Die Gebläsevorrichtungen bestanden im vorigen Jahrhundert aus 2 Bälgen, die meist getreten, hier und da wohl auch von Wasserrädern bewegt wurden.
Das Schmelzen geschah nicht mit Holzkohlen, sondern mit rohem Holz und wurde hierzu meistens Tannen- und Fichtenholz genommen. Zu drei Schmelzungen brauchte man ein Klafter Holz. Ein Viertel der Holzscheiter war 13/4 Ellen lang, das übrige 11/4. Die Scheiter wurden in Stücke von circa 2 Zoll Durchmesser zerspalten. Das Holz vorher in Meilern zu kohlen hielt man für zu kostspielig und zu umständlich.
Das zerspaltene Holz wurde an den Wänden herum eingelegt, und zwar zuerst die langen Scheiter in der Art, dass sich ihre unteren Enden kreuzten. In der Mitte liess man ein schachtförmiges Loch, eine Art Quandelschacht, durch das der Zug strich und durch welches das Holz entzündet wurde. Man trug dann rasch das ganze übrige Holz ein, so dass es noch 11/2 Ellen über der Gichtöffnung gehäuft war. Die Zwischenräume füllte man mit Spänen und kleinen Holz- abfällen aus.
Der Zweck der ganzen ersten Operation war nur die Verkohlung des Holzes im Ofen selbst, wobei durch einen Teil der verlorengehen- den Wärme die Schachtwände angeheizt wurden. War das Holz so weit zu Kohlen verbrannt, dass sich nur oben noch einige Brände fanden, so drückte man die glühenden Kohlen in der Mitte und an den Seiten mit der Schaufel zusammen und legte die halbverkohlten Brände oben auf.
Von dem Erze, welches vorher bis zu der Grösse eines mittelfeinen Sandes zerstampft worden war, trug man jetzt 10 "Pott" mit einer hölzernen Schaufel ein, wobei man die Mitte von Erz frei liess. War das Erz rotgebrannt, so schob man den Satz mit einem Spaten in die Mitte, so dass hier ein Haufen entstand und setzte hierauf in gleicher Weise 8 "Pott" Stein um den Wind herum. Nachdem auch diese rot geworden waren, begann der Arbeiter die Bälge zu treten und langsam zu blasen. In der Mitte sank alsbald die Füllung ein, man schob des- halb fortwährend von allen vier Wänden Erz und Kohlen nach. Das Blasen wurde nach und nach verstärkt und so oft sich die Masse in der Mitte einsenkte, wurden von den Seiten in einer gewissen Reihen- folge Kohlen und Erz nachgeschoben. War etwa die Hälfte der Kohlen verzehrt, so gab man zum dritten- und letztenmale Stein auf, doch nur ungefähr 4 Pott. Unmittelbar nach dem Einsetzen blies man wieder langsam, bis man die vorgewärmten Erze wieder in die Mitte eingeschoben hatte. Sobald es sich nun in der Mitte wieder zu sacken
Eisenbereitung im Mittelalter.
Die Gebläsevorrichtungen bestanden im vorigen Jahrhundert aus 2 Bälgen, die meist getreten, hier und da wohl auch von Wasserrädern bewegt wurden.
Das Schmelzen geschah nicht mit Holzkohlen, sondern mit rohem Holz und wurde hierzu meistens Tannen- und Fichtenholz genommen. Zu drei Schmelzungen brauchte man ein Klafter Holz. Ein Viertel der Holzscheiter war 1¾ Ellen lang, das übrige 1¼. Die Scheiter wurden in Stücke von circa 2 Zoll Durchmesser zerspalten. Das Holz vorher in Meilern zu kohlen hielt man für zu kostspielig und zu umständlich.
Das zerspaltene Holz wurde an den Wänden herum eingelegt, und zwar zuerst die langen Scheiter in der Art, daſs sich ihre unteren Enden kreuzten. In der Mitte lieſs man ein schachtförmiges Loch, eine Art Quandelschacht, durch das der Zug strich und durch welches das Holz entzündet wurde. Man trug dann rasch das ganze übrige Holz ein, so daſs es noch 1½ Ellen über der Gichtöffnung gehäuft war. Die Zwischenräume füllte man mit Spänen und kleinen Holz- abfällen aus.
Der Zweck der ganzen ersten Operation war nur die Verkohlung des Holzes im Ofen selbst, wobei durch einen Teil der verlorengehen- den Wärme die Schachtwände angeheizt wurden. War das Holz so weit zu Kohlen verbrannt, daſs sich nur oben noch einige Brände fanden, so drückte man die glühenden Kohlen in der Mitte und an den Seiten mit der Schaufel zusammen und legte die halbverkohlten Brände oben auf.
Von dem Erze, welches vorher bis zu der Gröſse eines mittelfeinen Sandes zerstampft worden war, trug man jetzt 10 „Pott“ mit einer hölzernen Schaufel ein, wobei man die Mitte von Erz frei lieſs. War das Erz rotgebrannt, so schob man den Satz mit einem Spaten in die Mitte, so daſs hier ein Haufen entstand und setzte hierauf in gleicher Weise 8 „Pott“ Stein um den Wind herum. Nachdem auch diese rot geworden waren, begann der Arbeiter die Bälge zu treten und langsam zu blasen. In der Mitte sank alsbald die Füllung ein, man schob des- halb fortwährend von allen vier Wänden Erz und Kohlen nach. Das Blasen wurde nach und nach verstärkt und so oft sich die Masse in der Mitte einsenkte, wurden von den Seiten in einer gewissen Reihen- folge Kohlen und Erz nachgeschoben. War etwa die Hälfte der Kohlen verzehrt, so gab man zum dritten- und letztenmale Stein auf, doch nur ungefähr 4 Pott. Unmittelbar nach dem Einsetzen blies man wieder langsam, bis man die vorgewärmten Erze wieder in die Mitte eingeschoben hatte. Sobald es sich nun in der Mitte wieder zu sacken
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Eisenbereitung im Mittelalter.
Die Gebläsevorrichtungen bestanden im vorigen Jahrhundert aus
2 Bälgen, die meist getreten, hier und da wohl auch von Wasserrädern
bewegt wurden.
Das Schmelzen geschah nicht mit Holzkohlen, sondern mit rohem
Holz und wurde hierzu meistens Tannen- und Fichtenholz genommen.
Zu drei Schmelzungen brauchte man ein Klafter Holz. Ein Viertel der
Holzscheiter war 1¾ Ellen lang, das übrige 1¼. Die Scheiter wurden
in Stücke von circa 2 Zoll Durchmesser zerspalten. Das Holz vorher
in Meilern zu kohlen hielt man für zu kostspielig und zu umständlich.
Das zerspaltene Holz wurde an den Wänden herum eingelegt, und
zwar zuerst die langen Scheiter in der Art, daſs sich ihre unteren
Enden kreuzten. In der Mitte lieſs man ein schachtförmiges Loch,
eine Art Quandelschacht, durch das der Zug strich und durch welches
das Holz entzündet wurde. Man trug dann rasch das ganze übrige
Holz ein, so daſs es noch 1½ Ellen über der Gichtöffnung gehäuft
war. Die Zwischenräume füllte man mit Spänen und kleinen Holz-
abfällen aus.
Der Zweck der ganzen ersten Operation war nur die Verkohlung
des Holzes im Ofen selbst, wobei durch einen Teil der verlorengehen-
den Wärme die Schachtwände angeheizt wurden. War das Holz so
weit zu Kohlen verbrannt, daſs sich nur oben noch einige Brände
fanden, so drückte man die glühenden Kohlen in der Mitte und an den
Seiten mit der Schaufel zusammen und legte die halbverkohlten
Brände oben auf.
Von dem Erze, welches vorher bis zu der Gröſse eines mittelfeinen
Sandes zerstampft worden war, trug man jetzt 10 „Pott“ mit einer
hölzernen Schaufel ein, wobei man die Mitte von Erz frei lieſs. War
das Erz rotgebrannt, so schob man den Satz mit einem Spaten in die
Mitte, so daſs hier ein Haufen entstand und setzte hierauf in gleicher
Weise 8 „Pott“ Stein um den Wind herum. Nachdem auch diese rot
geworden waren, begann der Arbeiter die Bälge zu treten und langsam
zu blasen. In der Mitte sank alsbald die Füllung ein, man schob des-
halb fortwährend von allen vier Wänden Erz und Kohlen nach. Das
Blasen wurde nach und nach verstärkt und so oft sich die Masse in
der Mitte einsenkte, wurden von den Seiten in einer gewissen Reihen-
folge Kohlen und Erz nachgeschoben. War etwa die Hälfte der Kohlen
verzehrt, so gab man zum dritten- und letztenmale Stein auf, doch
nur ungefähr 4 Pott. Unmittelbar nach dem Einsetzen blies man
wieder langsam, bis man die vorgewärmten Erze wieder in die Mitte
eingeschoben hatte. Sobald es sich nun in der Mitte wieder zu sacken
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/834>, abgerufen am 22.11.2024.
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