und wurde meist mit einem Kinnstück (Fig. 277 b) getragen, das mit der Halsberge verbunden war.
Mit dem Topfhelm sowohl, als mit der Haube und der Schale verband man nach und nach bewegliche Visiere zum Schutz des Ge- sichtes. So entstand der Visierhelm (Fig. 277 c), der im 15. Jahrhun- dert in Aufnahme kam. Ihre Vollkommenheit erreichte diese Helm- form im 16. Jahrhundert in dem sogenannten Burgunderhelm (franz. bourgignote, engl. burgonet), besonders bezüglich des Reichtums der Dekoration.
Die erwähnten Helme, wie die daneben gebräuchlichen, einfachen Hüte und Kappen (Fig. 277 d, e, f) liefern den deutlichen Beweis für die
[Abbildung]
Fig. 277.
hohe Schmiedekunst, namentlich die erstaunliche Geschicklichkeit im Treiben des Eisens in jener Zeit.
Noch mannigfaltiger wurde die Arbeit der Panzerer, als sich aus dem einfachen Panzerhemd nach und nach die komplizierte Platten- rüstung entwickelte, die den ganzen Körper umhüllte, zugleich aber durch Charniere und ineinandergreifende Schienen vollkommen beweg- lich war. Wir haben bereits oben ausgeführt, wie aus dem Wams mit aufgenähten Schuppen oder Ringen, sowie aus dem geflochtenen Eisen- hemd, der Kutte, franz. cotte, deren Ringe durch Stiftchen vernietet waren (die sogenannte Gerstenkornvernietung, franz. a grains d'orge),
Panzer- und Helmschmiede.
und wurde meist mit einem Kinnstück (Fig. 277 b) getragen, das mit der Halsberge verbunden war.
Mit dem Topfhelm sowohl, als mit der Haube und der Schale verband man nach und nach bewegliche Visiere zum Schutz des Ge- sichtes. So entstand der Visierhelm (Fig. 277 c), der im 15. Jahrhun- dert in Aufnahme kam. Ihre Vollkommenheit erreichte diese Helm- form im 16. Jahrhundert in dem sogenannten Burgunderhelm (franz. bourgignote, engl. burgonet), besonders bezüglich des Reichtums der Dekoration.
Die erwähnten Helme, wie die daneben gebräuchlichen, einfachen Hüte und Kappen (Fig. 277 d, e, f) liefern den deutlichen Beweis für die
[Abbildung]
Fig. 277.
hohe Schmiedekunst, namentlich die erstaunliche Geschicklichkeit im Treiben des Eisens in jener Zeit.
Noch mannigfaltiger wurde die Arbeit der Panzerer, als sich aus dem einfachen Panzerhemd nach und nach die komplizierte Platten- rüstung entwickelte, die den ganzen Körper umhüllte, zugleich aber durch Charniere und ineinandergreifende Schienen vollkommen beweg- lich war. Wir haben bereits oben ausgeführt, wie aus dem Wams mit aufgenähten Schuppen oder Ringen, sowie aus dem geflochtenen Eisen- hemd, der Kutte, franz. cotte, deren Ringe durch Stiftchen vernietet waren (die sogenannte Gerstenkornvernietung, franz. à grains d’orge),
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Panzer- und Helmschmiede.
und wurde meist mit einem Kinnstück (Fig. 277 b) getragen, das mit der
Halsberge verbunden war.
Mit dem Topfhelm sowohl, als mit der Haube und der Schale
verband man nach und nach bewegliche Visiere zum Schutz des Ge-
sichtes. So entstand der Visierhelm (Fig. 277 c), der im 15. Jahrhun-
dert in Aufnahme kam. Ihre Vollkommenheit erreichte diese Helm-
form im 16. Jahrhundert in dem sogenannten Burgunderhelm (franz.
bourgignote, engl. burgonet), besonders bezüglich des Reichtums der
Dekoration.
Die erwähnten Helme, wie die daneben gebräuchlichen, einfachen
Hüte und Kappen (Fig. 277 d, e, f) liefern den deutlichen Beweis für die
[Abbildung Fig. 277.]
hohe Schmiedekunst, namentlich die erstaunliche Geschicklichkeit im
Treiben des Eisens in jener Zeit.
Noch mannigfaltiger wurde die Arbeit der Panzerer, als sich aus
dem einfachen Panzerhemd nach und nach die komplizierte Platten-
rüstung entwickelte, die den ganzen Körper umhüllte, zugleich aber
durch Charniere und ineinandergreifende Schienen vollkommen beweg-
lich war. Wir haben bereits oben ausgeführt, wie aus dem Wams mit
aufgenähten Schuppen oder Ringen, sowie aus dem geflochtenen Eisen-
hemd, der Kutte, franz. cotte, deren Ringe durch Stiftchen vernietet
waren (die sogenannte Gerstenkornvernietung, franz. à grains d’orge),
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/892>, abgerufen am 22.11.2024.
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