „griechisches Feuer“ bekannt und in Anwendung. Es diente
teils zur Belustigung, zu Feuerwerkszwecken, teils als Zündstoff, be-
sonders bei Belagerungen, um Häuser, Zelte, die Schutzdächer der Be-
lagerer u. s. w. in Brand zu schieſsen.

Das griechische Feuer wurde im Jahre 668 n. Chr. von dem
Griechen Kallinikos von Heliopolis erfunden. Es bestand hauptsäch-
lich aus Schwefel, Pech (d. h. Erdpech) und Salpeter, entwickelte beim
Anzünden einen dicken Qualm und explodierte dann mit heftigem
Knall zu einem unlöschbaren Feuer. Übrigens wurde es auch von den
Griechen bereits zum Schleudern von bleiernen Kugeln aus metallenen
Röhren benutzt. In dieser Weise wurde es bei der Belagerung von
Konstantinopel durch die Perser und Araber im Jahre 717 gegen die
feindlichen Schiffe verwendet. Die griechischen Kaiser bewahrten die
Bereitung des griechischen Feuers als ein Geheimnis und soll dasſelbe

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[893/0915] Feuerwaffen. fand. Daſs der Mönch Berthold Schwarz das Pulver erfunden habe, ist eine unbegründete Sage. Aber seine Untersuchungen über das Pulver und dessen Zusammensetzung waren für das europäische Kriegswesen des 14. Jahrhunderts von so groſser Wichtigkeit, daſs die Sage ihn, der nur die Zusammensetzung des Pulvers und seine Wirkung als treibende Kraft für Geschosse untersucht hat, nicht ohne eine gewisse Berechtigung zum Erfinder des Pulvers gemacht hat. Viele Jahrhunderte zuvor war das Pulver bereits den Chinesen bekannt. Vassius schreibt (1660) die Erfindung von Feldgeschützen (canon d’artillerie) dem chinesischen Kaiser „Vitey“ zu, der lange vor Christi gelebt habe. Wahrscheinlich ist damit der Kaiser Wu-ti gemeint, der 574 bis 613 nach der Erbauung Roms (178 bis 140 v. Chr.) lebte. Es scheint nach verschiedenen Überlieferungen, daſs die Chine- sen bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. sich der Kanonen bedienten. Bestimmt wissen wir, daſs dieselben im 10. Jahrhundert den Salpeter zur Herstellung explosiver Stoffe benutzten. Die Tataren lernten im 11. Jahrhundert infolge ihrer Kriege das Pulver von den Chinesen kennen. Von den Tataren soll die Kunst zu den Arabern gelangt sein, und diese brachten dieselbe zuerst nach Europa. Im Jahre 1232 be- dienten sich die Tataren der Feuerröhren gegen die Chinesen. Aber schon 1147 sollen die Araber vor Lissabon Kanonen gehabt haben. In einem arabischen Buche ist eine Beschreibung einer Art Feld- schlangen (scorpiones, coulevrines) gegeben mit folgenden Worten: „Serpunt, susurrantque scorpiones circum ligatum, ac pulvere intrato incensi, unde explosi fulgurantae incendunt.“ Viel früher schon war ein explosives Salpetergemisch unter dem Namen „griechisches Feuer“ bekannt und in Anwendung. Es diente teils zur Belustigung, zu Feuerwerkszwecken, teils als Zündstoff, be- sonders bei Belagerungen, um Häuser, Zelte, die Schutzdächer der Be- lagerer u. s. w. in Brand zu schieſsen. Das griechische Feuer wurde im Jahre 668 n. Chr. von dem Griechen Kallinikos von Heliopolis erfunden. Es bestand hauptsäch- lich aus Schwefel, Pech (d. h. Erdpech) und Salpeter, entwickelte beim Anzünden einen dicken Qualm und explodierte dann mit heftigem Knall zu einem unlöschbaren Feuer. Übrigens wurde es auch von den Griechen bereits zum Schleudern von bleiernen Kugeln aus metallenen Röhren benutzt. In dieser Weise wurde es bei der Belagerung von Konstantinopel durch die Perser und Araber im Jahre 717 gegen die feindlichen Schiffe verwendet. Die griechischen Kaiser bewahrten die Bereitung des griechischen Feuers als ein Geheimnis und soll dasſelbe

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/915>, abgerufen am 24.11.2024.