um die metallischen Teile zu trennen, sie unter einem trockenen Poch- werk zerkleinern, sondern sie auch rösten, wie die Erze anderer Metalle, damit die schädlichen Säfte sich verflüchtigen, und sie waschen, dass alles, was leicht ist, davon geschieden wird. Sie sollen aber in einem Ofen, wie der zum Rohschmelzen, nur viel weiter und höher, damit er viel Erz und Kohlen halten kann, geschmolzen werden. Denn er wird ganz mit Erz, das nicht über nussgross sein darf, und mit Kohlen angefüllt, welche der Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite angebracht sind, hinaufträgt. Aus solchen Erzen, wenn sie ein- oder zweimal geschmolzen sind, wird dann das Eisen erhalten, welches tauglich ist, dass es im Schmiedefeuer wieder geheizt und ausgeschmie- det und mit scharfen Setzeisen in Stücke gehauen wird."
Matthesius sagt in seiner Sarepta: "In Steier rennt man aus dem Erz Stahleisen, welche im Feuer geschieden werden. Denn das beste aus diesem gesinterten Eisen ist Kernstahl, welches die Latiner auch nucleum ferri nennen. Diesen wellt und zerbelliert man mit allem Fleiss; aus dem anderen macht man köstliches steirisches Eisen."
Um das Jahr 1714 waren nach Swedenborgs Beschreibung 1) in Vordernberg 16 Stucköfen im Betrieb, die ihr Erz, den vorzüglichen Spateisenstein, vom Erzberg bezogen. Den frischen Eisenspat liessen sie vor dem Verschmelzen erst einige Jahre in Haufen an der freien Luft liegen, "damit er reif werde". Bei jedem Schmelzofen befindet sich auch ein Röstofen. Der Schmelzofen ist 14 Fuss hoch, 4 Fuss oberhalb der Form und 2 Fuss in der Gicht weit. Das Erz wurde lagenweise aufgegeben. Die Schmelzung dauerte 15 Stunden und ergab eine Masse von 20 Zentnern.
Swedenborg bemerkt, dass diese Art der Schmelzung nach den Angaben der Eingeborenen schon seit 800 Jahren in derselben Weise im Gang sei, und obgleich sie selbst schon damals der Überzeugung waren, dass man die in Kärnten bereits gebräuchlichen Flossöfen ein- führen werde, so behaupteten sie doch, ihre Erze würden eine so ununterbrochene gleichmässige Hitze nicht ertragen (!), vielmehr sei ein unterbrochener Wechselbetrieb für ihre Erze durchaus notwendig, denn auf keine andere Art könnten sie das gute Eisen der Oberfläche erhalten. Wir werden später sehen, wie dieser Aberglaube der Steier- märker selbst ihren Hochofenbetrieb in späterer Zeit beeinflusst hat.
Die Stucköfen, die Swedenborg an anderen Plätzen in Steiermark sah, waren noch grösser. Nach seiner Angabe hatten sie 18 Fuss Höhe
1) Swedenborgius, de ferro 1734, p. 177.
52*
Die Stucköfen.
um die metallischen Teile zu trennen, sie unter einem trockenen Poch- werk zerkleinern, sondern sie auch rösten, wie die Erze anderer Metalle, damit die schädlichen Säfte sich verflüchtigen, und sie waschen, daſs alles, was leicht ist, davon geschieden wird. Sie sollen aber in einem Ofen, wie der zum Rohschmelzen, nur viel weiter und höher, damit er viel Erz und Kohlen halten kann, geschmolzen werden. Denn er wird ganz mit Erz, das nicht über nuſsgroſs sein darf, und mit Kohlen angefüllt, welche der Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite angebracht sind, hinaufträgt. Aus solchen Erzen, wenn sie ein- oder zweimal geschmolzen sind, wird dann das Eisen erhalten, welches tauglich ist, daſs es im Schmiedefeuer wieder geheizt und ausgeschmie- det und mit scharfen Setzeisen in Stücke gehauen wird.“
Matthesius sagt in seiner Sarepta: „In Steier rennt man aus dem Erz Stahleisen, welche im Feuer geschieden werden. Denn das beste aus diesem gesinterten Eisen ist Kernstahl, welches die Latiner auch nucleum ferri nennen. Diesen wellt und zerbelliert man mit allem Fleiſs; aus dem anderen macht man köstliches steirisches Eisen.“
Um das Jahr 1714 waren nach Swedenborgs Beschreibung 1) in Vordernberg 16 Stucköfen im Betrieb, die ihr Erz, den vorzüglichen Spateisenstein, vom Erzberg bezogen. Den frischen Eisenspat lieſsen sie vor dem Verschmelzen erst einige Jahre in Haufen an der freien Luft liegen, „damit er reif werde“. Bei jedem Schmelzofen befindet sich auch ein Röstofen. Der Schmelzofen ist 14 Fuſs hoch, 4 Fuſs oberhalb der Form und 2 Fuſs in der Gicht weit. Das Erz wurde lagenweise aufgegeben. Die Schmelzung dauerte 15 Stunden und ergab eine Masse von 20 Zentnern.
Swedenborg bemerkt, daſs diese Art der Schmelzung nach den Angaben der Eingeborenen schon seit 800 Jahren in derselben Weise im Gang sei, und obgleich sie selbst schon damals der Überzeugung waren, daſs man die in Kärnten bereits gebräuchlichen Floſsöfen ein- führen werde, so behaupteten sie doch, ihre Erze würden eine so ununterbrochene gleichmäſsige Hitze nicht ertragen (!), vielmehr sei ein unterbrochener Wechselbetrieb für ihre Erze durchaus notwendig, denn auf keine andere Art könnten sie das gute Eisen der Oberfläche erhalten. Wir werden später sehen, wie dieser Aberglaube der Steier- märker selbst ihren Hochofenbetrieb in späterer Zeit beeinfluſst hat.
Die Stucköfen, die Swedenborg an anderen Plätzen in Steiermark sah, waren noch gröſser. Nach seiner Angabe hatten sie 18 Fuſs Höhe
1) Swedenborgius, de ferro 1734, p. 177.
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Die Stucköfen.
um die metallischen Teile zu trennen, sie unter einem trockenen Poch-
werk zerkleinern, sondern sie auch rösten, wie die Erze anderer Metalle,
damit die schädlichen Säfte sich verflüchtigen, und sie waschen, daſs
alles, was leicht ist, davon geschieden wird. Sie sollen aber in einem
Ofen, wie der zum Rohschmelzen, nur viel weiter und höher, damit
er viel Erz und Kohlen halten kann, geschmolzen werden. Denn er
wird ganz mit Erz, das nicht über nuſsgroſs sein darf, und mit Kohlen
angefüllt, welche der Schmelzer auf Stufen, die auf der einen Seite
angebracht sind, hinaufträgt. Aus solchen Erzen, wenn sie ein- oder
zweimal geschmolzen sind, wird dann das Eisen erhalten, welches
tauglich ist, daſs es im Schmiedefeuer wieder geheizt und ausgeschmie-
det und mit scharfen Setzeisen in Stücke gehauen wird.“
Matthesius sagt in seiner Sarepta: „In Steier rennt man aus dem
Erz Stahleisen, welche im Feuer geschieden werden. Denn das beste
aus diesem gesinterten Eisen ist Kernstahl, welches die Latiner auch
nucleum ferri nennen. Diesen wellt und zerbelliert man mit allem
Fleiſs; aus dem anderen macht man köstliches steirisches Eisen.“
Um das Jahr 1714 waren nach Swedenborgs Beschreibung 1) in
Vordernberg 16 Stucköfen im Betrieb, die ihr Erz, den vorzüglichen
Spateisenstein, vom Erzberg bezogen. Den frischen Eisenspat lieſsen
sie vor dem Verschmelzen erst einige Jahre in Haufen an der freien
Luft liegen, „damit er reif werde“. Bei jedem Schmelzofen befindet sich
auch ein Röstofen. Der Schmelzofen ist 14 Fuſs hoch, 4 Fuſs oberhalb
der Form und 2 Fuſs in der Gicht weit. Das Erz wurde lagenweise
aufgegeben. Die Schmelzung dauerte 15 Stunden und ergab eine
Masse von 20 Zentnern.
Swedenborg bemerkt, daſs diese Art der Schmelzung nach den
Angaben der Eingeborenen schon seit 800 Jahren in derselben Weise
im Gang sei, und obgleich sie selbst schon damals der Überzeugung
waren, daſs man die in Kärnten bereits gebräuchlichen Floſsöfen ein-
führen werde, so behaupteten sie doch, ihre Erze würden eine so
ununterbrochene gleichmäſsige Hitze nicht ertragen (!), vielmehr sei
ein unterbrochener Wechselbetrieb für ihre Erze durchaus notwendig,
denn auf keine andere Art könnten sie das gute Eisen der Oberfläche
erhalten. Wir werden später sehen, wie dieser Aberglaube der Steier-
märker selbst ihren Hochofenbetrieb in späterer Zeit beeinfluſst hat.
Die Stucköfen, die Swedenborg an anderen Plätzen in Steiermark
sah, waren noch gröſser. Nach seiner Angabe hatten sie 18 Fuſs Höhe
1) Swedenborgius, de ferro 1734, p. 177.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/841>, abgerufen am 22.11.2024.
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