und waren rechtwinkelig zugestellt. Die Formhöhe betrug 11/2 Ellen; 3 Ellen über der Form war der Kohlensack, der einen Durchmesser von 3 Ellen hatte. Von da ab war der Schacht rund und verengte sich nach oben bis zu einer Elle. Im übrigen stimmt Swedenborgs Beschreibung der Stucköfen ganz mit der späteren von Jars (aus dem Jahre 1758 1) überein.
Bei den Stucköfen verläuft der Prozess fast genau, wie bei den Herdöfen, in denen Eisen direkt aus den Erzen gewonnen wird. Da- durch aber, dass der Ofen höher ist, geht die Vorbereitung der Erze langsamer und darum gleichmässiger und vollständiger von statten; während dadurch, dass er ganz geschlossen ist, die Hitze mehr zu- sammengehalten wird, indem ein geringerer Wärmeverlust statt hat, als bei den offenen Herden. Diesem Vorteil steht aber der Nachteil gegenüber, dass, da man den Prozess nicht vor Augen, man ihn auch weniger in der Hand hat, dass man deshalb, wenn man guten und gleichmässigen Erfolg erstrebt, auch bei gleicher Konstruktion mög- lichst die gleichen Erze und die gleiche Beschickung wählen muss. Die innere Gestalt des Ofens stellt zwei abgestumpfte Kegel dar, die mit ihrer breiten Basis aufeinander gestellt sind. Doch war dies nicht immer die Form, manche Öfen erweiterten sich von der Gicht bis zum Boden gleichförmig. Die älteren Öfen sollen unter 10 Fuss hoch gewesen sein, während man später in Schmalkalden Öfen von 19 bis 24 Fuss Höhe anwendete.
In Steiermark war die normale Höhe im vorigen Jahrhundert 10 bis 16 Fuss. Die Zustellung im unteren Teile war meist rechtwinkelig, selten rund, und beträchtlich weiter als bei den Flossöfen, die später dort in Anwendung kamen. Die Länge betrug 4 Fuss. Die Breite von der Formseite bis an die gegenüberliegende Wand 21/2 Fuss. Der Ofen war aus einem graulichen Sandstein aufgeführt und hatte an der Basis 4 bis 6 Ellen Seitenlänge. Der Herdstein hatte 2 bis 3 Zoll Abfall nach dem Abstich. Der Herd wurde aus Gestübbe gestampft.
Charakteristisch war es für die alten steirischen Öfen, dass an dem unteren Teile des Ofens nur eine Öffnung war, indem man durch das- selbe Loch, durch das man die fertige Luppe auszog, auch blies, erst später stellte man zuweilen mit zwei getrennten Öffnungen zu. Dieses eine Loch nahm die ganze Ofenbreite ein. Es war 4 Fuss breit, 21/2 Fuss hoch und meist mit einem eisernen Rahmen umkleidet. Durch dasselbe gelangte man auch in das Innere des Ofens, um den
1) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, übersetzt von Gerhard, Berlin 1777, Bd. I, S. 51 etc.
Eisenbereitung im Mittelalter.
und waren rechtwinkelig zugestellt. Die Formhöhe betrug 1½ Ellen; 3 Ellen über der Form war der Kohlensack, der einen Durchmesser von 3 Ellen hatte. Von da ab war der Schacht rund und verengte sich nach oben bis zu einer Elle. Im übrigen stimmt Swedenborgs Beschreibung der Stucköfen ganz mit der späteren von Jars (aus dem Jahre 1758 1) überein.
Bei den Stucköfen verläuft der Prozeſs fast genau, wie bei den Herdöfen, in denen Eisen direkt aus den Erzen gewonnen wird. Da- durch aber, daſs der Ofen höher ist, geht die Vorbereitung der Erze langsamer und darum gleichmäſsiger und vollständiger von statten; während dadurch, daſs er ganz geschlossen ist, die Hitze mehr zu- sammengehalten wird, indem ein geringerer Wärmeverlust statt hat, als bei den offenen Herden. Diesem Vorteil steht aber der Nachteil gegenüber, daſs, da man den Prozeſs nicht vor Augen, man ihn auch weniger in der Hand hat, daſs man deshalb, wenn man guten und gleichmäſsigen Erfolg erstrebt, auch bei gleicher Konstruktion mög- lichst die gleichen Erze und die gleiche Beschickung wählen muſs. Die innere Gestalt des Ofens stellt zwei abgestumpfte Kegel dar, die mit ihrer breiten Basis aufeinander gestellt sind. Doch war dies nicht immer die Form, manche Öfen erweiterten sich von der Gicht bis zum Boden gleichförmig. Die älteren Öfen sollen unter 10 Fuſs hoch gewesen sein, während man später in Schmalkalden Öfen von 19 bis 24 Fuſs Höhe anwendete.
In Steiermark war die normale Höhe im vorigen Jahrhundert 10 bis 16 Fuſs. Die Zustellung im unteren Teile war meist rechtwinkelig, selten rund, und beträchtlich weiter als bei den Floſsöfen, die später dort in Anwendung kamen. Die Länge betrug 4 Fuſs. Die Breite von der Formseite bis an die gegenüberliegende Wand 2½ Fuſs. Der Ofen war aus einem graulichen Sandstein aufgeführt und hatte an der Basis 4 bis 6 Ellen Seitenlänge. Der Herdstein hatte 2 bis 3 Zoll Abfall nach dem Abstich. Der Herd wurde aus Gestübbe gestampft.
Charakteristisch war es für die alten steirischen Öfen, daſs an dem unteren Teile des Ofens nur eine Öffnung war, indem man durch das- ſelbe Loch, durch das man die fertige Luppe auszog, auch blies, erst später stellte man zuweilen mit zwei getrennten Öffnungen zu. Dieses eine Loch nahm die ganze Ofenbreite ein. Es war 4 Fuſs breit, 2½ Fuſs hoch und meist mit einem eisernen Rahmen umkleidet. Durch dasſelbe gelangte man auch in das Innere des Ofens, um den
1) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, übersetzt von Gerhard, Berlin 1777, Bd. I, S. 51 etc.
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Eisenbereitung im Mittelalter.
und waren rechtwinkelig zugestellt. Die Formhöhe betrug 1½ Ellen;
3 Ellen über der Form war der Kohlensack, der einen Durchmesser
von 3 Ellen hatte. Von da ab war der Schacht rund und verengte
sich nach oben bis zu einer Elle. Im übrigen stimmt Swedenborgs
Beschreibung der Stucköfen ganz mit der späteren von Jars (aus dem
Jahre 1758 1) überein.
Bei den Stucköfen verläuft der Prozeſs fast genau, wie bei den
Herdöfen, in denen Eisen direkt aus den Erzen gewonnen wird. Da-
durch aber, daſs der Ofen höher ist, geht die Vorbereitung der Erze
langsamer und darum gleichmäſsiger und vollständiger von statten;
während dadurch, daſs er ganz geschlossen ist, die Hitze mehr zu-
sammengehalten wird, indem ein geringerer Wärmeverlust statt hat,
als bei den offenen Herden. Diesem Vorteil steht aber der Nachteil
gegenüber, daſs, da man den Prozeſs nicht vor Augen, man ihn auch
weniger in der Hand hat, daſs man deshalb, wenn man guten und
gleichmäſsigen Erfolg erstrebt, auch bei gleicher Konstruktion mög-
lichst die gleichen Erze und die gleiche Beschickung wählen muſs.
Die innere Gestalt des Ofens stellt zwei abgestumpfte Kegel dar,
die mit ihrer breiten Basis aufeinander gestellt sind. Doch war dies
nicht immer die Form, manche Öfen erweiterten sich von der Gicht
bis zum Boden gleichförmig. Die älteren Öfen sollen unter 10 Fuſs
hoch gewesen sein, während man später in Schmalkalden Öfen von
19 bis 24 Fuſs Höhe anwendete.
In Steiermark war die normale Höhe im vorigen Jahrhundert 10
bis 16 Fuſs. Die Zustellung im unteren Teile war meist rechtwinkelig,
selten rund, und beträchtlich weiter als bei den Floſsöfen, die später
dort in Anwendung kamen. Die Länge betrug 4 Fuſs. Die Breite von
der Formseite bis an die gegenüberliegende Wand 2½ Fuſs. Der
Ofen war aus einem graulichen Sandstein aufgeführt und hatte an der
Basis 4 bis 6 Ellen Seitenlänge. Der Herdstein hatte 2 bis 3 Zoll
Abfall nach dem Abstich. Der Herd wurde aus Gestübbe gestampft.
Charakteristisch war es für die alten steirischen Öfen, daſs an dem
unteren Teile des Ofens nur eine Öffnung war, indem man durch das-
ſelbe Loch, durch das man die fertige Luppe auszog, auch blies, erst
später stellte man zuweilen mit zwei getrennten Öffnungen zu. Dieses
eine Loch nahm die ganze Ofenbreite ein. Es war 4 Fuſs breit,
2½ Fuſs hoch und meist mit einem eisernen Rahmen umkleidet.
Durch dasſelbe gelangte man auch in das Innere des Ofens, um den
1) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, übersetzt von Gerhard, Berlin
1777, Bd. I, S. 51 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/842>, abgerufen am 22.11.2024.
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