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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Eisenbereitung im Mittelalter.
ihre Gestalt. Die separierten Eisenpartikelchen schweissen und
fliessen zusammen. Reduktion und Aussaigerung schreitet um so
rascher und gleichmässiger fort, je vollkommener die Erzstücke der
oberen Region zersprungen und porös geworden sind.

Die äussere Eisenhülle nimmt rasch an Dicke zu, umsomehr,
wenn leicht schmelzbare Basen, wie Manganoxydul, gegenwärtig sind,
welche das Aussaigern der Schlacke beschleunigen. Das spezifische
Gewicht des verunreinigten Eisens steigt auf 7,063. Sind die Basen
weniger leicht schmelzbar, so bleibt die Schlacke zäh und die Decke,
die mit kleberigem Silikat beladen ist, hat nur ein spezifisches Gewicht
von 4,210 bis 5,567.

Gelangen Stücke von unvollständig reduziertem Erz in das
Schlackenbad, so wird das unreduzierte Eisenoxydul aufgelöst und
bildet eine sehr basische, schwer reduzierbare Schlacke. Bei gutem
Gang soll die Schlacke dreibasisch sein, meist ist sie jedoch basischer.

Folgende Resultate gab eine Untersuchung der metallischen Ober-
fläche verschiedener Erzbrocken aus der vierten Zone:

[Tabelle]

Nr. I ist einem Ofen entnommen, der auf weiches Eisen arbeitete;
Nr. II und III dagegen aus zwei Herden, die ein höher gekohltes, stahl-
artiges Eisen lieferten. Das Gas, welches in dieser Zone aufgefangen
wurde, bestand fast nur aus Stickstoff und Kohlenoxydgas, während es
nur Spuren von Kohlensäure enthielt.

Bei der Reduktion des Erzkleins im Formraum hat dieselbe Auf-
einanderfolge der Vorgänge statt, wie bei der Reduktion der Erzmauer,
nur ist sie rascher und verläuft mehr ineinander. Auch
ist, da die greillarde so rasch niedersinkt, die Reduktion weniger voll-
ständig und infolgedessen verschlackt immer ein bedeutender Teil des
Erzes. Dadurch wird aber das ausgeschiedene Eisen vor Kohlung und
Reduktion geschützt und man hat es in der Hand, durch Vermehrung
oder Verminderung des Zusatzes von Erzpulver ein mehr weiches oder
mehr stahlartiges Eisen zu erzeugen.

Das Eisen von der oberen Seite der Luppe hatte nach Francois
folgende Zusammensetzung:


Eisenbereitung im Mittelalter.
ihre Gestalt. Die separierten Eisenpartikelchen schweiſsen und
flieſsen zusammen. Reduktion und Aussaigerung schreitet um so
rascher und gleichmäſsiger fort, je vollkommener die Erzstücke der
oberen Region zersprungen und porös geworden sind.

Die äuſsere Eisenhülle nimmt rasch an Dicke zu, umsomehr,
wenn leicht schmelzbare Basen, wie Manganoxydul, gegenwärtig sind,
welche das Aussaigern der Schlacke beschleunigen. Das spezifische
Gewicht des verunreinigten Eisens steigt auf 7,063. Sind die Basen
weniger leicht schmelzbar, so bleibt die Schlacke zäh und die Decke,
die mit kleberigem Silikat beladen ist, hat nur ein spezifisches Gewicht
von 4,210 bis 5,567.

Gelangen Stücke von unvollständig reduziertem Erz in das
Schlackenbad, so wird das unreduzierte Eisenoxydul aufgelöst und
bildet eine sehr basische, schwer reduzierbare Schlacke. Bei gutem
Gang soll die Schlacke dreibasisch sein, meist ist sie jedoch basischer.

Folgende Resultate gab eine Untersuchung der metallischen Ober-
fläche verschiedener Erzbrocken aus der vierten Zone:

[Tabelle]

Nr. I ist einem Ofen entnommen, der auf weiches Eisen arbeitete;
Nr. II und III dagegen aus zwei Herden, die ein höher gekohltes, stahl-
artiges Eisen lieferten. Das Gas, welches in dieser Zone aufgefangen
wurde, bestand fast nur aus Stickstoff und Kohlenoxydgas, während es
nur Spuren von Kohlensäure enthielt.

Bei der Reduktion des Erzkleins im Formraum hat dieselbe Auf-
einanderfolge der Vorgänge statt, wie bei der Reduktion der Erzmauer,
nur ist sie rascher und verläuft mehr ineinander. Auch
ist, da die greillarde so rasch niedersinkt, die Reduktion weniger voll-
ständig und infolgedessen verschlackt immer ein bedeutender Teil des
Erzes. Dadurch wird aber das ausgeschiedene Eisen vor Kohlung und
Reduktion geschützt und man hat es in der Hand, durch Vermehrung
oder Verminderung des Zusatzes von Erzpulver ein mehr weiches oder
mehr stahlartiges Eisen zu erzeugen.

Das Eisen von der oberen Seite der Luppe hatte nach François
folgende Zusammensetzung:


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[800/0822] Eisenbereitung im Mittelalter. ihre Gestalt. Die separierten Eisenpartikelchen schweiſsen und flieſsen zusammen. Reduktion und Aussaigerung schreitet um so rascher und gleichmäſsiger fort, je vollkommener die Erzstücke der oberen Region zersprungen und porös geworden sind. Die äuſsere Eisenhülle nimmt rasch an Dicke zu, umsomehr, wenn leicht schmelzbare Basen, wie Manganoxydul, gegenwärtig sind, welche das Aussaigern der Schlacke beschleunigen. Das spezifische Gewicht des verunreinigten Eisens steigt auf 7,063. Sind die Basen weniger leicht schmelzbar, so bleibt die Schlacke zäh und die Decke, die mit kleberigem Silikat beladen ist, hat nur ein spezifisches Gewicht von 4,210 bis 5,567. Gelangen Stücke von unvollständig reduziertem Erz in das Schlackenbad, so wird das unreduzierte Eisenoxydul aufgelöst und bildet eine sehr basische, schwer reduzierbare Schlacke. Bei gutem Gang soll die Schlacke dreibasisch sein, meist ist sie jedoch basischer. Folgende Resultate gab eine Untersuchung der metallischen Ober- fläche verschiedener Erzbrocken aus der vierten Zone: Nr. I ist einem Ofen entnommen, der auf weiches Eisen arbeitete; Nr. II und III dagegen aus zwei Herden, die ein höher gekohltes, stahl- artiges Eisen lieferten. Das Gas, welches in dieser Zone aufgefangen wurde, bestand fast nur aus Stickstoff und Kohlenoxydgas, während es nur Spuren von Kohlensäure enthielt. Bei der Reduktion des Erzkleins im Formraum hat dieselbe Auf- einanderfolge der Vorgänge statt, wie bei der Reduktion der Erzmauer, nur ist sie rascher und verläuft mehr ineinander. Auch ist, da die greillarde so rasch niedersinkt, die Reduktion weniger voll- ständig und infolgedessen verschlackt immer ein bedeutender Teil des Erzes. Dadurch wird aber das ausgeschiedene Eisen vor Kohlung und Reduktion geschützt und man hat es in der Hand, durch Vermehrung oder Verminderung des Zusatzes von Erzpulver ein mehr weiches oder mehr stahlartiges Eisen zu erzeugen. Das Eisen von der oberen Seite der Luppe hatte nach François folgende Zusammensetzung:

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/822>, abgerufen am 22.11.2024.