wohl als das pulverförmige Erz sollte die Verbrennungsgase zurück- halten und sie zwingen durch die Erzmauer hindurchzustreichen. Nach 13/4 Stunden liess man den Wind bis 1,78 Zoll Quecksilber steigen und gab nun statt des Erzes eine Quantität zerkleinerter Schlacken von der vorigen Schmelzung auf. Nach zwei Stunden wurde zum ersten- mal Schlacke laufen gelassen. Man begoss sie sogleich mit Wasser und gab sie von neuem auf.
Nach 2 Stunden und 20 Minuten wurde der Wind verstärkt bis 2,48 Zoll Quecksilber. Statt des Erzpulvers wurde nun ein Teil der abgesiebten Erzstücke aufgegeben.
Nach 2 Stunden 56 Minuten stach man wiederum Schlacke ab. Man liess das Stichloch geöffnet. Erschien die Flamme sprühend wie von verbrennendem Eisen, so wurde das Stichloch rasch wieder ge- schlossen.
Nach 3 Stunden 25 Minuten war der Ausschweissprozess beendet. Der Wind wurde immer noch von Zeit zu Zeit verstärkt, bis er nach 3 Stunden 50 Minuten wieder auf 3,19 Zoll Quecksilber stand. Ebenso wurden immer von Zeit zu Zeit Holzkohlen und Erzstücke auf- gegeben. Jetzt war die ganze Masse der Kohlen in Glut und die Erzmauer ganz unter den Kohlen versunken.
Nach 3 Stunden 59 Minuten wurde Schlacke abgestochen. Die Flamme pflegte dabei mit dröhnendem Geräusch aus dem Stichloche zu fahren.
Nach 4 Stunden 19 Minuten hatte sich schon eine beträchtliche Menge weiches Eisen unter den Kohlen angesammelt. Man gab reich- lich Holzkohlen nach. Die Schlacke, die jetzt verhältnismässig arm an Eisenoxydul war, wurde öfter abgestochen und Erz nachgegeben.
Nach 5 Stunden 29 Minuten brach der Arbeiter die reduzierten Massen unten an der Gichtseite los. Er arbeitete im Herde und suchte die losen Eisenbrocken zu vereinigen. Nachdem man noch etwa 15 Minuten mit Blasen fortgefahren hatte, wurde die Flamme plötzlich glänzend weiss von verbrennendem Eisen.
Nach 6 Stunden 3 Minuten wurde der Wind abgestellt und die Düse zurückgezogen. Die Schlacke wurde nach dem Gichtzacken ge- schoben und mit Wasser gelöscht. Eine sehr starke, schwere, eiserne Brechstange von 3 Zoll Durchmesser wurde durch das Schlackenloch unter die Luppe geführt. Zwei Arbeiter wuchteten die Luppe, die dann mit Hilfe von Brechstangen und Haken von allen Arbeitern zusammen über den Gichtzacken gezogen und auf den Boden gerollt wurde.
Der ganze Prozess dauerte also 6 Stunden und 3 Minuten. Wäh-
Eisenbereitung im Mittelalter.
wohl als das pulverförmige Erz sollte die Verbrennungsgase zurück- halten und sie zwingen durch die Erzmauer hindurchzustreichen. Nach 1¾ Stunden lieſs man den Wind bis 1,78 Zoll Quecksilber steigen und gab nun statt des Erzes eine Quantität zerkleinerter Schlacken von der vorigen Schmelzung auf. Nach zwei Stunden wurde zum ersten- mal Schlacke laufen gelassen. Man begoſs sie sogleich mit Wasser und gab sie von neuem auf.
Nach 2 Stunden und 20 Minuten wurde der Wind verstärkt bis 2,48 Zoll Quecksilber. Statt des Erzpulvers wurde nun ein Teil der abgesiebten Erzstücke aufgegeben.
Nach 2 Stunden 56 Minuten stach man wiederum Schlacke ab. Man lieſs das Stichloch geöffnet. Erschien die Flamme sprühend wie von verbrennendem Eisen, so wurde das Stichloch rasch wieder ge- schlossen.
Nach 3 Stunden 25 Minuten war der Ausschweiſsprozeſs beendet. Der Wind wurde immer noch von Zeit zu Zeit verstärkt, bis er nach 3 Stunden 50 Minuten wieder auf 3,19 Zoll Quecksilber stand. Ebenso wurden immer von Zeit zu Zeit Holzkohlen und Erzstücke auf- gegeben. Jetzt war die ganze Masse der Kohlen in Glut und die Erzmauer ganz unter den Kohlen versunken.
Nach 3 Stunden 59 Minuten wurde Schlacke abgestochen. Die Flamme pflegte dabei mit dröhnendem Geräusch aus dem Stichloche zu fahren.
Nach 4 Stunden 19 Minuten hatte sich schon eine beträchtliche Menge weiches Eisen unter den Kohlen angesammelt. Man gab reich- lich Holzkohlen nach. Die Schlacke, die jetzt verhältnismäſsig arm an Eisenoxydul war, wurde öfter abgestochen und Erz nachgegeben.
Nach 5 Stunden 29 Minuten brach der Arbeiter die reduzierten Massen unten an der Gichtseite los. Er arbeitete im Herde und suchte die losen Eisenbrocken zu vereinigen. Nachdem man noch etwa 15 Minuten mit Blasen fortgefahren hatte, wurde die Flamme plötzlich glänzend weiſs von verbrennendem Eisen.
Nach 6 Stunden 3 Minuten wurde der Wind abgestellt und die Düse zurückgezogen. Die Schlacke wurde nach dem Gichtzacken ge- schoben und mit Wasser gelöscht. Eine sehr starke, schwere, eiserne Brechstange von 3 Zoll Durchmesser wurde durch das Schlackenloch unter die Luppe geführt. Zwei Arbeiter wuchteten die Luppe, die dann mit Hilfe von Brechstangen und Haken von allen Arbeitern zusammen über den Gichtzacken gezogen und auf den Boden gerollt wurde.
Der ganze Prozeſs dauerte also 6 Stunden und 3 Minuten. Wäh-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0818"n="796"/><fwplace="top"type="header">Eisenbereitung im Mittelalter.</fw><lb/>
wohl als das pulverförmige Erz sollte die Verbrennungsgase zurück-<lb/>
halten und sie zwingen durch die Erzmauer hindurchzustreichen. Nach<lb/>
1¾ Stunden lieſs man den Wind bis 1,78 Zoll Quecksilber steigen und<lb/>
gab nun statt des Erzes eine Quantität zerkleinerter Schlacken von<lb/>
der vorigen Schmelzung auf. Nach zwei Stunden wurde zum ersten-<lb/>
mal Schlacke laufen gelassen. Man begoſs sie sogleich mit Wasser und<lb/>
gab sie von neuem auf.</p><lb/><p>Nach 2 Stunden und 20 Minuten wurde der Wind verstärkt bis<lb/>
2,48 Zoll Quecksilber. Statt des Erzpulvers wurde nun ein Teil der<lb/>
abgesiebten Erzstücke aufgegeben.</p><lb/><p>Nach 2 Stunden 56 Minuten stach man wiederum Schlacke ab.<lb/>
Man lieſs das Stichloch geöffnet. Erschien die Flamme sprühend wie<lb/>
von verbrennendem Eisen, so wurde das Stichloch rasch wieder ge-<lb/>
schlossen.</p><lb/><p>Nach 3 Stunden 25 Minuten war der Ausschweiſsprozeſs beendet.<lb/>
Der Wind wurde immer noch von Zeit zu Zeit verstärkt, bis er nach<lb/>
3 Stunden 50 Minuten wieder auf 3,19 Zoll Quecksilber stand. Ebenso<lb/>
wurden immer von Zeit zu Zeit Holzkohlen und Erzstücke auf-<lb/>
gegeben. Jetzt war die ganze Masse der Kohlen in Glut und die<lb/>
Erzmauer ganz unter den Kohlen versunken.</p><lb/><p>Nach 3 Stunden 59 Minuten wurde Schlacke abgestochen. Die<lb/>
Flamme pflegte dabei mit dröhnendem Geräusch aus dem Stichloche<lb/>
zu fahren.</p><lb/><p>Nach 4 Stunden 19 Minuten hatte sich schon eine beträchtliche<lb/>
Menge weiches Eisen unter den Kohlen angesammelt. Man gab reich-<lb/>
lich Holzkohlen nach. Die Schlacke, die jetzt verhältnismäſsig arm<lb/>
an Eisenoxydul war, wurde öfter abgestochen und Erz nachgegeben.</p><lb/><p>Nach 5 Stunden 29 Minuten brach der Arbeiter die reduzierten<lb/>
Massen unten an der Gichtseite los. Er arbeitete im Herde und<lb/>
suchte die losen Eisenbrocken zu vereinigen. Nachdem man noch<lb/>
etwa 15 Minuten mit Blasen fortgefahren hatte, wurde die Flamme<lb/>
plötzlich glänzend weiſs von verbrennendem Eisen.</p><lb/><p>Nach 6 Stunden 3 Minuten wurde der Wind abgestellt und die<lb/>
Düse zurückgezogen. Die Schlacke wurde nach dem Gichtzacken ge-<lb/>
schoben und mit Wasser gelöscht. Eine sehr starke, schwere, eiserne<lb/>
Brechstange von 3 Zoll Durchmesser wurde durch das Schlackenloch<lb/>
unter die Luppe geführt. Zwei Arbeiter wuchteten die Luppe, die dann<lb/>
mit Hilfe von Brechstangen und Haken von allen Arbeitern zusammen<lb/>
über den Gichtzacken gezogen und auf den Boden gerollt wurde.</p><lb/><p>Der ganze Prozeſs dauerte also 6 Stunden und 3 Minuten. Wäh-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[796/0818]
Eisenbereitung im Mittelalter.
wohl als das pulverförmige Erz sollte die Verbrennungsgase zurück-
halten und sie zwingen durch die Erzmauer hindurchzustreichen. Nach
1¾ Stunden lieſs man den Wind bis 1,78 Zoll Quecksilber steigen und
gab nun statt des Erzes eine Quantität zerkleinerter Schlacken von
der vorigen Schmelzung auf. Nach zwei Stunden wurde zum ersten-
mal Schlacke laufen gelassen. Man begoſs sie sogleich mit Wasser und
gab sie von neuem auf.
Nach 2 Stunden und 20 Minuten wurde der Wind verstärkt bis
2,48 Zoll Quecksilber. Statt des Erzpulvers wurde nun ein Teil der
abgesiebten Erzstücke aufgegeben.
Nach 2 Stunden 56 Minuten stach man wiederum Schlacke ab.
Man lieſs das Stichloch geöffnet. Erschien die Flamme sprühend wie
von verbrennendem Eisen, so wurde das Stichloch rasch wieder ge-
schlossen.
Nach 3 Stunden 25 Minuten war der Ausschweiſsprozeſs beendet.
Der Wind wurde immer noch von Zeit zu Zeit verstärkt, bis er nach
3 Stunden 50 Minuten wieder auf 3,19 Zoll Quecksilber stand. Ebenso
wurden immer von Zeit zu Zeit Holzkohlen und Erzstücke auf-
gegeben. Jetzt war die ganze Masse der Kohlen in Glut und die
Erzmauer ganz unter den Kohlen versunken.
Nach 3 Stunden 59 Minuten wurde Schlacke abgestochen. Die
Flamme pflegte dabei mit dröhnendem Geräusch aus dem Stichloche
zu fahren.
Nach 4 Stunden 19 Minuten hatte sich schon eine beträchtliche
Menge weiches Eisen unter den Kohlen angesammelt. Man gab reich-
lich Holzkohlen nach. Die Schlacke, die jetzt verhältnismäſsig arm
an Eisenoxydul war, wurde öfter abgestochen und Erz nachgegeben.
Nach 5 Stunden 29 Minuten brach der Arbeiter die reduzierten
Massen unten an der Gichtseite los. Er arbeitete im Herde und
suchte die losen Eisenbrocken zu vereinigen. Nachdem man noch
etwa 15 Minuten mit Blasen fortgefahren hatte, wurde die Flamme
plötzlich glänzend weiſs von verbrennendem Eisen.
Nach 6 Stunden 3 Minuten wurde der Wind abgestellt und die
Düse zurückgezogen. Die Schlacke wurde nach dem Gichtzacken ge-
schoben und mit Wasser gelöscht. Eine sehr starke, schwere, eiserne
Brechstange von 3 Zoll Durchmesser wurde durch das Schlackenloch
unter die Luppe geführt. Zwei Arbeiter wuchteten die Luppe, die dann
mit Hilfe von Brechstangen und Haken von allen Arbeitern zusammen
über den Gichtzacken gezogen und auf den Boden gerollt wurde.
Der ganze Prozeſs dauerte also 6 Stunden und 3 Minuten. Wäh-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/818>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.