hand, die beim Fechten mit Schwert gegen Schwert besonders gefähr- det war. Es entstanden die vielgestaltigen Parierstangen und -Gefässe. Die alten Schwerter hatten nur ein eisernes Blättchen, mehr zum Schutze der Hilze als zum Schutze der Hand 1). An die Stelle dieses Blättchens trat eine Parierstange, ein Bügel. Dieser war zunächst gerad, sass rechtwinkelig auf und bildete mit Angel und Klinge die Form eines Kreuzes. Diese Schwertform fand seit der karolingischen Zeit allgemeine Verbreitung in Europa, umsomehr da man dieser Form
[Abbildung]
Fig. 268.
[Abbildung]
Fig. 269.
[Abbildung]
Fig. 270.
als einem christlichen Symbol eine religiöse Be- deutung beilegte. Das Schwertkreuz war nicht nur ein mechanischer, sondern auch ein gött- licher Schutz. Das Schwert Karls des Grossen (Fig. 265 a), das sich im Louvre befindet, ist wohl das älteste Beispiel dieser Schwertform 2). Die Klinge entspricht noch genau der Form der alten Spatha. Ähnliche Schwer- ter aus dem 11. Jahrhun- dert zeigen etwas schmä- lere, mehr zulaufende Klingen. Fig. 265 b zeigt ein solches Schwert von San Agato de Goti im Neapolitanischen, das sich nebst zwei ähnlichen im Museum zu Erbach befindet. Die Klinge eines ähnlichen Schwertes (Fig. 265 c) im Museum zu München läuft ganz spitz zu, ähnlich dem Gladius. Die Form der Klingen entwickelte sich allgemein in dieser doppelten Richtung, die Spatha zu den riesigen Zweihändern des späteren Mittelalters, der Gladius zu dem Stossdegen und zum Panzer- stecher.
Im 15. Jahrhundert, in dem die geschlossene Eisenrüstung bereits allgemein geworden war, findet man eine grosse Mannigfaltigkeit von
1) Siehe Fig. 146.
2) Demmin, die Kriegswaffen, S. 394.
Schwertschmiede.
hand, die beim Fechten mit Schwert gegen Schwert besonders gefähr- det war. Es entstanden die vielgestaltigen Parierstangen und -Gefäſse. Die alten Schwerter hatten nur ein eisernes Blättchen, mehr zum Schutze der Hilze als zum Schutze der Hand 1). An die Stelle dieses Blättchens trat eine Parierstange, ein Bügel. Dieser war zunächst gerad, saſs rechtwinkelig auf und bildete mit Angel und Klinge die Form eines Kreuzes. Diese Schwertform fand seit der karolingischen Zeit allgemeine Verbreitung in Europa, umsomehr da man dieser Form
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Fig. 268.
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Fig. 269.
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Fig. 270.
als einem christlichen Symbol eine religiöse Be- deutung beilegte. Das Schwertkreuz war nicht nur ein mechanischer, sondern auch ein gött- licher Schutz. Das Schwert Karls des Groſsen (Fig. 265 a), das sich im Louvre befindet, ist wohl das älteste Beispiel dieser Schwertform 2). Die Klinge entspricht noch genau der Form der alten Spatha. Ähnliche Schwer- ter aus dem 11. Jahrhun- dert zeigen etwas schmä- lere, mehr zulaufende Klingen. Fig. 265 b zeigt ein solches Schwert von San Agato de Goti im Neapolitanischen, das sich nebst zwei ähnlichen im Museum zu Erbach befindet. Die Klinge eines ähnlichen Schwertes (Fig. 265 c) im Museum zu München läuft ganz spitz zu, ähnlich dem Gladius. Die Form der Klingen entwickelte sich allgemein in dieser doppelten Richtung, die Spatha zu den riesigen Zweihändern des späteren Mittelalters, der Gladius zu dem Stoſsdegen und zum Panzer- stecher.
Im 15. Jahrhundert, in dem die geschlossene Eisenrüstung bereits allgemein geworden war, findet man eine groſse Mannigfaltigkeit von
1) Siehe Fig. 146.
2) Demmin, die Kriegswaffen, S. 394.
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Schwertschmiede.
hand, die beim Fechten mit Schwert gegen Schwert besonders gefähr-
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Die alten Schwerter hatten nur ein eisernes Blättchen, mehr zum
Schutze der Hilze als zum Schutze der Hand 1). An die Stelle dieses
Blättchens trat eine Parierstange, ein Bügel. Dieser war zunächst
gerad, saſs rechtwinkelig auf und bildete mit Angel und Klinge die
Form eines Kreuzes. Diese Schwertform fand seit der karolingischen
Zeit allgemeine Verbreitung in Europa, umsomehr da man dieser Form
[Abbildung Fig. 268.]
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Symbol eine religiöse Be-
deutung beilegte. Das
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nur ein mechanischer,
sondern auch ein gött-
licher Schutz. Das
Schwert Karls des Groſsen
(Fig. 265 a), das sich
im Louvre befindet, ist
wohl das älteste Beispiel
dieser Schwertform 2). Die
Klinge entspricht noch
genau der Form der alten
Spatha. Ähnliche Schwer-
ter aus dem 11. Jahrhun-
dert zeigen etwas schmä-
lere, mehr zulaufende
Klingen. Fig. 265 b zeigt
ein solches Schwert von
San Agato de Goti im
Neapolitanischen, das
sich nebst zwei ähnlichen
im Museum zu Erbach befindet. Die Klinge eines ähnlichen Schwertes
(Fig. 265 c) im Museum zu München läuft ganz spitz zu, ähnlich dem
Gladius. Die Form der Klingen entwickelte sich allgemein in dieser
doppelten Richtung, die Spatha zu den riesigen Zweihändern des
späteren Mittelalters, der Gladius zu dem Stoſsdegen und zum Panzer-
stecher.
Im 15. Jahrhundert, in dem die geschlossene Eisenrüstung bereits
allgemein geworden war, findet man eine groſse Mannigfaltigkeit von
1) Siehe Fig. 146.
2) Demmin, die Kriegswaffen, S. 394.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/877>, abgerufen am 25.11.2024.
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