Gasson de Foix aus dem Jahre 1293. 1355 verzichteten die Grafen von Foix zu Gunsten der dortigen Bewohner ausdrücklich auf ihr eigenes Recht, die Eisenerze zu verschmelzen. Doch ist erst im Jahre 1355 von einer Ausfuhr des Eisens von Vicdessos die Rede 1). Die Herde, deren man sich damals bediente, waren klein. Dies geht aus den alten Resten solcher Anlagen, die man aufgefunden hat, her- vor. So entdeckten 1823 bei Bielsa in Aragonien einige Köhler einen kleinen, kreisrunden Eisenschmelzherd, 0,36 m hoch. Bis zu der Höhe von 0,3 m war der Ofen cylindrisch, von da erweiterte er sich von 0,36 m bis zu 0,48 m Durchmesser am oberen Ende. Ein doppeltes Formloch befand sich 0,3 m vom Boden. Zugleich fand man in der Nähe zwei Eisenklumpen, zweifellos rohe Luppen, die 14 bis 16 kg wogen. Alten Überlieferungen zufolge wurden diese Herdöfen durch lederne Handbälge mit Wind versorgt. Alte Schlackenhaufen findet man, wie an vielen anderen Orten, so auch in den Pyrenäen hoch an den Abhängen der Berge, fern vom Wasser.
Die Herdöfen, wie sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts in dem spanischen Navarra und Guipuzcoa, sowie an der französischen Grenze am Ufer der Bidassoa im Betriebe waren, bestanden aus einem niedrigen, ovalen Herde, der oben weiter als unten war und die Gestalt eines umgekehrten, abgestutzten Kegels hatte. Diese Öfen waren gemauert, mit Eisenreifen gebunden und in ein schüsselförmiges Kupferblech ein- gesetzt, zum Schutze vor Feuchtigkeit. In jeden Ofen wurde nur mit einer Form geblasen, die auf der langen Seite überlag und stark ge- neigt war. Von diesen runden Herdöfen ging man zu den viereckigen über, bei denen man die Dimensionen genauer einhielt und die Mauern sorgfältiger aufführte. In der Grafschaft Foix wendete man zu An- fang des 17. Jahrhunderts bereits Öfen an, die auf der Sohle eine elliptische Form, oben aber die Gestalt einer vierkantigen, umgekehrten Pyramide hatten.
Durch die Auffindung eines alten Ofens in einem hochgelegenen Thale der französischen Pyrenäen ist erwiesen, dass man zu Anfang des 18. Jahrhunderts diese Schmelzöfen vierkantig mit abgestumpften Ecken herstellte. Sie waren 0,43 m weit, 0,49 m und 0,53 m hoch. Jede Schmelzung dauerte an 5 Stunden und ergab 60 bis 80 kg Stab- eisen. Die Höhe der Form über dem Boden blieb lange Zeit zwischen 0,22 bis 0,32 m mit einem Neigungswinkel von 35° bis 40°. Erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts legte man die Form höher bis zu
1) La Peyrouse, Abhandl. über die Eisenwerke der Grafschaft Foix, übers. v. Karsten 1789, p. 13.
Die Katalanschmieden.
Gasson de Foix aus dem Jahre 1293. 1355 verzichteten die Grafen von Foix zu Gunsten der dortigen Bewohner ausdrücklich auf ihr eigenes Recht, die Eisenerze zu verschmelzen. Doch ist erst im Jahre 1355 von einer Ausfuhr des Eisens von Vicdessos die Rede 1). Die Herde, deren man sich damals bediente, waren klein. Dies geht aus den alten Resten solcher Anlagen, die man aufgefunden hat, her- vor. So entdeckten 1823 bei Bielsa in Aragonien einige Köhler einen kleinen, kreisrunden Eisenschmelzherd, 0,36 m hoch. Bis zu der Höhe von 0,3 m war der Ofen cylindrisch, von da erweiterte er sich von 0,36 m bis zu 0,48 m Durchmesser am oberen Ende. Ein doppeltes Formloch befand sich 0,3 m vom Boden. Zugleich fand man in der Nähe zwei Eisenklumpen, zweifellos rohe Luppen, die 14 bis 16 kg wogen. Alten Überlieferungen zufolge wurden diese Herdöfen durch lederne Handbälge mit Wind versorgt. Alte Schlackenhaufen findet man, wie an vielen anderen Orten, so auch in den Pyrenäen hoch an den Abhängen der Berge, fern vom Wasser.
Die Herdöfen, wie sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts in dem spanischen Navarra und Guipuzcoa, sowie an der französischen Grenze am Ufer der Bidassoa im Betriebe waren, bestanden aus einem niedrigen, ovalen Herde, der oben weiter als unten war und die Gestalt eines umgekehrten, abgestutzten Kegels hatte. Diese Öfen waren gemauert, mit Eisenreifen gebunden und in ein schüsselförmiges Kupferblech ein- gesetzt, zum Schutze vor Feuchtigkeit. In jeden Ofen wurde nur mit einer Form geblasen, die auf der langen Seite überlag und stark ge- neigt war. Von diesen runden Herdöfen ging man zu den viereckigen über, bei denen man die Dimensionen genauer einhielt und die Mauern sorgfältiger aufführte. In der Grafschaft Foix wendete man zu An- fang des 17. Jahrhunderts bereits Öfen an, die auf der Sohle eine elliptische Form, oben aber die Gestalt einer vierkantigen, umgekehrten Pyramide hatten.
Durch die Auffindung eines alten Ofens in einem hochgelegenen Thale der französischen Pyrenäen ist erwiesen, daſs man zu Anfang des 18. Jahrhunderts diese Schmelzöfen vierkantig mit abgestumpften Ecken herstellte. Sie waren 0,43 m weit, 0,49 m und 0,53 m hoch. Jede Schmelzung dauerte an 5 Stunden und ergab 60 bis 80 kg Stab- eisen. Die Höhe der Form über dem Boden blieb lange Zeit zwischen 0,22 bis 0,32 m mit einem Neigungswinkel von 35° bis 40°. Erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts legte man die Form höher bis zu
1) La Peyrouse, Abhandl. über die Eisenwerke der Grafschaft Foix, übers. v. Karsten 1789, p. 13.
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Die Katalanschmieden.
Gasson de Foix aus dem Jahre 1293. 1355 verzichteten die Grafen
von Foix zu Gunsten der dortigen Bewohner ausdrücklich auf ihr
eigenes Recht, die Eisenerze zu verschmelzen. Doch ist erst im
Jahre 1355 von einer Ausfuhr des Eisens von Vicdessos die Rede 1).
Die Herde, deren man sich damals bediente, waren klein. Dies geht
aus den alten Resten solcher Anlagen, die man aufgefunden hat, her-
vor. So entdeckten 1823 bei Bielsa in Aragonien einige Köhler einen
kleinen, kreisrunden Eisenschmelzherd, 0,36 m hoch. Bis zu der Höhe
von 0,3 m war der Ofen cylindrisch, von da erweiterte er sich von
0,36 m bis zu 0,48 m Durchmesser am oberen Ende. Ein doppeltes
Formloch befand sich 0,3 m vom Boden. Zugleich fand man in der
Nähe zwei Eisenklumpen, zweifellos rohe Luppen, die 14 bis 16 kg
wogen. Alten Überlieferungen zufolge wurden diese Herdöfen durch
lederne Handbälge mit Wind versorgt. Alte Schlackenhaufen findet
man, wie an vielen anderen Orten, so auch in den Pyrenäen hoch an
den Abhängen der Berge, fern vom Wasser.
Die Herdöfen, wie sie zu Anfang des 17. Jahrhunderts in dem
spanischen Navarra und Guipuzcoa, sowie an der französischen Grenze
am Ufer der Bidassoa im Betriebe waren, bestanden aus einem niedrigen,
ovalen Herde, der oben weiter als unten war und die Gestalt eines
umgekehrten, abgestutzten Kegels hatte. Diese Öfen waren gemauert,
mit Eisenreifen gebunden und in ein schüsselförmiges Kupferblech ein-
gesetzt, zum Schutze vor Feuchtigkeit. In jeden Ofen wurde nur mit
einer Form geblasen, die auf der langen Seite überlag und stark ge-
neigt war. Von diesen runden Herdöfen ging man zu den viereckigen
über, bei denen man die Dimensionen genauer einhielt und die Mauern
sorgfältiger aufführte. In der Grafschaft Foix wendete man zu An-
fang des 17. Jahrhunderts bereits Öfen an, die auf der Sohle eine
elliptische Form, oben aber die Gestalt einer vierkantigen, umgekehrten
Pyramide hatten.
Durch die Auffindung eines alten Ofens in einem hochgelegenen
Thale der französischen Pyrenäen ist erwiesen, daſs man zu Anfang
des 18. Jahrhunderts diese Schmelzöfen vierkantig mit abgestumpften
Ecken herstellte. Sie waren 0,43 m weit, 0,49 m und 0,53 m hoch.
Jede Schmelzung dauerte an 5 Stunden und ergab 60 bis 80 kg Stab-
eisen. Die Höhe der Form über dem Boden blieb lange Zeit zwischen
0,22 bis 0,32 m mit einem Neigungswinkel von 35° bis 40°. Erst
gegen das Ende des 18. Jahrhunderts legte man die Form höher bis zu
1) La Peyrouse, Abhandl. über die Eisenwerke der Grafschaft Foix, übers.
v. Karsten 1789, p. 13.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/813>, abgerufen am 22.11.2024.
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